Fluss der Zeit
30.04.16 23:12 2016112016
Heute ist der Tag, der für ein Paar in rubinroter Farbe leuchtet. Rubinhochzeit, 40 Jahre Gemeinsamkeit - das ist schon eine Leistung, besonders wenn das Paar immer noch in Liebe verbunden ist. Wir feiern altersgemäß mit Kaffee und Kuchen sowie warmen Abendessen (schon wieder warmes Abendessen ein Punkt mehr auf der nach oben offenen Zunehmskala). Die Fotos in der Präsentation führen uns unser Alter gnadenlos vor Augen. Leider ist es zu hell und all die Mühe mit den Fotos war (fast) umsonst. Aber was wäre das Leben langweilig, wenn alles durchgängig klappen würde. Es gibt viel zu erzählen, ich arbeite meine beiden Aufgabenfelder souverän (Gott sei Dank!) ab und bin dementsprechend happy. Ein klein wenig geschafft erreichen wir unser Heim und ich atme tief durch. Ganz tief. Ein neuer Tag wird für neue Herausforderungen sorgen. Zweifelsohne.
Comments
Dinnertime
29.04.16 22:00 2016102016
Wir sind zu einem Dinnermenü geladen. Eigentlich (das Wort gebrauche ich letztens recht oft) mag ich kein rohes grünes Kraut (jeglicher Art) aus dem Garten, aber dieser Feldsalat mit Birnen und einem Balsamico-Dressing, verfeinert durch einen Hauch Honig mit kleinsten Walnussbröckchen stellt meine Erfahrungen infrage. Lecker. Die Quarkbällchen mit selbstgemachter Kräuterbutter leiten wunderbar über zu einer Bohnensuppe für die diese Bezeichnung fast beleidigend ist. Es ist eine superköstliche Suppe, die dem Gaumen schmeichelt. Und erst das Hauptgericht mit nahezu auf der Zunge zergehenden Schweinemedaillons auf Bandnudeln, gekrönt durch schön scharfe Sahnesauce. Mmmmmmmh!!! Ein wohlmundender Nachtisch rundet das Geschmackserlebnis perfekt ab. Dazu gibt es roten Saft, perfekt durchgegoren und als Verdauerli einen irischen Whiskey, dessen wohltuendes Aroma noch lange den Gaumen bereichert. Solche Abende sollte man öfter zelebrieren. Perfekt.
Einstellungssache
28.04.16 22:00 2016102016
Und der Einstieg in Nummer 3 ist gelungen. Sehr schön, es geht voran. Gegen Abend darf ich einen kleinen Vortrag halten in einem sehr netten Rahmen. Ich lerne mein Notebook von einer ganz anderen Seite kennen. Es stellt sich auf den Beamer ein und zeigt eine verblüffend-erschreckende Auflösung. Die Darstellung auf der Wand ist dagegen perfekt. Wieder einmal bringt mich die Technik zum Lächeln. Im zweiten Teil des Abends, den Vortrag hält jemand anders, spielen wir miteinander. Gemeinsam sollen wir ein Türmchen bauen und dabei „liebe“ ich das Spielen doch so. Alle Auswege sind verstellt, ich muss mitmachen. Doch auch das geht vorbei. Durchatmen. Aufatmen.
Nutze den Tag
27.04.16 23:53 2016112016
Erst heute kann ich Projekt Nummer 2 abschließen. Es hat länger gedauert. Bleibt mir nur wenig Zeit für die Nummer 3 - und mein Terminkalender ist morgen und übermorgen relativ besetzt. Am Samstag muss ich fertig sein. Das wird spannend. Nur keinen Stress aufkommen lassen! Ich freue ich mich über das Erreichte und verdränge das Ausstehende. So steht einem schönen Abend nichts im Wege. Der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Draußen ist es bitterkalt und mich quält die Frage: „Warum bin ich noch hier und nicht auf Gran Canaria?“ Eine berechtigte Frage, denn dort scheint die Sonne bei 24 Grad. Ich könnte auch in Chiang Rai sein, dort sind es 38 Grad, wenn auch mit Gewitterneigung. Hier sind wir - gefühlt - dem Gefrierpunkt sehr nahe und werden ihn wohl nachts unterschreiten. Hey, Frühling, schau doch endlich mal vorbei! Es wird Zeit - bis Weihnachten sind es nur noch 241 Tage und die vergehen ruckzuck! Je älter, je schneller. Carpe diem!
