März 2016
Der Kelch schlägt zurück
31.03.16 22:00 2016102016
Es mag ja sein, dass gestern irgend so ein Kelch an uns vorbeigeschwebt ist. Aber es war wohl eher eine ballistische Flugbahn, die nach Erreichen des Scheitelpunktes sich uns wieder zuwendet. Ich kann gut scherzen, aber für meine Mum ist es leider ernst. Ihre Vertretungsärztin - völlig problemlos zu finden, so wird man auch mal positiv überrascht - untersuchte sie gründlich und - die negative Überraschung folgt jetzt - wies sie ins Klinikum ein. Nach schlappen fünf Stunden Wartezeit wird sie, schnelle Truppe die Wolfsburger Klinikasten, in eine Station überführt. Man lässt eine ärztlich attestierte krankenhausreife 91-jährige Seniorin über vier Stunden sitzen bevor man sich zu einer Untersuchung bequemt. Das ist nicht zu entschuldigen. Seit Jahrzehnten schiebt das Klinikum dieses Problem vor sich her, lässt sich von Krankenkassen abwimmeln, akzeptiert Kürzungen ohne ordentlich öffentlichkeitswirksam auf den Putz zu hauen. Diagnose: Angstpsychose. Vor wem eigentlich? Gesundheitsreform live. Die Kosten explodieren. An Kranken wird gespart und den Pharmakonzernen werden allerhöchstens ein paar Schokokrümel vom Sahnehäubchen gestrichen. Wenn überhaupt.
Comments
Aufgepasst
30.03.16 22:00 2016102016
Altvorderenalarm! Ich lasse es dennoch relativ ruhig angehen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Mutter, starten dort die notwendigen Versorgungsmaßnahmen und entfernen uns wieder. Am frühen Nachmittag sieht es schon besser aus und am Abend zeigt der Daumen wieder nach oben. Da scheint ja der Kelch an ihr und uns vorbeigegangen zu sein. Immerhin ist zurzeit ihre Ärztin natürlich im Osterurlaub und eine Vertretung nicht leicht zu finden, jedenfalls nach den Erfahrungen früherer Jahre. Ein hohes Alter bringt so manches mit sich. Für sich selbst und andere. Dennoch wächst in mir die Überzeugung, dass die psychische Belastung bei den erkrankten Alten extrem hoch ist und die eigentlich gelernten „Bewältigungsstrategien“ mit den Jahren ihre Wirkungen einbüßen.
Welch eine Gemeinde!
29.03.16 21:51 201692016
Zuerst übernimmt man netterweise die Moderation. Dann will man sich an die Arbeit machen und in der Aufgabentabelle fehlen wichtige Namen. Und schließlich sucht der Gastpastor noch schnell zwei Mitspieler für ein Anspiel. Früher hat das alles der Pastor geregelt. Jetzt herrscht die Vakanz. Da könnte man fast sauer werden. Doch nicht bei uns. Mädels und Jungs, ihr seid klasse! Ein nur leicht geäußerter Unwillen schreckt zwei supernette Mitglieder auf und - schwups - ist die Tabelle okay. Ganz abgesehen davon habe ich gleich nach dem Murren bereits einen korrekten Ausdruck gefunden. Das Musikteam liefert in Windeseile alle Lieder. In kürzester Zeit finde ich Mitspieler für das Anspiel. Und schon steht der Gottesdienstablauf fest. Wow ging das schnell. Mit so einer Gemeinde kann man Pferde stehlen, äh, ach nee, das wäre ja die dunkle Seite. Also, ähem, für so eine Gemeinde kann man ins Jubeln kommen. Amen.
