Motivationsmotivation
30.06.16 22:00 2016102016
Die Handwerker sind fertig. Ob ihr Werk von Dauer ist, bleibt zu hoffen. Jedenfalls sieht es gut aus und das ist ja auch schon etwas. Ich komme mit meinem Liederprojekt sehr gut voran. Ich weiß zwar noch nicht wozu es gut sein könnte, aber es macht Spaß. Immerhin habe ich im Berufsleben auch schon viel unnütze Arbeit geleistet, dann steht mir das im Privatleben umso mehr zu. Abends schwänze ich den Hauskreis mit der guten Begründung, dass wir unseren Besuch nicht allein lassen wollen. Das ist zwar nicht falsch, jedoch dreiviertel der Zeit beschäftigt sich unser Neffe sowieso völlig allein. Merke: dem letzten Viertel kommt entscheidende Bedeutung zu! Seit wir diesen Konflikt im Hauskreis hatten, turnt meine Motivation im Keller herum. Der Konflikt ist zwar voll und ganz gelöst, davon völlig unberührt weigert sich die Motivation heraufzukommen. Wie motiviert man seine Motivation?
Comments
Unerholsame Perspektiven
29.06.16 23:02 2016112016
Wieder einmal ein Arzttermin. War ja wieder dran. Ich bin gut drauf. Die Ärztin nutzt die Gelegenheit und überredet mich zu einem Mammutprogramm: Blutraub, Herzerei, Ganztagsblutdruckquäler und Schwitzrekordversuch auf dem Ergometer. Das kann ja lustig werden. Immerhin verschiebe ich diesen Patientenfreudentag in den August, Ende August. Bis dahin kann ich ja noch ein wenig üben. Sport empfiehlt mir meine fitte Doktorin. Sport. Meine Güte! Schach wäre nicht schlecht - ist aber ohne taktisches Gespür nervig und recht bewegungsextensiv. Oder Dart? Fordert immerhin beide Arme heraus, den einen zum Werfen, den anderen zum Gerstensaftkillen. Doch das Wachstumspotenzial der dabei zugeführten Kalorien wirkt möglicherweise kontraproduktiv. Oder Golf? Da fehlt mir das nötige Start- und Durchhaltekapital. Minigolf? Na, ja. Bleibt das doofe Ergometer. Oder das bergfeindliche Fahrrad. Spazierenschleichen? Nun ja, vielleicht. Morgen?
Quälende Fragen
28.06.16 22:00 2016102016
Die Handwerker laufen zu großer Form auf. Unsere ehemals metallene Dachrinne füllt sich nun mit weißer Folie. Ob das hält? Angeblich ja - vertrauen wir mal den Handwerkern. Dafür tauschen diese die Dachfallrohre aus Plastik gegen ihre Metallkollegen aus. Verrückte Welt des Handwerks! Die unzähligen Dachfirste unseres werten Wohnheims werden jetzt wieder seitlich dicht gemacht und die Enden durch imposante Eckelemente geschützt. Arme Wespen, aber ihr findet schon ein anderes Schlupfloch. Leider. Das Garagendach hat eine weitere Teerpappen-Folien-wasweißichdennfüreine-Schicht aufgeklebt bekommen. Alles ist gut. Hoffentlich. Nicht gut war die Essenseinladung heute Mittag. Das Essen war zwar exzellent, zweifellos, aber seine Harry-Potter-Folgen sehr belastend. Harry-Potter-Folgen? Ganz einfach, wenn der Magen mehr Speisen enthält, als sein Außenumfang es rein rechnerisch zulassen würde. Und dann schmauche ich, Dödel, noch eine Zigarre von wegen der Verdauung. Das löst grundsätzliche ganzkörperliche Ablehnungsreaktionen aus. Sollte ich mir einen Antirauchervirus eingefangen haben? Ist mein Virenschutzprogramm noch aktuell? Immer nur Stress auf dem Sofa!
