Februar 2016

Killerakustik

Ein Gespräch über Themen, die uns alt gewordene Ex-Junge bewegen, mit den inzwischen gar nicht mehr so frischen Altvorderen kann äußerst hilfreich sein. Ich trauere immer noch der verpassten Gelegenheit nach, eine Wohnung im Schillerteichcenter zu erwerben. Es gibt viele Gründe dagegen aber eine kleine Träne bevölkert immer noch mein linkes Auge. Meine Mum hört mir aufmerksam zu und bemerkt nur cool, dass es ihnen vor Jahrenden ebenso ging. Sie waren begeistert von der Wohnung, von der Raumaufteilung, von der Aussicht - bis … ja, bis sie die Balkontür öffneten: geballter Verkehrslärm diverser Ausprägungen - rauschen, bremsen, anfahren, hupen, quietschen, Martinshorn und was nicht alles. Oha. Die Träne ist weg. Thema aus.
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Zeitenwechsel

Ein inspirierender Sonntag mit zwei besonderen Akzenten. Den einen setzt die Predigt, die am Beispiel von Abraham und Lot das dumpfe „aus seinem Recht beharren“ in einen klingenden Akkord zum „auf sein Recht verzichten“ verwandelt. Abraham kann das nur, weil er um Gottes umfassende Fürsorge für sein Leben weiß. Die aus allen menschlichen Gesichtspunkten bessere Wahl Lots erweist sich als Griff in den Mülleimer, letztlich kommt er gerade so mit seinem Leben davon. Die auf Gott vertrauende Offenheit Abrahams wird zum Segen für ihn und später sogar zum Segen für Lot, der ohne ihn in Sklaverei oder Tod gelandet wäre. Für mich leuchtet darin auch die Feststellung des Paulus im 1. Brief an die Korinther (Kapitel 6) auf, als er Christen ermahnt sich lieber von anderen Christen übervorteilen zu lassen, als vor einem heidnischen Gericht ihr Recht zu suchen. Auch Paulus war sich offensichtlich völlig bewusst, dass Gott der Geber aller Güter ist - wer seinen Bruder (seine Schwester) übers Ohr haut, betrügt in gleicher Weise Gott. Ist mir das eigentlich ebenso bewusst? Am Abend erschließt sich mir erstmalig der Text des „Hallelujah“ von Leonard Cohen - eine anrührende Wiedergabe des Gotteslobs Davids angesichts seines großen Fehlens mit Batseba. Das englische Original zeichnet sich durch hohe Sensibilität aus. Die deutsche Übersetzung ähnelt einer Dampfwalze. Heute im Gottesdienst waren mir zu viele englische Lieder, heute am Abend hat das Englische bei mir ein Stein im Brett. The times they are a changing. Jawoll.
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Küchenmeister

Heute gibt es Currywurst, VW-Currywurst, mit Ketchup und einem Reisgericht. Das passt vorstellungsmäßig nicht so ganz zusammen, ist aber geschmacklich voll vertretbar. Außerdem ist meine ansonsten sehr kochfreudige Küchenbeleberin auf einer Gedenkfeier (sehr traurige Sache, ein weit entfernt Bekannter ist mit 44 an einer Sepsis gestorben, obwohl er bei seiner schweren Krankheit auf dem Weg der Heilung war). Rolf ist allein in der Küche. Also erwärme ich die Beilage (das Reisgericht) in der Mikrowelle, haue zwei kleine Würste in die Pfanne und sehe ihnen beim Pellefärben zu. Es dauert nicht lange und der Fastfood-Chefkoch sieht, riecht und hört (Mikrowellen-Pling) der erfolgreichen Beendigung seines Zwei-Gänge-Menüs (Joghurt als Nachtisch) entgegen. Noch eine Entscheidung ist zu fällen. Schweren Herzens entschließe ich mich auf den Verzicht von VW-Ketchup (unangebrochen) zugunsten einer fast aufgebrauchten Non-Volkswagen-Kreation. Doch geschmacklich ist diese Wahl durchaus okay. Sehr schön. Wie ist das noch? Ein Fastfood-Koch kann Hamburger/Pizza/Döner bestellen und in der Mikrowelle aufwärmen. Ein Ein-Sterne-Fastfood-Koch kann darüber hinaus eine Tütensuppe zubereiten und diese mit eigenen Nudelzugaben bereichern. Der Zwei-Sterne-Fastfood-Koch ist in der Lage außerdem - sozusagen als zweiten Gang - ein essbares Rührei mit Speck in der Pfanne zu zaubern. Der Drei-Sterne-Fastfood-Koch toppt das alles mit seiner Fähigkeit ein Miracoli-Nudelgericht mit Kräutersauce und Parmesankäse zu kreieren. Mehr geht gar nicht.
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Experten