Vielgestalt kontra Uniformität
28.03.16 20:11 201682016
Wir hören eine Predigt aus dem Internet. Ich bin wieder einmal leicht genervt. Alle Christen müssen Missionare sein, müssen Gottes Wort weitersagen, so der Pastor. Eine typische genauso pietistische wie (meiner Meinung nach) falsche Aussage. Als wenn Gott alle Menschen gleich, mit den gleichen Begabungen einheitlich geprägt hätte. Da schließen, finde ich, missionarisch begabte Prediger auf ihre Zuhörer nach dem Motto „was ich kann, müssen alle anderen auch können“. Und das ist falsch. Gott ist ein Gott der Vielfalt. Würden sie ihren Vater besser kennen, würden sie wissen, dass er die Vielgestalt von Herzen liebt und die Uniformität „hasst“. Es gibt wunderbare Diakone, die aus ihrer Liebe zu Jesus heraus, wahre Wunder der Barmherzigkeit vollbringen aber keine fesselnde Predigt zustande bekommen. Sie predigen Gottes Liebe durch ihre Werke. Andere sind totale Gemeinschaftsmenschen. Wo sie sind wächst Zusammenhalt, werden Differenzen überwunden, kommen unterschiedlichste Menschen in einer Gruppe zusammen. Sie können Fremde wunderbar integrieren aber völlig Außenstehende anzusprechen fällt ihnen total schwer. Ihre Predigt ist die funktionierende Gemeinschaft. Andere können mit jedem ins Gespräch kommen. Sie gewinnen Menschen durch ihre totale Offenheit für alles Mögliche - aber auf der Basis eines festen Glaubens. Perfekte Missionare aber eher Randsiedler in gemeinschaftlichen Betulichkeiten. Ja, wir Christen sind alle Zeugen Jesu, das ist wahr, aber auf allen möglichen Gebieten, mit allen möglichen Charakteren und allen unseren Begrenztheiten. Unsere Unfähgkeiten müssten uns eigentlich völlig blockieren. Und doch baut Gott mit uns seine Gemeinde. Ich liebe dieses Wunder der Vielfalt tausendmal mehr als die Langeweile der Uniformität. Welch ein Gott!
Brrrr. Schüttel.
27.03.16 22:00 2016102016
Ein Cognac in XO-Qualität lagert schon eine ganze Zeit in meinem Schrank. Jetzt habe ich ihn geöffnet und voller Erwartung zunächst am Glas geschnüffelt. Die Erwartungen sind hoch - das Ergebnis grausam. Habe ich mich etwa verrochen? Nein, das Ergebnis des Geruchstests ist klar - es ist Fusel mit XO-Etikett. Mist. Der Geschmack entspricht dem Geruch. Geld zum Fenster hinausgeschaufelt. Da vergeht die ganze Freude am Allohol. Ein neuer Coup der Anti-Alkohol-Lobby? Auf jeden Fall ist das Getränk grausam, eine Amazon-Falle, ein Hochpreisbrauner als Sonderangebot getarnt. Den Namen muss ich mir dringend merken und nie, niemals, never wieder bestellen. Brrrrr. Schüttel, schüttel, schüttel.
Stiller Samstag
26.03.16 23:58 2016112016
Die zwei Seiten einer Medaille: Computer sind ein Segen für die Menschheit und die Dateien sind die dunkle Seite der Macht. Unsere Leute sind ganz modern und halten eines dieser dunklen Elemente in einer Cloud bereit. Scheint eine Nebelwolke zu sein. Ich finde nur unvollständige Daten, bin frustriert und beschwere mich. Einem unserer Großkopferten erschließt sich dagegen alles in bewundernswerter Vollständigkeit. Ich auf dem Nebelpfad, er auf dem Sonnenweg. Ich bin gespannt auf die Rechercheresultate. Sollte ich auf falschen Pfaden wandeln? Oder habe ich zu wenig Rechte? Oder bin ich nur blind? In jedem Fall ist es eine kleine nebensächliche Beschäftigung für den Karsamstag. Den stillen Samstag. Beamtenmikado.
Wir haben es getan!
25.03.16 22:00 2016102016
Der Karfreitag beginnt mit einem eindrucksvollen Gottesdienst per Internet aus Bremen. Pastor Latzel predigt über die zwei Verse mit den Soldaten, die die Kleidung von Jesus unter sich aufteilen. Starke Predigt. Die Mittagspause entfällt und wir zuckeln ins Verbandszentrum nach Ohof. Dort gibt es keinen Kaffee! Sparmaßnahmen? Das macht es für einen mittagsruhegewohnten Privatier sehr schwer. Äußerst schwer! Zunehmende Gewichtigkeit der Glieder, herumschwirrende Gedanken und Gähnreflexe hemmen die Konzentration. Das nächste Mal bringe ich mir sicherheitshalber eine Thermoskanne voll milchgetrübter schwarzer Brühe mit. Gegen fünf sind wir zu Hause und ich ziehe mir erst einmal genussvoll eine Tasse Muntermacher rein. Toll! Am Abend tue ich es dann! Ich bin Wiederholungstäter. Hier sitze ich und könnte auch anders. Aber ich will es nicht. Also tue ich es. Ich buche eine Reise. Im Juli geht es für vier Nächte nach Wien. So komplettiert sich unser Jahresreisekalender in harmonischer Weise. Klasse!
