Mai 2016
Wildwuchs
31.05.16 22:00 2016102016
Es gab einmal Zeiten, lang ist es her, da liebte ich Efeu. In diesen längst vergangenen Zeiten glaubte ich dem BUND, dass Efeu Hausfassaden schütze und einen natürlichen Schutzwall vor dem Mauerwerk errichten würde. Alles Bullshit. In Wirklichkeit ist Efeu das Unkraut aller Unkräuter, ein bösartiger Kumpel vom Giersch, ein Mauernsprenger, ein Fassadenzermürber ersten Ranges. Er nutzt jede winzigste Lücke um ein stecknadeldünnes Fädlein hineinzuwürgen, das sich im Laufe der Zeit zum beinharten, daumendicken Strang entwickelt, der langsam aber sicher alles Umgebende zur Seite schiebt, zerreißt oder sprengt. Ja, ich habe heute Efeu von einer Holzwand entfernt, wenigstens habe ich es versucht. Unten hat sich das Mistkraut einen Weg zwischen Brett und Balken gesucht und mit beharrlicher Bosheit das Brett samt Schrauben weggedrückt. Auf dem Holz hinterlässt dieses unheimliche Wuchergewächs jede Menge häßlicher Haftwurzelreste, ist nur mit sanfter bis mittelstarker Gewalt zu entfernen und lauert im Hintergrund, im und auf dem Boden - wo auch immer - auf die nächste Gelegenheit zuzuschlagen. Meine Liebe zu Efeu ist perdu. Doch einmal gepflanzt wird man diese besitzergreifende Schlingpflanze nie mehr los. Kämpfen oder fliehen? Kämpfen!
Comments
Natur pur
30.05.16 22:00 2016102016
Die Sonne lacht. Langsam graut der Himmel ein. Es tröpfelt. Wer jetzt noch draußen ist hat ganz, ganz schlechte Karten. Völlig unvermutet bricht innerhalb von Sekunden ein Unwetter allererster Güte los. Die Wolken schütten Wassermassen über uns herab als würden sie ein Schwimmbecken nach dem anderen auskippen. Und zwar mit Schwung, einem kräftigen Schwung. Gleichzeitig prasseln Hagelkörner auf unser armes Haus, vor allem unsere armen Dachflächenfenster herab, zerfleddern unseren Schmetterlingsflieder, zerrupfen den Wein, trennen schmerzlich die Geranien von ihren Blütenansätzen, werfen die Nelken danieder und malträtieren lautstark alles pflanzliche Leben und noch vieles mehr. So schnell wie es kam geht es auch wieder. Die Sonne strahlt uns vom blauen Himmel an als wäre nichts geschehen. Nur die langsam vor sich hinschmelzenden Hagelkörner zeugen von der Wucht der Elemente. Und die mit reichlich Fliederblättern verzierte Haustür. Der Abend ist mild und warm.
Schalom
29.05.16 21:58 201692016
Großes Gemeindefest, viele Leute, viel Gequatsche, ähem, ich meine viel kommunikativer Austausch wichtiger Informationen, soziale Beziehungspflege und Gegrilltes samt Salaten. Ich dagegen habe zu spät gefrühstückt und bin satt. Pappsatt. Falsches Timing. Pech gehabt. Dagegen stolpere ich über den Psalm 133, den Sonntagspsalm. Da wird ein friedvolles, freundschaftliches Miteinander in der Gemeinde gelobt, gerühmt bin ich versucht zu sagen. Das wird verglichen mit - das ist jetzt was für Experten - überschütten mit Salböl des obersten aller israelitischen Priester, des Hohepriesters, sogar nicht irgendeines Hohepriesters sondern des ersten der gesamten Ahnenreihe. Dieses Salben ist nicht nur ein Tröpfeln auf das Haar, es ist das Überschütten mit einer schweineteuren kostbaren Öl-Kräutermischung, die das Haar durchnässt, den Bart heruntertropft und bis zum Saum seiner Bekleidung seine Spuren hinterlässt. So überschäumend toll ist es, wenn man in einer Gemeinde friedlich miteinander umgeht. Wow. Übrigens gab es diese Salbung nur einmal im Jahr zu einem Höhepunkt des kulturellen Lebens. Und dieses besondere, fast „einmalige“ Event ist vergleichbar mit einem freundschaftlichen Miteinander. Das sollte uns streitbaren selbstbewussten, mitunter egoistischen „Gemeindegliedern“ zu denken geben. Dem setzt dieses Wort noch eins drauf. Es vergleicht es auch noch mit dem Tau, der von den Bergen Libanons herab den Norden Israels befeuchtet. Das sagt uns Nordeuropäern nicht viel. Wenn man aber, wie ich, gerade in Israel war, weiß man sehr gut einzuschätzen welch eine Bedeutung Wasser, Tau, für ausgetrocknete Landstriche hat. Wenn Gott höchstselbst dem friedlichen Zusammenleben seiner Leute so eine hohe Bedeutung gibt, wie sauer müsste er über uns, seine Nachfolger, heute sein. Keinen Deut besser als der „ungläubige“ Rest. Und da sage einer der Mensch sei im Grunde „gut“. Wer Augen hat, der schaue hin! Ich sollte meine Prioritäten neu sortieren, neu schärfen und mal lächeln statt innerlich in die Luft zu gehen. Leicht gesagt.
