Dezember 2015
Adieu 2015
31.12.15 22:00 2015102015
So ein Tag im Bett kann ganz schön wirkungsvoll sein. Ich bin wieder recht gut drauf und kann angemessen das Jahr beenden. Dem Jahr ist das zwar egal, mir aber nicht. Es war ein reisevolles Jahr - Warnemünde, Andalusien, Krakau, Rheingau, Mallorca und Leipzig/Halle waren die Ziele. Es war ein - bis auf gestern - krankheitsfreies Jahr. Andererseits haben wir schwer für eine Lebenserfahrung löhnen müssen. Wir haben eine Goldene und eine Grüne Hochzeit gefeiert, einen 90. Geburtstag organisiert und miterlebt, haben liebe Menschen zu Grabe getragen - sogar im fernen Weener. Manches gute Tröpfchen hat den Weg in unseren Magen gefunden, das eine oder andere hat sich einen Tag später im Kopf in Erinnerung gerufen und die „sechs Wochen ohne“ haben sich wieder einmal bewährt. Der anstehende Abschied von unserem Pastor hat sich in 2015 entschieden (total traurig) - seine Nachfolge konnte immerhin inzwischen ebenfalls geregelt werden. Ich habe gepredigt (ob gut oder schlecht, der Herr weiß es), eine Seniorenkreisandacht gehalten und ein paar Bibelstunden absolviert. Ist das mein Weg in der Gemeinde? Mit großer Freude führe ich außerdem einmal im Monat das Staubbeseitigungskonstrukt durch die Stadtmission. War es nun ein gutes Jahr? Eindeutig ja, denn Jesus war bei mir. Danke!!!
Comments
Auszeit
30.12.15 22:00 2015102015
Ich bin krank. Musste ja mal wieder so kommen. Aber warum jetzt? Hätte das nicht noch zwei Tage Zeit gehabt? Einem Tag im Bett folgt eine schlaflose Nacht. Puh!
Individualverkehrsreduzierung
29.12.15 20:30 201582015
Die Bahn hat’s drauf. Echt stark. Diesmal fahren nicht wir mit ihr, sondern Kinder von Freunden. Ich will diese nur abholen. Zuerst bringe ich meine allseits interessierte Hausgefährtin zum Smalltalk mit einer Schulfreundin in die Stadt. Dann fahre ich zurück. Auf Abruf will ich zu den Kids eilen und sie dann in unser süßes Dorf transferieren. Anschließend steht noch eine Citytour auf dem Programm zwecks Rückführung meiner Angetrauten. So ist der Plan. Dann kommt die Bahn. Besser gesagt sie kommt nicht. Sie steht irgendwo im Norden. Die Lok sei kaputt, so die Ansage, eine neue unterwegs. Nach schlappen dreißig Minuten geht es weiter. Beim Anfahren fällt jemand um. Notarzt, Krankenwagen, Wartezeit. Bahnfahren schult Geduld. Endlich in Hannover angekommen sehen die jungen Leute nur noch die Rücklichter des Regionalexpresses nach Wolfsburg. Keine halbe Stunde später sind sie dann doch Richtung Volkswagenstadt unterwegs. Endlich, aber pünktlich zum Plauderstündchenende meiner austauschfreudigen Talkerin, läuft „Enno“ im Hauptbahnhof ein. Wir fahren gemeinsam heim und ich habe einen Ausflug in die City gespart. So sorgt die Bahn für uns. Ist doch nett?
Glückliches Familienerbe
28.12.15 22:00 2015102015
Unser Freund wirkt arg deprimiert. Ihm fehlt seine Arbeit. Freudestrahlend verkündet er das Erlebnis eines frühen Termins wo er gemeinsam mit den Berufstätigen in einem Bus fahren durfte. Das hat seine Sehnsüchte neu entfacht und ihn mit einer großen inneren Freude erfüllt. Dem folgte stante pede der bittere Frust des Rentnerdaseins. Der Arme. Mein Unverständnis begleitet ihn. Uns sind solche Gefühle fremd, mir ganz besonders. Ich habe doch endlich, endlich meinen langersehnten Traumjob erreicht und übe ihn mit großer Intensität aus. Was kann schöner sein als staatlich anerkannter Pensionist? Doch meine Freiheitspartnerin und ich haben es, zugegebenermaßen, viel leichter als er. Uns trägt ein gemeinsames glückliches Familienerbe. Sowohl ihr als auch mein Vater haben ihre Rentnerzeit in vollen Zügen von Anfang an genossen. Die Sehnsucht zurück in die Arbeitsmühle war beiden fremd. Ansatzweise kenne ich solche nostalgischen Anwandlungen zwar auch, doch sie perlen schnell an mir ab. Das Erbe der Väter ist hoch zu schätzen. Wenigstens in diesem Fall. Isso!
