November 2015
Doppelaccount
30.11.15 21:06 201592015
Lauer Montag. Jetzt bin ich schon drei Jahre zu Hause und noch immer kann ich es total genießen einen Tag zu vertrödeln. Aktivität, wenn ich will, lesen wenn mir danach ist und ab und an eine Pflichterfüllung, die ansteht, erwartet wird oder der ich mich freiwillig unterworfen habe. So stört es mich kaum, dass ich sehr lange benötige, um eine ÖPNV-Tageskarte für die Region Leipzig/Halle zu buchen. Im Grunde genommen ist das leicht - bis auf zwei ABER. Einmal ist das Programm saublöd. Unterläuft mir ein Schreibfehler bei der Haltestelleneingabe meldet das System, es könne die Zwischenstation nicht finden. Zwischenstation? Ich habe doch nur Einstieg und Ziel eingetippt? Geheimnis der Programmierer! Jedoch - Versuch macht kluch. Okay. Seniorenfalle Nummer zwei: der Zugang. Ich habe seit Jahren einen Account bei der LVB und schon etliche Tickets geordert. Über meinen Tischcomputer darf ich eintreten. Das Entree über meinen Laptop scheitert dagegen grandios, ich sei als Nutzer unbekannt. Ach? Es dauert ein wenig bis zur Erkenntnis, dass es zwei Accounts gibt. Einen allgemeinen und einen Shop-Account. Letzterer kennt mich, ersterer nicht. Noch ein wenig später kenne ich sogar den Grund. Meiner bietet keine Einzeltickets an und akzeptiert Kreditkarten, Paypal und so. Der andere rechnet nur über die Mobilfunkrechnung ab und verkauft virtuell an meine App. Da ich nur alle ein bis zwei Jahre in deren Territorium weile, reicht mir der Shopaccount. Gut zu wissen.
Comments
Flüchtlinge, Balken und viele Farben
29.11.15 22:04 2015102015
Flüchtlingsausstellung in der Stadtmission. Schöne Flüchtlinge schauen mich mit großen dunklen Augen an. Ich komme mir vor als stünde ich vor Werbeflyern karitativer Organisationen oder Missionsgesellschaften. Fehlen nur die vorbereiteten Überweisungsträger. Den Texten widme ich mich nächste Woche. Hoffentlich sind sie nicht so werbemäßig und herzzerreißend. Ich mag es gar nicht manipuliert zu werden, genauer: ich mag es gar nicht zu merken, dass ich manipuliert werden soll. Diese ganze Pro-Flüchtlings-Kampagne von Presse, Funk und Fernsehen - von der Nachrichten- bis zu den Unterhaltungsredaktionen - geht mir tierisch auf den Senkel. Die schaffen es noch meine recht positive Einstellung diesen heimatlosen Menschen gegenüber umzudrehen. Wer ist bloß auf die blödsinnige Idee gekommen Emotionen mit Emotionen zu bekämpfen? Ich will keine Rechtsnationalen - unter welchem Deckmäntelchen auch immer - im Parlament. Und ich befürchte diese durchsichtige Medienstrategie fördert genau das Gegenteil. Das erste Problem ist, dass die sogenannte „intellektuelle Elite“ das gemeine Volk für dumm hält. Das zweite Problem ist, dass sie weitgehend recht haben. Und das dritte Problem ist, dass sie den ähnlich strukturierten Balken im eigenen Auge ausblenden. Vielleicht sollten wir mehr aufeinander hören. Uns aufmerksam zuhören. Und möglicherweise stellen wir fest, dass es zwischen „Schwarz“ und „Weiß“ auch Graustufen und sogar viele, viele Farben gibt. Eine Illusion? Möglicherweise …
Miese Perspektive
28.11.15 22:00 2015102015
Eine gute alte Bekannte wird Anfang Januar in ein Altersheim umziehen. Von einer 120 qm Wohnung mit herrlicher Aussicht in ein 18 qm Zimmer mit Bad und Blick auf einen großen begrünten Hof. Ich muss schwer schlucken. Sie ist hochbetagt, kommt aber allein noch zurecht, doch das neue Zimmer ist nahe ihrer recht weit entfernt siedelnden Tochter. Es ist gerade frei geworden. Eine gute Gelegenheit finden alle ihre Kinder. Sie hat sich überzeugen lassen. Bei mir wäre das freiwillig kaum gelungen, obwohl ich nicht weiß wie willfährig ich im Alter sein werde. Mir wäre das groß genug, sollte ich bettlägerig sein. Im beweglichen Modus dagegen könnte ich, wenn ich mal allein sein sollte, bedenkenlos von unseren 200 qm auf unter 50 qm wechseln - doch zwei Zimmer sollten es schon sein. Und ein Balkon. Falls mich mal Rauchgelüste überwinden sollten. Die Vorstellung der Beschränkung auf Kinderzimmergröße erschreckt mich sehr. Könnte das auch mal meine Zukunft sein? Durchaus. Brrr.