Wohnungsnot
28.05.16 23:00 2016112016
Die Wohnungsnot scheint groß zu sein. Vor allem hier in der Gegend. Ganz besonders bei Blaumeisen und Grauschnäppern. Beide sind eigentlich Höhlenbrüter. Erstere bevorzugen ein kleines Einflugloch und letztere einen breiten offenen Zugang. Doch nicht bei uns, wenigstens nicht so ganz. Die Blaumeisen brüten brav in ihrem Nistkasten. So soll es sein. Auf der Dachterrasse desselben ist jedoch ein Grauschnäpperpärchen eingezogen. Die Höhlenbrüter fühlen sich offensichtlich im Freien in der zweiten Etage eines Mehrfamilienetablissements besser aufgehoben. Die unteren Mieter reagieren nicht völlig ungehalten, beharren aber flügelstark auf ihren Vorrechten beim Anflug. Da kann es schon mal ein deftiges Flügelschlagen geben. Nichtsdestowenigertrotz steht der Obermieter zu seinem Freiluftnest. Der Ausgang ist offen. Brüten beide? Muss ein Pärchen weichen? Gibt es gar Tote beim Nachwuchs? Bleiben wir cool. Es ist ein Problem anderer Vögel. Mitgefühl ist geboten. Aber mit wem? Allerhöchstens mit mir, denn die neuen Erkenntnisse zur Abwehr staatlichen Raubrittertums sind leider, leider, leider relativ wirkungslos geblieben. Weiße Fahne, geleerte Taschen, lachende Minister - schluchz!
Schwarzes Loch
27.05.16 23:59 2016112016
Das größte Mysterium des deutschen Steuerunwesens, der Kaperbrief des Staates gegen seine Bürger, mein Beitrag zur Förderung hyperaktiver Lobbyisten beschäftigt mich wieder einmal, ist äußerst lästig aber unvermeidlich - meine Steuererklärung. Das Vorspiel, ein Wechseln bedruckter Seiten in der zweibändigen Loseblattsammlung, vier Ergänzungslieferungen nacheinander, lohnt sich diesmal, denn es lüftet ein klein wenig den Schleier vom mir unbekannten Wesen des Steuerrechts für Rentner und Pensionisten. Wie viel Bürokraten haben hierin wohl ihr fehlgeleitetes Gehirnschmalz verschwendet? Arme Kerlinnen und Kerle. Nur weil ihr euch nicht klar und verständlich ausdrücken könnt muss ich leiden. Das ist ungerecht. Morgen gibt es die praktische Übung. Ob mir das neu erworbene Wissen monetär nützt wird sich zeigen. Daumendrücken hilft da nix. Durchbeißen ist angesagt. Wuff!
Innovationsspielereien
26.05.16 21:58 201692016
Wir kaufen eine neue Waschmaschine für meine Mum. Nach über zwanzig Jahren gab ihre Vorgängerin fristlos auf - jedenfalls habe ich den aus ihr aufsteigenden weißen Rauch so interpretiert. Glücklicherweise ist ein ihr sehr ähnliches Modell noch auf dem Markt - das Umlernen wäre mit 91 Lebensjahren schon eine arg mächtige Herausforderung. Und die dreifach so teuren Modelle - was können die mehr? Sie haben spezielle Vorratstanks für Flüssigwaschmittel. Aha. Sie glänzen mit wortreich beworbenen Schnickschnack für dafür besonders anfällige Menschen unter 35. War klar. Und das teuerste Modell kann man, wer hätte das gedacht, per Smartphone-App steuern. Wow. Ich könnte dieses Glanzstück genialer Techniker also im Büro starten und wenn ich zu Hause ankomme, ist die Wäsche fertig. Interessant. Bepacken muss ich sie aber noch selbst, da könnte ich sie doch im Anschluss gleich starten (so wie wir es immer taten). Dann bliebe mir allerdings das besondere Erlebnis versagt zu Hause anzukommen und die Wäsche ungewaschen vorzufinden. Ups. Habe ich das Starten vergessen? Kam das Signal nicht an? Hat die App eine Macke? Herausforderung pur, das muss ich eruieren - aber wer wäscht mir in dieser Zeit die wachsenden Berge durch? Moderne Technik bereichert die Freizeit. Toll. Statt reparaturanfälliger Technikfreakspielereien sollten sie lieber sinnvolle Innovationen entwickeln, wie einen selbstsortierenden Wasch-, Trocken-, Bügel- und Faltautomaten. Das wär was!
Atmosphärisches
25.05.16 22:00 2016102016
Der Vortrag beim Seniorenkreis läuft mir flott von den Lippen. Danke, HERR! Die Zuhörer gingen mit und hörten intensiv zu. Dennoch, äußerst sorry, es ist und wird nicht mein Kreis werden. Irgend etwas metaphysisch-sphärisches schiebt sich zwischen uns. Lauter nette Leute, große Kuchenvielfalt - doch es wird nicht meine Welt werden. Muss es ja auch nicht. Atmosphärisch äquivalenter ist da schon die Geburtstagsfete am Abend. Nette Gastgeberin, freundliche Gäste und ich werde sogar von unterschiedlichen Leuten in Gespräche verwickelt. Das geht runter wie Öl. Wohlfühlmilieu. Stark.
