Dezember 2016
Flutpegel, Pfännchen und eine Tabakstange
31.12.16 22:00 2016102016
Wir lassen das Jahr ausplätschern. An der Nordsee ist es recht kühl, ein paar Meter weiter hinterm Deich ist es auszuhalten. Die Spuren der letzten Sturmflut sind verschwunden. Ich staune über den Wasserstand - ich kann mich nicht erinnern hier einmal beim Höchststand der Flut vorbeigekommen zu sein. Beeindruckend. Ansonsten klingt das Jahr behäbig mit schwer beladenen Pfännchen, die in eine hitzespendende ovale Form geschoben werden, aus. Lecker. Zu Mitternacht knallt es ordentlich, belegt eine dicke glühende Tabakstange meine Zunge mit einer pelzigen Oberfläche, ein wenig später treffen neckische Nachrichten ein und dann bringt uns noch ein munter aufgelegtes Trüppchen auf Trab. Schon früh, irgendwann gegen drei, falle ich auf mein Lager. Das Jahr fängt ja gut an.
Comments
Minna
30.12.16 22:00 2016102016
Wir schnappen unsere Koffer und zuckeln los Richtung Norden. Mein Navi sorgt für den nötigen Adrenalinschub - es will nicht so, wie ich es will. Mistkrücke. Spät merke ich, dass ich nicht auf eine bereits programmierte Route hätte zugreifen dürfen, denn das eigensinnige Gerät kann sich einfach nicht von längst überholten Zwischenzielen lösen. Völlig unflexibel. Also tippe ich unser Ziel neu ein und plötzlich wird die zickige Navitante zur aufmerksamen Servicekraft. So soll es gefälligst sein. Warum nicht gleich so? Am Ziel steuern wir mit unseren Freunden - inzwischen voll entspannt - Minna an. Minna ist ein rustikales Restaurant in der Innenstadt. Der Ober ist freundlich, das Essen reichlich und geschmacksknospenschmeichelnd und magenfüllend. Leise schnurrend füllen wir bei netten Gesprächen noch ein paar kleine Hohlstellen im Verdauungsorgan mit höherprozentigen Flüssigkeiten. Es wird eine gemütliche Nacht.
Last Call 2016
29.12.16 22:00 2016102016
Das Jahr ist fast ganz vorbei. Für uns persönlich war es gar nicht so schlecht - eher gut. Urlaub in Laboe, Arnsberg, Israel, Norden, Wien, Leer, Süddeutschland und Rheingau sowie auf Zypern hat uns ausgesprochen gut getan, es könnte so weitergehen. Dennoch fühlen wir uns zu Hause pudelwohl. Die Herausforderung ist beides elegant zu kombinieren. Wo es gelingt, ist es einfach nur toll. Krankheiten haben uns weitgehend gemieden, das war sehr schön. Mutti entwickelte sich ganz plötzlich zum Sorgenfaktor Nummer eins und nach etlichen Monaten scheint das Ärgste überstanden zu sein. Gottseidank! Wir packen unsere Koffer wieder einmal um Silvester im hohen Norden zu feiern. Wir packen mehr ein als für die zwei Zypernwochen - es ist eben kalt in Deutschland. Das kann ja heiter werden!
Alles wird besser
28.12.16 23:57 2016112016
Die blöde Erkältungswelle schaukelt mich wieder einmal hin und her. Sie gibt keine Ruhe, das Luder. Selbst Mutti wirkt leicht vergrippt und steht ein ganz klein wenig neben sich. Ich ersetze in ihrer Stehlampe nach kürzester Zeit ausgebrannte Halogenbirnen(???) gegen deren Nachfolge-LED-Variante. Sie soll länger halten und ist dreifach so teuer. Hoffentlich hat die Lampe keine Macke und vernichtet auch diese überteuerte Verwandtschaft in kürzester Zeit. Es bleibt spannend. Bei der Krankenkasse plaudern wir über das Betreuungsgeld und die hungrige Ersatzkasse, die die Deutsche BKK mit Haut und Haaren verschlungen hat. Alles soll besser werden, heißt es. So richtig überzeugende Beispiele dafür konnte man uns nicht präsentieren. Vermutlich steigen die Boni der Vorstandsmitglieder. Immerhin.
