Mentale Krise

Wir schieben 12 Rollstühle über den Weihnachtsmarkt, jeder Helfer hat eine Seniorin - ein Senior ist auch dabei - vor den Füßen und pflegt die gebeugte Kommunikation. Ja, eine Verbeugung ist nötig sonst versteht man die Seniorin nicht (und umgekehrt). Die Organisation legt offensichtlich Wert auf die kulinarische Verfüllung von Rolli-Insassen und -Schiebern. Da ich recht gesättigt die Tour starte, wird es hart denn schon die eine Solidaritätsbratwurst fordert mich stark heraus. Ansonsten besorge ich gern Camemberts im Teigmantel, schaue der Beschaffung von Schmalzgebäck interessiert zu und freue mich über die Umsätze des Lachsgrillstandes. Wir lauschen einem Kinderchor mit anrührenden Liedern und zwei voll engagierten Chorleitern. Schließlich geht es zurück und ich liefere meine „Oma“ in ihrem Zimmer ab. Die Woche ist hart. Ich bin mental völlig fertig. So schwänze ich - nicht leichten Herzens - am Abend einen Geburtstag. Wow, bin ich schlapp. Ich liege tief durchatmend in meinem Ruhesessel, erhöhe langsam meinen Alkoholspiegel und lasse mich durch die Flimmerkiste einduseln. Langsam stellt sich innere Ruhe ein. Nicht ganz ein christliches Konzept und dennoch: Gut so.
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