Schalom

Großes Gemeindefest, viele Leute, viel Gequatsche, ähem, ich meine viel kommunikativer Austausch wichtiger Informationen, soziale Beziehungspflege und Gegrilltes samt Salaten. Ich dagegen habe zu spät gefrühstückt und bin satt. Pappsatt. Falsches Timing. Pech gehabt. Dagegen stolpere ich über den Psalm 133, den Sonntagspsalm. Da wird ein friedvolles, freundschaftliches Miteinander in der Gemeinde gelobt, gerühmt bin ich versucht zu sagen. Das wird verglichen mit - das ist jetzt was für Experten - überschütten mit Salböl des obersten aller israelitischen Priester, des Hohepriesters, sogar nicht irgendeines Hohepriesters sondern des ersten der gesamten Ahnenreihe. Dieses Salben ist nicht nur ein Tröpfeln auf das Haar, es ist das Überschütten mit einer schweineteuren kostbaren Öl-Kräutermischung, die das Haar durchnässt, den Bart heruntertropft und bis zum Saum seiner Bekleidung seine Spuren hinterlässt. So überschäumend toll ist es, wenn man in einer Gemeinde friedlich miteinander umgeht. Wow. Übrigens gab es diese Salbung nur einmal im Jahr zu einem Höhepunkt des kulturellen Lebens. Und dieses besondere, fast „einmalige“ Event ist vergleichbar mit einem freundschaftlichen Miteinander. Das sollte uns streitbaren selbstbewussten, mitunter egoistischen „Gemeindegliedern“ zu denken geben. Dem setzt dieses Wort noch eins drauf. Es vergleicht es auch noch mit dem Tau, der von den Bergen Libanons herab den Norden Israels befeuchtet. Das sagt uns Nordeuropäern nicht viel. Wenn man aber, wie ich, gerade in Israel war, weiß man sehr gut einzuschätzen welch eine Bedeutung Wasser, Tau, für ausgetrocknete Landstriche hat. Wenn Gott höchstselbst dem friedlichen Zusammenleben seiner Leute so eine hohe Bedeutung gibt, wie sauer müsste er über uns, seine Nachfolger, heute sein. Keinen Deut besser als der „ungläubige“ Rest. Und da sage einer der Mensch sei im Grunde „gut“. Wer Augen hat, der schaue hin! Ich sollte meine Prioritäten neu sortieren, neu schärfen und mal lächeln statt innerlich in die Luft zu gehen. Leicht gesagt.
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