Fernschmerz
27.12.16 22:00 2016102016
Der Flug ist gebucht! Irgendwann im Laufe des nächsten Jahres geht es nach Thailand. Einschließlich Zwischenaufenthalten werden wir wohl 18 bis 20 Stunden unterwegs sein. Horror! Na schön wir fliegen Holzklasse mit Polster, ein schwacher Trost. Wir werden uns einem Jet anvertrauen, der heute nicht mehr produziert wird - na primstens, Alter kommt zum Alter. Freunde von uns räumen gerade das Haus ihrer Eltern aus. Dieser Job schwebt ebenfalls drohend über uns. Das wird eine Freude! Hoffentlich bleibt Mutti uns noch lange gesund erhalten. Das wäre in vielerlei Hinsicht schön.
Inneres Schnurren
26.12.16 23:15 2016112016
Die Moderation lief flott aus der Hand, dafür blieb der Schweiß innendrin, die Lieder waren eingängig und die Predigt von Vater und Sohn im Wechsel eindrücklich. Was will man mehr? Ein perfekter Weihnachtsgottesdienst, der mich sehr gefreut hat. Und doch - Stimmung kann man nicht ad hoc erzeugen. Man kann sie anreizen, rauszukitzeln versuchen, sich selbst treten - und wenn das alles nicht hilft, ist es Weihnachten nur außen. Innen kommt weniger als sonst an. Ja, die Freude Jesus ist da, die Zuversicht er nimmt mich an die Hand und die Gewissheit bei ihm bin ich gut aufgehoben - die sind allesamt da. Gottseidank! Doch dieses wohlige innere Schnurren, diese alles einlullende schmiegsame Behaglichkeit, die fehlen. Muss wohl auch mal so gehen, wie es sich mir jetzt so aufdrängt. Frohe Weihnachten, Rolf! Don’t worry, be happy! Yeah! 😢😉!
Weihnachten
25.12.16 22:00 2016102016
Zu Gast in einem Haus mit Weihnachtsbaum. Wie apart. Vorher muss ich in eine Art von Winterschlaf gefallen sein. Erstaunlich wie lange Menschen in Nachtruhe verharren können. Zum Ausgleich klappt das Wegnicken am späten Abend nicht. So ist das Leben. Die weihnachtliche Gestaltung des Tages lässt ein wenig zu wünschen übrig. Schade. Nächster Versuch im nächsten Jahr. So Gott will und wir leben. Natürlich.
Heiligabend
24.12.16 22:00 2016102016
Es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben. Ja, es kommt mir fast wie ein Verrat gegenüber meinem Wärmehaushalt vor. Doch wenn ich mir unsere nassen Planken auf der Terrasse anschaue, dieses Grau-in-Grau um mich herum, diese allgegenwärtige Feuchte sobald man sich nach draußen wagt - dann, ja, dann, dann wäre ich über eine weiße Weihnacht gar nicht so unglücklich. Wohl eher glücklich. Trotz Schneeschieben, trotz Kälte und Pampe unter den Stiefeln. Möglicherweise ist weiße Pracht doch besser als graue Niedertracht. Dann sehe ich in der Zeitung, dass die Schwester eines guten Arbeitskollegen (lang, lang ist’s her) recht jung verstorben ist. Das stimmt mich traurig. Immerhin ist der Heiligabendgottesdienst sehr gelungen, sehr ansprechend und kurzweilig - wie es Heiligabend sein soll. Die Familienfeier mit Mutti im Seniorenheim erweist sich als sehr gute Idee. Dafür misslingt mir der Abschluss des Abends zu Hause. Nein, keinerlei Streit, gute Stimmung und doch, letztendlich fehlt mir der Weihnachtsbaum, der Tannen- und Kerzenduft sowie das mit vielen, vielen Kerzen und einem bullernden Kachelofen völlig überheizte Wohnzimmer. Ich brauche das und wenn es fehlt, fehlt viel. Aber morgen kann ich ja weiter üben. Fröhliche Weihnachten!
