Oktober 2016
Machtmenschen und Zuschauer
31.10.16 21:16 201692016
Die Uhrenkasperei in der EU macht mich müde. Ich schlafe lange, schlafe um die Mittagszeit und bin schon wieder müde. Nein, zu den Freunden der gesetzestreuen zweimaligen Zeitmanipulation bin ich nicht zu zählen. Als Mitläufer einer kriegsverschonten, demokratieverwöhnten Generation schaue ich mit innerem Entsetzen dem Aufbau einer Diktatur in der Türkei zu. Da schaltet ein machtgieriger Demokrator nach einem ihm offensichtlich wohlgefälligen laienhaften Putschversuch peu à peu alle Gegner, Kritiker und die oppositionelle Presse aus - und die Welt schweigt. Demnächst steht die rückwirkende (!) Einführung der Todesstrafe an - ein Todesstoß für alle Rechtsstaatlichkeit. Die Gleichschaltung der Parteien ist nach dem „Lehrbuch für Diktatoren“ nur eine Frage der Zeit. Und die Mehrzahl der Türken jubelt? Und die Welt schaut zu? Kommt mir bekannt vor. Gab es schon oft. Viel zu oft.
Comments
Munter voran
30.10.16 22:00 2016102016
Erstaunlich wie selbstsicher und inhaltsreich unser neuer Jugendreferent predigt. Wie auch unser neuer Pastor meidet er die Kanzel und präsentiert seine Worte lieber auf der „Bühne“ mit Headset hinterm Ohr. Showtalent ist wohl ‚in‘ und Rednerpult ‚out‘. Zuerst war das Wort. Dann kam der Flipchart. Im Anschluss machte sich der Overhead-Projektor unentbehrlich bis der Beamer die Macht übernahm. Gott sei Dank führte im Hintergrund immer das Wort die Regie. Ohne Wort keine Präsentation. Nun also steht der Mensch wieder im Blickfeld der Darstellung. Das hat den Vorteil, dass eventuelle Defizite in der Predigt durch interessante Diskussionen über modische Eigenarten „ausgeglichen“ werden können. 😀 Good old Amerika stülpt uns wieder mal seine Trends über. Solange sie Trump bei sich behalten, nehme ich das gern hin. Schön, schön, dann folgen meine Augen eben wandernden Pastoren. Hauptsache sie halten sich dabei an Gottes Wort und lassen sich vom Heiligen Geist inspirieren. Dann können sie ruhig das Fehlende an ihrem wöchentlichen Bewegungspensum im sonntäglichen Gottesdienst absolvieren. Es sei ihnen von Herzen gegönnt. Munter voran!
Bockige Kreissäge
29.10.16 22:00 2016102016
Ich werde nie ein Handwerker sein. Aus einer schmerzhaften Fehlinvestition heraus habe ich einfachste, ungetränkte Terrassendielen liegen, die ich nach und nach als Anzündholz verbrauchen will. Nebenbei bemerkt das teuerste Anzündholz, das ich je hatte. Vor dem Gebrauch muss ich die Planken in handliche Stückchen sägen. Dazu bin ich stolzer Besitzer einer kleinen Handkreissäge, die für diesen Zweck konzipiert wurde. Soweit so gut. Die Säge sägt prächtig bis kurz vor dem Plankenrand. Dann brüllt sie „PLONK“ und blockiert. Einfach so. Nun kann ich den Rest problemlos abbrechen aber wenn ich diese Säge einmal zum echten maßgenauen Zusägen verwenden wollte, hätte ich ein großes Problem. Da werde ich wohl noch ein Häppchen meiner Privatierszeit investieren müssen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Lausige Handwerker gibt es viele. Ich reihe mich schamhaft ein.
Fernsehabend
28.10.16 22:00 2016102016
Manfred Krug - sein Tod stimmt mich traurig, denn er war ein guter Schauspieler. Ich habe seine Tatorte geliebt. Nun ja, heute spielen sie gerade zwei nicht so überzeugende Exemplare im „One“ ein, aber die Mehrzahl war um Klassen stimmiger und überzeugender. Komisch, zu welcher Auswahl, zu welchem Urteil, sich professionelle Besserwisser, laienhaft Kritiker genannt, hinreißen lassen. Ich habe inzwischen gelernt die allermeisten mit „besonders empfehlenswert“ bezeichneten Fernsehstücke gar nicht erst einzuschalten. Mit dieser weisen Entscheidung blieben mir zahllose Frusterlebnisse erspart. Und verirrte ich mich doch zufälligst in eine dieser „Expertenfallen“, waren die Auswirkungen auf Blutdruck, Contenance und Adrenalinspiegel verheerend. Wie gut, dass ich keinen TV-Kritiker persönlich kenne - die Freundschaft wäre von kurzer Dauer. Sehr kurzer Dauer. Wie dem auch sei, die Bemühungen der Ordnungshüter waren in den beiden Krimis teils putzig, teils lachhaft und die Täter agierten am Rande des Burlesken mit einem IQ weit unter 100. Sehr weit darunter. Zum guten Tagesschluss gefiel es dem ZDF noch mich mit seiner neuen Mediathek-App herzhaft zu ärgern. Äußerst erfolgreich, muss ich sagen.