Stiller Sonntag
27.12.15 23:01 2015112015
Langer Nachtruhe folgt ein ausdauernder Mittagsschlaf, dreimal bestücken wir unseren Baum mit Kerzen, ebenso die Weihnachtspyramide, ich surfe ein wenig im Internet, lade zwei Andachten für 2016 herunter und ziehe mir das Dschungelbuch rein. Ein paar Überlegungen verschwende ich auf einen Urlaub vor Zeiten, also auf den letzten Jahreswechsel in Kühlungsborn mit dem bereits erwähnten atemlosen Lenchen. Im übrigen schöpfe ich tief Atem um Kraft für den morgigen Tag zu bunkern. Morgen hat die Ruhe ein Ende - glücklicherweise wird das Jahr sehr otiumkonform ausklingen. Ich freue mich auf die Zweier-Zeit mit Käsefondue, dem 90. Geburtstag, dem guten alten Alfred Tetzlaff und der traditionellen Neujahrszigarre. Gute Aussichten.
Mentalitäten
26.12.15 21:58 201592015
Die Mentalität der Araber ist für einen Europäer ein Buch mit drei bis vier Siegeln. Heute lese ich ein Buch eines Mannes, der vierzehn Jahre in verschiedenen arabischen Ländern mittendrin, meist unter den „einfacheren“ Bevölkerungsschichten, gelebt hat. Es war für ihn ein Kulturschock. Für mich auch. Die Denke ist so ganz anders, nachvollziehbar, ja, aber so archaisch, vom islamischen Staatsdenken (Religion und Staat sind eins) durchtränkt und mit völlig anderen Familienmodellen. Ich lerne, dass es ein Fehler wäre, diese einfach mit den europäischen vor roundabout hundert Jahren gleichzusetzen. Ja, es gibt frappierende Ähnlichkeiten, aber auch deutlich andere Akzente. Die Doppelmoral vereint wiederum beide Welten. Schön zu wissen. Der Hass auf die USA, die klare Sicht für das Unrecht, das die Feinde, also alle westlich orientierten Länder tun, ist allgegenwärtig. Der Blick auf das Unrecht der eigenen Glaubensfreunde wird dagegen durch starken Nebel getrübt. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit uns Westlern. Die gekränkte Ehre durch die vielen verlorenen Kriege gegen die westliche Zivilisation, öffentliche Demütigungen durch deren Kriegsverbrechen auf der einen Seite treffen auf die Demütigungen des Westens durch Ölabhängigkeit, durch terroristische Mordtaten auf der anderen Seite. Noch eine Gemeinsamkeit. Bleibt noch die Zurschaustellung weiblicher Körperteile contra deren Verhüllungspraktiken, die Christo und Jeanne-Claude vor Neid erblassen lassen würden. Wir nennen es Freiheit die andere Seite Prostitution. Diese Sicht trennt beide Seiten massiv. Aha, die Frauen sind schuld. Wieder einmal. Paradiesartige Zustände.
Besinnliches
25.12.15 23:59 2015112015
Weihnachten bei Freunden - nun gut, ich war nach einem anderthalbstündigen Mittagsschlaf recht schlapp, aber das gab sich im Laufe des Nachmittags. Wir probierten genussvoll Bofrost Apfelscheiben - lecker -, erfreuten uns an echtem Ostfriesentee - ich mag ihn -, plauderten, vertilgten bereitstehende süße Bauchumfangsvermehrer und leerten die Reste einer Grappaflasche, deren Luftanteil viel zu stark mit Expansionserscheinungen glänzte. Schade. Büddenwarder, Kevin in New York, ein äußerst seltsamer kleiner Lord mit Mario Adorf im Bibel TV sowie ein viertel Auge auf Jackie Chan schließen diesen, zugegeben recht unfrommen, ersten Weihnachtstag ab. Weshalb konzentriere ich mich bei diesen Festen immer auf das Unwesentliche? Irgendwie bescheuert. Und doch motiviert der Weihnachtsbaum mit seinen flackernden echten Kerzen zur Besinnlichkeit, zum Nachsinnen über vielleicht zu harte Haltungen und Ansichten. Und das ist doch auch schon etwas?
Heiligabend
24.12.15 22:00 2015102015
Zum 63. Mal Heiligabend. Wird das nicht langweilig? Was ist das Besondere an diesem alljährlich wiederkehrenden Ereignis, das immer schneller aufeinander folgt je älter man wird? Soll ich die Weihnachtsdeko überhaupt abbauen, wenn schon, gefühlt, übermorgen wieder Heiligabend ist? Wir weilten zwischendurch in Warnemünde, Andalusien, Krakau, im Rheingau, auf Malle, in Leipzig und in Münster - oder habe ich noch etwas vergessen? - und eigentlich waren wir erst gestern in Kühlungsborn und haben uns lautstark von Helene jeden Abend mehrmals aus der Kneipe gegenüber atemlos durch die Nacht jagen lassen. Mir dröhnen noch heute die Ohren. Und doch - Heiligabend ist etwas ganz Besonderes. Der Heiland ist geboren! Da mag die Gewohnheit dick und fett auf ihrem Thron residieren, macht nichts. Der Heiland ist geboren! Wenn das kein Grund zum Feiern ist, welchen Grund sollte es sonst geben? Ja, selbst das alljährliche Familienritual mit Kartoffelsalat und Würstchen ändert nichts daran: Der Heiland ist geboren!!! Wie schön! Wie tröstlich.