Resümee
23.12.16 19:31 201672016
Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt - euphorisch - erwartungsvoll - unsicher - ich brauch das nicht, das zehrt meine wenigen Restnerven zu stark auf! Nie wieder organisiere ich Gruppenreisen - allerhöchstens pflegeleichte 3-Stufen-Fahrten: Planen - Buchen - Reisen. Meine guten Ideen bleiben insofern künftig weitgehend inhäusig und werden erst kurz vor Reiseantritt das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Bei all dem Trouble kam meine Trauer, meine Entrüstung, mein Entsetzen über das Berlinattentat viel zu kurz. Heute ärgert mich maßlos, dass eindeutig identifizierte „Gefährder“ mit Ausweisungsverfügung unbeobachtet in unserem Land hin- und herreisen können. Sorry, das verstehe ich nicht. Duldet integrierte Personen, gebt ihnen meinetwegen gern eine Aufenthaltsgenehmigung. Doch solche, von denen eindeutig Gefahr ausgeht, wären völlig anders zu behandeln.
Perspektiven
22.12.16 21:04 201692016
Gestern war ich sauer. Die Nacht war grausam. Heute erschließen sich uns neue Perspektiven. Immer noch leicht mental lädiert fasse ich klare Gedanken und die sind gar nicht so schlecht. Ich reflektiere meine Ursprungsplanungen. Roundabout bis zu 14 Stunden Flug, einmal hin und einmal zurück, für eine Woche Lothar (das ist sehr gut) und zwei Wochen Strand (rumliegen kann ich auch hier). Apropos Strand - die Landschaft drum herum soll recht langweilig sein, sagen sogar Reiseführer. Das ist mir zu wenig Thailand für den langen Flug. Möglicherweise sollten wir doch das Land per Bus und Bahn erkunden. Wäre zu überlegen. Wenn alle mitfliegen im Oktober, ansonsten später. Nun ja, auch die „Sondergruppe“ soll heute kleine Brötchen gebacken haben. Mag sein, das Hörensagen spricht so. Wir warten ab und entscheiden uns beizeiten. Wofür? Schaun wir mal.
Gruppensprengung
21.12.16 22:00 2016102016
Die Situation ist da! Die Thailandgruppe wurde gesprengt. Vier Leute buchen, ohne Rückfrage, ohne Info, ohne erkennbaren Willen den Rest der - ja ich muss jetzt wohl sagen - „sogenannten Gruppe“ einzubinden, ihre Flüge. Sie machen einfach ihr Ding. Vielleicht ist das ganz gut so, denn wie wäre eine Reise verlaufen, wenn man erst mittendrin feststellt, dass ein Drittel ihr eigenes Ding machen wollen und der Rest irgendwie deppert da steht? Insofern okay, dann weiß ich jetzt woran ich bin. Dennoch ärgerlich, weil ich die Anregung zur Reise gegeben habe und jetzt außen vor bin. Doch so ist das Leben wohl. Doppelt schade wenn man das mit Geschwistern (Christen) erlebt. Da muss man durch. Dabei hilft das Wissen, dass man selbst auch gut andere vor den Kopf stoßen kann (und es viel zu oft getan hat). Ob ich dennoch nach Thailand fliege? Möglicherweise, vielleicht ja, vielleicht zu einem ganz anderen Zeitpunkt, vielleicht nur in meiner bewährten 2-Personen-Gruppe, vielleicht mit anderen Leuten, die wissen wie Gruppen ticken - da muss ich gründlich nachdenken und vor allem einen fetten inneren Punkt machen. Eine schlaflose Nacht reicht völlig in meinem Alter. Keiner treibt mich. Das ist gut!
Klammern schadet
20.12.16 22:00 2016102016
Ich fliege gern. Und ich schaue mir ebenso gern Berichte über Flugzeugabstürze inclusive detaillierter Unfallforschung an. Beides ist spannend. Gestern gab es einen Bericht über einen Flugkapitän, der das Steuer seinem Sohn überlassen hat. Just for fun. Leider war der Kleine wohl etwas heftig in seinen Lenkbewegungen, wie auch immer, das Flugzeug begann abzuschmieren. In Panik zog der Copilot es nach oben, übersteuerte es und der gefürchtete Strömungsabriss stellte sich ein, der in Kooperation mit der Schwerkraft den Flug erdwärts ausrichtete. Alle Fummelei mit dem Steuerknüppel brachte nichts. Bums. Das hätte nicht sein müssen. Das Flugzeug hatte eine leistungsstarke Automatik. Die beiden Piloten hätten nur das Steuerruder loslassen müssen. Mehr nicht. Dann hätte Kumpel Computer den Airbus in die Waagerechte gebracht. Tragisch. Loslassen hätte geholfen. Sehr lebensnahe Erkenntnis!