Die Hoffnung ...
27.10.16 22:00 2016102016
Meine Distanz zu den frischeren Jahreszeiten scheint sich zu einer Phobie zu entwickeln. Allein der Gedanke meine nicht ganz so geringe Hautoberfläche in irgend einer Weise mit den kühleren Luftströmen in Verbindung zu bringen ruft starke Aversionen hervor. Höchste Zeit daran zu arbeiten, immerhin lebe ich hier! Es kann doch nicht sein, dass ich Ablage lieber mache als einen Spaziergang im Herbst. Wo komme ich da hin? Okay, nirgendwo, stimmt schon, aber ich meine das im übertragenen Sinne. Ob ich das schaffe? Ja, ich schaffe das! Hoffentlich…
Perfekte Mischung?
26.10.16 22:00 2016102016
Es gibt keinen Zweifel mehr, der Sommer ist vorbei, selbst die alten Weiber können daran nichts mehr ändern. Die letzten Möbel verlassen unsere Terrasse und wandern in den Keller. Im Wohnzimmer findet eine Laterne ihren Platz und im Kachelofen flackert ein Feuerchen. Drinnen kann man es so aushalten. Draußen malen sich die Blätter mit bunten Farben an bevor sie zu ihrem ersten und letzten Flug in unsere Dachrinne starten. Die verheißungsvollen Blicke auf meine Wetter-App werden seltener - es lohnt eben nicht mehr, die Aussichten werden immer trüber. Ich lese zwei 1-Euro-Krimis, die für diesen Preis durchaus als gut zu bezeichnen sind. Sie lassen mich sogar ein wenig schmunzeln, denn bei aller Flachheit sind sie doch flüssig und gut zu lesen und vermitteln ein so wohliges, klares Gut-Böse-Schemata. Alles wird gut. So mag ich das. Ein wohldosierter Schuss Weltfremdheit verfeinert manche Wirklichkeit. Zu viel schmeckt dagegen arg bitter. Auf die Mischung kommt es an!
Stimmungseinbruch
25.10.16 23:04 2016112016
Novemberregen draußen. Bibelstundenvorbereitung drinnen. Ich forsche, formuliere, drucke, laminiere, formuliere um, suche, finde und schreibe alles nieder. Meine Mittagsruhe geht den Bach hinunter aber meine Kaffeepause bleibt mir erhalten. Abends moderiere ich die Stunde, gebe Impulse, rede, höre zu und schweige. So richtig zufrieden bin ich nicht - ich weiß nicht warum. So richtig unzufrieden bin ich ebensowenig - keine Ahnung weshalb. Kann am Wetter liegen, schlechtes Wetter vermiest mir die Stimmung. By the way, ja es gibt schlechte Kleidung aber es gibt auch schlechtes Wetter. So ist die Kombination Unterhemd, langärmliges Hemd, Pullover, Winterjacke für mich ganzjährig schlechte Kleidung - egal wie warm sie hält. So sind 20 Grad plus und blauer Himmel immer gutes Wetter - egal zu welcher Jahreszeit. Ich bin halt einfach gestrickt.
Mangelerscheinungen
24.10.16 22:00 2016102016
Mutti ist langsamer geworden. Wenn kein Kittel in der Nähe ist klappt das Zähnezusammenbeißen nicht so gut - ein allgemeines Menschheitsproblem, befürchte ich. Wir haben eine Nachbarin mitgebracht. Diese hat frisch gepressten Apfel-Möhrensaft dabei. Mutti mag ihn. Meine gesundheitstrankbewährte Langzeitbegleiterin ist begeistert. Ich muss ihn auch trinken. Er schmeckt sehr gesund, wie Apfel- mit Möhrensaft gemischt halt so schmeckt. Schön, wenn man so etwas mag. Ich halte mich da mehr an die Traditionsflüssigkeiten wie Mineralwasser, Kaffee und Rotwein. Sie haben auch in gewisser Weise eine positive gesundheitliche Relevanz, die sich aber nicht so selbstherrlich in den Vordergrund schiebt. Ich präferiere eben mehr die altbewährten, bescheidenen Labsale. - Heute lerne ich eine weitere Lektion über Einsamkeit im Alter und die Arroganz mit der wir „Jüngeren“ darüber hinweggehen. Ich schäme mich - auch wenn das wilde Knurren meines Magens meinen Verstand mehr und mehr dominierte hätte ich doch dem Redeschwall der älteren Dame mit mehr äußerer Zuwendung lauschen können. Geduld und Gelassenheit täte dir gut, lieber Bruder. Ja, ja, wenn das so einfach wäre. Konstatiere: Disziplinmangel.