Vereinsgrollen
26.04.16 22:00 2016102016
Nein, ich bin kein Vereinsmensch! Eigentlich mag ich Vereine überhaupt nicht. Ja, ich war mehrere Jahrzehnte im Vereinsvorstand, ja, ich war sogar zwölf lange Jahre lang Vorsitzender, zugegeben. Aber ich mag keine Vereine. Oder besser ich mag keine Vereinsmeierei. Warum musste ich auch in unsere Vereinsversammlung gehen? Selbst schuld, ich weiß. Da haben „wir“ dreißigtausend Euro auf dem Konto, im nächsten Quartal wegen einer Vakanz weitere Einnahmeüberschüsse zu erwarten und könnten für eine unvermeidbare Renovierung einfach dem Vorstand „grünes Licht“, also eine weitreichende Ermächtigung geben. Nö, woll’n wir nicht. Erst sollen konkrete Angebote vorliegen, die will man prüfen, einige plädieren trotz der guten Finanzlage für Motivationsarien zu Sonderspenden, und dann Mitte Juni - bestenfalls in einer Sonderversammlung Mitte Mai - sollen noch einmal alle zusammengetrommelt werden, um eine Entscheidung zu fällen. Vereinsrechtlich, vereinsmeierisch und vereinslogisch vollkommen okay. Nur - die Angebote prüfen sowieso unsere Fachleute, keiner von uns, geschweige denn eine Mehrheit, wird ihrem Votum widersprechen. Da kann ich sie doch gleich beauftragen und spare eine zähe Sitzung. Nö, woll’n wir nicht! Erwähnte ich es bereits, dass mir das Vereinswesen auf den Geist geht? Ich weiß nur eins: ich werde nicht darüber beraten. Sorry, ich habe bereits etwas anderes vor. Ach, der Termin steht noch gar nicht fest? Egal, ich kann leider nicht. Happy Meeting!
Handicap
25.04.16 23:53 2016112016
Heute kann ich ein Projekt abschließen, eines von vier Projekten in dieser Woche. Das ist gut. Morgen plane ich Nummer 2 und vielleicht auch die 3 ein. Möglicherweise geht das dann schief. Aber eins ist fertig. So pirsche ich mich eben langsam an. Wenn ich die Projekte nicht erledige, erledigen diese mich. Keine gute Perspektive. Aber es wird schon. Zur Not schiebe ich eben alles auf mein Alter. Wenn gar nichts mehr hilft steht so immer eine Ausrede bei Fuß. Die Tricks der Alten muss man nach und nach erforschen, lernen und geschickt zur richtigen Zeit aus der Tasche holen. Ein gute Präsentation altersbedingter, für Junge schwer nachvollziehbarer aber um so grauenvoller erscheinender, Macken kann viel Arbeit ersparen. Das ist natürlich reine Theorie. In der Wirklichkeit macht man das nicht so. Keiner. Ehrlich. Ehrlich?