Unter Räubern
24.03.16 22:00 2016102016
Ein vernetzter Mensch hat es nicht leicht, wenn er ins Ausland reisen will. Vor allem die Länder außerhalb Europas machen Querelen, bzw. die dortigen Telefongesellschaften. Oder etwa unsere? Egal, die Nöte sind virulent. Die Roaming-Tarife können einen armen Privatier in die Pleite treiben. Die Alternative wäre absolute Netzlosigkeit außerhalb hotelischer Internetoasen, die auch nicht immer eintrittsfrei sind. Was tun? Ich könnte mir vor Ort eine Simkarte eines dortigen Providers besorgen, doch dabei ist mir zu ungewiss ob ich dafür lang genug unseren Gruppenzwängen entweichen kann. Da bestelle ich mir lieber von zu Hause eine Karte. Entweder funktioniert sie vor Ort und alles ist gut. Oder eben nicht und dann habe ich nur eine fest umrissene Summe in den Sand gesetzt. Das Risiko ist überschaubar, überschaubarer als das Roaming-Zocker-Risiko. Ich bin gespannt ob das so oder wie auch immer funktioniert. Leider reicht meine Investitionsfreude nur für eine Karte. Die anderen Geräte bleiben offline, es sei denn ein Hotel erbarmt sich ihrer. Die Bibel berichtet von einem Mann, der unter die Räuber fiel und letztlich half ihm nur der sprichwörtlich gewordene „barmherzige Samariter“. Im außereuropäischen Ausland fallen räuberische Mobilfunkgesellschaften über einen her und ein paar von ihnen lassen sich ihre Rolle als Retter ordentlich entgelten. Diese, allerdings sinnentleerte, neue Geschichte würde heute wohl eher heißen „Der räuberische Telekommunikator“ oder so ähnlich. Damit muss man leben. Man könnte ja zu Hause bleiben. Eben.
Plätschern
23.03.16 23:57 2016112016
Alles geht seinen Gang. Schritt für Schritt. Plitschplatsch, plitschplatsch. Updates vom Apfel mit Biss, herunterladen, installieren, warten und feststellen, dass alles ist wie vorher. Bessere innere Werte halt. Oder auch nicht? Wer weiß das schon?! Dann kommt auch noch ein wenig Holz für unsere Hütte. Auch ganz nett. Ich vertiefe mich in Urlaubsvorbereitungen, stelle fest, dass Plätze nicht zu reservieren sind, ärgere mich angemessen darüber und genieße zur Nacht einen umdrehungsfreien Sekt. Alles ist gut.
Homo homini lupus
22.03.16 21:56 201692016
Und wieder Anschläge und wieder islamische Attentäter und wieder die Versicherung der Islam sei im Grunde genommen friedlich. Ich bin immer noch sehr überzeugt, dass die allermeisten Moslems unter uns friedliche und zumeist nette Menschen sind. Ich lerne sie so oft genug kennen. Es irritiert mich daher sehr, dass gesuchte Mörder unter einer Vielzahl von Menschen dieser Glaubensrichtung in Brüssel monatelang leben können, ohne dass einer von ihnen einen Finger für ihre Bestrafung regt. Das Bild der Attentäter war ja oft genug in den Medien zu sehen. Heute werden mehrfach „Stimmen“ zitiert, die gesagt haben sollen, deren Boss sei sogar offen über die Straßen spaziert. Und keiner der Bewohner informiert die Polizei? Komisch. Sehr komisch. Tritt da ein unguter Zusammenhalt zutage, der zutiefst beunruhigt? Okay, wenn einzelne Leute Stress mit der Polizei haben und sie dann von ihren Kumpels „beschützt“ werden, wäre das übel, aber verständlich. So etwas soll es ja sogar bei Polizisten untereinander geben. Eine Krähe … und so. Wenn sich dieser „Schutz“ aber auch auf Massenmörder ausweitet, spiegelt das nicht nur Sympathie mit den Tätern, sondern auch mit deren Taten wider. Mithin scheint der Islam, wenigstens in Molenbeek, so friedlich nicht zu sein. Da geht heute bei mir eine Menge Vertrauensporzellan zu Bruch. Schade. Ich weine für die Opfer und bin traurig über die Verführung der Täter samt ihrer Sympathisanten. Homo homini lupus.
Stadtbildviren
21.03.16 21:58 201692016
Neheim - ein Ortsteil unserer Regierungsstadt, geziert durch eine große breite Fußgängerzone, fast wie in Wolfsburg. Alles ist hier ein wenig schlichter, die Ketten sind größtenteils anwesend und stellen ihre überall gleichen Angebote zur Auswahl. Ein Marktplatz mit einer großen, schlichten und doch interessanten Kirche, umrahmt von einem Laubengang, der aus den zwanziger Jahren stammen könnte - ein Fremdkörper zum Augenwischen. Irgendwie sieht er wie hineingemogelt aus - immerhin wird er im Sommer grandiosen Schatten spenden und bei Windstille wunderbar vor Regen schützen. Es ist immer wieder überraschend wie sich fremdartige Stilelemente in eine Stadtarchitektur einschleichen können. Mir stellt sich dann immer die Frage, wie es dazu kam, ob es Diskussionen darüber gab und wie mögliche Abstimmungsprozesse damals gelaufen sind. Vielleicht wurde die Stadt völlig ausgebombt und nur die Arkaden blieben stehen als aussagekräftige Mahnung der Historie. Kann ja sein. Der Phantasie bleibt viel Raum, erst das Internet könnte mich wieder zur Realität zurücktransferieren. Doch spinnen ist spannend.