Neue Nerdrules
24.05.16 21:58 201692016
Und schon wieder die Technik! Habe ich etwas verpasst? Etablieren sich gleich nach den Eisheiligen jetzt die Errorchaoten im Kalender? Mein iPad sperrt das WLan aus, unser Drucker ist für die PCs unauffindbar, der Repeater verweigert sich einer Lanverbindung und die Mailsoftware zeigt Anzeichen von Demenz, sie vergisst immer mal wieder ein Passwort. So ist die Lage. Ich überzeuge erstmal den Tintenspritzer sich mit dem Router zu vertragen. Die Datenverwirbler finden ihn wieder. Gut so. Der Repeater sträubt sich noch ein wenig aber ein längerer Druck auf eine praktische Taste baut ihn wieder auf. Jetzt spielt auch das iPad wieder mit. Nur die Demenz scheint unauslöschlich. Fast wie im wahren Leben. Puh.
Rauchzeichen
23.05.16 21:25 201692016
Heute konzentriere ich mich voll und ganz auf die Bürgerstiftung und meinen Vortrag im Seniorenkreis. Beschlossen und verkündet! Das Telefon klingelt. Meine Mum. Ihre Waschmaschine lässt sich nicht öffnen. Beschluss gecancelt, Yeti gesattelt, losgeritten. Tatsächlich die unzuverlässige Kleidungspflegemaschine hat dicht gemacht. Ganz dicht. Das hilft ihr nicht, ich kenne die Notöffnungsschlaufe. Das Waschgut schwimmt im Wasser, ist voll seifig und sieht irgendwie unvollkommen aus. Also versuche ich es mit Überredungskunst. Und siehe da, das Maschinchen fängt an zu pumpen. Wenn es pumpt, schleudert es vielleicht auch, denke ich mir. Gesagt, getan. Es geht gut los. Dann summt es, wo es schleudern sollte. Ein wenig später brummt es. Langsam wird es mir unheimlich, nur schnell ausschalten. Dann qualmt es und weißer Rauch steigt auf. Zack, den Stecker raus! Es qualmt weiter obwohl kein Papst gewählt wurde. Es müffelt leicht nach verschmortem Gummi. Das war’s dann wohl mielender Qualmbeutel. Apropos Vortrag, der wird trotzdem noch fertig. „So wird alles wieder heil, nur das Qualmdings hat sein Teil“.
Schmeicheleien
22.05.16 20:46 201682016
Im Gottesdienst geht es um Weisheit. Ich liebe das Buch des Predigers Salomo. Es ist ein wenig knorzig, kantig und kernig. Die junge Predigerin auf der Kanzel nähert sich ihrem Thema und dem besagten Buch recht behutsam. Erheblich zielstrebiger steuere ich die Gartenbank nach dem Godi an. Die Sonne streichelt mich, im Garten der Stadtmission, im Auto und bei uns zu Hause. Liebreizende Wärme umschmeichelt mich in unserer Sommerresidenz. So kann es bleiben. Gern verzichte ich darauf zuzusehen ob und gegebenenfalls wie das Regenwasser sich an der frisch installierten Kette von der Dachrinne zum Wasserbecken hinunterschlängeln wird. Ich warte gern auf dieses Schauspiel, kommt Zeit, kommt Regen - aber jetzt ist erst einmal die Sonne dran. Herrlich.
Grübelfluch(t)
21.05.16 22:00 2016102016
Die gute Florence beschäftigt mich. Es ist erstaunlich wie wir Menschen in bestimmten Situationen über uns hinauswachsen können, Leistungen abrufen, die weder wir noch andere uns so richtig zugetraut hätten. In uns Menschen scheinen unentdeckte Potenziale zu ruhen, die nur mit den richtigen „Schlüsselwörtern“ abgerufen werden müssen. Ob diese versteckten Kraftreserven dann zum Guten oder zum Bösen eingesetzt werden ist immer offen. Es liegt an uns, an der Situation in der wir stecken und an den Werten, die unser Leben prägen. Vielleicht sollte ich mir mehr zutrauen? Oder ist das in meiner Situation gerade falsch, ist Zurückhaltung geboten? Der guten Florence taten sich „Türen“ auf, eröffneten sich Wege, die sie mutig ging. Doch was soll diese Grübelei wo die Sonne vom Himmel lacht und die Wärme uns wohlig umschmeichelt? Gehen wir doch zu Freunden zum Grillen und nutzen diese „Tür“ bevor wir zweifelnd andere „Tore“ suchen. Nun gut, Mut ist dazu nicht gerade erforderlich. Dafür viel Freude. Der Abend verspricht schön zu werden. Und das tut er dann auch. Klasse.