April, Dichterfrust und Reiselust
24.04.16 22:00 2016102016
Der April schlägt zu. Schnee wechselt mit Sonne um gleich wieder in Regenschauer umzuschwenken, mittendrin ein paar Hagelkörner fallenzulassen und mich mit Kälte unbarmherzig zu nerven. Wie schön mollig war es in Israel! Und dann leckt auch noch die Dachrinne, jagt ihre Wassertropfen durch den Dachüberstand und nässt die Hauswand ein. Wie saniert man eine innenliegende rechteckige Metalldachrinne? Keine Ahnung! Ich weiß nur, dass offensichtlich ein Dachdecker bereits daran gescheitert war und für unvollkommene Arbeit vollen Lohn abgegriffen hatte. Was tun? Ich werde wohl wieder einmal in mich gehen und auf einen guten Gedanken harren. Das Volk der Dichter und Denker lässt grüßen. Mir fehlt zurzeit nur kein lyrischer sondern eher ein handwerklicher Dichter. Den Abend lassen wir mit guten Freunden ausklingen und fixieren einen neuen Reisetermin. Frustabbau durch Reiseplanung? Mag sein.
Gelassenheit
23.04.16 23:41 2016112016
Heute wäre mein Ahnherr 89 Jahre alt geworden. Gedenkenderweise tafeln wir heute speziell für ihn. Glücklicherweise hat sich das medikamentös geprägte Beigeschmackserlebnis verabschiedet. Nett von ihm. So darf ich die Kochkünste des Hackepeterkochs ohne Dentistenwürze verkosten und vertilgen. Ich setze blöderweise alles daran meine Waage zu weiteren Höchstleistungen zu motivieren. Ich nehme ab - nur in die verkehrte Richtung. Statt mein Gewicht zu reduzieren, reduziere ich meine Abnehmebereitschaft. Dumm gelaufen und kein Einzelfall. Merde. Nachmittags verdichten zwei sehr, sehr nette Menschen meinen Terminkalender ebenfalls in die falsche Richtung. Irgendwas läuft hier verkehrt. In mir wächst die tollkühne Bereitschaft klammheimlich nach Fuerteventura zu verduften. Schwups ins Aeroplan, ab die Post und alle Verpflichtungen bleiben zu Hause. Wunderbar! Die perfekte Lösung - leider, leider, leider mit katastrophalen Nebenwirkungen für meine heißgeliebte Zweierbeziehung. Flucht gescheitert. Die Arbeit ruft. Soll sie doch!
Á la dentist
22.04.16 22:00 2016102016
Zahnarzt - und er hat kräftig gebohrt. Zu meinem persönlichem Glück geht er erstens äußerst schonend vor, gibt es zweitens per Wasserkühlung schmerzreduzierte Bohrprojekte und drittens eine Betäubung wenn es kritisch wird. Bei mir kam alles zum Einsatz. Außerdem habe ich erstmals einen meiner Zahnnerven live und in voller Pracht gesehen. Erstaunlich was so ein kleines Würmchen für Schmerzen hervorrufen kann, selbst wenn er fast schon abgestorben ist. Besagter Zahnspezialist verpasst mir eine vorläufige Wattefüllung in entzündungshemmende Medizin getränkt. Diese steuert den restlichen Tag über ihre ganz speziellen Aromen jeder Speise bei. Irgendwie glaube ich nicht, dass sich diese Geschmacksnote durchsetzen wird. Mit Käse überbackene Kartoffeln á la Dentist sind eben ein Genuss ganz spezieller Art. Verzichtbar halt.
Postillion
21.04.16 23:32 2016112016
Die erste Fußpflege in meinem Leben, man wird alt. Eine sehr gute Stunde Wartezeit beim Friseur, man hat offensichtlich Zeit, selbst wenn mich dieser Schneidekünstler nicht wiedersehen wird. Immerhin entdecken wir ein tolles Restaurant in Velpke. Der Postillion ist nicht billig, aber äußerst vortrefflich. Der Service am Tisch ist vorbildlich, das Essen schmackhaft und der Wein äußerst angenehm. Nett ist es hier. So ganz nebenbei ist die Gesellschaft am Tisch unterhaltsam und gediegen - ein Dinner, wie man es sich wünscht. So ein Abend kann einen Tag, wie immer er auch empfunden wurde, wunderbar abrunden, in angenehme Formen gießen, ja zungenschmeichelnd, gaumenkitzelnd und magenfüllend krönen. Netter Abschluss.