Engpass
23.12.15 21:58 201592015
Jetzt hockt er da. Kurz und dafür dick blockiert er den Zugang zum Wohnzimmer zu 80 Prozent. Das berührungslose Vorbeischleichen will gelernt sein. Wir üben schon kräftig, wenn morgen die Kerzen brennen, echte Kerzen natürlich, muss man ihn explizit vorsichtig passieren. Unser erster Tannenbaum nach Jahren hat sich mächtig herausgeputzt. Eigentlich haben wir ihn ja herausgeputzt. Genau genommen habe ich die Kerzen und eine Kugel platziert und den Rest hat meine ehrenamtliche Deko-Expertin arrangiert. Den gängigen Trends zuwider trägt der diesjährige schmucke Kurze wieder Lametta. Zwar in roter Farbgebung und in Einzelhängung nicht in der früher üblichen Pulkbildung, aber immerhin Lametta. Ja, okay, früher war mehr Lametta. Ich liebe diese schmalen Streifen, die der Kerzenwind erzittern und das Raumklima leicht flattern lässt. Heute kann ich noch trauern: im kindlichen Baumalter von zehn Jahren brutal von den eigenen Wurzeln getrennt, in ein enges Korsett gezwängt, kilometerweit transportiert, zum Zentimeterpreis verhökert, in ein überheiztes Zimmer verfrachtet und mit unnatürlichem Flitter behängt. Der Arme. Ab morgen wird er dann ein bis zwei Wochen lang bewundert, sieht in freundliche Gesichter, erstrahlt im Kerzenglanz und steht im absoluten Blickpunkt - und dass obwohl er nicht Mittelpunkt des Festes ist. Fröhliche Weihnachten.
Noch `n Markt
22.12.15 22:00 2015102015
Zum guten (?) Ende beehren wir den Wolfsburger Weihnachtsmarkt mit unserer Gegenwart. Die Illumination ist einer Großstadt würdig. Sie ist äußerst gelungen, ich würde sogar sagen sie ist stark. Unterhalb derselben finden sich prima Ansätze für ein ordentliches Marktgeschehen. Für die atmosphärekillenden „Waben“, die Steinzeugen betondominierter Städteplaner, können die Macher des Marktes nichts, doch sie schneiden das Geschehen brutal in zwei Teile mit einer „Dunkelzone“ mittendrin. Die Hütten sind attraktiv aufgestellt mit ihren stark auf den Magen zielenden Angeboten. Dagegen vermisse ich Augenlust vermittelnde Buden. Der Glasdachteil ist geil, ein dominierendes Element. Ein paar verlorene Verkaufsstände sollen wohl den Weg zum „Wurmfortsatz“ weisen, dem überraschenden dritten Teil des Marktes. Auch hier ist es klein und könnte recht nett sein, wenn da nicht zwei große verschlossene Holzhäuschen wären. Ob dort die Umsatzziele verfehlt und die Schausteller das Weite suchten? Übrigens, das Forum, zwischen dem dritten und zweiten Marktteil gelegen, fasziniert durch sein LED-Dach, doch darunter spielt sich leider nichts ab. Der für den Übergang prädestinierte Teil westlich der Brunnenlandschaft bleibt leider von Anbietern völlig „verschont“. Hier ist möglicherweise noch wunderbares Entwicklungspotenzial. Sehr eindrucksvoll sind dagegen die Lichteffekte im Nord- und Südteil der Fußgängerzone, also vor und hinter dem Weihnachtsmarktareal. Es macht, das sei am Rande bemerkt, viel Spaß zu kritisieren, denn man kann dabei die ach so lästigen Fußangeln - wie Feuerwehrzufahrten, Besitzverhältnisse, Akquiseberge (wer will schon nach Wolfsburg, wenn ein Platz in Leipzig winkt?) - außen vor lassen. Pensionistenglück.
Seniorenschicksal
21.12.15 20:58 201582015
Das geht ja gut los. Kaum aufgestanden meldet sich das Telefon. Einer lieben Verwandten aus dem Süden verlangt es nach einem Gedankenaustausch mit meiner fernsprechversierten Mitbewohnerin. Eine knappe Stunde später können wir dann doch frühstücken. Ein kurzer Trip in die Stadt zwecks persönlicher Abholung eines Weihnachtspräsentes schließt sich an. Ich verziere danach die am Sonntag produzierten Weihnachtsgrüße und bin kaum fertig da müssen wir uns bereits auf den Weg zu einer Beerdigung begeben. Wieder zurück laminiere ich besagte Weihnachtsgrüße während in der Küche den Kartoffeln unseres Mittagsmahles eine Verkühlung droht. Anstelle eines wohlverdienten Mittagsschlafes erledige ich ohne Murren notwendige Bankgeschäfte. Kaum ausgeloggt sind wir schon auf dem Weg um einen jungen Baum auszuwählen, dem wir nach seiner viel zu frühen Wurzeltrennung noch ein paar schöne geschmückte Tage bereiten wollen. Dieses Vorhaben schließen wir erfolgreich ab, lagern das erworbene Exemplar auf der Terrasse zwischen, jagen erneut in die City um Getränke für anstehende Feierlichkeiten käuflich zu erwerben. Das gelingt ausgesprochen gut. Jetzt ist nur noch eine Besprechung in der Stadtmission zu überstehen und endlich, endlich, ist „Feierabend“. Puh. Welch ein Tag!