Fete
20.03.16 22:00 2016102016
So ein Geburtstag nach sechs Jahrzehnten Erdenaufenthalt ist nicht so einfach zu bewältigen. Wir sind zwar nur Mit- und nicht Hauptakteure, aber bekommen die volle Nahrungsladung ab. Genussvoll nehme ich die Gelegenheit zu einem Mittagsschläfchen mit dankbarem Herzen wahr und kann so gestärkt dem Nachmittag und Abend entgegenblicken. Es ist erquickend mit so netten Menschen zusammen zu sein. Außerdem lerne ich, dass unser Feierkaff in Wirklichkeit eine bemerkenswerte Vergangenheit vorzuweisen hat und immer noch Sitz eines Regierungspräsidenten ist. So wallen die Erfolge der Vergangenheit massiv in die Gegenwart hinein, hoffend auf eine adäquate Zukunft. Wir beschließen den Tag beim angesagten örtlichen Italiener - ich mit der besten Minestrone meines Lebens. Lecker.
Auf Achse
19.03.16 18:32 201662016
Ich mag mich ja für findig halten - das Navi ist listenreicher. Erst will es mich verführen am ersten Autobahnkreuz abzufahren, geradeaus auf der eigentlichen Abbiegespur entlangzusausen und am Ende derselben wieder auf die gleiche Autobahn aufzufahren. Die Kartendarstellung verrät jedoch dieses hinterhältige Unterfangen. Nicht mit mir! Doch keinesfalls will es meine Planungen akzeptieren und lockt mich auf eine etwas andere Wegführung. So ein eigensinniges Kerlchen. Immerhin kommen wir gut durch und pünktlich am Ziel an. Doch so richtig vertrauensvoll arbeite ich mit dem Routenauswürfler nicht mehr zusammen. Wir leben uns zunehmend auseinander. Doch eine Scheidung ist teuer, gute Navis gibt es nicht umsonst. Noch zögere ich. Aber wie lange noch? Wer weiß?
Die Richtung stimmt
18.03.16 22:00 2016102016
Das Holz ist da! Welch eine wunderbare Nachricht. Am Mittwoch wird es ausgeliefert und wir können auf einen neuen Terrassenbelag zugehen. Es bleibt spannend wie wir die Unterkonstruktion gestalten. Die alte zeigt ein großes Beharrungsvermögen - die Schrauben scheinen unlösbar fest zu sitzen. Sparsamkeit zahlt sich selten aus — ich hätte überall Edelstahlschrauben einsetzen sollen. Aber jetzt ist es zu spät. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, denn irgendwie wird es, muss es, gehen. Ohne jeden Zweifel! Ich habe Plan B und Plan C in Bereitschaft, einer von denen muss einfach funktionieren. Die Dinge werden sich gut entwickeln, zur Not müssen wir es hinferkeln - aber bis dahin ist es ein langer lösungsreicher Weg. Gegen Abend plane ich eine Route per Google und ärgere mich mächtig, dass kein anderes Navi diese geniale Routenanpassung anbietet. Es sind eigenwillige kleine Dinger diese Richtungsdiktatoren. Aber ich zwinge euch in meine Bahnen. Ob ihr wollt oder nicht. Basta.
Blaublutfutter
17.03.16 22:00 2016102016
Ich tauche in die Welt des alten englischen Adels ein. So ein Krimi eröffnet interessante Blickwinkel auf die britische Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. In die Bastion des privilegierten Standes brechen „Emporkömmlinge“ ein, machen sich Aufsteiger mit ‚unmöglichen‘ Umgangsformen breit, wiewohl das gezierte Gehabe der im Niedergang befindlichen Titelträger ein paar Jahrzehnte später unvermeidbar Schmunzelattacken ins Angesicht zaubert. Diener, Hausmädchen, Butler, Köchin und dergleichen sind unentbehrlich und werden vom verarmten Blaublut schmerzlichst vermisst. Letztere haben meist nichts gelernt und müssen nun dennoch - o Graus - arbeiten, die Bedauernswerten. Zwischen den Weltkriegen bleibt dem Dünkel noch ein wenig Zeit zum Ausklingen - danach fristet er bekanntlich nur noch ein gut gepolstertes und dennoch recht isoliertes Dasein für die Yellow-Press und Boulevardmedien im extrem gut ausgestatteten Adelszoos. Bitte nur mit Kaviar füttern!