Schon wieder Urlaub
19.12.16 22:00 2016102016
Die geplante Thailandreise wirft jetzt schon mit ihren Schatten um sich. Eine supernette Bekannte nimmt sich unendlich viel Zeit, um passende Flüge zu eruieren. Das Ergebnis ist ein adäquater, jedoch ebenso stattlicher Betrag. Das wird den „Sparschweinen“ in unserer Bekanntschaft nicht gefallen, befürchte ich. Aber wenn acht bis zehn Personen gleichzeitig fliegen wollen - und dann auch noch direkt - und darüberhinaus an einem bestimmten Tag, dann, ja dann wird es nicht ganz günstig. Die Diskussion bleibt abzuwarten. Glücklicherweise knechtet uns kein Personalchef, nicht nur unsere Gedanken, auch unsere Pläne sind völlig frei, selbstverständlich nur so Gott will. Aber in diese Abhängigkeit begebe ich mich gern. Ein anderer Freund, den ich vorsichtig einbinden will, reagiert überhaupt nicht. So wie immer, eigentlich, er ist so gestrickt. Und was bleibt mir übrig? Ich beginne vorsichtig Gelassenheit zu lernen - nicht so ganz einfach bei meiner pessimistischen, furchtsamen Mentalität. Doch alles andere wäre von Übel. Und das brauche ich nicht.
Schlaf satt
18.12.16 22:00 2016102016
Der Vormittagsgottesdienst war erfrischend, die Moderation hat Spaß gemacht und für unseren Pastor geben Pläne offensichtlich eher die grobe Richtung an. Mit einem spontanen Aufgabenwechsel ist immer zu rechnen. Kein Problem so lange seine Predigtzuständigkeit unangetastet bleibt. - Kann man wirklich zweieinhalb Stunden Mittagsschlaf halten? Ja, man kann. Das ist jetzt im Eigenversuch bewiesen. Wie sehr mich die letzte Woche geschlaucht hat, lässt sich daran wohl ablesen. Die Mutation von einem Antimittagsschläfler zu einem Mittagswinterschläfler vollzog sich schleichend. So verändern sich Menschen, so verändert man sich selbst. Keine Spur von seniler Schlafflucht - Gott sei Dank! Ansonsten ist es der erste ruhige Tag nach einer unruhigen Woche. Prima.
Hammertag
17.12.16 22:00 2016102016
Raus aus den Federn und ab zum Frühstück bei Freunden. Wachplaudern fällt mir naturgemäß recht schwer. Und so ist es auch. Nachmittags Vorbereitung für die Moderation am Sonntag und früh am Abend zu unserem Thailandtreff. Vorher noch schnell ein paar Gedanken dazu. Letztere wären entbehrlich gewesen, denn mein Mitorganisator war in gleicher Weise tätig. Ich schnappe mir den Projektor und seinen Tisch - die Lichtbilder liefert unser Gastgeber. Wir schauen uns Dias von Thailand an, speisen vorzüglich und äußern unsere Reiseprioritäten. Mal sehen, wie wir das passig machen. So, noch ein Termin - ein eher leichterer - und Weihnachten kann kommen. Wieder nichts mit der beschaulichen, stillen Adventszeit - wie jedes Jahr. Schade.