Der erste Holzhändler rät von Bangkirai ab: „Verformt sich möglicherweise, kann Schrauben aus der Unterlattung sprengen.“ Er rät dringend zu thermobehandelter Fichte. Aha. Der zweite Holzhändler rät zu Bangkirai: „Bei thermobehandelter Fichte können sich schwarze Stellen, ja Stockflecken herausbilden.“ Eindrucksvoll beweist er das an seinen sich seit Jahren im Freiversuch tummelnden Dielen. Dort sehen die Tropenholzexponate tatsächlich noch gut aus. Soso. Der dritte Holzhändler tendiert ebenfalls zum tropischen Hartholz, wenn er auch thermobehandelte Esche zu empfehlen weiß. Nun ja. Gutes Rat sein teuer. Im trauten Heim lasse ich die uns ausgehändigten Bilderbücher für potenzielle Kunden auf mich wirken: Alles ist toll. Ähem. Bevor ich die guten alten Würfel heraushole werde ich wohl dem uralten CDU-Wahlslogan der sechziger Jahre huldigen: Keine Experimente. Hartholz hat den Kopf vorn. Tropenwälder hin oder her, für uns wird nichts abgeholzt, das ist ja bereits geschehen. Zur Gewissensbestechung könnte ich ja ein paar Euro mehr für Holz mit Siegel investieren. Vertrauenssache. Wo es um so viel Geld geht? Blindes Vertrauen halt.
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Alles Holz oder was?

Der Holzwurm treibt uns an. Ich finde die Angebote echt verwirrend. Diverse Angebote im Internet, natürlich immer in der aller-aller-allerbesten Qualität, jedes Brett handverlesen, kritisch begutachtet und speziell ausgewählt. Premiummste Premiumqualität, besser geht gar nicht. Wenn die Ware nur halb so gut ist wie die über sie verkündeten Versprechen erwartet Großes die Kunden. Wer’s glaubt. Die Preise sind jedenfalls alle sehr ähnlich. Das wird noch lustig. In jedem Fall benötigt Hartholz oben auch Hartholz unten. Also alles neu macht der Mai. Besser der April. Noch besser der März. Es wird wohl der Mai werden. So ist das Leben. Eben.
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Aufräumen

Mit äußerster Vorsicht setze ich meinen Griff an die DVD (oder ist es eine CD, nein, eine DVD). Ich platziere sie zielgerichtet in mein Scheibenkarussell auf Nummer 105. Die Daten mit der Seriennummer erfasse ich mit der dazugehörigen Software. Es folgen noch ein paar weitere Programmträger. Daneben vernichte ich ihre papiernen Beipackzettel. So nimmt der Stapel auf meinem Mac-Tisch ab. Nach intensiver Arbeit merkt man es dem Platz vor dem Rechenknecht kaum an, dass etwas fehlt. Resümee: langes Schaffen, kleiner Effekt. Eben minimal-invasiv.
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Dielenfragen

Was machen wir mit unserer Terrasse? Das „Brennholz“, das ein paar Chaoten dort platziert haben, will ich bekanntlich abbauen - aber was dann? Bangkirai? IPE? Thermo-Esche? Bambus? Douglasie? Eiche? Welch eine Auswahl und was für Preisunterschiede! Nehmen wir einen Unternehmer, der alles mitbringt oder bestellen wir das Holz selbst und beauftragen eine kleine Firma mit der Montage? Mache ich alles selbst und beschäftige mich das ganze Jahr damit (wie ich mich inzwischen kenne)? Eine erste Recherche im Internet offenbart mir nicht unbeträchtliche Preisunterschiede. Der örtliche Handel scheint mir dagegen nicht anstinken zu können. Ich warte auf ein Angebot des nahegelegenen Sägewerks und bereite mich innerlich auf einen Schock vor, vor allem da man mir schon signalisiert hat, dass sie sich vor Aufträgen kaum retten können. Auftragsfluten treiben bekanntlich die Preise in unüberschaubare Höhen. Muss ich dann doch selbst ran? Doch da leuchtet ein kleines Lichtlein am Horizont. Ein freundlicher Handwerker mit einer echten Firma mit echten Rechnungen bietet sich an. Ob er das wirklich kann? Traue ich es ihm zu oder setzt er die Missgriffsserie nahtlos fort? Kann nicht auch eine Fachfirma Mist bauen? No risk no fun!
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Milde Kälte