Lenz in Sicht
16.03.16 22:00 2016102016
Noch ist nichts vom Frühling zu sehen, doch meine Augen nehmen ihn trotzdem sehr intensiv wahr. Sie jucken. Wie verrückt. Der wahre Lenzverkünder ist allemal der Heuschnupfen. Als erstes regen sich die lieben Äugelein, dann folgt das Niesen und schließlich fällt das Atmen schwer. Same procedure as every year. Anfangs hilft das Antiallergikum, im Laufe des ersten Halbjahrs lässt seine Wirkung nach und nach nach bis es schließlich eher psychische als physische Wirkungen entfaltet. Doch ich will gar nicht klagen - die frohe Botschaft ist: Der Frühling naht mit Riesenschritten. Die Pflanzen wissen es schon. Bald werden auch wir es sehen! Weg mit der Kälte (auch wärmere Kälte bleibt Kälte), her mit der molligen, kleidungsbefreienden, stimmungsaufhellenden Wärme. "Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte, süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen!" Good old Mörike!
Flower-Trauer
15.03.16 18:34 201662016
Unsere Gräser haben auf der Terrasse überwintert. Die stolzen Wedelträger sind morsch geworden. Sie machen keinen wirklich guten Eindruck als wir ihren Frostschutzponcho entfernen. Bald schlägt die Gartenschere zu und sie werden brutal eingekürzt. Und dann? Wer weiß ob sie sich wieder zu stolzen Repräsentanten ihrer Art aufrappeln können oder nicht? Schlagen sie aus oder gehen sie ein? Die Spannung steigt. Ich bin da leidenschaftslos. Entweder spielen sie mit oder sie müssen weichen. Grausames Leben pur.
Durchsetzungskraft erwürgt Vielfalt
14.03.16 22:00 2016102016
Der Sturm im Blätterwald tobt - die blöden Wähler haben nicht so gestimmt, wie unsere politischen Eliten (bzw. die sich dafür halten) es wünschen. Das ist aber traurig 😰. Jemand ist in euren Versorgungsclub eingebrochen. Haltet den Dieb! Zugegeben, ich glaube nicht, dass es dadurch besser wird, dass sich die Parlamentssäle bei Debatten und Abstimmungen füllen, dass der elende Fraktionszwang nur noch in grundsätzlichen Fragen besteht, dass die Medien notwendige Meinungsbildung bei Parteien nicht gleich wieder zum Streit deklarieren … Nein, ich bin überzeugt all das wird sich nicht ändern. Schade. Ich werde wohl nie verstehen, weshalb die Medien so viel Wert darauf legen, dass eine Führungspersönlichkeit einer Partei hart durchgreift, wenn andere Persönlichkeiten ihrer Gruppierung andere Ansichten vertreten. Ich werde nie begreifen, weshalb Meinungsdiktatur der Parteileitung als Idealbild der Demokratie gilt und Andersdenkende als ‚Abweichler‘ oder ‚Rebellen‘ gebrandmarkt werden - diesen Eindruck vermittelt die Berichterstattung durchweg. Für mich bedeutet Demokratie, dass die gewählten Vertreter ihre eigene Meinung einbringen und in der Diskussion ein Konsens erreicht wird oder sich irgendwann eine klare Mehrheit bildet. Heute haben wir eine Parteien-Oligarchie, jedenfalls größtenteils. Weshalb, um alles in der Welt, wählen wir Hunderte von Volksvertretern, wenn diese gleich mit dem Einzug in das Parlament einen Maulkorb verpasst bekommen und - wenn überhaupt - nur das verlautbaren dürfen, was der Parteilinie entspricht? Was soll daran ideal sein? Sorry, aber für mich sind Parteien eher kontraproduktiv, weil sich die beste Lösung nicht selten in der Kombination mehrerer Ideologien versteckt. Aber wer will schon den idealen Weg gehen, wenn die Parteimeinung ausnahmslos als oberste Weisheit zu gelten hat? Doch genug geklagt - klar vor Augen steht, dass sich alle anderen Wege, die wir Deutschen schon versucht haben, allesamt als erheblich mieser erwiesen haben als die heutige Vorgehensweise. Stehen wir Menschen uns da selbst im Weg? Scheint so.