Adelante
20.04.16 22:00 2016102016
Eigentlich hätte ich manches zu tun. Ich fange dies an, lasse jenes liegen, entblättere die Dachrinne (harrt auf Fortsetzung), fege die Terrasse, helfe beim Umzug der Gräser auf dieselbe und platziere die Sommersaison-Bank vor der Haustür. Alles kleinere Aktionen. So ganz nebenbei sehe ich die Reisebilder durch, wähle aus, bearbeite, schwelge in Erinnerungen und füge neu zusammen. Bei einem Foto entferne ich zwei im Weg stehende Personen und erhalte so die gewünschte Darstellung. Traue keinem Foto! Abends steht dann die Reihenfolge fest, sind Spreu, Weizen und Stroh getrennt und der Urlaub zu seinem endgültigen Abschluss gebracht. Ein Fußpflege-, zwei Lunch-, ein Dinner- und ein Zahnarzttermin stehen in Lauerstellung, ganz zu schweigen von einer Rubinhochzeit, mehreren Geburtstagen und was weiß ich nicht alles für Verpflichtungen. Horrido!
Wieder Alltag
19.04.16 22:00 2016102016
Warum geht ein Urlaub so schnell zu Ende? Wieso stürzt der Alltag gleich wieder auf mich ein? Kann ich nicht einfach E-Mails ignorieren, das Telefon abschalten und so tun, als sei ich noch unterwegs? Dabei ist es gar nicht so viel, was anliegt - ob es an der Kälte liegt, die hier in dieser Gegend herrscht, dass mich all das Normale nervt? Irgendwie muss man ja merken, dass man zu Hause angekommen ist, der Alltag will nicht links liegen gelassen werden, sondern fordert sein Recht ein. Home again.
Wärmeverlust
18.04.16 21:58 201692016
Heute morgen werden wir im Frankfurter Hotel wach und am Nachmittag entern wir unser kaltes Haus. Schnell ist der Kachelofen angeworfen und gegen Abend genießen wir wohlige Wärme. Ich habe mich doch sehr an den fixen Zugang zum Internet gewöhnt. So ein Urlaub mit landestypischen Sim-Karten mit Volumenbegrenzung und allerlei Einschränkungen ist nicht das pralle virtuelle Leben. So ein iPhone oder iPad ist ja ganz nett aber ein Notebook können beide nur unzureichend ersetzen. Um so freudiger begrüße ich mein iBook, dass nach kurzer Zeit fast genauso warm strahlt wie unser Kachelofen, nun ja möglicherweise nicht ganz so heiß. Jetzt kann ich endlich wieder zeitnah posten. Demnächst werde ich mein Reisetagebuch ins Netz stellen - gibt es einen fassungsfreudigeren Speicherort? Schön wieder zu Hause zu sein, schade um die angenehmen Außentemperaturen, die wir in Israel zurücklassen mussten. Ich vermisse sie sehr.
Up and away
17.04.16 22:00 2016102016
Der Tag der Heimkehr ist gekommen. Pünktlich - nach gründlichem Ausschlafen (toll, toll, toll) - kommt der Bus. Wir sausen zum Ben-Gurion-Airport. Glücklicherweise hatten wir uns schon per Web-Check-in zum Mitfliegen angemeldet und vermeiden so das ewig lange Schlangestehen. Selbst die Handgepäckkontrolle passieren wir relativ zügig. Wir erfahren, dass wir einen Pass mit biometrischen Angaben besitzen und können so den Menschenmassen vor dem einzig geöffneten Schalter entfliehen und uns per Automat kontrollieren lassen. Irgendwann finden wir uns in Frankfurt wieder, staunen über das knapp 5-Euro-Ticket für die Fahrt vom Flughafen zum Hauptbahnhof (Frankfurter Eurozocker), werden freundlicherweise im Hotel auf ein komfortableres Zimmer upgegradet und beschließen den Abend in der hoteleigenen Raucher(!)bar mit Trauben und Hopfen. Reisen bildet.