Würge-Efeu
27.06.16 21:34 201692016
Mitten in der Nacht, so gegen halb acht, rumpelt und pumpelt es auf unserer Terrasse. Männer murmeln vor sich hin, diskutieren, erteilen Anweisungen. Die Dachdecker sind da. Meine hochsensible Bettnachberin hält es nicht in den Federn. Sie will mitreden. Soll sie doch. Besuch vor halb zehn will ich nicht sehn. Basta. Zu privatiersfreundlichen Zeiten nehme auch ich Kontakt auf und kläre, was zu klären ist. Ein Frühstück, eine Andacht und zwei Zeitungen später marschieren wir auf unsere Lichtung. Eine Krone wurde durch den Sturm tief erniedrigt und hängt im Zaun. Zwei weitere Ex-Spitzen inspizieren die kleinen Maispflanzen auf dem Acker nebenan. Unser Feriengast und ich schnappen uns drei Sägen und trennen Äste vom Stamm. Die nackten Überbleibsel können sich nach einer Trocknungsphase auf unseren Kachelofen vorbereiten. Erst spenden sie Schatten, dann Wärme - so soll es sein. Zwischendurch befreien wir ein paar treue Birken vom Würgegriff kriminellen Efeus. Fast unterarmdicke Strangulierwurzeln krallen sich saufest um den armen Stamm und nehmen ihm jegliche Entwicklungsmöglichkeiten und dünne Mordsprossen bohren sich in jede Rindenlücke. Mistefeu. Ob unsere Aktion nachhaltige Wirkung entfalten wird bei diesem kletterpflanzenverseuchten Boden bleibt zweifelhaft. Regelmäßige Kontrollen bleiben angesagt. Ich und regelmäßige Kontrollen? Zweifel sind angebracht. Große Zweifel.
Sonntagsmix
26.06.16 22:00 2016102016
Einem guten Gottesdienst mit ansprechender Predigt folgt ein geruhsamer Sonntag. Im fernen Marburg wird parallel - um die gleiche Zeit - unser neuer Jugendreferent in seinen Dienst eingeführt - heißt das „eingesegnet“ oder so? Keine Ahnung, egal, Hauptsache, dass Gottes Segen ihn in seinem Beruf begleitet. Das ist wichtig. Unser Neffe mokiert sich über die heutige Wiederholung des gestrigen Mittagessens. Nicht völlig unverwöhnt, der Knabe, dafür riesig nett. Mein mir anvertrauter Fußballfan und besagter Neffe schauen zweiundzwanzig Menschen beim Ballspielen zu, während ich mich lieber amerikanischem Serieneinheitsbrei aussetze: Best soccer ist no soccer! Jawoll!
Danke
25.06.16 23:27 2016112016
Die Ruhe nach dem Sturm. Die Bilanz ist recht gemischt. Einerseits wurde unser Mülltonnenwohnheim samt Behälter umgekippt und ein wenig zerstört (nach Tonnenrettung und oberflächlicher Begutachtung). Außerdem machten zwei Dachsteine den Abgang, Nadelbaumkronen brachen einfach ab und der eine oder andere Wurzelabhängige steht recht schief. Eine Windhose hat genau gegenüber einen Baum völlig entwurzelt, schräg gegenüber unter Eichen gewütet, Birken auf die Straße geschmettert und auf einem Teil eines Feldes Maispflanzen völlig flach gelegt. Sieht irgendwie sehr eigen aus. Andererseits hat die Windhose offensichtlich einen Bogen um unser Grundstück geschlagen und die riesigen Birken stehen gelassen. Sieht sehr nach Bewahrung aus. Wir sind nahe an einer gut vorstellbaren schlimmeren Lösung vorbei geschrappt. Danke, Herr Jesus! So konnten wir liebe Verwandte unbeschwert bewirten, miteinander plauschen und ich konnte mich gelassen auf die Moderation eines Gottesdienstes vorbereiten. Wie schön.
Stürme toben
24.06.16 20:56 201682016
Erst bricht ein englischer Sturm über die EU herein - verstehe einer die Briten - aber sie wollten es so und Reisende soll man nicht aufhalten. Wenn unsere Nachbarn nun ihr Glück allein schmieden wollen, sollen sie es eben. Hoffentlich schmieden sie nicht ihr Unglück. Wir werden es sehen. Immerhin lerne ich daraus - hoffentlich - dass wir Alte uns tunlichst zurückhalten sollten, wenn es um die Zukunft der Jungen geht. Rat ja und gerne, Bevormundung nein. Und dann bricht am Abend ein echter Sturm über uns herein. Der hat es in sich. Unsere Sommerresidenz steht vor einem Desaster. Die Befestigung der Folien wird vom Orkan aus ihrer (losen) Verankerung gerissen und die schweren Haltebalken fliegen frei schwingend über die Terrasse. Ich löse die Verschlüsse, umpustet von Windboen, umsprüht von Starkregen, wir rollen die Folien wild zusammen und verankern die Rollen unterm Überdach. Gut durchfeuchtet entern wir das Wohnzimmer. Nachdem der Himmel sich weitgehend ausgeschüttet hat und wir unser Castle verlassen können, stellen wir fest, dass uns drei bis vier Dachziegel die Flucht nach unten angetreten haben. Außerdem wurde unsere Straße mittels einer fallenden Birke zur Sackgasse herabgestuft. Die Feuerwehr löst wenig später dieses Problem. Glücklicherweise will unser Dachdecker sowieso am Montag vorbeischauen. Das war ein Tag! Hoffentlich bleibt es nachts ruhig. Wäre uns zu wünschen.