Down
20.12.15 22:00 2015102015
Dieses Jahr waren wir oft unterwegs. Heute plagt mich eine Reisedepression. Ich habe Lust auf zu Hause. Ich will nicht mehr wegfahren. Flugzeug, Auto oder Bahn bleibt mir bloß fern. Ich will meine Ruhe, mich in meiner Burg lang machen und auftanken. So ein Moralischer kann ganz schön nerven - mich und meine Gegenüber. Doch statt meine Couch in aller Ruhe abzunutzen gestalte ich Karten, Weihnachtsgrüße meiner Mum, darunter auch einen an mich. Ich grüße mich also mit einem kleinen Umweg selbst. Das wird mich aber - wenn es soweit ist - überraschen. Abends ist uns nach „Kevin allein zu Haus“. Wider Erwarten besitze ich diese DVD nicht. Schade.
Bahnfreuden
19.12.15 22:00 2015102015
Bahnfahren bedeutet Erlebnisurlaub schon bei der Fahrt. Abenteuerreisen auf kleinem Niveau. Aber spannend. Wir entern den gut gefüllten Zug. Reserviert haben wir natürlich nicht - reservieren ist die Spaßbremse schlechthin. Also pirschen wir durch die wohlbesetzten Waggons auf der Jagd nach freien Plätzen. Im letzten Moment ergattern wir die letzten beiden vor dem Bistro, nur zwei Reihen voneinander entfernt. Glück gehabt? Damit es spannend bleibt, Erlebnisreise halt, droht uns eine Leuchtschrift, gut sichtbar wenn man sein Haupt erhebt, dass wir bei Bedarf weichen müssen. Jeder Bahnhof lässt mich erzittern, kommt ein Last-Minute-Platzreservierer oder nicht? Die Einschläge fallen zwar dicht, wir werden zum Glück verschont. Ein Steh- oder Bodenplatz bleibt uns erspart. Fast ohne Verspätung laufen wir in Wolfsburg ein. Toll.
Dschungelkampf
18.12.15 23:55 2015112015
Wir kennen die hiesigen Weihnachtsmärkte nur bei Tag. Da fehlt doch noch was. Also planen wir einen Trip ins nächtliche Treiben. Das ist ein Fehler. Ein sehr großer Fehler. Wo kommen bloß die Menschenmassen her? Weshalb ballen sie sich so eng zusammen? Ich kämpfe mich durch engste Lücken, folge meiner mutigen Pfadfinderin durch krummste Pfade im Bevölkerungsdschungel und kann nur in den wenigen Lichtungen des Leutehaufens ganz kurz aufatmen. Die Evolution lässt sich derartige Lichtungen, so meine empirische Analyse, in aller Regel nur weit entfernt von Glühwein- oder Bratwurstdestinationen in kontemplativer Nähe zu Modeschmuck-, Halstuch- und thailändischen Ledervariatonsvertretungen bilden. Dennoch gelingt es in einer Brutzelbude in Randlage einen Moment abzupassen, der den schnellen Zugriff, selbstverständlich unter Einsatz der nötigen Begleitumstände monetärer Art, auf zwei dieser unnachahmlich duftenden in ein Brötchen gehüllten Köstlichkeiten ermöglicht. Glück gehabt. Später, kurz vor Ende der Öffnungszeiten ergattern wir sogar zwei Becher eines schmackhaften heißen Saftes, der ansonsten in allüberall tierisch umlagerten Ausschankorten kredenzt wird. Fröhlich schleppen wir uns zurück in die heimischen Gefilde und lassen uns durch die alljährlich wieder rührenden letzten Szenen des „Kleinen Lords“ ein Tränlein entlocken. Sentimental Christmas Feelings.
RMB
17.12.15 23:01 2015112015
Münster und seine Weihnachtsmärkte - die Realität kommt mit den Erwartungen nicht mit. Doch, wenn man seine Vorstellungen auf das rechte Maß zurückgeführt hat, dann entdeckt man das Feine in dem Kleinen. Es soll fünf Weihnachtsmärkte geben und den größten und traditionellsten vor dem Rathaus. Nun ja, groß ist relativ. Doch fein ist er schon und sehr interessant sortiert. Ein breit gefächertes Angebot präsentiert sich uns auf relativ begrenztem Raum. Doch auch die Innenstadt glänzt mit einem Markt, der sich auf einem Platz breit macht, durch eine Fußgängerzone schlängelt und zu seinem Partner rund um die Lamberti-Kirche hinüberblinzelt. In einer lieblichen Einkaufspassage, die Neubauten mit Altbauten vereint, sitzen wir vor dem Pablo-Picasso-Museum und ich genieße ein Bauernomelette. Es ist als Frühstück ausgewiesen - die Uhr zeigt inzwischen 13:30 Uhr an, Frühstück gibt es aber bis 14 Uhr - ich würde es dennoch eher als äußerst reichhaltiges Mittagsmahl bezeichnen. Da mein recht geliebter Pinot Grigio im kleinen Glas 5,60 € kostet, übe ich Verzicht und konsumiere ein großes Weizenbier zu 4,20 € - oder waren es 4,60? Egal! Auf dem Rückweg erwerben wir eine Laugenstange sowie ein paar Hartwürste, besuchen Jacques in seinem Weindepot, der uns einen wunderbaren Primitivo liefert - und der Abend ist gesichert. Das heftige Zerren in den Oberschenkeln nach der ungeliebten Lauferei kommt übrigens nach einer sehr guten Stunde entspanntem Bettliegens langsam zur Ruhe. Rolfs Münsteraner Bettfall.