Live
20.05.16 22:00 2016102016
So ein Live-Konzert hat schon seinen eigenen Charakter. Okay, man kann die Lautstärke nicht regulieren und die Pausentaste für dringende Bedürfnisse zwischendurch fehlt auch. Das Überspringen unbeliebter Titel entfällt und leider gibt es auch keine Repeat-Funktion. Andererseits kann man sich voll auf die Bühne konzentrieren. Das Gehör ist fest auf die Tonfülle des Orchesters gepolt und das Auge kann kritisch die beteiligten Tonproduzenten mustern, sich am Swing des Dirigenten erfreuen und das Trommelfell auf den Empfang selten zum Einsatz kommender Instrumente vorbereiten, wenn ganz hinten der Mann für besondere Einsätze seine Pause beendet, aufsteht und Stellung bezieht. Das frisch renovierte Theater macht einen herausgeputzten Eindruck und die Klimaanlage orgelt nicht mehr lautstark mit. In der zweiten Halbzeit ließ auch noch eine junge Sängerin, beeindruckend schlank, ihre faszinierende Soul-Stimme erschallen, deren Volumen dank einer perfekten Aussteuerung locker mit den kräftig aufspielenden Musikern mithalten konnte. Ein schöner Abend. Sollten wir vielleicht öfter machen.
Geschmäckle
19.05.16 22:00 2016102016
Der Geschmacksverhunzer meines „zwischengefüllten“ Zahns macht sich nur noch wenig bemerkbar. Doch heute ist Termin für die nächste Vorbereitungsstufe zur Wurzelfüllung. Danach schmecke ich die ganze Fülle zahnmedizinischen Aromas. Ich rieche danach und meine Küsse, so meine diesbezügliche Expertin, schmecken grausamst ebenso. Ich bin ein wandelnder Medizinbeutel! Nürnberger Bratwüstchen á la dentiste werden schwerlich in die Rangliste meiner Lieblingsgerichte Einzug halten. Gewürzdentaler Rotwein wird bei mir kein Prädikat erlangen, ebensowenig wie Weingummi auf Dentistenart. Da muss ich wohl wieder einmal durch. Immerhin ist der Zahn noch drin und lässt sich weder eine Krone verpassen noch durch ein Implantat vertreten. So sei ihm eine moderat vorbereitete Wurzelfüllung von Herzen gegönnt. Selbst meine Zunge lässt sich gern traktieren wenn ihr dadurch ein jahrzehntelanger Kumpel erhalten bleibt. Warum gibt es eigentlich kein Füllmittel mit Waldmeistergeschmack? Wäre doch nett.
Luxusleben
18.05.16 21:36 201692016
Der Tag der Gegensätze - konträrer geht es kaum und ich bin fertig. Nicht körperlich, sondern geistig. Gegen Mittag erfahre ich meine erste komplette Fußpflege, nicht nur die Beseitigung gewisser Wachstumsfehlentwicklungen bei zwei Nägeln, nein, die ganze Nummer bis zum Eincremen meiner Läuferchen. Welch ein unverschämter Luxus - aber mit absolutem Wohlfühleffekt. Und abends höre ich einen Vortrag eines Chefs der Märtyrerkirche über die Verfolgung, die quälende Not meiner christlichen Geschwister in der ganzen Welt, ihren unerschütterlichen Glaubensmut und ihr imposantes Vertrauen auf Jesus, auf Gott. Ich sitze im Sessel und lasse meine Füße umhegen und ein paar hundert oder tausend Kilometer weiter steht ein Mitchrist vor den Trümmern seiner Existenz, seiner zerstörten Kirche oder der Verweigerung von ärztlicher Hilfe nur weil er den „falschen“, den christlichen, Glauben hat. Selten wurde mir die Abgehobenheit meines Alltags, meines Glaubens, ja, sogar meiner Lebensinhalte (oder gar meiner Glaubensinhalte?) vor Augen geführt. In genau dieser Stimmung nur mit noch viel intensiverer Bedrängnis durch eine ihre Seele fressende innere Leere muss sich Florence Nightingale gefühlt haben bevor sie zum Engel für Kriegsopfer, zur Vorkämpferin für eine Lazarett-, resp. Krankenhaushygiene wurde. Das Leid der Menschen hat sie aus ihrem goldenen Käfig herausgetrieben und sie zur tat- und wortkräftigen Hilfe „genötigt“. Diese Empfindungen lassen in mir die zeitliche Distanz zu Florence schwinden und füllen meine Mühe um ein anschauliches Lebensbild dieser Frau mit tiefem Verständnis, sogar mit Zuneigung zu ihrem ansonsten wohl recht spröden Charakter. Was soll ich nun daraus lernen?
Sag niemals nie
17.05.16 22:00 2016102016
Nie wieder wollte ich dieses Lokal betreten. Niemals sollte mein Fuß diese Schwelle überschreiten. Und jetzt war ich doch wieder drin. Nun gut, gewechselt hat der Wirt, der Koch und die Bedienung - das ist zu berücksichtigen. So fiel mein Entschluss den neuen Umständen zum Opfer. Und ich sollte es nicht bereuen. Die Servicekraft war sehr freundlich, das Essen sehr gut - die Pizza reihte sich in die absolute Oberklasse meiner Bewertungen ein, der Wein mundete wie er soll und die Atmosphäre war locker und entspannt. Nun hat das Conca d’oro seinen Platz in meinem Verzeichnis guter Beköstiger zurückerobert. Netter Wandel.