Outsiderschicksal
16.04.16 22:00 2016102016
Ein gemeinsames Abendmahl im Gartengrabpark beschließt die Tour. Gegen Mittag erfahren wir, dass das österreichische Hospiz auch nur ein Touristenlokal ist. Deutschsprachige Gruppen stürmen das Haus, ein Wahnsinnsgetümmel. Wir flüchten. Im Hotel zeigt sich, dass wir (wieder einmal) zu keiner Gruppe Zugang finden konnten - wir bleiben unter uns, obwohl alle sehr nett zu uns sind. So ganz werde ich damit wohl nie fertig werden. Doch es trifft mich nicht mehr so wie früher. Ein Fortschritt!?
Mammon
15.04.16 22:00 2016102016
Unser Guide nennt Einkaufszentren nur "Mammon-Tempel", ist ein entschiedener Gegner der Kommerzialisierung Israels - aber wenn es ums Mittagessen bei guten Freunden, die zufällig Gastwirte sind, ist er voll dabei. Sein Kumpel hat nahe der Grabeskirche sein Restaurant mit Massenabfertigung. Wir fliehen - mit Einkaufs-Mammontempeln kann ich leben - mit Touristenmassenspeisung weniger. So unterschiedlich sind die Ansichten. Der Ausflugsausklang an der Bar mit lecker Bier und Knabberlis ist köstlich. Schweigen wir von den Kosten.
Gottes Wege
14.04.16 22:00 2016102016
Gottes Wege sind mitunter überraschend und wunderbar. Wir schlendern um eine Ecke und stehen plötzlich vor der Grabeskirche. Eins ist sicher: ich werde bei dem Gedränge nie die Grabesgrotte betreten. Viel zu lange Schlangen, viel zu viel Leute und vordrängeln ist nicht, da bin ich streng zu mir. Wir schlendern durch die Kirche und der Zugang zur Grotte ist frei, völlig frei. Wow. Wir nutzen die Chance. Vor uns Orthodoxe, ein Orthodoxer Priester regelt den Zugang. Er stört sich nicht an uns. Nachdem wir wieder draußen sind und um die Ecke lugen sehen wir die Erklärung. Dichtgedrängt warten genervte Menschen auf Einlass. Wir sind wohl "zufällig" in eine privilegierte orthodoxe Gruppe hineingerutscht. Gottes Wege sind oft wunderbar. Danke!
Regen in Israel
13.04.16 22:00 2016102016
Regen in Israel - man muss nur mit Helmut Urlaub machen, dann lernt man auch das kennen. Die Landschaft verändert ihr Gesicht, Wasser fließt wo sonst trockene Steine im Staub vor sich hindösen und Wanderer retten sich gerade noch rechtzeitig bevor sich ihr knochentrockenes Wander-Wadi in einen reißenden Strom verwandelt. Wir passen flugs unser Programm dem Wetter an - das ist flexibel und gut. Wenn mir nur alle Entscheidungen so leicht fallen würde. Am Abend überrascht mich ein Jude, der bei seinem Glauben bleibt, aber dennoch mit Jesus redet. Irritierend. Vieles ist möglich. Wie weit ist Gottes Herz?
Fußschmeichler
12.04.16 22:00 2016102016
Ausschlafen ist toll. Koffertransport vom Bungalow zum Bus durch das Kibbuzpersonal ist komfortabel. Vergessen zu Fotografieren in Reuvens (unser Guide, auch Ruben genannt) Wohnung ist unverzeihlichkeitsbar. Das Warten auf die Eigentümerinnen zweier zu Unrecht eingeladener Koffer nach zwanzig Minuten Fahrt ist humorig. Die "one-and-only-Taufstelle" im Jordan, hinter dem Niemandsland, beeindruckt mich tief. Mein Kniefall vor dem Ort fällt etwas zu heftig aus. Erstens leidet meine Kamera und zweitens mein Knie. Es protestiert mit schmerzumwobenen Laufhemmungen. Man sollte für Taufversuche besser das Wasser statt Steinplatten wählen. Dennoch könnte ich mir hier die Taufe des Johannes durchaus vorstellen, nur in deutlich saubererem Wasser. Das Tote Meer darf anschließend zwar meine Füße umschmeicheln, mehr vertraue ich dieser Brühe aber nicht an, Salzgehalt hin oder her. Das Bier in der Bar mundet dagegen ausgezeichnet. Gar nicht salzig. Klasse.