Nachtarbeit
16.12.15 22:00 2015102015
Wir sitzen im ICE. Wieder ist er gerammelt voll. Wieder sitzen wir bis Hannover getrennt. In Löhne hält der Zug außerplanmäßig an, um Personal auszutauschen und das dauert sechs Minuten. Selbige fehlen uns in Hamm um von Gleis 11 nach Gleis 4 zu huschen. Leicht durchgeschwitzt, aber pünktlich, erreichen wir Münster. Unsere Ferienwohnung über airbnb ist apart. Seneca, griechische Philosophen und deutsche Klassiker zieren das Bücherregal - gehobene Bildungsbürgerauswahl. Es schließt sich ein opulentes Mahl mit Nichte und Freund bei einem der örtlichen Griechen an. Mein Bauchumfang verändert sich erneut in die falsche Richtung. Ansonsten erfreuen wir uns eines vielfältigen Gedankenaustausches. Per Bus und per pedes ziehen wir uns in unsere Bleibe zurück. Ich bin total müde schlafe dennoch kaum ein und wache immer wieder schnell auf. Komische Träume verunsichern mein Gemüt. Was für eine Nacht! Offensichtlich sieht der Magen überhaupt nicht ein weshalb er als einziges Organ die Nacht schwer durcharbeiten muss, während die anderen ruhen. Ich hätte es wissen müssen.
Frohes Fest
15.12.15 21:55 201592015
Geburtstagsparty beim Seniorenbrunch und wir gehören dazu. Eine erschütternde aber äußerst wahre Realität. Erschütternd? Ja, schon, weil ich den Eindruck habe, dass der Anteil rückwärtsgewandter Themen überproportional zunimmt. Oder täusche ich mich? Ich werde künftig mal darauf achten und mir eine persönliche Expertise beobachtend erarbeiten. Mit noch vollem Magen vom gestrigen Event eröffne ich rücksichtslos ein weiteres Schlachtfeld. Fleischsalat, Lachs und Käse blasen den Bauchumfang in unerwünschte, längst überwunden geglaubte, Dimensionen zurück. Welch ein Malheur! Und dann steht noch Weihnachten, das Fest an dem wir der Geburt Jesu in ärmlichsten Verhältnissen gedenken, mit seinen dazu völlig unpassenden aber längst zur unverzichtbaren Gewohnheit gewordenen, gewichtsrelevanten Nahrungsaufnahmeorgien vor der Tür. Arme Waage. Armer Bauch. Reich gedeckter Tisch. Bon appétit!
Feierzeitkomprimierung
14.12.15 22:00 2015102015
Wir feiern Geburtstag. Es ist laut. Immerhin verstehe ich meinen Nebenmann - wenigstens meistens. Und er versteht mich - überwiegend. Keine schlechten Voraussetzungen für einen Austausch. Wir dinieren italienisch. Vorspeise sind überbackene Reisbällchen von denen keiner weiß wie sie heißen oder möglicherweise habe ich ihren Namen altersbedingt (tolle Ausrede) vergessen, mit Sauce Bolognese. Lecker. Es folgen italienische Fleischrouladen oder wie immer sie heißen mögen, ja, ja, altersbedingt und so, auch total lecker aber knoblauchhaltig ohne Ende. Ich mag Knoblauch. Und wenn ich ihn genossen habe, nehme ich seinen strengen Geruch bei anderen nicht mehr wahr. Ein weiterer Vorteil. Dazu wird roter und weißer Traubensaft in seiner letzten Ausbaustufe gereicht, ergänzt um schön alte gebrannte braune Säfte. In dieser Form mag ich braun. Die gröhlende und pöbelnde Variante ist mir dagegen äußerst zuwider. In heiterer Stimmung verlassen wir, wieder als Letzte, dennoch weit vor Mitternacht, die Party. Berufstätige können in der Woche eben nur zeitlich komprimiert feiern. Die Armen.
Feuer frei
13.12.15 22:00 2015102015
Ich genieße die Zeit vor dem Gottesdienst und lächle still vor mich hin, schüttle etliche Greifwerkzeuge beim gleichzeitigen Murmeln von Begrüßungsfloskeln, äh, freundlichen Willkommensworten. Zuhause lösche ich einen unmöglichen E-Book-Krimi, halbgelesen, das heißt bei mir schon eine ganze Menge, spannend geschrieben aber für mein zartes Gemüt zu grausam. Als wenn der 1. Advent bevorstünde baue ich unser - seit Jahren untätig im Keller vor sich hinlungerndes - Winterdorf auf, hole zudem die Krippenfiguren aus ihren Schachteln und platziere Sie ebenso im Blickfeld. Better late than never. Mit der neuen Kaminholzentfachungsmethode bringe ich anschließend etliche Scheite zum Glühen und erfreue mich an der daraus unvermeidlich folgenden Hitzewelle. Künstliche Kanaren im deutschen Winter, ähem, Vorfrühling. Ich liebe diese Kaminabende, schaue nebenbei Fernsehen und stelle wieder einmal fest, dass die Flimmerbilder im Kachelofen um Klassen besser sind. Gezähmte Pyromanengelüste. Nutztier-, besser, Nutzmensch-Pyromane. Feuer frei!