Mentale Krise
16.12.16 22:00 2016102016
Wir schieben 12 Rollstühle über den Weihnachtsmarkt, jeder Helfer hat eine Seniorin - ein Senior ist auch dabei - vor den Füßen und pflegt die gebeugte Kommunikation. Ja, eine Verbeugung ist nötig sonst versteht man die Seniorin nicht (und umgekehrt). Die Organisation legt offensichtlich Wert auf die kulinarische Verfüllung von Rolli-Insassen und -Schiebern. Da ich recht gesättigt die Tour starte, wird es hart denn schon die eine Solidaritätsbratwurst fordert mich stark heraus. Ansonsten besorge ich gern Camemberts im Teigmantel, schaue der Beschaffung von Schmalzgebäck interessiert zu und freue mich über die Umsätze des Lachsgrillstandes. Wir lauschen einem Kinderchor mit anrührenden Liedern und zwei voll engagierten Chorleitern. Schließlich geht es zurück und ich liefere meine „Oma“ in ihrem Zimmer ab. Die Woche ist hart. Ich bin mental völlig fertig. So schwänze ich - nicht leichten Herzens - am Abend einen Geburtstag. Wow, bin ich schlapp. Ich liege tief durchatmend in meinem Ruhesessel, erhöhe langsam meinen Alkoholspiegel und lasse mich durch die Flimmerkiste einduseln. Langsam stellt sich innere Ruhe ein. Nicht ganz ein christliches Konzept und dennoch: Gut so.
Stents, Zweifel und Routine
15.12.16 22:00 2016102016
Ein Freund, jünger, drahtig, agil, hat einen Stent verpasst bekommen. Der war absolut nötig. Das stimmt mich nachdenklich und hinterfragt wieder einmal meine luschige Haltung. Ich lebe (mehr oder weniger) fröhlich in den Tag hinein, freue mich meiner Privatiersexistenz und lasse alles auf mich zukommen. Typisch Mann. Doch was soll ich mich denn grämen? Okay ich werde etwas stärker auf Brustraumsperenzchen achten. Das muss wohl sein. Am Abend halte ich einen Vortrag bereits zum sechsten Mal. Und er gelingt jedes Mal besser. Hier ergänze ich noch ein Detail, dort ein paar Fakten und da greife ich vorsorglich eine noch nicht gestellte Frage auf. Ich gehe viel entspannter an die Sache ran, der Inhalt gründet in mir viel tiefer und die Routine schleift Ecken und Kanten ab. Nervig ist nur die Herumfahrerei sowie Auf- und Abbau mit der spannenden Frage ob die Technik willig oder bockig ist. Sie war überwiegend willig. Nett von ihr.
Frühbettung
14.12.16 22:00 2016102016
Es ist schön zu wissen, dass man nicht allein alt wird. Das ganze, fast das ganze, persönliche Umfeld baut mit ab. Wir feiern einen Geburtstag. Laut geht es zu, wie immer. Doch es ist noch nicht einmal halb elf da zieht es schon die ersten Gäste in ihre heimatlichen Gefilde zurück. Keine Viertelstunde später greift ein allgemeiner Aufbruch um sich. Das trifft mich völlig unvorbereitet. So früh? Mitten am Tag? Ich sehe schon in ein paar Jahren die Kaffee-und-Kuchen-Partys auf mich zukommen: eingießen um drei, Abgang um fünf. Kein Elan mehr bei den jungen Leuten und mich plagte der Verdacht es ginge nur mir so: Weit gefehlt!
Bibelstunde
13.12.16 22:00 2016102016
So eine Bibelstunde ist schon ein eigen Ding. Man kann sich intensiv vorbereiten - das ist auch nötig und dringend zu empfehlen - doch wie es läuft, bestimmt ein anderer. Man kann in wohlgeordneten Worten weise Erkenntnis verbreiten, aber ob diese in den Köpfen der Zuhörer ankommen, bleibt einzig Gott überlassen. So geht man mit leeren Händen hin und lässt sich überraschen. Es ist jedes Mal faszinierend. Ich sitze wie auf glühenden Kohlen, weil ich so viel Material habe, doch der Leiter liest erst einen Text vor, wir singen ein paar Weihnachtslieder und ich scharre mit meinen nicht vorhandenen Hufen. Klasse! Und dann erlebt man Jesus, der führt, Gedanken lenkt und Erkenntnisse (auch bei mir) schenkt. Genau genommen liebe ich es Bibelstunden zu moderieren - andererseits ist es immer wieder Arbeit, Stress und Lampenfieber. Aber das gehört dazu. Schön.