Perspektiven
13.03.16 20:01 201682016
Meine Gemeinde enttäuscht mich nicht, im Gegenteil sie überrascht mich immer wieder positiv. Das Abendmahl ist selbstverständlich vorbereitet. Danke Erika! Beim Austeilen stoße ich die Weinkaraffe um. Entzugserscheinungen in der Fastenzeit 😉? Roter Wein auf weißem Tuch sieht durchaus dekorativ aus 😉. Jetzt könnte ich mich sehr darüber ärgern, weigere mich aber das zu tun. Vielmehr bin ich dankbar, dass ich schnell und relativ cool reagieren konnte. Danke, HERR. Es folgt ein ruhiger Tag und ein politischer Abend. Die AfD zieht in drei Landtage ein. Ich bin gespannt, ob dort Chaoten wüten werden oder ob versucht wird vernünftige Politik zu praktizieren. Letzteres würde mich aus Sicht der Demokratie freuen, obwohl die Ziele der AfD unter Petry weit überwiegend nicht meine sind. Ein paar andersdenkende Demokraten könnten Parlamenten frische Impulse geben - rechtsradikale Chaoten würden dagegen üblen Schaden anrichten. Beweist sich die vielfältige AfD-Kritik als Tatsache oder entlarvt sie sich als Propaganda? Wir werden sehen. Politik könnte endlich wieder spannend werden. Zeit wär’s. Ach ja, Gratulation Winfried Kretschmann!
Vorbereitungen
12.03.16 23:59 2016112016
Die Dielen draußen reduzieren sich planmäßig. Die Einleitung drinnen vervollständigt sich ebenso planvoll. Kurz und gut - es geht voran, so soll es sein. Ob morgen das Abendmahl vorbereitet ist? Das bleibt spannend. Hättte ich das Team (wer gehört eigentlich dazu - hätte ich es wissen müssen) vorher verständigen sollen? Wen, und wo? Na, dann lasse ich mich mal überraschen. Zur Not müssen wir improvisieren - das wäre mal etwas anderes. Doch ich möchte neben diesen Kleinigkeiten endlich unsere Israelreise für mich vorbereiten. Das will ich einfach, obwohl es nicht nötig wäre. Just for fun.
Beruhigend
11.03.16 22:00 2016102016
Endlich, endlich ist das Terrassenholz bestellt. Wurde ja auch langsam Zeit. Das Sägewerk im Nachbarort hat gute Preise, hat unseren Auftrag freundlichst entgegengenommen, uns vorher noch viel freundlicher beraten und unheimlich fix agiert. Das stimmt zuversichtlich und lässt auf ein erfreuliches Design unserer - gerne bald - neugestalteten Dependance hoffen. Der Anblick ist derzeit auch nur schwer erträglich, Handwerker können schon viel Unheil anrichten, wenn sie mehr Ferkler als Werkler sind. Aber jetzt leuchtet ja ein Silberstreif am Horizont. Im Fernsehen verfolge ich gern die Folgen von „CSI: Cyber“, eine Mischung aus Schulfunk für Computeranwender, Krimi- und Actionserie. Solange die Schulfunkelemente eine Nebenrolle spielen, ist sie ganz nett anzuschauen. Gut geeignet zur Gehirnschonung. Nett anzusehen ohne umfassende Funktionen abzurufen. Halt amerikanische TV-Berieselung. Beruhigend. Ruhestellend.
Trockenheit
10.03.16 22:00 2016102016
Ein Rotwein-Hauskreis ohne Rotwein ist eine trockene Angelegenheit - im wahrsten Sinne des Wortes. Einem aufschlussreichen Austausch folgt eine lockere Gesprächsrunde mit dem „R“-Getränk jedoch ohne meinen Zugriff. Das wäre leicht zu verkraften aber stattdessen lange ich bei den Süßwaren, Knabberköstlichkeiten und Ananashappen viel zu kräftig zu. Oh, oh, das wird böse enden. Die Waage lauert schon auf unser nächstes Treffen. Meine Hosen drohen mit Schrumpfen und ich muss mich künftig vorsehen. Keine guten Aussichten.
Rentnerplünderung
09.03.16 19:10 201672016
Wieder einmal finde ich eine Bescheinigung nicht. Habe ich sie erhalten? Habe ich sie verkramt? Wer weiß - ich nicht. Eine E-Mail an meine Pensionsgestellungsbehörde und eine knappe Viertelstunde später trudelt das Dokument als Datei auf meinem elektronischen Helferlein ein. Wow. Kaum bin ich weg, arbeitet das Papiermanagementzentrum effektiv. War meine Generation schuld? Wie dem auch sei, wir sind weg und allen wäre in diesem Fall geholfen. Problem zur allseitigen Zufriedenheit gelöst. Was will man mehr? Meine Steuererklärung bleibt dennoch ein Trauerspiel: arme von Reiselust geplagte Rentner müssen einen Mallorca-Urlaub an das stationäre Finanzamt überweisen. Traurig.