Amazon
27.11.15 22:00 2015102015
Ich staune über mich. Gestern bekomme ich nahezu nichts auf die Reihe und heute buche ich eine Reise, recherchiere Bahnkosten im Vergleich zur PKW-Anreise und montiere im Anschluss vier Lichterketten. Ruckzuck. Meine diesjährige Adventsbeleuchtung ist angebracht, aber noch nicht angeschlossen. Das kommt morgen. Unser Sylter Wall vor dem Haus hat drei Durchgänge, besteht also aus vier Teilen. Und es gibt vier Adventssonntage. Was liegt mithin näher, als jeden Adventssonntag mit einem eigenen Abschnitt zu würdigen und die Wallillumination wachsend anzulegen. Dem folgend wird am Samstag nach Einbruch der Dunkelheit der erste Miniabschnitt leuchten. Samstag? Ja, ich wende hier die jüdische Tageseinteilung an. Der folgende Tag beginnt immer mit Einbruch der Dunkelheit des Vortages. Also beginnt der Sonntag am Abend des Samstags. Klar? (;-). Für eine optimale Leitungsführung benötige ich übrigens Verlängerungskabel zwischen Lichterketten und Trafo. Die könnte ich bei Amazon völlig unproblematisch bestellen. Anfang nächster Woche wären sie da und das reicht für meine Planung völlig aus. Doch ein Fallersleber Buchhändler nervt mich schon lange mit Appellen den örtlichen Handel nicht zu vergessen. Okay, okay, steige ich demzufolge ins Auto und fahre zum nahegelegenen Baumarkt. Verlängerungskabel für Lichterketten? Nö, ham wa nich. Aha. Ich setze mich zwangsläufig, allerdings schon etwas demotivierter, in meinen fahrbaren Untersatz und begebe mich zum nächsten Fachmarkt. Ein äußerst netter Verkäufer klärt mich auf, dass so etwas im Sortiment nicht vorhanden sei. Soso. Frustriert fahre ich nach Hause und bestelle bei Amazon. Der nächste Appell trifft auf dickes Fell. Jawoll!
Flexibilität
26.11.15 22:00 2015102015
Es ist wohltuend eine feste Tagesplanung zu haben. Man weiß, was anliegt, was zu erledigen ist und kann sich geistig-moralisch darauf einstellen. Heute bringe ich die Weihnachtsillumination an. Ganz sicher. Bestimmt. Vorher muss ich nur kurz, ganz kurz, ein paar virtuellen Verpflichtungen nachkommen. Wie nicht anders zu erwarten - ein weitgehend unerforschtes Naturgesetz übrigens - weiten sich die Kleinigkeiten bis zur Mittagspause aus. Letztere dauert lange, es folgt ein seniorengerechtes Kaffeepäuschen und schon beginnt sich das Land ringsum zu verfinstern. Das wird ja immer früher dunkel! So koste ich wieder einmal die Seniorenfreiheit aus und verschiebe meinen Plan um einen Tag. Kein Chef zum Motzen da, keine drängelnden Kollegen - Freiheit pur. Toll. Im abendlichen Hauskreis, besser im sich anschließenden Rotweinteil, noch exakter im Zugabe-Abschnitt des Rotweinteils, ergibt sich eine vielversprechende Reise nach Halle und Leipzig. Das Ausharren hat sich gelohnt. Morgen wird gebucht.
Seniorenevents
25.11.15 22:00 2015102015
Mein vielerwähnter, drohend vor der Tür stehender Vortrag über den Pastor Wilhelm Busch ist gelaufen. Einfach so. Und er hat Spaß gemacht. Die Arbeit hat sich gelohnt. Gott sei Dank!!! Doch ich muss konstatieren: ein Senior im gängigen Sinne bin ich wohl nicht. So bei Kaffee und Kuchen - ersatzweise Lachs- und Wurstbrot - zusammenzusitzen und zu plaudern, ein gemeinsames Spielchen - das ist nicht meine Welt. Ich mag die Menschen, die sich hier treffen, ich mag sie sogar sehr, aber ihr gemeinsamer Nachmittag würde meinen Alltag nicht bereichern. Andererseits wie könnte man es „rolfgemäß“ gestalten? Hmm, ich muss passen. Keine Ahnung, keine Ideen. So bleibt mir nur mich zu freuen, dass so viele Senioren so viel Freude an ihrem Treffen haben. Es sei ihnen von ganzem Herzen gegönnt! Rolf will draußen bleiben. Der Arme?