Gruselende nee, Neuanfang okay
16.05.16 23:48 2016112016
Wie geht es weiter mit der Menschheit? Geht es so weiter wie bisher und mit ein paar größeren und kleineren Rückschlägen weiter voran? Behalten die Katastrophenauguren recht? Treffen die Prophezeiungen der Bibel ein? Wie sind diese zu interpretieren? Ein weites Feld für den heil'gen St. Spekulatius. Ich höre mir heute ein paar Mutmaßungen an, die allen Ernstes mit vielerlei Begründungen vorgetragen werden. Unglaublich. Sie kommen mir so unwahrscheinlich vor, dass der Fall der Mauer dagegen ein Fingerschnipsen war. Okay, bei Gott ist kein Ding unmöglich aber wird er vorhandene Entwicklungen nutzen oder den scheinbar unwahrscheinlichsten, unmöglichsten und widerspruchsvollsten Weg wählen? Keiner weiß es. Letztes glaube ich aber nicht. Wenn Gott für unser Heil einen für uns schwer verständlichen Weg wählt, bzw. gewählt hat (weil uns die tatsächliche Größe unserer Schuld nicht bewusst ist), kapiere ich das. Warum er allerdings für uns, die wir darauf spezialisiert zu sein scheinen die Erde auszubeuten, zu verdrecken, ja zugrunde zu richten, für uns, die wir immer raffiniertere Methoden entwickeln uns gegenseitig auszurotten, also für uns Endzeitproduktionsspezialisten noch völlig abgedrehte Szenarien ausarbeiten sollte, entzieht sich mir völlig. Retten können wir uns zwar nicht, aber im Vernichten sind wir echt gut. Doch das ganze Schielen auf den Weltuntergang ist Bullshit. Die Ewigkeit steht uns offen, Gott will uns schon hier und heute mit offenen Armen empfangen - das zählt. Das ist wichtig. Wer diesen Anfang wählt kann sich das Gruseln um das Ende sparen. Ist besser so.
Kaltes Pfingstfest á la surprise
15.05.16 20:12 201682016
Ein kalter, regnerischer Tag harrt auf meine Missbilligung. Zähneknirschend gebe ich die Wasserbedürftigkeit landwirtschaftlicher sowie gärtnerischer Anbauflächen zu. Aber wer braucht heute niedrige Temperaturen? Niemand! Nur die Kalte Sophie. Dafür erleben wir einen interessanten Pfingstgottesdienst. Anschaulich erläutert die künftige Predigerin, dass unser Leben auf Christus, auf seine Liebe (und für mich klingt da immer sein Leiden und sein Tod für die Vergebung unserer Schuld mit) ausgerichtet sein soll. Nicht unsere Phantasien stehen im Mittelpunkt sondern Gottes Willen. Und da wären wir beim Heiligen Geist, schließlich ist heute Pfingsten. Am frühen Abend klingelt das Telefon. Die Pflegekraft steht vor der Tür meiner Mutter und keiner öffnet. Oh. Ich rufe an. Keiner nimmt ab. Oh, oh, oh, oha! Also satteln wir unseren Yeti, düsen westwärts, kommen an die Haustür, öffnen und?? Laut schallt uns der Fernseher entgegen. Gott sei Dank erreichten nur die Klingeltöne nicht das Trommelfell meiner Mum. Kann vorkommen. Erleichtert parlieren wir ein wenig und retirieren etwas später. Wie langweilig wäre das Leben ohne die Überraschungen des Alters. Gut so.
Schaun mer, sehn mer
14.05.16 20:04 201682016
Schon wieder zeichnet sich ein Urlaub in greifbarer Nähe ab. Das häuft sich ja mächtig gewaltig. Die Malerarbeiten am Gartenhaus, an der Terrasse und an der Garage sind aber vorher (hoffentlich) ein echtes Muss. Trotz Lebensbild einer in Florenz geborenen Nachtigall im Seniorenclub steht jetzt praktische Arbeit an. Abschleifen, anstreichen und nachpinseln sind geboten. Wenn man schon zufälligerweise mal zu Hause ist, könnte man sich ja mal einbringen. Schaun mer mal dann sehn mer scho.