Heute dreht sich nahezu alles um die Ahnen, genauer meine Ahnfrau. Der Vormittag steht im Zeichen ihres Arztbesuches und meines dreimaligen Kreisens um das Zentrum Vorsfeldes bis ich einen Warteplatz ergattern kann. Den Nachmittag prägt die Arzneimittelbeschaffung und den Abend ein kontrolliertes Verbinden unterer Extremitäten. Immerhin probiere ich meine neue Mini-Kreissäge (nicht beim Verbinden!!) endlich aus und bin schwer begeistert. Tolles Gerät - jedenfalls nach meinem ersten Eindruck - wunderbar zum Terrassenbrettschneiden geeignet. Das lässt hoffen. Das nasskalte Wetter erweckt meine Sehnsucht nach einer sommerwarmen Insel. Ab in ein Fluggerät und weg, weit, weit weg … Das wäre sooo schön. Doch auch Pensionistenfreiheit hat ihre Grenzen, unterliegt Sachzwängen und Familienfesseln, äh, pardon, Familienbanden vielerlei Art und Güte. So ist das Leben. Bleibe ich eben in der Kälte. Zugegeben die diesjährige Kälte ist eher eine Milde. Na und? Mir ist kalt! Brrr!
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Winston blickt durch

Unwirtliches Wetter, niedrige Temperaturen aber zwei gute Gottesdienste - ein irgendwie typischer Februar-Sonntag. Den abendlichen Tatort vermeide ich nach dem Studium seiner Kurzbiografie. Altersgemäß bevorzuge ich die süßen Tierchen des Frankfurter Zoos, das Kuscheln zweier Pfleger mit einem zentnerschweren Nashorn, Tapir küsst Pfleger in einem englischen Tierpark sowie das Einfangen mehrerer Störche um sie in ein neues Freigehege zu transferieren. Nicht ganz so herzig wird voraussichtlich das DFB-Sportgericht mit einem Trainer umgehen, der eine Spielunterbrechung provozierte - Variante eins - oder so saublöd ist, dass er meint gegen einen Schiedsrichter anmeckern zu können - Variante zwei. So richtig verwunderlich ist das wiederum nicht, wenn man seinen Sportdirektor von keinerlei Verstandesregung beeinträchtigt herumzetern hört. Contenance ist im Sport offensichtlich nicht nur ein Fremdwort, sonders völlig unbekannt. Mich wundert das nicht. Sportler sind so. Good old Churchill!
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Durchhalten

Alkoholfreier Sekt und Verdauungsorgane sind nur scheinbar zwei unterschiedliche Themen. Während unserer Testphase aller greifbaren Sorten - in Maßen nur zwei Gläser pro Abend - zeigen Magen und nachfolgende Verarbeitungsträger etwas Unmut, äußern sich ein wenig gereizt und lassen in ihrer sonst gewohnten Arbeitsqualität spürbar nach. Ich fühle ihre deutliche Warnung, dass sie mit diesem Prickelwasser nur in größeren Abständen und geringen Mengen konfrontiert werden wollen. Das habe ich gefälligst zu berücksichtigen. Basta. Ich werde gut daran tun das zu beherzigen. Offensichtlich bahnt sich da keine intensive Freundschaft an, eher das Gegenteil. Glücklicherweise stehen sie alkoholfreiem Bier nicht so kritisch gegenüber, was die alljährliche Leberschonphase erleichtert. Ich staune jedes Jahr wie wenig herbe Alternativen zu promillehaltigen Getränken auf dem Markt sind. Ich mag das süße Zeug nicht sehr. Da bleibt eigentlich nur Wasser. Ich trinke das sehr gern - aber ausschließlich? Milch mag ich ebenso doch da warnen irgendwelche kompetent scheinende Experten vor Überdosierung. Armes Leckermäulchen, da musst du jetzt durch.
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Perspektiven

Der Papiertiger ist gezähmt und fletscht mich allerhöchstens aus Aktendeckeln an. So soll es sein. Dafür versucht das Internet mir ans Bein zu pinkeln. Fast wäre es ihm gelungen. Ich bringe einen Link perfekt auf die Seite, publiziere diese, schaue im Internet nach und alles sieht aus wie vorher. Mist. Ich stochere hier, stochere da und stochere doch nur im Nebel. Endlich finde ich ganz unten rechts ein kleines Pfeilchen, eine Auswahlmöglichkeit. Jetzt geht mir ein Licht auf. Also wähle ich als alter Herr „Html“ statt „style“ und schon lässt sich alles regeln. Zum krönenden Abschluss erschließt sich mir wieder der Weg, um das Logo auszutauschen. Toll, darauf habe ich schon lange gespitzt. Zack, ist es vollbracht. Wow. Dennoch und gerade deshalb wird mir klar: ich muss die Internetaufgabe loswerden. Alternativ könnte ich mich in die aktuellen Programmiersprachen einarbeiten. Könnte, wenn ich wollte. Ich will aber nicht. Also Mädels und Jungs von unserem Vorstand - nächstes Jahr habt ihr eine neue Baustelle. Freut Euch drauf. Ich tue es jedenfalls.
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Lawinengefahr