Glückliche Realitätsferne
24.11.15 23:17 2015112015
Manchmal flüchte ich mich in eine Traumwelt. Besser gesagt in eine von vier oder fünf Traumwelten. Ein Eiland mitten im Pazifik. Fern ab von allen anderen Inseln. Palmen, blaues Meer, Strand und ein Luxusbungalow mit Klimaanlage, ruhig etwas höher gelegen, schnellem Internet, unsichtbar vom Meer aus, aber mit Meerblick (mir egal wie das gehen soll, aber es wäre toll). Pool muss nicht sein, wenn die Außentemperatur stimmt, wäre fließend kaltes Wasser völlig okay. Keine Verpflichtungen, Muße ohne Ende. Aufstehen, am Strand liegen, alternativ am Strand entlanglaufen oder je nach Gusto quer über die Insel flanieren, vielleicht auch eine kleine Tour mit der Motoryacht. Ein wunderschöner Traum. Hoffentlich wird er nie wahr. Die Realität wäre stinklangweilig. Weshalb sollte ich mir einen echten Sonnenbrand einfangen, über fehlende Pottwurst jammern oder meine Scheurebe sehnsüchtig vermissen? Aber träumen ist klasse. Rückzug auf Wunsch. Was will ich mehr?
Artgerecht
23.11.15 22:00 2015102015
Der Vormittag beschert mir neue Erkenntnisse für die Präsentation meines Vortrags. Der Nachmittag erfreut uns mit einem netten Besuch von Bekannten, einem wirklich tollen Kuchen und vielschichtigen Plaudereien rund um den Kaffeetisch. Der frühe Abend bringt mir eine neue Aufgabe im Januar, eine Moderation eines Festgottesdienstes. Eigentlich ist es ja äußerst angenehm nicht mehr in der Pflicht zu stehen und „just for fun“ Aufgaben zu übernehmen. Andererseits beschäftige ich mich gerade mit dem Pfarrer Wilhelm Busch, der trotz akuter Herzprobleme und Erschöpfungszustände einen Evangelisationsdienst nach dem anderen übernommen hat, dazwischen noch ein paar Festgottesdienste und Bibeltage. Er war auch pensioniert. Gibt er nun ein mutmachendes oder ein abschreckendes Beispiel? Ich bin mir da nicht so sicher. Doch so eine „was-wäre-wenn-Diskussion“ führt zu nichts. Also akzeptiere ich, dass er es für okay gehalten hat. Für sich. Ich für mich jedoch nicht. Das würde meinem Berufsbild als Pensionist völlig widersprechen, dann wäre ja meine über vierzigjährige Ausbildung umsonst gewesen. Nein, ich bemühe mich die Balance zwischen Herausforderungen und artgerechter Ruheständlerhaltung zu wahren. Sonst verkümmert der noch. In mir. Wäre doch schade.
Feuer von oben
22.11.15 20:17 201582015
Heute hat unser scheidender Pastor das letzte Mal der Gemeinde das Abendmahl gereicht. Irgendwie stimmt das mich traurig. Dann verteilen wir nach jahrelanger urlaubsbedingter Abwesenheit mal wieder Trostschriften zum Ewigkeitssonntag vor dem Waldfriedhof. Wir führen viele nette Gespräche, obwohl es kalt ist und es Graupeln regnet. Dann werfen wir in dieser Jahreshälfte das erste Mal unseren Kachelofen an. Bislang hat er jedes Mal bei dieser Prozedur gewaltig rumgezickt und gequalmt. Diesmal probiere ich ein neues „Rezept“ aus. Ich platziere zwei große Scheite unten auf die Platte. Darauf kommen zwei kleinere Scheite. Oben wird das Anzündholz angeordnet, in der Mitte der Anzünder. Anzünden, Glasfenster schließen und warten. Allerdings habe ich mangels Anzündholz dasselbe durch zwei schmale Scheite und einen Terrassenholzrest (unbehandelt natürlich) ersetzt. Ich hätte gewettet, dass das Feuer recht schnell erlischt. Weit gefehlt! Es funktioniert perfekt. Entflammen von oben nach unten scheint Zukunft zu haben. Querdenken zahlt sich aus. Manchmal.
Lebensbild
21.11.15 22:00 2015102015
Heute bereite ich das Lebensbild vor. Ich lese, plane, setze um. Nach mehrstündiger Arbeit verwerfe ich alles, weil es nicht funktionieren wird. Erste Reaktion: Merde. Zweite Reaktion: Danke, Jesus, dass ich das jetzt merke und nicht erst beim Vortrag. Ich fange also neu an. Das geht ganz gut voran. Gegen 24 Uhr werde ich schlaffer. Ich höre wohl besser auf. Ganz ohne Neid (:-( höre ich den Bericht meiner wieder heimgekehrten Konzertbesucherin über ihre Eindrücke vom Manfred-Siebald-Auftritt. Warum finden solche Highlights immer dann statt, wenn ich mich auf einen Vortrag vorbereiten muss? Und warum vermehren sich andere unaufschiebbare Termine krebsartig in der Vorbereitungszeit? Ist das normal? Ist das gerecht? Muss wohl. Immerhin hat der VfL 6:0 gewonnen. Ist zwar ein äußerst schwacher Trost für einen Nichtfußballfan. Aber erfreulich.