Rüstungs-PR ganz privat
12.12.16 23:58 2016112016
Die Bibelstundenvorbereitung geht gut von der Hand. Morgen werde ich über das Alte Testament reden. Besser gesagt über adventliche Aspekte desselben. Könnte spannend werden. Am späten Abend schaue ich das faszinierende Privatfernsehprogramm. Die amerikanische Rüstungsindustrie scheint N24 zu sponsern. Ich lasse einen ellenlangen mit martialischen Filmchen unterlegten PR-Film über den besten Hubschrauber der Welt mit seinem Höllenfeuerraketensystem und neuerdings mit eigener Drohne über mich ergehen. Zur besseren Authentizität gibt es auch kritische Anmerkungen, die aber schnell widerlegt werden. Im Anschluss geht es um das beste Flugzeug der Welt. Natürlich eine Militärmaschine. Was sonst? Feuer frei auf die Bösen. Wer das ist? Na, immer die anderen. Ist doch klar.
Terminnöte
11.12.16 22:00 2016102016
Die Woche wirft ihre Schatten voraus: Zwei Bibelstunden, zwei Geburtstage, ein Rollstuhlspaziergang, ein Urlaubsvortreff, eine Frühstückseinladung, ein mütterlicher Friseurgang und etwas Öl zum Vorkartellspreis. Eine Moderation am nächsten Sonntag macht die Freude komplett. Von Otium keine Spur. Auch solche Wochen muss es geben. Dafür geht es heute ruhig zu. Im Gottesdienst hören wir etwas über das Lied „Macht hoch die Tür“, das tatsächlich einmal Türen geöffnet hatte. Mein Receiver beharrt auf seiner zweiten Leitung und ich verweise auf das kalte Wetter. Status Quo.
Genuss
10.12.16 23:12 2016112016
Weshalb lege ich nicht viel mehr Plätschertage ein? Plätschertage, die so vor sich hin pladdern, ich entspanne meine leicht unterentwickelten Muskeln, pflege als unerwünschte Nebenwirkung mein Bauchfett und lebe so in den Samstag hinein. Gewissenlos Zeitung lesen, Mittagsruhe halten und vor sich hin pütschern. Toll.
Schäfchen zählen
09.12.16 22:00 2016102016
Schlafschwäche ist doof. Ich gehe früh ins Bett. Und kann nicht einschlafen. Ich gehe spät ins Bett. Und kann nicht einschlafen. Ich lasse mich nach einer guten halben Flasche Wein etwas angeheitert aufs Lager fallen. Und bleibe wach. Der Selbstversuch nach zwei Gläschen höherprozentigerer Flüssigkeit ändert nichts am Ergebnis. Durchmachen ist mit der Vielzahl meinen Buckel belastenden Jährchen keine wirkliche Alternative. Also bleibe ich in Bewegung: nach links drehen, nach rechts drehen, stabile Rückenlage … Noch sind die altersgemäßen Lasten gut tragbar, doch die Einschläge der schweren Artillerie sind bereits zu vernehmen. Das kann ja heiter werden.
Perspektiven
08.12.16 21:59 201692016
Am späten Nachmittag fahren wir mit Mutti auf den Weihnachtsmarkt! Vor vier Wochen hätte ich das für völlig unmöglich gehalten. Wir verpacken die alte Dame in wärmende Kleidung und hüllen sie im Rollstuhl in zwei Decken. Und los geht’s. Meine Ahnfrau ist hoch begeistert von der Lichtdeko und dem Angebot. Wir rollen sie unters Glasdach und vor die City-Galerie. Ich bin völlig baff über diese persönliche Entwicklung meiner Mum. Es muss im Alter eben nicht zwangsläufig abwärts gehen, aufwärts ist ebenso möglich! Ob das lange anhält ist völlig egal - das Heute ist wichtig. Extrem wichtig. Wir können Ausflüge machen, kommunizieren, entscheiden und planen. Möge es gelingen, das mit Leben zu erfüllen und neue Möglichkeiten zu nutzen. Danke, Herr!