Bibelstundenturbo
12.12.15 22:00 2015102015
Ich kann tagelang über Bibeltexte grübeln, überlegen wie man daraus eine Bibelstunde basteln könnte, sinnieren über Bezüge zum Alltag oder was auch immer - und es kommt nichts dabei raus. Vergebliche Liebesmüh? Nein, nicht unbedingt. Denn auf einmal passiert es, als wenn eine Lampe angeknipst wird, manchmal auch nur als ob eine Funzel das Dunkel ein wenig aufhellt und mit einem Mal laufen die Gedanken wir befreit, erschließen sich Zusammenhänge, blickt man tiefer. Ich bin fest überzeugt, dass die vielen scheinbar erfolglosen „Grübeleien“ ihren Anteil am Ergebnis haben. Dennoch passiert etwas, was wir Christen als Handeln von Gottes Geist verstehen, das eine eigentümlich Mischung von innerem Wissen und neuen, „äußeren“, Erkenntnissen entstehen lässt. Eine jedesmal beeindruckende Erfahrung, die jede Vorarbeit in den Hintergrund treten lässt. Kurz und gut - die Bibelstunde am Dienstag „steht“ nahezu und ich bin glücklich. Toll!
Herzerweichend
11.12.15 22:00 2015102015
Ein Krimi versetzt mich in den schottischen Winter mit tief verschneiten Landschaften, in ein unheimliches Schloss und eine flotte Liebesgeschichte. Ich schaue bei uns auf blühende Veilchen und Forsythien und lese von Schneewehen, von steckengebliebenen Autos, von in den Graben gerutschten PKWs und Leichen, die auf vielerlei Weise ihr Leben aushauchten. Ein Scheidungskind, das sofort liebevollen Zugang zur neuen Freundin ihres Vaters findet, die besagte Freundin, die wortgewaltig den Papa verteidigt - wie herzig! Und dann noch ein Happy End mit monetärer Verzuckerung - seit wann mag ich solchen Kitsch? Aber die Hauptpersonen sind sooooo knuddelig! Altersmilde öffnet Pforten der Rührung. Faszinierend.
Kleinvieh und Mist
10.12.15 22:00 2015102015
Womit habe ich meine Zeit verbracht als es noch keinen Computer im Hause gab? Plattheiten wie „Bücherlesen“ oder „Gesellschaftsspiele“ möchte ich jetzt nicht hören. Ersteres pflege ich nach wie vor intensivst zu tun. Letzterem pflegte ich nie zu huldigen. Eventuell war ich mehr draußen tätig. Oder sollte ich mehr Zeit dem Aufräumen gewidmet haben? Das drängt sich meinem umherschweifenden Blick irgendwie auf. Aber möglicherweise besitze ich nur mehr Kram. Und so vergeht die Zeit wieder einmal mit Kleinigkeiten, die ich nur schnell erledigen wollte. Plötzlich wird die Zeit eng, ein Freund steht vor der Haustür um mich zum Hauskreis abzuholen. Altersstress. Oder Kleinviehhinterlassenschaftsbeseitigung.
Kälte und Flammen
09.12.15 19:26 201572015
Der Dezember fährt seine Kälteklauen aus - und ich lasse meine Winterjacke im Auto. Dumm gelaufen. Es tröpfelt von oben. Immerhin hat meine Jacke eine Kapuze. Kleinigkeiten, die erfreuen. Unser Freiluftcafé von vorgestern sieht uns übrigens heute als Innengäste. Wir präferieren diesmal Heizungswärme. Irgendwann zieht es uns ins Auto und zurück in heimatliche Gefilde. Unser Haus ist mollig warm, wir regeln die Heizung runter und geben arme Holzscheite den Flammen im Kachelofen preis. Genial. Our home bleibt our castle!