Mähen, pilgern und Tote im Paradies
13.05.16 22:00 2016102016
Der Rasen ist wieder kurz, der Elektromäher verrichtet in aller Treue seinen Dienst. Nun gut ich muss zweimal mähen erst dann ist die Lichtung kurz. Das ist nicht schlimm, denn so komme ich in den Genuss der Fortsetzung von Hapes Pilgerschaftsbericht. Während er an unzähligen Kornfeldern vorbei durch die pralle Sonne stapft genieße ich nach getaner Mäharbeit ein Weizenbier im Schatten. Andererseits werden ihm existenzielle Fragen weitgehend beantwortet, die mich nicht mehr quälen, sondern ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern, wenn ich mal über sie nachdenke. Ein erholsamer Late-Afternoon in der Sommerresidenz, ein abgebrochener Mist-Schrott-Käse-Krimi im Zweiten und drei neue Folgen von Death in Paradise runden den Tag ab. 😎
Lausige Technik meets lausigen Techniker
12.05.16 22:00 2016102016
Ich bin ein hoffnungsloser Rasenmähermechaniker. Immerhin habe ich die Zündkerze meines sich selbst stilllegenden Graskürzers gefunden. Und das war’s dann schon. Ausbau? Fehlanzeige! Ich benötige, sagt das klugschwätzende Internet, dafür einen Zündkerzenschlüssel. Doch selbigen gibt es nicht etwa in nur einer Größe, nein bloß nicht, es gibt vielerlei Varianten. Welche ist meine? Das Handbuch hat sich - natürlich - unauffindbar versteckt, im downgeloadeten virtuellen vielsprachigen Anweisungsheft finde ich keine Angaben zur Zündkerze und erst recht keine zum dazu passenden Schlüssel. Ein benzinmotoriger Rasenmäher - welch ein Fehlkauf, wäre ich nur bei der Elektrovariante geblieben. Trau nie, niemals, never, einem Verkäufer!!! Morgen muss ich verzweiflungsnah unseren alten Elektrocutter überreden kniehohes Gras zu mähen. Das wird eine Freude! Immerhin macht die Bibelstunde am Laagberg, der zweite Vortrag meiner Israelpräsentation, große Freude, so dass ich mich abends mit durchgegorenem roten Traubensaft verlustieren kann. Trost für Antimechaniker.
Residenz gut - Resistenz mangelhaft
11.05.16 19:57 201672016
Unsere Sommerresidenz ist wieder eröffnet. Auf den neuen Dielen sommert es sich besonders gut. Ich bohre in das Hartholz hinein, um den Befestigungsheringen einen sicheren Halt zu verschaffen. Der Duft von Holz macht sich breit. Kaum hängen die Windstopper ist es merklich angenehmer auf der Terrasse. Das Insektennetz, eigentlich noch nicht nötig, vervollständigt das coole Outfit unseres Freiluftaufenthaltsortes. Es faulenzt sich gut da draußen. Doch es arbeitet sich auch gut da. Leider lässt mich der Server der Bürgerdienste nicht auf seine Seite. Schade. Eine Aufgabe für heute weniger. Auch nicht übel. Ansonsten schwirren jetzt unzählige Pollen herum, die mich aufs Korn nehmen. Sie sind erfolgreich. Niesen, Augenjucken, Husten, leichte Atembeschwerden und Schnupfen machen den oft so angenehmen Eindruck der Monate Mai und Juni zunichte. Man kann nicht alles haben. Da muss ich wieder einmal durch. Jährliches Einerlei.
Vortragsmüdigkeit
10.05.16 23:35 2016112016
Morgens in Norden, mittags in Ostenholz, nachmittags zu Hause und am Abend beim Bibelstundenvortrag - man kommt viel rum. Es ist erstaunlich wie die Wände in öffentlichen Räumen zugekleistert sind. Überall Nippes. So ein Beamer ist ein feines Gerät, wenn er ein weißes Gegenüber hat. Die Findungsphase für eine Projektionswand dauert arg lang bis mich der Erfindungsreichtum einiger Teilnehmer vor einer Teilpleite bewahrt. Kreativität ersetzt reflektierende Wände oder schafft sie oder macht sie wiedergabefähig oder so oder so ähnlich … Das Gähnen einiger Zuhörer signalisiert die Länge des Vortrags. Ist es auch ein Zeichen seiner Langweiligkeit? Oder nur der schlechten Luft? Oder der späten Zeit? Wer weiß. Immerhin schläft keiner ein. Auch ein Trost.
Tidenhub
09.05.16 22:00 2016102016
Wir wachen auf und sind allein im Haus. Unsere Freunde, die Hauswirte, haben uns gestern verlassen (müssen) - das Los der arbeitenden Schicht. Das Wetter ist herrlich. Die Sonne brennt so vor sich hin, der Wind bläst lauwarm und pfeift ab und an eine stärkere Brise herbei. Der Fisch bei de Beer hat seine erste Frische schon ein klein wenig hinter sich gelassen, was mich sehr erstaunt. Ein kleiner Spaziergang vor dem Deich lässt mich einen Vorteil der permanenten Schräglage erfahren - auf den kleinen Hochwasserwellenbrechern kann man trotz ihrer Niedrigkeit gut sitzen, weil die Füße eine Etage tiefer parken. Probieren geht über studieren oder Versuch macht kluch. Das Wasser gibt sich heute ebenfalls die Ehre, aber es ist bereits wieder im Aufbruch. Während auf meinem Konto die Monatsgezeiten ihr Unwesen treiben, geht es an der Nordsee zweimal täglich zur Sache. Das ist schon ein anderes Kaliber. Dafür fällt hier der Tidenhub niedriger aus. Jedenfalls meistens.