Schut
23.10.16 23:14 2016112016
Ein sehr, sehr seltsamer Grund hindert mich heute am Gottesdienstbesuch. Ein wenig verunsichert bin ich schon. Doch auch der Internetgottesdienst ist gut und hilft mir über die „Malässe“ hinweg. Sachen gibt es. Eigentlich arbeite ich am Sonntag ja nicht. Nicht nur eigentlich sondern eigentlich immer nicht. Also nie. Doch was soll ich armer Kerl machen, wenn die Ablage sich im Wohnzimmer so ausgebreitet hat und mich dabei mächtig fies angrinst. Ab in die Akten! Aber sofort! Und - schwups - sind die Papiere verschwunden und haben einen festen Grundsatz gleich mit platt gemacht. Dafür müsste ich ein neues Wort prägen: „schut“ - aus „schade“ und „gut“. Keine Sache ist perfekt. Wirklich gut ist dagegen, dass ich einen Ersatz für meine Moderation im November gefunden habe. Es gibt noch nette freundliche hilfsbereite Menschen. Toll! Kulinarisch glänzt dieser Abend mit einem Schmalzbrot. Wie lange habe ich kein Schmalzbrot mehr gegessen? Allerhöchstens mal ein Häppchen auf einem rustikalen Büffet. Okay, es ist schieres Fett, aber es birgt Kindheitserinnerungen in sich. Und die wirken genussverstärkend. So soll es sein.
Vom Tristen zum Trefflichen
22.10.16 22:00 2016102016
Der Tag ist trist, weil die Ablage so trist ist. Jammer, jammer, jammer. Doch allmählich verziehen sich die fliegenden Blätter hinter die für sie bereiten Deckel. Und tschüß! Abends lädt uns unser Patenkind samt Freundin zu einem Drei-Gänge-Menü ein. Die asiatische Küche kann sich durchaus schmecken lassen, stelle ich schmausend fest. Die Zwei haben in der Küche äußerst erfolgreich gezaubert. Toll, dass Gastgeber diese Künste so gut beherrschen. Ich dagegen fühle mich in meiner Rolle als Gast mindestens ebenso wohl. Jedem das Seine! Außerdem überrascht mich ein Rosé, der mir im Rheingau nicht so recht mundete mit seinem runden Geschmacksprofil. Weinproben mögen zwar ein überaus fröhliches Ereignis sein - eine verlässliche Aussage wie meine Geschmacksknospen in den eigenen vier Wänden mit den georderten Chargen zurechtkommen, ist dabei nicht immer gesichert. Der von unseren Freunden hochgelobte Riesling enttäuscht mich auch hier, wobei der sich anschließende Rotwein als klares Highlight erweist. Ich hätte nicht gedacht, dass dort solch ein köstlicher Trank in den Fässern reifen könnte. Faszinierend.
Wir können das!
21.10.16 19:18 201672016
Ich traue meinen Augen nicht! Ich glaub es einfach nicht! Das kann gar nicht sein! Mutter ist nicht im Zimmer. Auch nicht im Kaminzimmer. Sie ist, ich kann es kaum fassen, zu Fuß mit dem Rentner-Ferrari - mit einem Boxenstop im Foyer - zum Speisesaal getrapst. Sie trinkt reichlich, isst ein wenig und begibt sich hinterher Schritt für Schritt wieder zurück in ihr Zimmer. So wird der Trost praktisch. Toll! DANKE!!! Okay, ich werde nicht euphorisch, morgen kann alles anders aussehen, aber heute tut das gut. Ein medizinisches Wunder ist es nicht, denn eigentlich sind die Brüche am Verheilen und warum sollen dann die körperlichen Schwächen nicht auch nachlassen? Und doch bahnt sich ein psychisches Wunder an - oder sollte die Depression doch siegen? Wir beten für Mutti. Aber morgen, morgen, ganz bestimmt morgen, mache ich mit der Ablage weiter. Wenn mir nicht aktuell etwas dazwischen kommt. So wie heute am Abend die Unlust einem Vortrag der Bürgerstiftung zu lauschen. Ich habe zugesagt und bleibe weg. Ich bin unzuverlässig. Offensichtlich Altersstarrsinn in einer angenehmeren Form. So sind wir Privatiers: Wir können das.
Viel Trost trifft etwas Unvernunft
20.10.16 22:00 2016102016
Ich denke an gestern, an eine altgewordene Dame, die im Bett liegt und nur wenig kommunizieren kann. Heute treffen wir ihren Arzt, einen Tamme-Hanken-Typ, der macht einen fachlich-versierten Eindruck mit einem gerüttelt Maß an Empathie für seine Patienten und viel zu viel Arbeit. Seine Praxis öffnet um 15 Uhr, um 14:30 Uhr platzt das Wartezimmer bereits aus allen Nähten, vollbesetzt. Und doch nimmt er sich Zeit für seine „Kunden“, ein Hausarzt wie aus dem Lehrbuch. Die äußeren Bedingungen für Muttis Wohlbefinden hat er in den Griff gekriegt - Gott sei Dank - wie es mit ihrem Lebenswillen aussieht, ist eine zweite Frage. Die vielgerühmte Herbstmarkt in Vorsfelde ist, nebenbei bemerkt, weniger ein sehenswertes Ereignis, mehr eine Schmunzelnummer. Im Hauskreis am Abend erfahre ich viel Trost, Hoffnung und Zuversicht. Das tut gut. Danach werde ich unvernünftig. Ab und an stehe ich mir selbst im Weg. Seltsam.