Zunehmende Tendenz
20.11.15 22:00 2015102015
Heute wartet ein Service-Job bei meiner Mum auf uns. Kaffeeklatschbetreuung. Eindecken, Kuchen schneiden, servieren, Kaffeeversorgung sicherstellen und so weiter und so fort. Wir kommen gut damit klar und lauschen den Erzählungen der Altvorderen, wohl wissend, dass wir für etliche Bekannte selbst auch schon dazu gehören. Dann eilen wir heim und bereiten uns auf unsere abendlichen Gäste vor. Es ist ein Tag der Gastfreundschaft. Die Plaudereien am Abend sind etwas anders als am Nachmittag, es mag an einer stärkeren Nähe zu unserem Lebensumfeld liegen. Über die gewichtsmäßigen Folgen dieses Schlemmertages mag ich nicht nachdenken und werde morgen schwer verängstigt einen weiten Bogen um die Waage machen. Nur nicht aktivieren, das Teil. Besser ignorieren.
Adelante
19.11.15 22:00 2015102015
Am Mittwoch in einer Woche darf ich ein Lebensbild im Seniorenkreis präsentieren. Heute am frühen Nachmittag trifft ein knapp 500seitiges Werk, eine Doktorarbeit, zu dieser Persönlichkeit ein. Herausfordernd. Spät in der Nacht habe ich zwei Drittel des Buches überflogen. Ich bin schon ein schneller Leser. Zugegeben oberflächlich. Aber schnell! Mein inneres Bild von ihm gewinnt Kontur. Ein wichtiger erster Schritt. Kontur gewinnt aber auch meine Sicht auf meine geballten Termine morgen und am Montag. Außerdem buche ich zwischendurch noch unsere nächste Kurzreise nach Münster. Es wird eng. Adelante amigo!
Buß- und Bettag
18.11.15 22:00 2015102015
Schade, dass der Bundestag diesen gesetzlichen Feiertag abgeschafft hat. Büßen und beten ist wohl leider out. Bedauerlich, denn ein wenig Zeit zum Nachsinnen über all die Böcke, die man in den letzten zwölf Monaten geschossen hat, ein „In-sich-gehen“ über harsche Worte, selbstsüchtige Taten und eigenartige Pläne wäre bestimmt nicht verkehrt. Selbst für die, die nicht beten wollen oder können, wobei gerade das Beten einen Ausweg aus dem persönlichen Dilemma des „Wollens“ und „Nicht-Könnens“ weisen würde, wäre eine Auseinandersetzung mit der eigenen Unvollkommenheit nicht schlecht für eine harmonische Ausformung der eigenen Persönlichkeit. Wir freuen uns jedenfalls über die Buß- und Bettagsandacht am Abend in der Christuskirche. Schön, wenn man sich nicht vom Gesetzgeber diktieren lässt, was ein kirchlicher Feiertag ist und was nicht. Man muss sich nur dazu bekennen und abends zur Kirche gehen. Upps, ich komme doch auch erst jetzt wo ich sowieso immer frei habe. Vorbildfunktion ade!
Programmstocherei
17.11.15 22:00 2015102015
Wie schneide ich Passagen einer Predigt aus der mp3-Datei heraus und erstelle daraus eine eigene Version? Klingt einfach, ist einfach - man muss nur wissen wie es geht. Mein Mac hat tolle Programme für diesen Job, ich muss sie nur finden und ihre Fähigkeiten ausloten. Bedienungsanleitungen? Nee, ich bin doch männlichen Geschlechts, da geht das gar nicht. Stattdessen ausprobieren, learning by doing das heißt in Praxis sich durch das dunkle Tal der Irrtümer, Fehler und Missgriffe hindurchtasten bis die ersten Lichtstrahlen einen Weg im Dschungel erkennen lassen. Und so teste ich, verwerfe, rufe andere Apps auf, geht gar nicht, also zurück zu GarageBand, oder besser iMovie - dann könnte ich gleich ein Bild zum Wort dazupacken? Nein, erst in die Garage, eine Predigt zerschneiden und als neue Datei installieren, geht schnell, wenn man weiß wie und speichern. Selbige könnte ich dann mit iMovie mit einem Bild verzieren. Ob ich die optimale Arbeitsweise erkundet habe? Höchstwahrscheinlich nicht, aber es geht wie ich es mache und so bin ich zufrieden. Einen Vormittag sitze ich an drei Ausschnitten. Und in einer Woche soll ich fertig sein? Eine Last ruht auf mir. Stöhn.