Nebra, Krieg und Hemingway
08.12.15 22:00 2015102015
Pünktlich ab 10 Uhr gilt unser Tagesfahrschein der LVB. Die S-Bahn bringt uns vortrefflich nach Halle. Dem Hauptbahnhof entronnen unterqueren wir eine Eisenbahnbrücke und staunen. Unterhalb einer Hochstraße in alpiner Höhenlage ist eine Art Betonkraal entstanden mit niedlichen aber zumeist geschlossenen Lädchen ringsum. Nach seiner Durchwanderung begrüßt uns eine Ladenfront, die mich fatal an Konsum oder HO erinnert. Doch schon erheben sich erste Zeugnisse einer ehrwürdigen Stadtkultur und tatsächlich tauchen wir schnell in die Innenstadt ein. Und die kann sich wahrhaftig sehen lassen! Mittendrin, rund um Händel, vor den Toren der Marktkirche, erfreut uns ein attraktiver Weihnachtsmarkt. Und das Highlight: auf der Terrasse im vierten Obergeschoss der Galeria Kaufhof - im Freien (!!!) - genießen wir Sonne, Latte und Cappuccino mit herrlichem Blick auf die Budenlandschaft mit Menschengewimmel. Toll. Der Nachmittag setzt museale Zeichen. Im Landesmuseum für Vorgeschichte durchwandere ich die Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit. In der Frühbronzezeit begegnet mir die Himmelsscheibe von Nebra der ich mit einem gerüttelt Maß an Bewunderung gegenübertrete. Sie residiert, effektvoll illuminiert, in einem knallfinsteren Raum. Der dort stationierte Museumsaufseher steht in der ständigen Gefahr von blind herumtappenden Besuchern angerempelt zu werden. Eine Etage tiefer fallen Bronze-, Eisen- und Römerzeit auf über mein diesbezüglich völlig leeres Hirn her, so dass ich mich erst auf ein Sofa und dann in einen Filmsaal flüchte. Dort stimmt uns ein starker Film über Ausgrabungsarbeiten zur Schlacht von Lützen auf den Hauptgrund unseres Museumsbesuchs ein: „Krieg - eine archäologische Spurensuche“. Das Museum schließt und unsere Führung beginnt. Ich lerne viel über den letzten Kampf von Gustav Adolf dem Zweiten gegen Wallenstein, über seinen Tod, über wiederausgebuddelte Kriegstoten dieser Zeit und über Gemeinheiten beim Kriegswaffenbau (von der Keule bis zur Muskete) sowie über vielerlei menschliche Abgründe. Zum Ausgleich der Überbelastung höhergelegener Körperregionen finden wir ein apartes italienisches Restaurant, das für eine fachkundige Verfüllung mittlerer Partien Sorge trägt. Ein Manhattan und ein Hemingway in der Mephisto-Bar setzen den Schlusspunkt des Tages. Fast neun Kilometer sind wir gelaufen. Im Hotel: verschäfter Physiologieprotest - gemildert durch Tiefschlaf. Es geht voran. Irgendwie.
Sommerwinter
07.12.15 22:00 2015102015
Tagesziel ist Leipzig - der Sonne entgegen. Ein schönes Hotel und äußerst freundliches Personal erwarten uns. Straßenbahnfahrkarten gibt es an der Rezeption - was will man mehr? Meine Spätsommerjacke ist warm genug und im Weihnachtsmarkt gibt es zwar viele Glühweinstände aber keinen Eisverkäufer. Schade. Wir bummeln durch die Stadt, setzen uns draußen (!) im Dezember (!!) vor ein Café und konsumieren Schokolade und Bohnentrank. Wann habe ich das letzte Mal am späten Nachmittag im zwölften Monat des Jahres im Freien entspannt gesessen und nicht gefroren? Später tafeln wir im Auerbachskeller mit zünftigem Wildschweinbraten incl. Klöße und Rotkraut. Mmmmmh. Einen mittellangen Spaziergang danach heben wir unsern Promillespiegel mit Calpe und Whiskey Sour an, bevor wir - sicher per ÖPNV ins Hotel transferiert - erschöpft ins Bett sinken. Man, ziehen und zucken meine Oberschenkel, randaliert mein Rücken! Siebeneinhalb Kilometer Stadtpflaster lassen keinen bewegungsentwöhnten Pensionisten kalt. Und der Schlaf lässt auf sich warten. Physiologieprotest.
Imagination oder Illusion?
06.12.15 23:24 2015112015
Die Texte der Flüchtlingsausstellung sind tief ergreifend. Alle waren in Lebensgefahr und haben sich mit Müh und Not nach Deutschland durchgeschlagen. Kaum ihren Bedrängnissen entkommen gelingt es ihnen mit knapper Not in unserem Land anzukommen. Ich gewinne den Eindruck, dass Deutschland irgendwo am Mittelmeer liegen muss. Habe ich da etwas verpasst? Warum gerade Deutschland? Da muss wohl außer Rettung oder Sicherheit noch etwas anderes eine Rolle spielen. Sollte da möglicherweise die „Schlaraffenland-Imagination“ eine Rolle spielen? Ja, ich zweifle keinen Augenblick daran, dass wir verpflichtet sind allen, die in Not sind zu helfen. Keine Frage! Ich befürchte nur, dass sich bald die Imagination als Illusion entpuppen wird. Und was dann? Sind wir darauf vorbereitet? Können wir Alternativen für die Betroffenen anbieten? Ich befürchte noch nicht. Noch?
Eat And Rest
05.12.15 22:00 2015102015
Wir lunchen mit den hiesigen Verwandten im Hubertus. Neun Leute versammeln sich um eine große Tafel und schlagen zu. Die Zwiebelsuppe schmeckt solala und öffnet den Blick auf zermatschte Zwiebelreste. Doch die sich anschließende Ente ist hervorragend. Knusprig, zart und perfekt gewürzt. Sie mundet exzellent. In der Küche wirbelt kein Sternekoch aber einer, der offensichtlich seine Kundschaft kennt. Die kennt ein Sternekoch zwar auch, aber ich gehöre zu meinem Glück nicht dazu. Ich bin nämlich mit einem feinen und erfreulicherweise nicht zu feinen Geschmack gesegnet. Das schafft Zufriedenheit. Die Rote Grütze mit Eiskugeln könnte, kleines Leckermäulchen, noch etwas Zucker vertragen aber mit Eis gemischt, geht es. Ein kugelrundes Bäuchlein, ein abgrundtiefes Völlegefühl und eine grandiose Angst vor der Waage sind unvermeidbare Nebenwirkungen dieser lukullischen Großtat. Große Schlachten werde ich heute nicht mehr schlagen. Peace, love and happiness allerseits!