Triptag
08.03.16 22:00 2016102016
Wir fahren nach Heiligendorf und suchen in der Unteren Teichstraße nach einer Familie. Völlig unbekannt. Ein diesbezüglich völlig unwissender Rentner beweist seine Ortskenntnis mit dem Hinweis, dass ich in der Oberen Teichstraße suche, die Untere ist eine Ecke weiter. Aha, das muss einem leseunkundigen Naviknecht ja mal gesagt werden. In der richtigen Straße finden wir die Familie unerstaunlich schnell. Wir laden unsere vierrädrige Mobilitätshilfe bis unter das Dach voll, starten und entscheiden uns spontan zu einer Weiterfahrt bis Kunrau. Dort stellen wir den üblichen Ladezustand unseres fahrbaren Untersatzes wieder her. Nach diesem regionalen Kreisverkehr folgt abends ein Trip nach Taiwan. Diakonie in Taiwan - behinderte Kinder erhalten eine neue lebenslange Perspektive und verurteilten Schwerstkriminellen wird das Evangelium verkündet. Stark.
Perspektiven
07.03.16 21:58 201692016
Wo sind meine Arbeitsschwerpunkte in der Gemeinde? Eine Frage, die mich inzwischen seit Jahren verfolgt. Einiges habe ich probiert, weniges war wegweisend. Aber vielleicht soll ich mich auch bescheiden und mich nicht auf Felder vorwagen, die ich nur unzureichend bestellen kann. Klage ich jetzt über zu viel Freizeit? Nein, ich sollte vielleicht intensiver eine Reise in den fernen Osten planen, um dort einen Freund zu besuchen. Wir wollen ihm bei seiner Arbeit für seine Kirche zusehen. Der Kreis der Mitreisenden ist immerhin schon geschlossen, jetzt ist eher die Frage wie man ihre vielerlei Interessen unter einen Hut bringen kann. Es ist viel zu tun. Anders als ich dachte aber nicht uninteressant. Oder kneife ich etwa meine Augen zusammen und baue mir einen Job, wie ich ihn mag? Mag sein.
Loslassen
06.03.16 22:00 2016102016
Gegen Mittag kommt eine Freundin zu Besuch und bringt ein Präsent der reformierten Gemeinde in Wolfsburg mit. Es ist für mich. Ich bin gerührt. Seit einiger Zeit erstelle ich eine kleine Internetpräsentation für diese Gemeinde. Heute wurde mein „Datenlieferant“ in den „Ruhestand“ geschickt. Seit Urzeiten - irgendwann in den 60er Jahren ging es los - arbeitet er in der Leitung dieser Gemeinde mit. Er war bis vor ganz kurzem für den Gemeindebrief zuständig und der liefert mir vierteljährlich die Internetdaten. Leider konnte ich nicht zum Gottesdienst kommen. Schade. Dort sollte mir wohl auch mein Geschenk überreicht werden. Bei den „Refos“ hat sich einiges geändert: Neue Pastorin, neuer Kirchenrat und das „Urgestein“ tritt beiseite. Ob es auch eine neue Lösung für das Internet gibt? Keine Ahnung, abwarten und sich freuen. Schön, wenn ich weitermachen darf und ebenso schön, wenn ich zum Abschluss kommen darf. Ich kann mit beiden Lösungen gut leben. Letztere würde sogar altersgemäß sein: loslassen statt festklammern. Seniorenlernprozess. Faszinierend.
Sturmfreie Bude
05.03.16 22:00 2016102016
Was hätte man als Jugendlicher nicht alles für eine sturmfreie Bude getan? Die Eltern weg, Freunde können kommen und die Wohnung steht voll zur Verfügung. Für einen altgewordenen Privatier hat das Ganze weit weniger Reiz. Die vertraute, angetraute, Lebenslanggefährtin amüsiert sich außerhalb aber die eigene Partyfreude hält sich in Grenzen, besser gesagt ist verreist. Der aktiv herumwirbelnde Arbeitslust versprühende Counterpart glänzt durch Abwesenheit - ansonsten geht alles andere seinen pensionistischen Gang. Die Aufgabe der Essenszubereitung wird durch die kleinstwogenverbreitende Apparatur extrem simplifiziert und Abstimmungsprozesse entfallen. Doch ansonsten? Business as usual. Wenigstens fast. Fehlen tut sie mir schon, irgendwie einsam geht es doch zu in den vier Wänden. Für einen von uns möglicherweise die Zukunftsperspektive - das stimmt nachdenklich. Manche Begleitgedanken beim Altwerden haben Shakercharakter - sie lassen mich erschaudern. Alleinsein ist übel. Wen wird es treffen? Es gibt so Gedankengänge, die sollte man vermeiden. Ich wähle statt der menschlichen Verunsicherung das Gottvertrauen. Letzteres hat Zukunft. Toll!