Muttertag
08.05.16 22:00 2016102016
Gottesdienst in einer FEG-Gemeinde, es geht, wie könnte es am Muttertag anders sein, um das Gebot die Eltern zu ehren. Ich freue mich über die gute Predigt und vor allem, dass der Pastor nicht vergisst auch die Pflichten der Eltern gegenüber ihren Kindern herauszustellen. So wird die Sache schön rund. Während meine Kumpels ihren Kirchentee (Ostfriesland!) genießen, lacht mich die Sonne herrlich an und so begebe ich mich unter ihre Strahlen. Megatoll. Mittags geht es schon wieder zum späteren Waagequälen in ein Restaurant direkt hinter dem Deich. Meine Wahl fällt auf Spargel und Schweinemedaillons, beides ist gaumenschmeichelnd zubereitet. Diesmal entfällt sogar der dringend erforderliche Spaziergang. Bewegungsarmut gepaart mit Speisenreichtum — eine faulheitsnährende Kombination. Urlaub halt.
Spazieren, sonnen und spachteln
07.05.16 22:00 2016102016
Beschauliche Ruhe am Deich, ein paar grasende tretminenproduzierende Schafe, asphaltierte Lauf-, Fahr- und Schutzstreifen vor den einzementierten Küstenschutzboliden und eine riesige, nahezu unüberschaubare Menge Schlick. Weit, weit, ganz weit entfernt glitzert etwas - es könnte Wasser sein. Es ist Ebbe. Mich bewegen die Fragen, ob man Norderney jetzt wohl zu Fuß erreichen könnte und welche Wirbelsäulenunverträglichkeiten ein schiefes Laufen produzieren könnte - ein Bein läuft eine „Etage“ tiefer als das andere. Schräglaufen am Deichfuß. Die erste Antwort scheint eher eriwanischer Art zu sein: „Im Prinzip ja, aber irgendwo trifft man dann auf ein Priel, das nur schwer zu überqueren sein soll. Aha. Und das zweite Problem löse ich per Rückmarsch auf der Deichkrone, einem von Wollspendern schwer verminten Gebiet. Ab und an starten vom örtlichen Flughafen ein paar brummende „Hummeln“ zu den umliegenden Inseln (kaum gestartet schon wieder gelandet) und zu allem strahlt uns die Sonne haut- und herzerwärmend vom Himmel an als wollte sie den gesamten Schwermut aus allen Gemütern saugen. Abends speisen wir in einem 2-Schichten-Restaurant (18 und 20 Uhr). Wir haben die Spätschicht gewählt und fahren gut damit. Das Essen ist magenfüllend lecker, die Bedienung leicht unorganisiert aber die Küche allererster Güte. Gewichtsmaximierend.
Drachen in Sicht
06.05.16 22:00 2016102016
Drachenfestival am Strand und ich staune über ein Cabrio-Ufo samt ET, über riesige Räder, die sich vielfarbig drehen, über drei Seeungeheuer, die sich ihrem Leitdrachen folgend in die Lüfte erhoben haben und vielerlei kreativen Konstruktionen mehr. Meeresluft, Hafen, ein- und auslaufende Fähren kombiniert mit strahlend blauem Himmel und sommerlicher Wärme. So kann es bleiben. Ein schönes Pfeifchen auf der Terrasse rundet den Tag ab. So muss Urlaub sein. So und nicht anders. Toll!
Tag des Fettnäpfchens
05.05.16 23:28 2016112016
Ist mir das peinlich … Ich trete nicht etwa nur in ein Fettnäpfchen, nein, ich springe mit voller Wucht hinein und suhle noch kräftig darin herum, dass es nur so spritzt. Da meine ich eine unangenehme Verhaltensweise nach jahrelanger Mühe und Arbeit im Griff zu haben und dann schlägt dieselbe zurück. Wie wehrlos agiere ich unter ihrer Regie und stehe völlig blamiert hinterher da. Welch ein Desaster. Und die Entschuldigung mit der Wehrlosigkeit ist darüber hinaus äußerst dünn. Und das total ohne jeglichen Alkoholeinfluss, damit ich nur ja keine Ausrede habe. Mannomann. Wenn der Kohldampf mich plagt und dann etwas Unvorhersehbares mich unerwartet vom Futterfassen abhält, reagiere ich unbeherrscht und uneinsichtig nur aus dem leeren Bauch heraus. So war es früher und so sollte es heute nicht mehr sein. Ist es offensichtlich aber immer noch. Merde. Mein armer Schwager musste darunter leiden. Mein Selbstbild braucht Klebeband. Eine große Schlacht geht verloren, Kapitulation kommt jedoch keinesfalls infrage. Wie kommt Gott mit mir klar, wenn ich das mitunter noch nicht einmal selbst schaffe? Doch irgendwie kommt er klar. Gott sei Dank!