Nebelkerzen
19.10.16 20:44 201682016
Das Beispiel von gestern verfolgt mich, beschäftigt mich, treibt mich um. Natürlich kann man nicht einfach so 160 Menschen dem Tode preisgeben. Insofern hat die Argumentation der Juristen durchaus etwas für sich. Aber sie haben, wie erfahrene Strafverteidiger das gern tun, das Thema geschickt auf ein Nebengleis umgeleitet. Es geht hier eben nicht darum, einer Gruppe mehr Lebensrecht einzuräumen. Nein, es geht hier um die Frage, ob der unausweichliche, unvermeidbare, unabwendbare Tod von 160 Menschen um ein paar Minuten nach vorne verschoben werden darf, um 70.000 Menschen zu retten. Das ist die Crux! Es gibt hier zwei Gruppen, eine die in jedem Fall dem Tod geweiht ist und eine, die noch gerettet werden könnte. Außerdem konstruieren die Juristen - quasi als "Brücke" zu ihrem veränderten Sachverhalt - noch für die "Verlorenen" schnell die mehr als theoretische Annahme, es könnte den Fluggästen eventuell in diesen wenigen letzten Minuten: erstens gelingen die Terroristen zu überwältigen, zweitens einen flugerfahrenen Piloten aufzutreiben und drittens die Maschine wieder mit dem nötigen Auftrieb nach oben zu ziehen. Also ein Hauptgewinn bei drei unterschiedlichen Lottoziehungen gleichzeitig. Dennoch hat jede Entscheidung einen äußerst bitteren Nachgeschmack: Wird das Flugzeug abgeschossen tötet der Verantwortliche 160 Menschen, wird das Flugzeug nicht abgeschossen sterben die 160 Menschen und 70.000 (und mehr) weitere. Juristisch mag die Sache klar sein, ethisch vertretbar scheint beides nicht zu sein. Und Juristen sind nun gerade nicht die Berufsgruppe, die sich in der Geschichte besonders qualifiziert hätte ethische Maßstäbe zu setzen. Ganz sicher nicht.
Fiktion und Realität
18.10.16 23:55 2016112016
Es rauscht im Blätterwald. Die Humanisten marschieren. Das bekannte Beispiel: ein Passagierflugzeug, mit 160 Personen besetzt, rast auf ein Stadion mit 70.000 Menschen zu. Ein Kampfpilot schießt es vorher ab. Muss er wegen Mordes an 160 Leuten verurteilt werden? „Man darf niemals eine Opferzahl gegen die andere abwägen“, heißt es, „dann sei man bei der Ethik der Nazis angelangt.“ Aha. Die logische Konsequenz ist, dass wir 70.160 Menschen sterben lassen, ganz abgesehen von den Kollateralschäden rund ums Stadion, die die Opferzahl fix verdoppeln könnten. So entschied das Bundesverfassungsgericht. Eine schöne Ethik. Konstruieren wir mal ein anderes Beispiel: ein Hitlerattentäter müsste wegen Mordes verurteilt werden, selbst wenn er dadurch einen mörderischen Krieg beendet und Tausende von Juden gerettet hätte. Sorry, aber das klingt mir eher nach Nazi-Justiz. Zurück zum gebeutelten Kampfpiloten. Schießt er nicht, wird er sich lebenslang vorwerfen den Tod von über 70.000 Menschen mitverantwortet zu haben - ein Schicksal als Alkoholiker oder Selbstmörder würde nicht überraschen. Am allermeisten frustriert mich jedoch, dass diese Ethik des unantastbaren Lebens gerade von denen vertreten wird, die das millionenfache Töten von ungeborenem Leben vorangetrieben und ermöglicht haben. Da, auf einmal, haben sie eine Abwägung ermöglicht. Wenn man ungeborenes Leben bereits als Leben betrachtet, geschieht dort dieses Abwägen. Tag für Tag, praktisch, nicht theoretisch. Und das finde ich grausam.
Blätterzirkus
17.10.16 23:51 2016112016
Mutig trete ich den Ablageheeren gegenüber. Müde lächeln sie zurück. Inzwischen muss ich gegen zwei Armeen antreten, die meiner Mum hat ebenfalls Stellung bezogen. Ach, ich hätte wohl doch Briefwahl machen können bei der Endausscheidung zum Landratsamt - die dazu ermächtigenden Zettel finden sich ganz oben. Zu spät. Eine fast vergessene Hotelrechnung erinnert mich an Wien - das war schön. Die staatliche Räuberbande muss endlich mit ihrem Raubzug zwischen zwei Deckeln verschwinden - das war blöd. Zu allem Überfluss bricht jetzt - wie jedes Mal - die unvermeidbare Frage über mich herein: Warum bist du überhaupt mit deiner Aktenaversion Beamter geworden? Keine Ahnung! Ich hätte ja auch mit meiner Blutangst Arzt werden können. Dann doch besser Beamter. So erklärt sich alles. Mehr oder weniger.