Anpirschen
16.11.15 18:42 201562015
Heute schleiche ich an meine Aufgabe beim nächsten Seniorenkreis an. Ein Lebensbild. Ich stochere ein wenig im Internet herum. Da ein Bild, dort eine Tondatei, ein Bericht seiner Schwester, seines Schwagers. Dazwischen schaue ich virtuell auf unserem Konto vorbei, notiere ein paar Termine, surfe ein wenig rum und werde vom Mittagessen überrascht. Ein kleines Päuschen danach und irgendwann wende ich mich wieder meiner Aufgabe zu. Eine Predigt des Gelebensbildeten zieht mich in ihren Bann. Da habe ich mir einen starken Typen herausgesucht. Aber das war mir vorher klar. Langsam freue ich mich auf die Aufgabe. Ich nehme die Spur auf. Schnüffel, schnüffel.
Meine Trauer
15.11.15 23:57 2015112015
Mich beschäftigt die Denke der jungen Männer, die zu Massenmördern wurden. Wie kann man sich nur einen Gott basteln, der eine Grausamkeit entwickelt, die Menschen in Schockstarre versetzt? Wenn ein Gott Menschen will, die Marionetten in seiner Hand sind, warum hat er sie dann nicht als Marionetten erschaffen? Nein, never, niemals - ich glaube an einen Gott, der die Menschen liebt, der sich selbst der unvermeidbaren Strafe ausgesetzt hat, damit seine Menschen gerettet werden. Einen Gott, der persönlichen Kontakt zu uns will, einen nahen Gott, der dennoch unnahbar heilig ist - der also einen Gegensatz überwindet, der nur für einen Gott überwindbar ist. Ich liebe meinen Gott und er liebt mich!!! Und er erwartet von mir, dass ich meinen Nächsten - ob Christ, Muslim, Heide, Atheist oder wer auch immer - liebe und nicht hasse. Sorry, liebe muslimische Mitbürger, mir hat sich mein Herr und mein Gott völlig anders offenbart, als ihr ihn kennt und er euch gepredigt wird. Außerdem bricht mir das Herz, wenn ich an die verführten Attentäter denke, die ihr Leben selbst beenden, nur um dann vor dem gerechten Gott als Massenmörder auftreten zu müssen. Welch eine Tragik! Und sie reißen Hunderte mit in ihren Tod. Ich weine mit den Franzosen, unseren lieben Nachbarn. Gott tröste euch! Ich kann es nicht. Leider, leider, leider.
Selbst Täter sind Opfer
13.11.15 23:59 2015112015
Eigentlich ein äußerst angenehmer Tag mit Mittagsmenü in Neuhaus bei Gifhorn. Ein gutes Restaurant, nicht herausragend, aber empfehlenswert. Dann nimmt das Verdauen ordentlich Zeit in Anspruch. Alles wäre gut, wenn nicht, ja, wenn nicht ein paar knalljunge Prophetennachfolger einer todbringenden Ideologie aufgesessen wären. Wie tragisch für ihr Umfeld, dem sie Tod und Verderben bringen. Wie tragisch für sie selbst, die meinen, Gott zu dienen und in Wirklichkeit ihn verraten. Man hat ihnen Lügen über den Herrn der Herren erzählt. Und sie haben sie geglaubt. Wehe ihren Lehrern. Und darunter müssen viele, viele Menschen in Paris leiden. Ich werde immer kritischer gegenüber dieser Religion, die zwar viele Wahrheiten in ihrem Glaubensbuch enthält aber ebenso brutale Aufforderungen zu Mord und Totschlag. Die Bibel ist nicht so. Zugegeben, es gibt im Alten Testament brutale Geschichten, auch für uns Heutige kaum begreifbare Aufforderungen zu Vertreibung und Tod - aber - und das macht einen großen Unterschied aus, sie stammen unstrittig aus historischen Erzählungen, die keinerlei Handlungsaufforderung für heute enthalten. Ein wesentlicher Unterschied. Dazu kommt das Liebesgebot, das selbst im Alten Testament an unzähligen Stellen aufleuchtet, ja es mitprägt und im Neuen Testament seine volle Entfaltung erlebt. Dass Menschen, die sich Christen nannten, sich oftmals brutal, grausam und selbstsüchtig verhalten haben, ist mir klar, auch dass sie sich oft genug auf die Bibel beriefen. Aber, jeder der lesen kann wird nichts dergleichen in der Bibel finden. Sie haben gelogen. Das ist bei den Attentätern in Paris und beim IS anders, sie erhalten aus ihrem Glaubensbuch eine direkte Bestätigung für ihr Handeln. Verstörend. Auch für unsere muslimischen Mitbürger und Freunde? Hoffentlich.