Und wieder rollen Berge auf mich zu, umkreisen mich und wollen mich niederringen. Leicht verzweifelt wehre ich mich mit aller Kraft gegen diese Flut. Doch, auf einmal, siehe da, leuchtet das Licht am Ende des Tunnels auf. Die Papierberge lichten sich, wandern in die Aktenordner oder nach draußen in die große blaue Wartetonne bis das riesige Papiertaxi sie abholt. Etliche Blätter müssen noch den Umweg über den Schredder hinnehmen, der zwar ihr Volumen aufbläht dafür ihren Zusammenhalt radikal zerschneidet. Gegen Abend ist das größte Chaos vorbei und nur noch ein paar Blättchen warten auf meine morgige Zuwendung. Die sollen sie haben!
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Mußtik

Heute absolvieren wir zwar drei Termine, doch sie sind angemessen kurz und der Abstand dazwischen ist wohltuend lang. Drei unterschiedliche Themen aus verschiedenen Fachgebieten müssen gemeistert werden, doch ich bleibe cool. Locker wickeln wir alles ab und unterhalten uns dabei prächtig. So geht es also auch. Abends verkosten wir alkoholfreien Sekt. Die Buddel steht ziemlich unter Druck und ich habe mein Tun weniger auf den Teppich und mehr auf die Fliesen zu spritzen. Bläst sich ja mächtig auf das Blubberwasser ohne Umdrehungen! Geschmacklich ist es solala. Man hat das Perlfeeling doch die Geschmacksknospen sind ein wenig unterfordert. Glücklicherweise ist der Sektersatz nicht so süß. Die Richtung stimmt, ein wenig Feinarbeit durch den Winzer (?), Safter(?), Sprudelmeister (?) ist dagegen noch vonnöten. Wird schon werden.
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Muße

Nicht viele Menschen vertragen Muße. Dieser Gedanke kam für mich überraschend und beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Noch schlimmer als Muße scheint für viele unter uns Stille zu sein. Keine lauten Gespräche, keine Telefonate, keine plärrenden oder wohltönenden Klänge aus mehr oder weniger großen Lautsprechern - einfach Stille. Ich liebe sie. Wenn ein Tag einmal nicht diese Oasen bietet, ist er für mich irgendwie unvollkommen, unfertig, missraten. Muße und Stille zwei wunderbare Partner aus denen Großes entstehen kann - die aber ebenso gnadenlos Kleines erdrücken können. Und manchmal, selten, geschieht das Wunder, dass sogar stinknormale Menschen wie ich sie nicht nur schadlos ertragen sondern auch genießen können. Mit einem Mal tut sich ein Privatstrand mit einer winzigen Insel drumherum auf und lädt zu einem kleinen, feinen Individualtrip ein. Nur mal ganz kurz weg. Toll!
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Hektik

Heute sind wir mit meiner Altvorderen zum Arztbesuch unterwegs. Wir fahren im Zweierpack - ich kurve durch die Vorsfelder Innenstadt, halte kurz zum Aussteigen und mein liebevolles Gegenüber müht sich um meine Mutter. Die Vorsfelder „City“ ist gerammelt voll und erst nach der dritten Runde kann ich mich ein wenig abseits in Warteposition begeben. Nach telefonischer Abholaktivierung folgt der Wunsch nach einem kleinen Einkaufsbummel beim großen Discounter. Schon gehorche ich, parkiere türnah und entlasse meine zwei Grazien zwecks Wirtschaftsförderung. Das gelingt hervorragend - sie agieren recht erfolgreich. Der Getränkehandel gegenüber soll im Anschluss unsere Unterstützung erfahren. Wir packen einen Wagen voll und treiben so seinen Tagesumsatz in die Höhe. Jetzt aber heim zu Muttern. Auspacken, schleppen, einsortieren, pausieren, plaudern und schon sind wir wieder heimwärts unterwegs. Welch ein Stress und dabei suche ich doch die Muße. Melde gehorsamst die heutige Erfolglosigkeit. Das ist gar nicht gut.
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Happy Journey

