Klamotten to go

Wir schleppen Säcke. Sack um Sack, Koffer um Koffer, Karton um Karton. Alles voller gebrauchter Kleidung. Unser junger Pastor übt für den Treppenhauslauf und bewältigt im Laufschritt und unter Vollast den Höhenunterschied zwischen Keller und Erdgeschoss. Ich reiche ihm, zusammen mit meiner kraftvollen und gartenerprobten Mitkämpferin, die Säcke nur zu. Dennoch ist der Stufenbezwinger nach gut 1.300 kg Klamotten-nach-oben-schleppens konditionell besser drauf als ich nach nur zehn Prozent des ebenerdigen Zulieferns. Pensionistenschicksal (Akzeptanz tillt Training!). Dem Beladen folgt das Fahren und zwar nach Helmstedt. Dort residiert die Deutsche Kleiderstiftung, ehemals Spangenberg. Wir laden aus, werden herumgeführt, staunen über die fulminante Volumenverringerung großer Kleiderstapel mittels Presse und die harte Oberfläche der engst miteinander verbundenen Stoffprodukte. Sortieren, im eigenen Shop anbieten, verteilen - bundes- und weltweit -, aber auch der Verkauf an große kommerzielle Verwerter, die bestimmte Verwertungsstandards praktizieren, gehört zum Business der Stiftung. Immerhin steht die soziale Dienstleistung im Mittelpunkt, betont die Stiftung und verspricht adäquates Handeln. Ich glaub’ ihr einfach mal. Was sollte ich sonst auch tun? Mit angenehmen Gesprächen in einem Vorsfelder Café sowie einem Apfelstrudel erster Güte klingt diese Expedition ins Altkleiderreisebüro aus. Fazit: Alte Sachen müssen nicht „out“ sein. Gut zu wissen.
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