Savoir vivre
04.03.16 22:00 2016102016
Beschlossen und verkündet: Bei mir wird es künftig keine To-Do-Listen mehr geben. Das setzt mich zu sehr unter Stress, Zeitdruck und produziert nur Frust, wenn ich es nicht schaffe. Nein, no, never - diese Art von Selbstpressur ist endgültig erledigt. Ade! Tschüß! Vorbei. Stattdessen gestatte ich allerhöchstens TO-Listen. TO-Listen lassen Freiräume, ermuntern die Kreativität und befreien die Psyche von der Domestizierung durchs Pflichtbewusstsein. TO-Listen sind die Lösung für „erfolglose“ Tage, für gescheiterte Versuche oder unerwartet auftretende die Kreativität fördernde Denk-Wellness-Phasen. Mit TO-Listen ist man gerüstet für die vielfältigen Überraschungen eines zu definierenden Zeitraums. TO-Listen - noch nie davon gehört? Ganz einfach: Think-Over-Listen - Aufstellungen, die mich daran erinnern, was ich tun könnte. Ich denke mal drüber nach. Und dann werde ich aktiv. Oder auch nicht. Wer weiß das schon? Erst der folgende Tag definiert das Ziel des vergangenen. Und alles ist gut.
Aktionstag
03.03.16 23:58 2016112016
Wir haben einen Gott, der hilft. Gut zu wissen. Vor der Bibelstunde wurde mir noch einiges klar, anderes klarer und das Treffen war - wie erwartet - sehr klein, aber mit sehr aktiv mitarbeitenden Menschen. Dankbarkeit ist aus guten Gründen angesagt - und ich bin es sehr. So kann ich den Tag gelassen beenden. Momentan verfolge ich interessiert die Episoden von ein paar Serien, meist geballt zwei Folgen vor dem Schlafengehen. Inzwischen frage ich mich, ob die Bilder etwas mit mir machen. Prägen sie mein Denken - ansatzweise? Verändern sie meine Einstellungen - unterbewusst? Beeinflussen sie meine Träume - mit kaleidoskopähnlichen Szenenfolgen? Oder verzögern sie sogar mein Einschlafen - durch imaginäre Fortsetzung der Aktionen? Ich will das im Blick behalten. Big Boss ist nicht nur im Beobachten gut, er ist ein Meister im Infiltrieren. Immer wachsam!
Folgentag
02.03.16 20:47 201682016
Wie schön ist es den Folgen eines möglicherweise ein klein wenig leicht überhöhten Alloholgenusses durch flexibles Handeln entgehen zu können. Kurz gesagt: ich bleibe im Bett, vereine Nacht-, Morgen- und Mittagsschlaf zu einer Regenerationseinheit. Schon ist alles okay. Wie leicht wird alles, wenn man Zeit hat. Flau im Magen ist mir dagegen wegen der Bibelstunde, die ich morgen zu halten habe. Meine Vorbereitung ist arg mau und schlägt mir auf den Magen. Dann sind auch nur drei Teilnehmer avisiert, so dass es eine kleine - und wie ich befürchte - schweigsame Runde werden wird. Nette Aussichten.
Ausnahmetag
01.03.16 22:22 2016102016
Der Verzicht auf Alkohol in der Fastenzeit ist eine Superidee. Interessant sind dabei auch die zwei Ausnahmen, die wir uns in diesem Zeitraum genehmigen. Heute ist so ein Tag, besser Abend. Geburtstag einer lieben Freundin mit vielen Leuten, leckerem Essen und gut durchgegorenem Saft. Doch eins stelle ich ebenso fest, ja es ist nett aber vermisst habe ich diese Droge nicht besonders. Okay, ab und an abends aber da gibt es ja jetzt den umdrehungsfreien Sekt, der tut es auch (und gar nicht so schlecht). Die Erkenntnis habe ich jedes Jahr. Die Konsequenzen, die ich daraus ziehe, sind eher temporärer Art. Dennoch eine Lektion, die ich nicht missen möchte. Und vielleicht, möglicherweise, eventuell, lerne ich irgendwann, irgendwo, irgendwie mal daraus. Kann ja sein. Wer weiß?