Christmas-Füllsel
23.06.16 18:37 201662016
Mein Dentist erstellt das dritte, gefühlt sechste, Provisorium vor der endgültigen Wurzelfüllung. Der dort versenkte Asphalt verändert alles. Der sporadisch auftretende Medizingeschmack ist nun weg. Bleibt ab sofort alles neutral? Nein, meint mein Spezialist für Beisserchen, das neue sensorische Erlebnis erinnert aber an Weihnachten. Ja, ganz entfernt macht sich etwas auf meiner Zunge breit, ein Geschmack wie bei Pfefferkuchen, komplett zusammengemischt von der Bayer AG. Und selbiger ist permanent spürbar. Nach einer Beerdigung, heute, einer Kurzandacht vor der Tür der Halle, dem folgend das Versenken der Urne in einem niedlichen anonymen Löchlein, treffen wir uns in einer Cafeteria eines Seniorenwohnungsheims. Streuselkuchen und Kaffee werden gereicht. Beides schmeckt nach chemischem Pfefferkuchen. Das kann ja heiter werden.
Piratenmentalität
22.06.16 22:00 2016102016
Ich sitze im warmen Zimmer und sortiere Rechnungen, Schreiben und Kontoauszüge. Draußen lacht die Sonne und drinnen schwitze ich, um alle Unterlagen für die Steuererklärung meiner Mum rauszupulen. Was tut man nicht alles für die, die in der Vergangenheit viel für einen selbst getan haben! Ich lebe in einem Staat, der nicht nur seine Rentner besteuert, sondern ihnen hochkomplizierte Erklärungen abfordert und das Verständnis für sauschwierige Gesetze zumutet. Wohlgemerkt es geht um eine Bevölkerungsgruppe, bei der sich schon im normalen altersgemäßen Verlauf nach und nach die geistige Leistungsfähigkeit reduziert. Im Einzelfall kann sich das sogar rapide von einem Tag auf den anderen beschleunigen. Wie stellen sich das unsere - in diesem Fall - idiotischen (sorry, das muss sein) Politiker denn vor? Nicht jeder hat Kinder oder Verwandte, die dabei helfen können. Und erst recht kann sich nicht jeder einen Steuerberater leisten. Wenn ihr geldgeilen Abgreifspezialisten schon alten Leuten in die Tasche fassen wollt, dann regelt das gefälligst so, dass das für die Auszuplündernden automatisch, ohne deren Mitwirkung, geschieht. Das musste mal gesagt werden. Jawoll!
Verantwortung los
21.06.16 19:44 201672016
Aus mir wird nie ein richtiger Beamter. Muss ja auch nicht mehr. Ich suche unsere Sitzplatzreservierungen für das Flugzeug. Abgebucht ist, aber es gibt in meiner wohlgemischten Ordnung keine Unterlagen. Doch ich müsste wenigstens die E-Mailbestätigungen finden. Das ist nicht der Fall. Vielleicht suche ich falsch. Oder habe falsch abgelegt. Oder mein Mailprovider ist schuld, weil er die virtuelle Post ins Spamlager verfrachtet und nach vier Wochen gnadenlos gelöscht hat. Da war ich wohl verreist und bin nicht verantwortlich. So muss es gewesen sein. So und nicht anders
Kräuter, Absagen und telefonierende Zahnbürsten
20.06.16 20:58 201682016
Unkraut zupfen sollen manche Menschen als entspannend empfinden. Ich bin darin immer noch Anfänger, da ich Unkraut, Wildkraut, sprießende Blumen und bodendeckende Gewächse kaum unterscheiden kann. Sieht alles grün aus. Da wage ich mich erst einmal an das Grün zwischen den Terrassensteinen. Wir haben sie zwar versiegeln lassen, damit kein Unkraut mehr Raum hat, doch die Grünpflanzen sind da offensichtlich anderer Meinung. Immerhin ist (noch) der Massenaustrieb gebremst und nur Vereinzelung angesagt. Also zupfe ich langwurzelige Pflänzchen heraus, kratze da und dort ein sprießendes Moospflänzchen weg und verleihe teilweise den Kanten eine neue Sichtbarkeit. Es ist nur wenig Arbeit und doch bin ich recht fertig, der Rücken muckt rum und die Haut sondert ein leicht salzhaltige wasserartige Flüssigkeit