Welch ein Tag. Zum Abschied flanieren noch einmal die wirklich großen Schiffe an unserem Fenster vorbei. Nett. Dann kommen wir pünktlich in Uetersen an, tanken vorher noch zum Superpreis und überraschen Torsten. Es folgt ein eindrucksvoller Gottesdienst, zahlreiche Kontakte zu den freundlichen Christen in der Gemeinde. Beim Italiener staunen wir über die Kontaktfreudigkeit unseres Ex-Pastors - gerade zwei Wochen da und er duzt sich schon mit dem Chef. Respekt. Auf der Heimfahrt geraten wir in den HSV-Anreise-Stau, aber nach dem Volksparkstadion geht es flott weiter. Immerhin gewinnen dann die Jungs mit 3:2. Glückwunsch. Im strömenden Regen entschließen wir uns spontan zu einem Besuch. Ich kann Kaffee abstauben. Das baut mich auf. Am allerliebsten fahre ich bei Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und trockener Straße. Heute ist es finster, regnerisch mit auf mich im Scheinwerferlicht zujagenden weißen Flocken, alternativ Schneematsch oder klatschnassem Untergrund. Perfekte Rahmenbedingungen für eine ausgeprägte Ankunftsfreude. Und so ist es. Home again. 😀
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Gewusst was wann

„Viel studieren macht den Geist müde“, ein Zitat aus der Bibel - leider unkorrekt zitiert. Dort steht ‚Leib‘ statt ‚Geist‘. Doch auch an der veränderten Form wäre viel Wahres dran. Kreativität kann man nicht zwingen, rechte Worte kommen nicht auf Abruf und manche Schlussfolgerung gleicht einem Irrlicht. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass ich meinem Geist einfach mal Freiraum geben muss, eine Art schweben im Alltäglichen, am Fenster sitzen und die Bilder nicht hereinlassen, einfach mal abschalten. Das ist kein ungefährlicher Pfad, zu viel davon kann zu Stumpfsinn oder Isolation führen. Doch in angemessener Dosierung kann so etwas sehr anregend sein. Bewährt hat sich auch vordergründiges Lesen - ich nehme ganz einfach einen relativ flachen Text (nicht zu flach, sonst kann Zorn über den Autor aufkommen), begebe mich in ihn hinein hinterfrage ihn aber nicht. Was das soll? Es erfrischt den Geist wie Stimmübungen für Sänger oder das Einsingen beim Chor die Artikulation fördern. Wie dem auch sei - ich lege gern Fragen, Probleme, Nöte in „tieferen“ Zonen ab und durchstreife im Vordergrund leicht-lockere Gedankenwelten. Meist dauert es nicht lange und ein paar tiefschürfende Einfälle gelangen an die Oberfläche und öffnen den Weg für eine intensive gedankliche Verarbeitung. Manchmal allerdings bringt nur intensives Nachforschen weiter. Kommt drauf an.
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Herausforderungen

Nein, den Gedanken mit der Allergie kann ich knicken. Wir sind heute neuneinhalb Kilometer gelaufen und mein Rücken schweigt still. Offensichtlich setzt längeres Herumirren einen Prozess in Gang, wobei sich die einzelnen Wirbel neu gruppieren, zurechtrücken gewissermaßen, um für raumgewinnende Aktionen besser gerüstet zu sein. Dieser Prozess geht nicht wie geschmiert sondern vollzieht sich eher wie geknirscht - also adäquat meinem psychischen Zustand bei der mentalen Auseinandersetzung mit derartigen Zumutungen meiner laufaktiven Mitbewohnerin. Ich benötige ein bis drei Kurzanläufe ehe sich mein Muskel-Sehnen-Gelenk-Konglomerat einer weiteren Zielsetzung gewachsen fühlt. Alles läuft prima nur meine Hüften spielen beleidigt mit meinen Nerven herum, die daraufhin intensive Impulse an meine Zentralsteuerung senden. Gerade noch rechtzeitig suchen wir kurz vor unserer Fewo ein Labungsinstitut auf. So kommt schließlich noch mein Magen ins Spiel, der etwas später die beleidigte Leberwurst herauskehrt. Viel Ruhe, ein wenig Schlaf und eine konsequente Horizontale übt einen stark beruhigenden Einfluss auf mein Innerstes aus. Alles wird gut.
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Schreiben und ruhen