Der 91. Geburtstag
04.05.16 23:03 2016112016
Den Vormittag schufte ich an meiner Bibelstunde - warum muss immer ich so aufwändige Ideen haben? Scheint dumm zu laufen. Meine geduldige Feierausrichtepartnerin betreut derweil die spontanen Besucher meiner seit heute 91jährigen Ahnfrau. Nach einer für mich nicht vorhandenen Mittagspause sausen wir zur Jubilarin um ihr unsere guten Wünsche und ein Geschenk darzubringen. Dann übernehmen wir die Ausrichtung eines familiären Kaffeetrinkens mit handfester Unterstützung meiner Geschwister samt Schwägerei. Im Laufe des Nachmittags praktiziere ich erfolgreich einen weiteren Gewichtsanstieg, vervollkommne meine Abtrocknungsfertigkeiten unter Verwendung eines stark durchnässten Geschirrtuches und stärke mich zwischendurch mit alkoholhaltigen Flüssigkeitsprodukten. Es ist ein nettes Meeting, das meine Ahnfrau wohlbehalten übersteht. Schwager Nummer 2 glänzt wieder mit Bemerkungen, wie nur er sie drauf hat und bei denen ein fundiertes Abprallvermögen durchaus nicht schädlich ist. Schwager Nummer 1 verweigert die ungeplante Zuführung einer köstlichen aber nicht angekündigten Minestrone. Er samt meiner Schwester verpassen etwas. Der Verwandtentreff endet friedlich, Mutter ist geschafft aber nicht völlig fertig, so können wir alle voll zufrieden sein. Morgen geht es weiter.
Offenes und Erfreuliches
03.05.16 22:00 2016102016
Eine kostenlose Navi-App mit Karten nicht nur online, sondern sogar zum Download weltweit und Ansagen ins zahllosen Sprachen - das klingt gut. Sie funktioniert erst einmal recht gut, nun ja, eine Straße hat sie verwechselt, ein paar Orientierungsschwierigkeiten zu Beginn und eine nervige, aber glücklicherweise sehr zurückhaltende, Stimme. Ich werde das Tool wohl noch einmal auf einer längeren Strecke testen müssen. Die Gelegenheit wird sich hoffentlich demnächst ergeben. Ich bin gespannt. Nächste Woche wartet der Anfang einer langen Bibelstunden-Session auf mich und ich bin bislang nur äußerst unzureichend vorbereitet. Eine Anhäufung unvorhergesehener Termine hemmt mich in der weiteren Projektentwicklung. Das wird lustig. Zwei nette Moderatoren aus unserem Bibelstundenpool übernehmen zwei andere offene Termine. Ich freue mich sehr darüber. Danke!
Pilgerschaft
02.05.16 22:00 2016102016
Beim Staubsaugen in der Stadtmission höre ich nach langer Zeit mal wieder in Hape Kerkelings Pilgerschaftstagebuch hinein. Der gute alte Hape auf dem Jakobsweg - die interessanteste und erfolgreichste Werbung für eine Quältortur seit langem. Nur bei mir zieht das nicht. Dass die Schilderung mir Mut macht oder gar eine Motivation bietet mich ebenso die Berge rauf und runter zu quälen, kann ich nicht sagen. Mit Hape virtuell zu leiden und sich zu freuen ist ja ganz nett - aber mich selbst in der Realität dieser masochistischen Selbstfolter auszusetzen - no, never. Liebe Pilger, marschiert den Jakobsweg rauf und runter, kreuz und quer, holt euch eure Stempel wo immer ihr wollt, schlaft in überfüllten versifften Pilgerlagern und genießt eure Leidensfähigkeit. Gerne. Mir genügt der amüsante, informative und lebensnahe Bericht von Hape. Andere Schilderungen benötige ich genauso wenig wie eigene diesbezügliche Erfahrungen. Ich jedenfalls freue mich schon auf die Fortsetzung: Mit dem Sauger in der Hand wandere ich durch die Stadtmission während Hape sich durch die freie Landschaft schleppt. So soll es sein. So sind die Jobs gut eingeteilt. Adelante.
Selig sind die geistig Armen
01.05.16 22:00 2016102016
Wie empfinden Konfirmanden ihre Konfirmation wenn ihr geistiger Hintergrund arg förderungswürdig ist? Was nehmen sie als Person davon, von dieser Handlung wahr? Die kleine, auch körperlich zurückgebliebene Tochter einer Bekannten wird heute konfirmiert und wir sind dabei. Die Konfirmationsgruppe ist eine Klasse einer Förderschule - der Konfirmandenunterricht fand in der Schule statt, begleitet von den Lehrerinnen. Der Pastor macht seine Sache sehr gut. Ich finde es toll, dass die Kirche sich für Menschen öffnet, die zwar ihr Leben lang gesellschaftliche Förderung erfahren werden, aber dennoch gesellschaftlich weitgehend isoliert leben. Doch wie wirkt diese kirchliche Amtshandlung auf sie? Ich bin fest überzeugt, dass Gott in ihnen wirkt, vielleicht bekommen wir das gar nicht mit, doch selig sind eben nicht nur die geistlich Armen, bestimmt so wie ich Gott kenne, auch die geistig Armen. Sie haben sicherlich bei ihm „einen Stein im Brett“. Gott hat ein Faible für Arme, für Behinderte, für Menschen mit Handicap. Und das liebe ich an ihm. Wäre ich doch auch so! Wie schwer das fällt …