Up, Up and Away
16.10.16 23:56 2016112016
Ausschlafen, frühstücken, zwei nachdenkenswerte Gottesdienste und dann abends der Anruf auf dem Aufzeichnungsgerät: Hat ihre Mutter eine Patientenverfügung? Was soll diese Frage? Was liegt denn jetzt schon wieder an? Der Blutdruck steigt rapide. Die Antwort erschüttert mich nicht wenig: Das typische Altersverhalten ab einem gewissen Zeitpunkt, der wohl unbewusst festgelegt wird: niente Nahrung, niente Flüssigkeit, niente Kommunikation. Merde. Und nun? Patientenverfügung ist natürlich nicht, denn diese wurde trotz allem Zureden abgelehnt. Nur keine Gedanken machen (geht mir komischerweise genauso - Sohn meiner Mutter, offensichtlich), es ist immer noch genügend Zeit. Offensichtlich nicht. Shitkram. Und wie geht es weiter? Die Unsicherheit regiert. Dahinvegetieren mit Magensonde? Lebensretter Magensonde? Verhungern lassen? Den offensichtlichen Willen akzeptieren? Oder wie? Oder was? Wo ist das nächstgelegene Mauseloch? Hin und weg!
Time to say: Good Bye? Why?
15.10.16 22:00 2016102016
In welcher Dimension bewegen sich alte Menschen, die sich selbst aufgegeben haben? Aus welchen Tiefen kommen sie kurz an die Oberfläche, um knapp Fragen von Besuchern zu beantworten - oder auch nicht oder auch nur einen vorwurfsvollen (???) Blick ihnen zuteil werden zu lassen - um dann wieder hinabzutauchen ins Unergründliche? In was für einer Dimension leben sie, wenn sie scheinbar unmotivierte Bewegungen, Gesten, ausführen, anscheinend voll koordiniert, offensichtlich sich permanent wiederholend? Ich weiß es nicht. Es erschüttert und ängstigt mich. Eine sparsame Kommunikation ist manchmal sehr kurz möglich, oft nicht, mitunter überraschend sinnvoll doch - sind das Vorboten des Endes? Ich bin total verunsichert, hilflos, zum Schweigen verdammt. Und dabei wäre das alles mit ein wenig Kooperation, ein wenig Geduld mit sich selbst, ein wenig Überlebenswillen zu meistern gewesen! Welch ein Desaster! Unbegreiflichkeitsbar.
Bahnfreuden und ruinös Gewichtiges
14.10.16 22:00 2016102016
Mein Blick fällt auf die ablagebereiten Papierstapel, die auf einen Platz im Ordner hoffen. Die Stapel glänzen durch ihre Vielzahl und ihre Höhe. Es wird Zeit. Aber nicht heute. Vielleicht morgen. Oder Montag. In jedem Fall noch vor dem nächsten Urlaub! Apropos Urlaub. Könnte ich nicht zum Jahreswechsel mit der Bahn in den Norden verreisen? Keine gute Idee, stelle ich fest, denn die Bahn gibt nur Auskunft bis zum 13. Dezember, weiter nicht. Ein neuer Fahrplan erscheint nächste Woche und bis dahin ist warten angesagt. Ein Wechsel zur Computergeneration wäre sicherlich keine schlechte Idee für die Führungsebene dieses Unternehmens. So ein durchlaufender Fahrplan, der kontinuierlich angepasst wird, wäre schon kundenfreundlicher. Doch das gehört wohl nicht zu den Kompetenzen dieses Unternehmens. Per PKW erreichen wir abends blitzschnell unsere Freunde zu einer kleinen Geburtstagsnachfete. Lecker Kürbissuppe, lecker Pute und lecker Schokocreme schmeicheln meinem Gaumen und ruinieren mein Gewicht. Man kann nicht alles haben! Isso!
Asyl, Hugo und Schmalz
13.10.16 19:27 201672016
Sechs Frauen fallen zum Frühstück bei uns ein und ich mache mich vom Acker. Bei einem Freund finde ich Asyl und wir lassen es am Vormittag dreistaatlich angehen. Zwei Tassen Earl Grey Tea (GB), ein Latte (I) sowie ein Spaziergang (D) verbunden mit locker bis intensiven Plaudereien können sich wochentags nur Privatiers leisten. Nachmittags sehe ich Hugo bei der Arbeit zu. Hugo ist der Mähroboter bei Bekannten. Unermüdlich zieht er seine unergründlichen Runden quer durch den wohlgestalteten Rasen. Ab und an sucht er für ein wenig elektrische Nahrung seine Hütte auf. Mit 85 immer noch kochend aktiv ist ein anderer uns freundlich Verbundener, der uns gleich mit Schmalz und Marmelade beglückt. Selbstverständlich selbst gemacht. Wir freuen uns auf den Genuss. Beide Besuche führen uns in großartige Wohlfühlimmobilien. Sie seien ihnen von ganzem Herzen gegönnt.