Heute stürze ich mich auf eine Andacht. Eine geistliche Besinnung für unser Gemeindemagazin. Der Text läuft flott aus meinem Kopf durch die Finger in die Tastatur und von dort auf den Bildschirm. Wenn man sich vorher Gedanken gemacht hat und Gott einen mit entsprechenden Ideen versorgt, geht das relativ schnell. Dann noch der Feinschliff, ein paar sich wiederholende Worte und Formulierungen austauschen, alles dem familieneigenen Lektorat zur Durchsicht geben, deren Wünschen nachkommen, speichern, der Chefredakteurin schicken und fertig. Perfekt. Draußen dagegen tröpfelt, windet und kühlt es so vor sich hin. Zur „Belohnung“ bleibe ich heute ausnahmsweise mal im Warmen, lese ein wenig, halte einen Nachmittagsschlaf, spät aber dafür ausgiebig. Urlaub pur.
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Alles ist gut

Verschlafen tapse ich durchs Wohnzimmer, am Fenster gleitet majestätisch eine Fähre vorbei und ich blinzle ihr mit schmalschlitzig geöffneten Augen ansatzweise zu. So möchte ich jeden Morgen begrüßt werden. Eindrucksvoll. Das gefällt mir. Ich werde den Fördeblick arg vermissen, wenn wir hier voneinander scheiden müssen. Zu Hause ziehen allerhöchstens Flattermänner und -frauen an unseren Fenstern vorbei. Kein Vergleich, wenigstens größenmäßig. Ich bin bewegungsallergisch. Eine andere Erklärung finde ich nicht. Kaum sind wir ein paar Kilometerchen unterwegs meldet sich mein Rücken, der vorher wunderbar ruhig, friedlich und stabil war. Doch jetzt schmerzt er unbarmherzig, zieht, pulsiert und pocht. Kaum in der Wohnung angekommen hören die Nervenenden auf zu rumoren und begeben sich wieder zur Ruhe. Das kann nur eine Allergie sein! Eine Überempfindlichkeit gegen spazierengehen - im akuten Stadium! Zur wirksamen Behandlung empfiehlt sich eine regelmäßige Rotweingabe, ab und an unterstützt durch ein hochprozentiges Obstwässerchen. Aber, o Schreck, die Leberschonzeit ist angebrochen. Null promillo hoy, mañana y las semanas proximas. Glückwunsch Leber! Nur Mut, Rolf, alles ist gut.
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U-Boot-Hoffnung-Spams

So ein altes U-Boot ist außerhalb des Wasser schon beeindruckend. Da liegt es an Land, hoch wie ein mehrgeschossiges Wohnhaus, obendrauf noch ein schwer bewaffneter Turm. Ich stehe ganz klein ganz unten und blicke angestrengt empor. Wie bei einem Eisberg befindet sich in einem anderen Element der größte Teil unter der Oberfläche. Außerhalb desselben ist das anders. Offensichtlich. Auf der anderen Seite kann man es gegen einen netten Obolus betreten. Ich nehme davon Abstand. Aus welchem dummen Grund sollte ich meine Klaustrophobie fördern und darüber hinaus meinen gewichtigen Korpus per sportlicher Betätigung durch schmale Durchschlüpfe zwängen? Das spare ich mir besser. Voll Interesse studiere ich einen Plan vom U-Boot-Inneren. Ich finde die Kommandozentrale, den Raum des Kapitäns, seiner Offiziere und der Unteroffiziere, die Torpedoräume und -rohre und manches mehr. Wo wohnten die Mannschaften? Draußen? Wir kleinen Leute werden immer übersehen und vergessen. Das muss nicht immer schlecht sein. So lebt es sich leichter. In Zeiten schnüffelnder Internetvoyeure öffnetet sich dadurch ein echter Lichtblick. Hoffnung besiegt die Spamorgien! Oder umgekehrt?
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Wetter und Wärme

Das Wetter passt in keine Schublade. Strahlende Sonne, beißender Wind, der uns jede schwache Kleiderstelle kaltpustend spüren lässt. Sobald er schweigt wird uns heiß unter den Handschuhen, Mützen und gefütterten Kapuzen, doch dann kommt Regen auf, schauerweise mit Hagelkörnern, gleich darauf lacht die wärmende Sonne vom Himmel. Jäh hüllt sich das gegenüberliegende Ufer scheinbar in Nebel - in Wirklichkeit kommt eine fest geschlossene Unwetterfront über das Wasser auf uns zu, überrollt uns, überschüttet uns, der Sturm heult, es prasselt auf das Blechdach - und gleich darauf strahlt uns der Himmel in kräftigem Blau an, als wäre nichts gewesen. So soll es sein im Februar an der Ostsee. Ein Spaziergang wird zur Herausforderung aber eine Regel steht über allem: ablegen kann man immer, anziehen nur das, was man dabei hat. Ein Strandspaziergang sollte tunlichst ab und an von einem kritischen Rundumblick begleitet werden. Regen wäre zwar nicht ganz so schlimm, jedoch die Mengen, die der Himmel zurzeit runterkippt, sind eine völlig andere Nummer. Meine wetterharte Urlaubsdauerbegleiterin stürzt sich furchtlos ins Wetterlotto. Ich lasse mich nur teilweise davon inspirieren und präferiere ansonsten meinen Sessel in der wohltemperierten Wohnung. Dort kann ich wunderbar die vorbeifahrenden Pötte auf der Förde beobachten. So schön kann Urlaub sein.
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Ade und welcome