Orientierung
12.11.15 22:00 2015102015
Ich liege auf der Lauer. Immer wieder blicke ich erwartungsvoll auf eine App. Doch die Dieselpreise ändern sich nicht. Ich könnte in der Stadt einen Cent preiswerter tanken, bis nach Fallersleben fahren und drei Cent sparen oder in Velpke Diesel nehmen und nur gegenüber den altbetulichen Spritmarken sparen. Letzteres ist viel zu praktisch um verzichtbar zu sein. Also fülle ich meinen Betrugsmotorversorger mit dem müffelnden Saft aus dem Nachbardorf. Wirtschaftsförderung nennt sich das wohl. Mit neuem Schwung und langstreckengerüstet übersehe ich glatt die Abbiegung und düse geradeaus weiter. Peinlich. Also umdrehen, anschleichen, abbiegen. Diesmal klappt es. Mein Mitfahrer hat geduldig auf mich gewartet und wir begeben uns zum Hauskreis. Wasser, Bibel, Chips und Wein warten auf uns. In der Reihenfolge. Nur in der!
Horizonterweiterung
11.11.15 22:00 2015102015
Jetzt kenne ich es also auch. Wurde ja allerhöchste Zeit. Ja, jetzt kenne ich das Gefühl auf dem Abstellgleis zu sein, nicht mehr gebraucht zu werden. Eine interessante Empfindung - man fühlt sich so unwohl, indifferent, irgendwie abseits wartend auf den Pfiff, der dieser Stellung ein Ende bereitet. Ich komme mir vor wie ein Fußballer vor dem leeren Tor aber ohne Ball, Mitspieler und Zuschauer. Zum Glück gehen die zehn Minuten recht schnell vorbei, dennoch bleibt etwas Unbestimmtes im Kopf zurück. Wie, wenn dieses Feeling dauerhaften Charakter bekäme, wenn es das Denken beherrschen würde? Das kann schon Angst machen. Ich verstehe nun Menschen besser, die vor ihrer Rente fliehen, sich in Aktivitäten stürzen, „bedeutend“ sein wollen - wie Wilhelmine es von ihrem Heinrich forderte. Bei mir geht diese Phase, Gott sei Dank (!!), schnell vorüber und wird durch ein anhaltendes Wohlgefühl ersetzt. So soll es sein.
Klamotten to go
10.11.15 23:58 2015112015
Wir schleppen Säcke. Sack um Sack, Koffer um Koffer, Karton um Karton. Alles voller gebrauchter Kleidung. Unser junger Pastor übt für den Treppenhauslauf und bewältigt im Laufschritt und unter Vollast den Höhenunterschied zwischen Keller und Erdgeschoss. Ich reiche ihm, zusammen mit meiner kraftvollen und gartenerprobten Mitkämpferin, die Säcke nur zu. Dennoch ist der Stufenbezwinger nach gut 1.300 kg Klamotten-nach-oben-schleppens konditionell besser drauf als ich nach nur zehn Prozent des ebenerdigen Zulieferns. Pensionistenschicksal (Akzeptanz tillt Training!). Dem Beladen folgt das Fahren und zwar nach Helmstedt. Dort residiert die Deutsche Kleiderstiftung, ehemals Spangenberg. Wir laden aus, werden herumgeführt, staunen über die fulminante Volumenverringerung großer Kleiderstapel mittels Presse und die harte Oberfläche der engst miteinander verbundenen Stoffprodukte. Sortieren, im eigenen Shop anbieten, verteilen - bundes- und weltweit -, aber auch der Verkauf an große kommerzielle Verwerter, die bestimmte Verwertungsstandards praktizieren, gehört zum Business der Stiftung. Immerhin steht die soziale Dienstleistung im Mittelpunkt, betont die Stiftung und verspricht adäquates Handeln. Ich glaub’ ihr einfach mal. Was sollte ich sonst auch tun? Mit angenehmen Gesprächen in einem Vorsfelder Café sowie einem Apfelstrudel erster Güte klingt diese Expedition ins Altkleiderreisebüro aus. Fazit: Alte Sachen müssen nicht „out“ sein. Gut zu wissen.
Fünfkampf
09.11.15 20:40 201582015
Ich will dringend aufräumen. Ich stehe mitten im Raum. Wo lasse ich all das Zeug? Ich denke nach. Und grüble. Ich gebe auf. Ich lese ein Buch.
Tolle Typen
08.11.15 20:06 201582015
Altweibersommer im Spätherbst - das Wetter schlägt überraschende Kapriolen. Ich kann mich noch an Schnee im November erinnern, zugegeben selten, aber den gab es. Und heute lassen sich die alten Muhmen Zeit bis in den November hinein. Hohe Temperaturen sind mir äußerst willkommen und dem weißen Zeug vom Himmel bringe ich wenig Sympathie entgegen - dennoch die gravierenden Abweichungen vom jahrzehntelang „Normalen“ stimmen nachdenklich. Warten wir ab, was daraus wird. Mehr können wir Menschen sowieso nicht tun. Die Umwelt verpesten (können wir), die Folgen ertragen (müssen wir). Wir sind schon toll, wir Menschen.