Otium
12.10.16 23:52 2016112016
Die Ruhe umschmeichelt mich heute. Das lasse ich mir gefallen. Ein Bad am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, Kohlsuppe zu Tisch macht munter und frisch, Kaffee samt Keks - geh froh deines Wegs! Solcherlei Weisheiten versüßen den Zeitablauf, vertilgen den Stress und beruhigen die Atmung. Auch wenn es im Oberbauch zwickt oder ist es im Rücken? In den Gedärmen? Höher? Tiefer? Mehr vorn oder mehr hinten? Egal! Es zwickt, wenn ich mich bewege. Also sitze ich still, stets bereit meinen Kopf in den Sand zu stecken. Wo ist nur gleich das Loch? So trägt mich der Tag hindurch, selbst der schweigsame Fernseher optimiert mein Wohlgefühl. Ich lache stillhals über einen Krimi von Tatjana Kruse in mich hinein. Die ist echt humorvoll, diese Frau! Nun noch einmal gelassen durchatmen, ganz bedächtig das Sofa von meiner Last befreien und den Rückzug ins Bett praktizieren. Bonne nuit!
Mackenreiche Entscheidung
11.10.16 22:00 2016102016
Im Alter zu Hause leben, gepflegt von einer Betreuungskraft klingt doch einfach nett. Im Detail können sich dabei ganz schöne Hürden auftürmen. Jede Stufe kann zum unüberwindbaren Hindernis werden. Die Lösung ist schlicht und „kostbar“: Treppenlift. Die Duschen sind vor Jahren vielfach noch recht klein und mit hohem Becken erstellt worden. Weg damit! Alles neu für einen pflegegerechten Umbau, zur überschäumenden Freude des Sanitärhandwerks. Sollten die Lieben gar zur Nachtrandale neigen, braucht man sogar zwei Betreuerinnen. Toll! Und dann erwartet einen noch das breite Spektrum persönlicher Begegnungen mit ihnen. Von passt vollkommen bis völlig unmöglich reicht da die Palette. Und wie es mit den anderen bereits arg verkümmerten sozialen Kontakten zu Hause aussieht bleibt völlig offen. Immerhin waren wir im Familienrat über den Weg ganz und gar einer Meinung. Es gibt keine beste Lösung dafür zwei mit Macken. Hoffentlich haben wir uns für die mackenärmere entschieden. Sicher bin ich nicht und wäre ich bei der anderen auch nicht gewesen. Blöde Situation. Der Frust treibt mich, den Spätschlafengeher schlechthin, bereits um acht ins Bett. Immerhin schließt mich Morpheus fest in seine Arme. Netter Kerl.
Rebensaft und Hirnchuzpe
10.10.16 21:58 201692016
Um 10 soll er kommen. Gut eine Stunde zuvor klingelt es an der Tür. Der Transport ist da. Ich mag keine unzuverlässigen Fuhrunternehmen - vor allem frühmorgens sind sie mir ein Gräuel. Glücklicherweise regelt diese langschläferfeindliche Zumutung meine frühmuntere Kumpanin. Danke! Wir haben jetzt ein erschreckend großes Traubendepot in liquider konsistenzveränderter Form. Wir haben dreierlei unterschätzt: unseren Bestand, die Kaufmenge in Flaschen und die Lagerkapaziäten im Keller. Übrigens, wir haben jetzt auf einmal einen richtigen Weinkeller. Zwar einen kleinen aber immerhin etwas in dieser Art. Seltsames Gefühl. Welch eine Chuzpe produzieren altgewordene Hirnzellen - unabsichtlich natürlich! Es ist richtig spannend. Da können ältere Herrschaften tagsüber fast regungslos im Bett verharren, als sei ihr Ende nahe und nachts entfalten sie einen Bewegungsdrang, eine Aktivität, die zum Staunen bringt. Da weicht die Wahrnehmung der Verwandten von den Erlebnissen der Pfleger meilenweit ab, als rede man von zwei verschiedenen Personen. Das Unterbewusstsein scheint ein eigenes Leben zu entwickeln. Heavy!
Alles offen
09.10.16 20:31 201682016
Ausschlafen. Erntedankgottesdienst. Herrlicher Erntedanktisch. Klare Botschaft. Danach begeben wir uns zu meiner direkten Vorfahrin. Sie schläft, blinzelt ein wenig, redet kaum und ist merklich geschafft. Die Arme. Oder sind Psycho-Pillen die Ursache? Könnte fast sein?!? Händchenhalten, miteinander schweigen und Zeit haben ist geboten. Die haben wir Gott sei Dank! Erst mit der zimmerfüllenden Ankunft meiner Geschwisterfamilien rücken wir ab, um Mutti nicht zu überfordern. Alt sein kann sehr harte Folgen mit sich bringen. Das schafft mich psychisch mehr als ich gedacht hätte. Was erwartet uns diese Woche noch? Sollten wir alle unsere Planungen überdenken? Was blüht uns? Wie entwickelt sich Mutti? Bewegende antwortheischende Fragen.