Unfallassistenten
07.12.16 20:08 201682016
Im nächsten Jahr läuft unser Leasingvertrag aus. Nun ist irgendwann eine Entscheidung gefragt. Wir schauen uns um, das Angebot ist riesig. Diesmal ist sogar Seat mit seinem Ateca dabei, Skoda mit seinem Kodiaq, VW mit dem Tiguan und Audi mit seinen Q’s. Heute machen wir eine Probefahrt. Das Teil fährt sich gut, ist aber so hochtechnisiert, dass ich nicht einmal das Radio „auskriege“. Früher gab es einen Drehschalter, dann eine Taste und heute irgendwo ein Multifunktidideldum, das das regelt. Wenn man es findet. Und es bedienen kann. Ich blicke auf eine Vielzahl von Schaltern, Anzeigen und sonstigen Bedienelementen herab - wo war doch gleich die Fahrbahn? - ach ja, hier, gut zu wissen. Es wird Zeit für das selbstfahrende Auto. Alternativ haben wir alle bald selbst zerfahrene Autos wg. Kombinationsfehlern beim Drehen am Kombinationsinstrument. Es fehlt der Assistent zur Führung durch das Wirrwarr der Assistenten. Ich freue ich auf das neue Auto. Egal welches. Es wird spannend.
Sehstörungen
06.12.16 22:00 2016102016
Der Wolfsburger Weihnachtsmarkt macht sich. Nun ja, mit Goslar, Celle oder gar Leipzig ist er keinesfalls zu vergleichen aber inzwischen gewinnt er an Profil. Die beiden Hauptaktionsflächen sind einwandfrei bestückt. Es macht Spaß dort entlangzulaufen. Die Extremität nach Norden ist zur Ostseite schon recht ansehnlich, im Westen dagegen kümmerlicher. Beim Stand der katholischen Kirche - und das wertet die Laufstrecke sehr auf - erhält man einen einwandfreien wohlschmeckenden und nicht zu süßen Glühwein. Ich habe ihn sehr genossen. Die Pferdewurst dagegen, ein paar Stände weiter, ist inzwischen unverschämt teuer, dafür aber recht klein. Der Wurmfortsatz nach Süden wirkt eher einsam, dafür verbirgt sich hier ein guter Standort für Weihnachtsfeiern im Zelt. Überrascht hat mich insgesamt der ausgesprochen gute Besuch, die positive Akzeptanz durch die Wolfsburger. Obwohl die echte Thüringer Bratwurst ein wenig fett daherkommt, trübt sie nicht die anheimelnde Atmosphäre dieses Marktes. Die zwei Krippen liegen übrigens beide etwas im Dunkeln und in Randlage. Das passt wunderbar zum konsumorientierten Ziel der Veranstaltung und der Geschäftswelt in dieser Zeit. Okay, Christus ist geboren aber was schenke ich meinem Onkel? Der Blick auf die Zeit verdunkelt die Erkenntnis der Ewigkeit. Und Schach! Auch matt?
Hotlines, Laulines, Coldpoints
05.12.16 20:40 201682016
Wenn ich bei einer Hotline anrufe und die Kompetenz des Personals dort zutiefst erschütternd niedrig ist, bin ich immer arg gefrustet. So wie heute. Die äußerst nette Dame bei der Wobcom ist bemüht. Aber eigentlich hätte ich auch an ihrer Stelle am Telefon sitzen können, denn ich bin durchaus in der Lage Bedienungsanleitungen zu lesen. Der Ratschlag ist simpel und völlig unzureichend. Ich werde also eine Notlösung etablieren und eine weitere Anfrage per E-Mail starten, sobald ich wieder Zutrauen fasse. Möglicherweise erreicht meine Mail einen Techniker. Wäre schön aber unwahrscheinlich. Meinen bisherigen Erfahrungen zufolge sind Hotlines sehr gut bei vergessenen Passworten, für „innovative“ Ratschläge wie zu prüfen, ob der Stecker in der Steckdose steckt oder den Tip den Rechner neu zu starten. Darüber hinaus wird es schwierig. Wirklich fachkundige Ratgeber sind dagegen sehr seltene Perlen. Man sollte sie zuvorkommend behandeln. Und gut zuhören.
Sonntagsfreuden
04.12.16 23:43 2016112016
In der Studierstube geht es um Schutzgelderpressung, Geiz, richtige Worte zur rechten Zeit, Vielehenprobleme, verhinderte Mordpläne, Wege zur Vergebung und mancherlei Drumherum. Es ist spannend. Im Gottesdienst geht es um ein Adventslied in einer tiefsinnigen weitgespannten Betrachtung. Auf unserer Terrasse boykottieren die Vögel - bis auf ein Rotkehlchen - unser Futterangebot und im Fernsehen klaue ich Klara Blum samt Kumpelschaft den Ton. Manchen Drehbuchschreiberlingen gelingt tatsächlich die Rückführung des Zuschauers zum Stummfilm. So kann man zu vorhandenen Bildern eigene Handlungsstränge und Dialoge phantasievoll selbst entwickeln. Das fördert sowohl Denkfähigkeit als auch Zufriedenheit. Insofern war es ein guter Tatort. Prima.