Schleppschluss
04.12.15 18:58 201562015
Meine neue Kamera ist da. Das Weihnachtsgeschenk meiner Mum. Sie weiß es zwar noch nicht, egal, es ist von ihr. So schließt sich mein Lebenskamerakreislauf. Vielleicht nicht die letzte Kamera, aber die letzte Art dieser Augenblicksfixiereinheiten. Kompakt habe ich angefangen, Spiegelreflex war danach jahrzehntelang angesagt, danach folgte die erste Digitalkamera, dann eine Bridge und jetzt bin ich schließlich bei einem kompakten digitalen Modell gelandet. Dabei bleibe ich. Das Knipsgerät ist leicht, platzfreundlich, liefert eine ordentliche Bildqualität (hoffentlich) und hat einen 30fachen Zoom. Was will ich mehr? Die Schlepperei hat ein Ende und ich werde mit der alten meine ersten Erfahrungen mit einem ebay-Verkauf sammeln. Möglicherweise. Wenn ich mich traue.
Späte Berufsalternativen
03.12.15 22:00 2015102015
Weinhändler wäre ein schöner Beruf gewesen. Leider stand er damals nicht zur Auswahl. Bei unserem Spezialisten kosten wir ein wenig Wein, probieren ein paar Grappa-Kleinigkeiten, lassen uns einen winzigen Schluck Armagnac auf der Zunge zergehen und lauschen seinen Ausführungen im wundervoll akzentuierten deutsch-italienisch. Die Atmosphäre ist beispielhaft, aber von unseren Einkäufen kann er nicht leben obwohl er unsere Lebensqualität - wenigstens temporär - noch ein kleines Stück angehoben hat. Leider ist sein Wein eher durchschnittlich - das wäre die eine Alternative - oder unser Geschmack ist heute nicht so gut drauf - das wäre für ihn die bessere zweite Möglichkeit. Ich hätte natürlich nur leckere Weine im Angebot - aber kann man damit auch existieren? Wie dem auch sei auf dieser Seite der Verkaufstheke lebt es sich auch nicht schlecht. Zum Wohl!
Mauerspringer
02.12.15 22:00 2015102015
Oh, oh, oh, was soll aus meiner süßen Ruhe und Beschaulichkeit werden? Freiwillig will ich mitwirken die Folgen unserer Vakanzzeit abzumildern. Wären sechs Monate Fuerteventura nicht eine bessere Alternative? Aber was soll ich sechs Monate auf dieser öden Insel? Stattdessen habe ich jetzt sechs zusätzliche Aufgaben am Hacken. Was wird aus meinem Otium? Wie koordiniere ich das mit meinen Reiseterminen? Ich muss aufpassen. Wir könnten ja alternativ das „Jahr der Ruhe“ verkünden und die Vakanzzeit als stille Zeit verstreichen lassen. Danach schauen wir, was noch von der Gemeinde übrig ist. Vielleicht benötigen wir dann auch keinen Pastor mehr. Klingt nicht nach einer erstrebenswerten Lösung. „Mit unserem Gott können wir über Mauern springen“, sagt die Bibel. Also hüpfen wir mal los.
Stupser To The Front
01.12.15 22:00 2015102015
Ich fühle mich an kommunistische Zeiten erinnert. Der erste Beschluss erfolgt fast einstimmig, exakter: mit zwei Enthaltungen. Es geht einstimmig weiter. Und noch eine einstimmige Wahl. Zum Schluss gibt es dann doch eine (!) Gegenstimme. Dazu passend begleitet alles eine absolut harmonische Diskussion. Wo stecken die Moserköpfe? Wir brauchen Euch! Nein, Streit will ich nicht, aber wenn eine Prise Pfeffer fehlt, schmeckt das beste Essen schal. Weshalb ich dann nicht die Rolle übernehme? Weil ich ja voll der Meinung der übergroßen Mehrheit bin! Und wenn ich falsch liege? Wenn wir alle falsch liegen? Wer verunsichert uns, hinterfragt uns, streut ein wenig Sand ins Getriebe? Ich will mal querdenken und das schaffe ich allein nicht, da brauch ich einen Stups! Stupser to the front! Erst wenn ich eine Sache von mehreren Seiten gesehen habe, gewinne ich die nötige Sicherheit. Ja, ja, ich habe so abgestimmt! Ja, ich bin mir sicher richtig zu liegen! Aber wenn mir eine oder einer, wer auch immer, eine ganz neue Sichtweise eröffnet hätte? Eine, die ich nie vermutet hätte? Wäre ich dann auch noch überzeugt? Nein, dann wäre ich entweder umgekippt oder viel sicherer. Wer weiß?