Nachbeben
07.11.15 21:39 201592015
Der gestrige Tag wirft mir seinen Schatten hinterher und ich schlafe bis zum Abwinken. Nie wieder eine Werkstattsause in enger Umklammerung mit der eigenen Unvernunft. Aber auch da muss ich durch. So schleicht der Tag langsam vor sich hin. Dem Mittagessen folgt ein ausgiebiger Mittagsschlaf und ich relaxe enorm. Mein Blutdruck hat sich heute zu einer Alpenwanderung entschlossen und marschiert kräftig die Höhenpfade ab. Gegen Abend spaziert er, wohl müde geworden, nur noch auf den Kämmen des Harzes. Ich dagegen schaue im Fernsehen den Flüchtlingen beim Zuwandern zu, höre die warmen Willkommensworte unserer Kirchenvertreter und frage mich warum die Kirchenoberen nicht einfach alle Gemeinde- und Pfarrhäuser öffnen. Da ist meist eine Menge Platz, Küchen sind weitgehend vorhanden und die Personalfragen klärt der jeweilige Gastgeber. Die Aufenthaltskosten werden durch Spenden finanziert. Das wären doch ein bundesweites Zeichen kirchlicher Willkommenskultur und viel überzeugender als bloße Worte. Nur zu!
Tag der Inkonsequenz
06.11.15 22:00 2015102015
Und noch eine Geburtstagsfeier, reißt das denn nie ab? In der Werkstatt meines Schwagers, in seiner Druckerwerkstatt um genauer zu sein, treffen sich zehn Männer zum kulturellen Austausch (oder so ähnlich). Gulaschsuppe, Kartoffelsalat und Würstchen warten auf ihren Verzehr und wir enttäuschen sie nicht. Andererseits könnten wir mit den Resten noch wenigstens zwei weitere Treffen ausstatten. Mein Vorsatz nach den gestrigen Erfahrungen heute den körperschädigenden, bewusstseinstrübenden Säften zu entsagen, bleibt auf der Strecke. Schmählich auf der Strecke. Meine Planung ist, so gegen zehn Uhr nachts meinen Heimweg anzutreten. Punkt zwei komme ich dann tatsächlich zu Hause an. Tag der gescheiterten Planungen. Ich bin gespannt welche Horrorwerte mein Langzeitblutdruckmesser, der mich die ganze Zeit schon nervt, ausweisen wird. Katastrophal oder schockierend? Beides vermutlich.
Steuer und Feier
05.11.15 22:00 2015102015
Ein Tag zum Freuen und zum Ärgern. Ärger bereitet es mir die Unterlagen für die Steuererklärung meiner Mutter zusammenzustellen. Nicht, das Tun als solches, vielmehr seine Notwendigkeit. Muss man den Rentnern auch noch so viel Geld aus der Tasche ziehen? Da sollen Menschen bis ins hohe Alter sich mit dieser komplizierten Materie auseinandersetzen, brav das Jahr über Belege sammeln und immer wissen, was für die Steuererklärung relevant sein könnte und was nicht. Ich ärgere mich, weil der Staat offensichtlich darauf spekuliert, dass das viele nicht mehr können und er noch mehr Kohle abgreifen kann. Schämen sollten sich Politiker, die so etwas beschließen. Für Freude sorgt dagegen ein Geburtstag den ich mitfeiern darf, wobei ich konstatieren muss, dass meine Alkoholverträglichkeit ganz arg gelitten hat. Ja, ja, das Alter!
Bodenkontakt
04.11.15 22:00 2015102015
Mein neues Spielzeug ist da. Spät am Tag trifft es ein, aber es trifft ein. Der Spaß beginnt damit, dass ich erniedrigt werde. Die Nano-Karte ist mir entglitten, hat sich (vermutlich) ihren Weg durch unser Sofa gesucht, sich unsichtbar gemacht und mich auf den Boden gezwungen. Da liege ich nun und blicke angestrengt auf dem Teppich umher. Nichts. Ich finde sie auf meinem Handrücken! Irgendwann im Laufe der Suche muss sie dort ihren Platz gefunden haben. Alles ist gut. Von wegen! Jetzt ist der Träger verschwunden, der das Nano-Dings aufnehmen soll. Einfach weg. Wieder pflege ich intensiven Bodenkontakt. Weggebeamt, unsichtbar gemacht, in Urlaub gegangen. Meine geduldige Lebenslangbegleiterin mit den Adleraugen erspäht das reisefreudige Teil endlich. Es war auf dem Weg in die Küche oder ins Schlafzimmer. Wie auch immer, jetzt ist es wieder eingesperrt und eingerastet an seinem Bestimmungsort. Ansonsten ist das neue iPhone so revolutionär anders auch wieder nicht. Ja, das Display ist größer, ist ja auch ein „plus“. Okay, man kann intensiv drauf drücken und dann geht eine Mailvorschau auf - und wieder weg, wenn der Druck nachlässt. Drückt man sich die Knochen aus dem Finger, öffnet sich die ganze Mail. Auch sehr schön. Immerhin hat die Technikskeptikerin an meiner Seite jetzt auch ein Smartphone. Ich finde das gut. Aber sie?