Gefühlsverdrängung in Weiß
08.10.16 20:53 201682016
Es geht früh aus den Federn, schon gegen acht Uhr morgens, und wir eilen einem Frühstücksbuffet in Isenbüttel entgegen. Welch ein gemütliches Café! Welch ein reichhaltiges Angebot! Sehr empfehlenswert!! Äußerst stark gesättigt begeben wir uns zur extrem nötigen Mittagsruhe auf den Heimweg. Zu Hause blinkt das Telefon. Meine eigentlich doch immer so friedliche, freundliche und zuvorkommende Vorfahrin macht den Altenpflegerinnen das Leben schwer. Der ärztliche Notdienst ist angefordert. Eine schöne Überraschung! Ein winzig kleines Päuschen später sind wir wieder unterwegs, dabei ereilt uns die Information über Mutters Klinikumseinweisung. Auch das noch! Und wieder landet die arme alte Frau in der Notaufnahme. Wieder können wir nicht zu ihr. Wieder werden wir im 2-Stunden-Takt vertröstet ohne eine einzige klärende Auskunft. Mein Urteil über unser Klinikum befindet sich im Fahrstuhl auf den Weg in ein tiefes Kellerloch. Wie kommunizieren Ärzte mit einer Kranken, die sich manchmal an nichts und oft genug nur unzutreffend erinnern kann? Was soll eine Vorsorgevollmacht wenn die „Götter in Weiß“ den verbalen Austausch mit einer hochgradig erregten Patientin mit Erinnerungslücken dem Gespräch mit den von ihr Bevollmächtigten vorziehen? Wer tröstet Mutti? Wer hält ihre Hand, streichelt sie, schenkt ihr Nähe? Bestimmt keiner von dem arg gestressten Personal - wie soll das auch gehen? Warum dürfen wir nicht zu ihr? Früher, bei meinem Vater, war das noch möglich! Hoher ärztlicher Standard ohne Zeit für Empathie ist bitter. Vor allem für den Patienten. Mist!
Fehlermeldung
07.10.16 22:00 2016102016
Rechtzeitig zur Wintersaison erfährt unsere Heizung eine (hoffentlich) gründliche Wartung. Sie ist jetzt fit für die kalte Jahreszeit. Nachmittags erfährt meine Wolle eine spürbare Verkürzung. Fort ist die „Künstlermähne“, fast fühle ich mich wie ein Schaf, das seiner Wolle beraubt wurde - ein sehr ungewohntes Gefühl obenherum. Mithin arg verkürzt erledige ich in unserer Gemeinde meinen Staubsaugerschwingjob. Die Hinterlassenschaften auf dem Teppichboden treten inzwischen spürbar deutlicher hervor - s’ischt Herbscht. Eine abendliche Fernsehverköstigung „rundet“ den Tag ab. Komisches Gefühl so ein kleiner Kopf. Da fehlt was!
Albdruck ade
06.10.16 23:41 2016112016
Mutti ist alt geworden. Sie leidet unter Depressionen und ihren Sturzverletzungen. Es ist schlimm, wenn man sich selbst den Blick für die Tatsachen verdunkelt und alles schwarz überpinselt. Der Arztbrief schockiert mich, weil auch ihre Außenwahrnehmung zu uns Kindern rabenschwarz übertüncht ist. Es ist schwer zu verstehen. Wir speisen im Restaurant des Klinikums und lassen uns von der Qualität des Angebotes trösten. Danach belehrt mich die Krankenkasse über meine Unkenntnisse im Pflegedeutsch - glücklicherweise bin ich der Letzte, der es verstehen muss, wenn es bei mir einmal akut wird. Die Mädchen und Jungs leisten Großes, um finanzielle Möglichkeiten in umständlichen Wortkreationen zu verstecken. Stimmungsaufhellend wirken die vielen Gespräche im abendlichen Hauskreis. Der Austausch untereinander lenkt ab und befreit von schwerlastigen Gedankendrücken. Schön hier zu sein.
Retrospektivische Gefühle
05.10.16 22:00 2016102016
Sachte schnurren wir durch das rheinhessische Bergland, mal neben Obstbaumplantagen, mal neben Rüben und meist neben Weinreben. Eine Palette erlesener Weine, die durch ihre preisliche Affinität zu den pekuniären Möglichkeiten herumreisender Ruheständler glänzen, wartet auf uns. Schwer beladen rollen wir danach unserem Ziel entgegen, das wir staufrei und pausenlos erreichen. Wieder daheim! Es wurde ja auch Zeit. Ein Feuerchen im Kachelofen, ein trockener Rosé und Entspannung pur versüßen den Abend. Ein Koffer voller auf die Waschmaschine harrender Kleidungsstücke, eine Handvoll schwer verständlicher Schriftstücke und ein terminbelasteter Folgetag stehen drohend vor uns. Urlaubsende eines Pensionisten. Alte Erinnerungen werden wach. Ach ja!