Wunderschön ausgeschlafen sind wir unterwegs nach Uetersen. Dort wird unser langjähriger, inzwischen ehemaliger, Pastor eingeführt. Aus Wolfsburg sind zwanzig Ade-Sager angereist. Das Abschiednehmen gelingt und wir überlassen der Gemeinschaft vertrauensvoll unseren Ex-Hirten. Und wieder einmal schwingen wir uns in den vierrädrigen Peoplemover und moven über die baustellengeschwängerte A 7 nach Laboe. Unser Urlaubsquartier bietet einen unüberbietbaren Blick auf die Kieler Förde. Alle Nord-Ostsee-Kanal-Passierer gleiten an unserem Fenster vorbei. „Beim Passieren ist das Aufspringen verboten“, geht mir durch den Sinn. Sagenhaft.
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Nächtlicherseits

Wir düsen durch die Nacht - das Los eines Langschläfers, den bei Morgengrauenfahrten das nackte Grauen packt. Vorher absolvieren wir unsere Jahresmitgliederstunde, wählen Vorstandsmitglieder - ich bin im Wahlvorstand damit ich nicht gewählt werden kann. So zählen wir - zwei Frauen und ein Mann - die Stimmen aus, während die Wähler sich am Mitbring-Buffet laben. Glücklicherweise stimmt alles nach dem ersten Zählen und wir sind schnell fertig. Anschließend schlagen wir bei den Resten zu - bei leckeren Resten. Es folgt der Jahresbericht des Vorsitzenden, wir lauschen dem Kassenbericht des Kassierers, dem Zertifikat der Kassenprüfer und wählen die Zertifikatoren für das nächste Jahr. Dann darf ich - endlich - das Wahlergebnis verkünden. Alsbald schleichen wir uns aus dem Saal zum Auto und düsen los. Alles läuft super bis zum Elbtunnel. Dieser ist total gesperrt, doch kaum habe ich Luft geholt um meinem Ärger, man kann es auch Verzweiflung nennen, Luft zu machen, da geht es schon weiter. War wohl nur eine Spurumstellung. Jenseits der Elbe, auf der A 7, haben sich die Verkehrsplaner etwas ganz Putziges einfallen lassen: im Wechsel werden neun Kilometer freie Strecke von neun Kilometern Baustelle abgelöst. So geht es munter bis zum Ziel. Trotzdem misslingt in der Nacht der leicht durchschaubare Plan eines Dauerstaus und wir parkieren um 23:15 Uhr am Hotel in Neumünster. Da ist ein Dankgebet an unseren Gott äußerst angebracht. Und ein Entspannungsbier an der Bar. Beides ist nötig, ersteres unentbehrlich. Isso.
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Tropfen und Autos - dicht an dicht

Es schüttet. Und wir sind auf der Autobahn. Der Nieselregen versucht zwischendurch als Nebel aufzutreten. Es gelingt ihm nicht schlecht. Die Sicht vermindert sich deutlich. Mein Navi droht uns eine gute Stunde Stau an und verweist auf eine Ausweichroute. Wir folgen ihr und haben keinen Stau. Aber hätten wir auf dem „Original“ denn wirklich einen Stau gehabt? Vielleicht hätten wir uns über das Radio doch noch eine zweite Meinung einholen sollen? Egal, immerhin hält das Navilein an der prognostizierten Ankunftszeit fest. Vertrauen ist gut, vergessen wir das mit der Kontrolle. Angesichts dieses dichten Verkehrs, der am Hannoverkreuz noch einmal kräftig zulegt (fünf Spuren wären prall belegt, wir haben leider nur drei), kommen wir gut durch. Ein wenig fertig bin ich schon. Das Alter.
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Beisetzung im Sturmtief