Cosyrührung
03.12.16 22:00 2016102016
Im Jahreslauf ist heute wieder Beginn der Flattermannfütterung angesagt. Das Wetter passt dazu und bald hängt der „Futtertrog“. Fehlen noch die gefiederten Aushäusigen. Die lassen sich Zeit. Späte Futterquellen werden eben erst spät angenommen. Das senkt immerhin den Futtermittelbedarf. Man sieht keine Vögel, freut sich aber der Einsparung? Das hätten wir leichter haben können, einfach kein Futter kaufen = maximale Sparquote. Doch irgendwann werden sie schon auflaufen. Meine Erkältung zieht sich nur äußerst langsam und unter Protest zurück. So ist das im Alter, Alter. Lese ich eben noch einen Cosy-Roman. Rührung pur.
Wühlarbeit im Unterbewusstsein
02.12.16 22:00 2016102016
Ich pütschere so ein wenig rum, wie es sich für einen „Ein-Viertel-Kranken“ im Pensionärsmodus geziemt. Ein wenig Internet, ein wenig Vergleichsberechnungen, ein wenig viel lesen und ein wenig Bettruhe. Dabei sinne ich über Wanderprediger nach, die ihren Laufdrang auch während ihrer Predigten nicht zähmen können und über amerikanische Moden, die sich bei uns frech einnisten. Ich erforsche mein Unterbewusstsein weshalb mir diese bewegungsaktiven Ansprachen so missfallen. Eigentlich gibt es dafür keine offensichtlich logischen Gründe. Liegt es wirklich nur an meiner Aversion gegen das bereitwillige Kopieren erfolgreicher Verhaltensmuster auf der anderen Teichseite? Vielleicht, doch das erklärt meine Antipathie nur sehr oberflächlich. Auf einmal weiß ich was es ist. Na logisch! Es erinnert mich an Butter- und Verkaufsfahrten. An die Verkäufer, die uns wortgewaltig kostengünstige Rheumadecken, 72-teiliges versilbertes Blechbesteck oder hochwirksame Hämorridensalbe andrehen wollen. Das ist es! Mein Unterbewusstsein verkoppelt da zwei völlig gegensätzliche Intentionen. Nein, nein, ich unterstelle natürlich keinem unserer Pastoren auch nur ansatzweise derartige Praktiken - niemals! Doch es entstehen in mir gefühlsmäßige, intellektuell kaum steuerbare, Zweifel an der Seriosität ihrer Aussagen, es wächst emotionale Distanz. Da lauert noch viel Arbeit auf mich. Gebetsarbeit, psychologische Reflexionen und Kopfarbeit. Na primstens!
Spottfolgen
01.12.16 22:00 2016102016
Der letzte Monat dieses Jahres ist angebrochen. Mit der Pensionierung bin ich vom Zeit-IC in den Zeit-ICE umgestiegen worden - ein spürbarer Unterschied. Ich fülle das Jahr mit viel mehr Eindrücken, vielfältigeren Abläufen - ob das zur Beschleunigung beiträgt? Im nächsten Jahr fahren wir vier Jahre unseren Yeti und mir ist die Auslieferung im Kopf, als ob sie vor zwei Jahren gewesen wäre. Ich erinnere mich noch an den Vorsatz das Jahr bewusster zu erleben - und? Auch der heutige Tag saust vorbei und wirft mich am Abend erkältet ins Bett. Vorher noch im Baumarkt einkaufen und gleich danach finde ich mich mit Halsschmerzen und zwei ASS 500 inside im Federbett wieder. So kann’s gehen. Noch spotte ich darüber die Mitgliederstunde zu schwänzen und eine Stunde später muss ich tatsächlich zu Hause bleiben. Wunscherfüllung wie nicht gewünscht. Mir steht eine instabile Nachtruhe ins Haus. Wenn’s denn sein muss ...