Himmelsküsse ausgeblieben
04.10.16 19:08 201672016
Die arbeitende Schicht verlässt uns. Frohes Schaffen morgen! Wir schlendern zum Ortsteil Oestrich, folgen der verwirrenden Ausschilderung und erreichen endlich das Bürgerzentrum. Dem chaotischen, genialen, ideenreichen, exzentrischen, kreativen Friedensreich Hundertwasser ist eine Ausstellung gewidmet. Ich staune über seine Phantasie, seinen Kampf um das schwarze Autokennzeichen in Österreich, seine Thesen gegen den EU-Eintritt und sein Umweltengagement. Ein wenig zu kurz kommt sein architektonisches Wirken aber man kann ja nicht alles haben. Was so ein kleiner Ort auf die Beine gestellt hat, ist schon großartig. Trotz heftig drohender Gewitterwolken, eine arg dunkle Wolkenwand zieht über uns hinweg, schlendern wir am Rhein entlang zurück nach Mittelheim. Wie drückt es Hundertwasser so trefflich aus: „Jeder Regentropfen ist ein Kuss des Himmels.“ So richtig enttäuscht sind wir dennoch nicht als uns der Himmel seine hautfeuchtenden Liebesbeweise vorenthält. Wir fahren unsere eventös-besuchsbedingte Nahrungsaufnahme auf das Normalmaß zurück. Das war sowohl unerlässlich als auch wohltuend. Fast wie von selbst „fliegen“ unsere Textilien in die Koffer und wir blicken schon mal dankbar auf die zurückliegenden Tage zurück. Durchatmen vor dem Durchstarten. Angenehm.
Wandertag
03.10.16 22:00 2016102016
Im Frühtau zu Berge - gegen 10 Uhr ziehen wir los zum Bahnhof, von dort nach Hattenheim und dann per Pedes zur „Natur pur in der Hattenheimer Flur“. Ich erklimme schwer atmend Weinberge mit am Wegesrand einladend aufgestellten Probierzelten, Verköstigungsständen und Bierzeltgarnituren - harrend der weinsüchtigen Wandersleut. Von den vielen Angeboten suchen wir uns eines mit besonders gut gestylter Tischdeko aus, konsumieren ein kleines Weinchen und trotten dann weiter weinbergauf und weinbergab - weit mehr „auf“ als „ab“ - bis zur staatlichen Weindomäne beim Kloster Eberbach. Dort werden wir gegen ein beachtliches Entgelt in die Geheimnisse der modernen (fast) vollautomatisierten Weinproduktion eingeführt und dürfen sogar drei Gläslein Wein kosten. Keiner mundet uns so richtig obwohl sich darunter ein Pröblein aus einem Fläschchen für sagenhafte 32 Euro befindet. Geschmacks- und Geldbeutelsache halt. Der Rückmarsch wird zur Schieberei. Bei den Ständen hat sich inzwischen die Besucherzahl karnickelartig vermehrt. Wir schieben uns durch weinkonsumierenden Massen den Berg hinunter und kommen endlich, endlich am Bahnhof an. Ein Tässchen Milchkaffee im Weingut gegenüber verkürzt uns die Wartezeit bis der nächste Zug einrollt. Den Abend beschließt ein Geburtstagsmenü in der örtlich führenden Gastronomie. Exakt 10 Kilometer Berg und Tal sowie 9 erklommene Stockwerke liegen hinter mir. Ich bin platt.
Kurdische Pute mit Äppelwoi
02.10.16 22:00 2016102016
Der Familiengottesdienst in Mittelheim ist in Wirklichkeit ein Kindergottesdienst - aber gut gemacht. Der Rahmen ist ansprechend und die Botschaft schlicht. Ganz schön. Ansonsten relaxe ich total ab und komme mit knapp anderthalb Kilometer Latscherei noch nicht einmal dem vielzitierten Hamster im Laufrad in die Quere. Muss auch mal sein. Dafür schlendern wir gegen Abend in ein kurdisch-türkisches Restaurant am Ort und schlemmen kurdisch. Die Putenstücke am Spieß munden hervorragend, sind relativ leicht verdaulich und der Apfelwein hat ein ganz anderes Aroma als der hier übliche magensäurestimulierende Riesling. Eine empfehlenswerte Alternative. Bei einem rheinhessischen Grauburgunder lassen wir den Tag in aller Ruhe ausklingen. Durchatmen!
Geschmacksknospendesaster
01.10.16 22:00 2016102016
Spontan entschließt sich unser Völkchen an diesem Regentag nach Mainz aufzubrechen. Es wird eine Shoppingtour mit kulturellem Einschlag, kleinem kulturellen Touch. Jener besteht im Bewundern der Chagallfenster in der St. Stephanskirche und einer Dombeschau. Ansonsten kaufen die drei Vertreterinnen des weiblichen Bevölkerungsanteils mehr oder weniger kräftig ein und schlendern von Shop zu Shop. Irgendwann landen wir - endlich - in einer italienischen Restauration wo ich mir einen griechischen (!) Salat gönne. Nach einer kurzen Pause im Hotel geht es schon wieder los zum Abendessen in einer gemütlichen Winzerstube, wo ich erneut feststelle, dass ich den Rheingauer Riesling weder vertrage noch mag. Außerdem erlebe ich mein Geschmacks-Waterloo bei Käsehappen in der Absackerrestauration. Ich hätte gewettet, dass die Häppchen in einem mit Knoblauch (notfalls auch Bärlauch) angereicherten Saucenbett stehen. Das wird von der kochenden Wirtin strikt bestritten. Es seien nur Senfkörner verwendet worden. Ich bin fassungslos. Das kann doch gar nicht sein! Ist es doch. Auch die 5,8 Kilometer können mich da nicht trösten. Armer Kerl!