Es ist saukalt. Draußen tobt ein Schneesturm im Stadium zwischen klatschnassen Flocken und prallen Tropfen. Wir sitzen in der glücklicherweise beheizten Kapelle. Zur Trauerfeier wird die wunderbar warme Luft pustende Heizung abgestellt. Ganz langsam kann sich unser Körper während der Andacht temperaturmäßig auf den Gang zum Grab einstellen. Wir sind sehr traurig und werden den Verstorbenen arg vermissen. Seine Gattin ist völlig fertig. „Der schlimmste Tag meines Lebens“, stellt sie fest und das ist kein Ausdruck einer momentanen Stimmung. Im Wissen darum gestalten ihre Kinder und Enkelkinder im Anschluss für ihre Mutter und viele, viele Gäste ein Kaffeetrinken mit Musikstücken, Vorträgen, Liedern und Andachten. Das richtet sie sichtlich auf. Ich staune immer wieder über die aufbauende Wirkung solcher „Nachfeiern“, die Menschen aus dem unendlichen Gefühlstief des Begräbnisses herausholen und im „Stimmungskeller“ stabilisieren können. - Vor unserem Hotel treffen sich seltsame Menschen in Schaftstiefeln, weißen Hosen, rotem Frack mit Degen und Schießgewehr sowie einem Kölsch in der Hand. Wir benutzen lieber den Hintereingang. Es ist Weiberfastnacht und irgendein Dreigestirn samt Anhang tafelt in unserem Hotel, erfahren wir später. Karneval ist für Norddeutsche wie Labskaus für Kölner. Das Interesse hält sich meist in Grenzen. Alaaf oder so.
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Wampe contra Nachtruhe

Wir fahren von Danndorf nach Dabringhausen (in der Nähe von Köln) und kommen fast perfekt durch. Ja, der Verkehr ist inzwischen fett geworden aber er fließt. Wir sind so früh, dass die Hotelrezeption noch geschlossen ist. Das Haus ist verrammelt und verriegelt. Die Dame (ist es eine?) oder Eigentümerin (?) gibt sich am Telefon barsch. Deutsche Servicelandschaft. Wir warten also bis sie geruht uns zu rezeptionieren. Das Zimmer ist dagegen nett, die Wirtin inzwischen ein wenig besser drauf und redseliger. Geht doch. Nach einer meinem Alter und der Fahrtstrecke angemessenen Ruhepause finden wir im Örtlein eine Pizzeria. Sie hat das Ambiente einer Dönerbude, glänzt jedoch mit bequemen Stühlen und hervorragend zubereiteten Pizzen. Der Wein ist eher mäßig aber genießbar, das Bier - so meine diesem Safte eher zugetane Reisebegleiterin - mundet gut. Zur spürbaren Freude meiner Leber gibt es keinen Grappa. Okay, soll sie von dem Abend auch etwas haben, es sei ihr gegönnt. Die Nacht ist wie erwartet arg durchwachsen. Volle Wampe nix gut für Schlaf.
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Sauggedanken

Ich sauge vor mich hin. Die Briten wollen die EU erpressen und drohen mit Austritt. Das können sie nur, weil sie wissen, dass die EU selbst nach einem Austritt um sie herumschwänzeln würde wie ein verliebter Kater um eine läufige Katze. Würde man sie gehen lassen und sie als EU-ferner Staat behandeln - viel Spaß mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Ich sauge nur so vor mich hin. Die Amis wählen in Iowa ihre Kandidaten. Das Ergebnis ist interessant. Wo wollen die Wähler hin? Ist Isolation oder Kraftmeierei ohne echte Power eine Alternative? Offensichtlich. Back to the roots. Irgendwie scheint es weltweit in Mode zu kommen Chaoten zu wählen und sich dann über das Ergebnis zu wundern. So fern liegt uns das ja auch nicht. Lasst mich die Gemeinderäume saugen. Da kommt wenigstens was raus. Saubere Teppiche.
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Kassenprüfung

Mein erster Einsatz als Kassenprüfer. Mit zwei Kumpels rücken wir - vereinbarungsgemäß - unserem Kassierer auf die Bude und schnökern in seinen virtuellen Büchern rum. Wir finden viele, viele Zahlen. Irre viele Zahlen. Alles stimmt trotz intensivster Durchsicht. Das war der unangenehme Teil. Besser gefällt mir die kommunikative Fortsetzung mit Imbiss und rotem Saft. Immerhin weiß ich jetzt zweierlei. Einmal bewundere ich Menschen, die mit gefühlt unendlich vielen Kleinbeträgen jonglieren und sie dennoch immer ins richtige „Fach“ transferieren. Zweitens stelle ich ultimativ fest, dass ich niemals, niemals, never, den Job eines Kassierers übernehmen werde. Es sei denn man besticht mich mit fünf Millionen. Die würde ich nehmen und türmen. Ganz weit weg. Angekündigt nicht etwa heimlich!
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