Konzertantes
03.11.15 20:52 201582015
Heute sprechen wir im Mitgliederkreis über eine neue Satzung. Eine freundliche, friedliche Diskussion. Und ich freue mich dennoch nicht mehr Vorsitzender zu sein. Mein Nachfolger meistert die Situation bravourös und ich kann mir denken welcher Vorbereitungsaufwand dahinter steckt. Respekt. Zu Hause genehmige ich mir ein nettes Gläschen aus den im Keller gelagerten Glasbehältern, während der bereits erwähnte Nachfolger dienstlich auf dem Weg nach Bremen ist. Berufstätigkeit und Ehrenamt kann ganz schön herausfordernd, nervig, sein. Aber ohne das Engagement der Berufstätigen - sollen wir Rentner den Job machen? Die Zeit hätten wir - aber den Zugang zur aktuellen Generation? Mein Leben klingt aus - möge es noch lange klingen, sehr gern, aber das sind doch andere Akkorde wie ein Leben, das sich noch voll entfalten will. Wirkt das irgendwie resigniert? Nö, keinesfalls, ist es nicht, allerhöchstens lebensnah. Für welches Konzert bin ich jetzt eingeteilt? Eine Frage, die mich bewegt.
Eklige Hirnversiegler
02.11.15 23:45 2015112015
Mit dem Flüchtlingsstrom kommt etwas auf uns. Dass man den Neuankömmlingen reserviert gegenübersteht, dass Menschen misstrauisch sind, kann ich ja verstehen. Man weiß eben nicht, was draus wird, was es kostet, welche Kröten aufs Verschlucken lauern und so geht man erst einmal auf Distanz. Wir Menschen sind so. Es gibt ja zweifellos viele ungeklärte Fragen. Und dann gibt es noch die Deppen, die ihre fehlende Intelligenz durch Gewalt ersetzen wollen. Damit sage ich nicht, dass sie dumm seien, nein schlimmer, sie versiegeln freiwillig ihren Verstand. Wenn sie sich nur über unsere Politiker ereifern würden, die nichts auf die Reihe bekommen und sich lieber in parteipolitische Scharmützel verstricken anstatt gemeinsam und effektiv an Lösungen zu arbeiten, könnte wenigstens ein gewisses Grundverständnis aus der rechten Ecke hervorlugen. Aber Aggression gegen unbewaffnete von langer Flucht erschöpfte Menschen? Sollten die sich lieber erschießen, foltern oder vergewaltigen lassen? Sollten sie lieber verhungern als uns in unserer wohligen Ruhe zu stören? Oder wollen die deutschen Deppen unter Beweis stellen, dass sie in einer Liga mit Baschar al-Assad, Muammar al-Gaddafi oder Saddam Hussein spielen? Die haben doch ein Rad ab. Die Früchte des „ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden“ sind denkfaule Nazis? Na dankeschön.
Eklige Altkunden
01.11.15 23:16 2015112015
So richtig bin ich aus dem Urlaub noch nicht angekommen. So richtig sonntäglich ist mir nicht zumute. Doch es ist Sonntag. Zehn Tage Urlaub lassen mein sowieso nicht recht ausgeprägtes Pensionistenzeitgefühl noch mehr veröden. Mein Sonntagsgefühl sollte ich unbedingt ein wenig nachschärfen. Außerdem belegt die Telekom heute ein paar Synapsen in meinem Kopf. Seit Jahren bin ich magentafarbiger Mobilfunkkunde. Jetzt will ich an meinen schon oft verlängerten Vertrag zwei weitere Jahre anhängen und den Tarif wechseln. Die Angebote für Neukunden sind klasse. Die für Altkunden spielen zwei bis drei Klassen tiefer. Das ist komisch, scheint aber heutzutage nicht unüblich zu sein. Altkunden sind eben lästig. Doch damit nicht genug. Dieses freundliche Unternehmen packt noch 60 € „Vertragsänderungskosten“ oben drauf - im Warenkorb allerdings ganz verschämt unten rechts ausgewiesen. Eine ausgezeichnete Methode um lästige Altkunden loszuwerden. Sie funktioniert. Ich wäre gern geblieben. Doch wie ihr wollt. Und tschüß.