Jordantaufe
11.04.16 22:00 2016102016
Helmut Blatt tauft im Jordan. Glaubenstaufe und/oder Wiedertaufe? Er lässt uns im Ungewissen. Und mir fehlt wieder das Verständnis emotionaler Art für solcherlei Aktionen. Irgendwas oder war es irgendwer hat meine Sensoren dafür abgeschliffen. Muss so sein! Eins ist jedenfalls sicher: wenn das Jordanwasser nur halb so segensträchtig ist, wie es schmutzig ist, muss es wahre Wunder vollbringen! Nach dem ganzkörperlichen Untertauchen geht es nach Nazareth. Am Berg des Absprungs vorbei schleichen wir per Bus durch die engen Gassen der arabischen Stadt bis zum Nazareth Village, dem recht gelungenen Versuch die Lebensart zu Jesu Zeiten nachzubilden. Ich bleibe nicht unbeeindruckt. Knapp vor Schließung werfen wir ein paar Blicke quer durch Kapernaum und die Kirche der Seligpreisungen. Der Abend schließt mit Pfeife und Rotwein. Endlich Urlaub.
Endlich Urlaubsfeeling
10.04.16 22:00 2016102016
Früheste Bootsfahrt auf dem See Genezareth um 8 Uhr morgens. Den Tag über werde ich nicht recht wach und das ist sehr nervtötend. Safed erkenne ich nicht wieder. Ob mir mein Gedächtnis einen Streich spielt? Wir jagen durch das Städtchen, huschen in eine kleine Synagoge - 47 Leute sind eine ganze Menge Mensch. Aber es passt. Eine zweite Synagoge, gewidmet einem berühmten Rabbi, bei Besetzung Jerusalems auf geheimnisvolle Weise von dort nach Safed transferiert, so die Sage, stellt in ihrer Architektur die Zahlenleere der Kabala dar. Während die anderen nach langer Anstellung ihrer Nahrungsaufnahme im SB-Restaurant nachkommen, knabbere ich zwei Küchelchen und ein Eis. Ein Blick auf Cäsarea Philippi und einer vom Golanaussichtspunkt runden die Tour ab. Heißerwartet springe ich unter den runden Wasserspender im Kibbuz. Abends lausche ich noch einem hochinteressanten Vortrag über Palästina. Auf der Terrasse stellt sich kurzzeitig endlich Urlaubsfeeling ein. Kurz aber heftig.
Regenmacher
09.04.16 22:00 2016102016
Was Menschen bereit sind für eine Idee, eine Vision zu opfern, ist enorm beeindruckend. In einem schlechteren Mini-Bus, lebte die Gründerfamilie von Nes Ammim. Die bemerkenswerte Idee eines friedvollen Zusammenlebens von Christen, Juden und Arabern hat leider ein stark verwässertes Christentum zur Folge. Schade. Immerhin sichert das Zuschüsse der EKD. In Akko stelle ich mich der klaustrophobischen Herausforderung und durchquere schlotternd einen Rettungstunnel für Kreuzfahrer. Ohne ernsthafte sichtbare Folgen komme ich heil wieder heraus. Halleluja! Später geht es hoch hinauf. Auf dem Berg Arbel regnet es trotz Hitze. Das überrascht mich nicht, Helmut ist immer für einen Regen gut. Das war so bei unserer ersten Studienreise mit ihm in Griechenland. Dass er das Anfang April in Israel schafft, ist allerdings schon eine Leistung. Isso.
Rührei, Kaffee und ein Minutenschlaf
08.04.16 22:00 2016102016
Aufbruch kurz nach Mitternacht, das Handy reißt mich um 6:30 Uhr aus dem Tiefschlaf - dabei wurde uns gestern beim Betreten des Heiligen Landes, wie es im frommen Jargon genannt wird, schon wieder eine Stunde geklaut. Zum Frühstück gibt's Rührei, es ist also für mich i.O. Auf der Fahrt nach Cäsarea erlebe ich die wohltätige Wirkung eines Minutenschlafs. Endlich fit! Mittags gelingt es mir mit "Coffee-in" und einem laugenartigen leicht süßlichem trockenem Gebäck die Pause ohne größere Nahrungsaufnahme zu überstehen. Ob das so bleibt? Hoffentlich. Nach dem opulenten Dinner kommen Zweifel auf. Verschiebe ich nur die Magenzuführung? Könnte sein. Das Problem wird mich weiter drangsalieren. Das kann ja heiter werden!
Bodenkontakt
07.04.16 22:00 2016102016
Kurz vor dem Aufstehen durchzuckt es mich: äh, sollte das Handy nicht um halb sieben einen angenehmen Weckton von sich geben? Und hatte ich nicht 7:30 eingestellt? Da passt doch was nicht! Ich stehe liegenderweise senkrecht im Bett! Korrektur (schlaftrunken) kurz vorm Echt-Termin. So entern wir das streng gesicherte El-Al-Flugzeug schließlich doch pünktlich. Und, knapp vier Stunden später, kommt es zum ersten Kontakt meines Schuhs mit Israels Erde. Darauf läuft es sich wie bei uns. Nur die Temperaturen sind angenehmer. Sehr viel angenehmer.
Abreisetag
06.04.16 22:00 2016102016
Die Israelis sind genau solche Pingelköpfe wie wir. Oder nur ihre Computer? Oder allein die Software? Wer weiß das schon so genau. Ich weiß jedenfalls inzwischen, dass ein Web-Check-in bei der El Al exakt 24 Stunden vor Abflug möglich ist - und keine einzige Sekunde früher. Um 11:40 geht unser Zug. Um 11:10 will unser netter Transferist erscheinen. Ab 11:00 (pünktlich) darf ich erst einchecken. Das geht superfix, so dass wir eine Viertelstunde später auf dem Weg zur Bahn sind. Puh! Der Rest ist Routine. Abends serviert Enzo in Frankfurt eine Pizza, die klein erscheint, aber einen Belag vorweist wie eine Große. Eine ganz Große. Und dann gewinnt der kleine VfL noch gegen den Real-Riesen. Ein ganz schön netter Tag.
Endspurt
05.04.16 19:46 201672016
Es rappelt auf der Terrasse. Die Handwerker sind wieder da. Heute ist Endspurt angesagt und die beiden legen gleich los. Bohrer fressen sich ins Hartholz und die Akkuschrauber summen unermüdlich. Es dauert nicht lange und schon ist die Arbeit getan. Wir sind zufrieden. Die Handwerker sind es auch. Wunderbar. Schnell sind sie auch mit der Rechnung, sehr schnell. Doch eine gute Arbeit hat Anrecht auf eine schnelle Bezahlung. Die Sommermöblierung hat aber noch ein wenig Zeit. Wir freuen uns drauf.
Reisen beugt vor
04.04.16 22:00 2016102016
Die Internet-Streaming-Angebote sind einerseits verlockend, man muss nicht mehr zu einer bestimmten Zeit vor der Glotze hocken. Andererseits verführerisch - man schaut sich mehr an, als man eigentlich vorhatte. Dritterseits schlafraubend, wenn man das Gucken übertreibt. Ich sammle Erfahrungen in allen drei Varianten: Freude, Verführung und Raub. Die Folgen sind noch nicht dramatisch. Ich habe festgestellt, dass ich bei den meisten Genres nach maximal zwei bis zweieinhalb Staffeln schlapp mache. Die sich aus meist bekannten Varianten wechselnd zusammengesetzten Folgen mit ein paar Highlights pro Staffel ermüden in meiner Sehkonzentration (zwei bis vier Folgen am Stück) doch sehr. Und was wäre, wenn mich eine Serie faszinieren würde? Schlüge ich mir dann die Nächte um die Ohren? Die Gefahr besteht. Glücklicherweise verreisen wir oft. Solche Zwangsunterbrechungen mindern die „Entzugserscheinungen“ gravierend. Reisen bildet. Und Reisen macht frei. Toll!
Da kommt was auf mich zu!
03.04.16 21:58 201692016
Heute erhalte ich die Gewissheit: wir werden mit 43 anderen Touristen, einem einheimischen und zwei deutschen Reiseleitern durch Israel touren. Achtundvierzig Reisende, ein Bus und ein Fahrer - ich freue mich riesig auf jedes Check-in in den Hotels, den Sturm auf die Aufzüge, koffergefüllte Fahrstühle beim Check-out und die Rudelbildung bei Besichtigungen. Toll. Ich habe es nicht anders gewollt. Ich hätte es mir denken können. Geduld tut euch not, liebe Brüder (und Schwestern). Ich beginne jetzt gleich mit Atemübungen - tief einatmen, Luft anhalten, tief ausatmen und das dreimal hintereinander. Das mindert meine Gruppenklaustrophobie. Rolf. höre mir gut zu, beim Gruppensturm auf die Rezeption suchst du dir die bequemsten Sessel in der Lobby, versinkst darin und wartest geduldig, bis die letzten deines Rudels den Belagerungszustand dort beendet haben, dann machst du dich in aller Ruhe auf den Weg dorthin und ins Zimmer. Niemals drängeln, lieber warten, niemals aufregen, lieber ertragen, very cool bleiben. Soweit die guten Vorsätze. Und die Praxis? Wer weiß?!?
Perspektivisches
02.04.16 22:00 2016102016
Heute bewegen mich Sentimentalitäten um die kleinen Herumwuseler, die in kürzester Zeit zu großen Selbstständigen heranwachsen, kurz ich denke über Kinder nach, die wir leider nicht haben. Immer wenn die Situation mich mit meiner Vorgängergeneration konfrontiert, die hilfsbedürftig im Krankenhaus landet, umsorgt von ihrem Nachwuchs, muss ich daran denken, wie es mir einmal gehen wird. Wir regeln für Mutti alles, erledigen sogar ihre Telefongespräche, wenn nötig - und wie wird es bei mir sein? Erst beschäftigen die kleinen Würmer sämtliche jungen Familien um uns herum, irgendwann kommen die Hormonkonflikte der Teenager zur Sprache, später stellen sich Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel ein. Bei uns nicht. Wehmut kommt auf. Selbst im Alter wirbeln die anderen Eltern bei ihren Kindern herum und sind schwer in Anspruch genommen. Wir schauen zu und beobachten staunend mit ein bisschen Bewunderung diese generationsineinandergreifende Gemengelage. Insofern sind unsere Aussichten eher düster. Aber wir haben Jesus, wir haben einen Gott. Ihm kann ich mein Problem anvertrauen. Bei ihm ist es bestens aufgehoben. Gut zu wissen.
Sonnenüberfallvorbereitungen
01.04.16 19:54 201672016
Der Sommer eilt seiner Rettung entgegen. Die Perspektiven werden immer günstiger und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf mein Antlitz. Mein Blick folgt der magnetischen Anziehungskraft unseres Wohnzimmerfensters. Durchschauend sehe ich unsere Terrassenbeplankung wieder wachsen. Unser Sommersitz hat sich zur Rückkehr entschlossen und wächst stetig vor sich hin. Toll. Zum nächsten Sonnenüberfall sollte er aufnahmebereit sein. Ich freue mich drauf. Gute Aussichten.