ab. Dann sagen sogar noch meine Kollegen aus vergangenen Tagen ab - den Widrigkeiten eines Berufslebens bin ich offensichtlich ziemlich enthoben. Doch der Tag hält eine weitere Überraschung bereit. Ich kaufe eine elektrische Zahnbürste. Der Computer ist nun bei ihr eingezogen. Auf Wunsch bringt das Zahnreinigungshightechinstrument blaue Zähne (wie neckisch!), mehrere Pflege- und Reinigunsprogramme und einen Reinigungserfolgssmiley mit. Es kann darüber hinaus mit dem Smartphone sprechen. Und so weiß endlich auch die NSA wie gründlich man seine Zähne putzt. Das ermöglicht wichtige psychologische Rückschlüsse. Terroristen reinigen nämlich den oberen rechten Eckzahn extensiv. 😉😎
Wiederholungstäter
19.06.16 23:17 2016112016
Wenn man mein Alter erreicht hat, in dem man alle gängigen Krimi-Autorentricks zu kennen meint und die neuesten blut- und actionrünstigen Reißer einfach nur doof findet, kommt die Zeit, in der Fernsehen langweilt. Ich weiche auf Tiersendungen aus. Doch auch die wiederholen sich durchaus in nicht zu kurzem Rhythmus. Die Wiederholungen finden sich dort sogar in Filmen anderer Produzenten, zu anderen Zeiten aber mit äußerst ähnlichen Szenarien. Ob die Bärin mit zwei Jungen durch die Taiga tapert oder durch Tiefschnee stapft, ob sie einen braunen oder weißen Bedränger entkommen will - ob nun die Elefanten im Quarkszoo Männchen machen oder im Quickstiergarten die Beinchen liften, wird durch häufiges Anschauen nicht unbedingt interessanter. Selbst neueste Serien durchschaut man relativ fix und das Interesse erlahmt überproportional von Folge zu Folge, wenn sie gut sind nur von Staffel zu Staffel. Die Flimmerkiste wird technisch schärfer und inhaltlich verschwommener. Und das nennt man Fortschritt. Irgendwie verrückt.
Totalfilter
18.06.16 21:34 201692016
Es gibt Erfinder, die haben ihre Berufung verfehlt. Weit verfehlt. Ich habe heute ein Produkt so eines „Kreativgenies“ ausgiebig bewundert. Eine unserer Dachrinnen leidet bekanntlich unter Überfüllung. Ich dachte nun, sie sei voller Unrat. Aber nein, die Ursache ist dieses geniale Hilfsmittel, das Laub, Zweigen und anderen herumfliegenden Substanzen den Zugang zum Fallrohr verwehren soll. Genau genommen tut es das auch. Indem es selbst dem Regenwasser den Zutritt sperrt, bleibt festes Material erst recht draußen. Doch irgendwie ist das nicht so ganz (überhaupt nicht?) der Sinn der Sache. Ich entferne das Sperrwerk und, flutsch, ist das Wasser weg und die Rinne frei. Ein bisschen Matschepampe entferne ich natürlich vorher. Logisch. Bauchumfangsfördernd ist mittags das Schnitzel-Spargel-Mahl in Oebisfelde. Und ich will abnehmen? Kaum zu glauben.
Konfliktverweigerung
17.06.16 23:58 2016112016
Das Leben ist voller Konflikte. Da ergehe ich mich frisch gebadet und schamponiert (Recyclingzustand 1) auf meiner Lieblingscouch und da fängt es draußen an heftigst zu pladdern. Eigentlich kein Problem. Doch eine Dachrinne ist verstopft. Völlig. Wenig läuft ab und viel schwappt über den Rand, so ganz nebenbei eine weiße Holzfläche beschmutzend. Eigentlich ist eine Tiefenreinigung dringendst nötig. Doch bei der letzten Aktion dieser Art vollführte ich einen sehenswerten Pfützenplatscher, der meinen Sauberkeitsgrad ins Negative verwandelte - damals. Und heute? No risk, no fun? Besser kein Fun. Ich genieße meinen gegenwärtigen Zustand noch ein wenig und schiebe meine Verunreinigungsorgie auf morgen. Pladder, schwipp, schwapp!
Ende und Anfang
16.06.16 22:00 2016102016
Die Lichtung ist gemäht. Unser Grauschnäpperpärchen ist traurig, weil es zwischen dem hochgewachsenen Grünzeug immer wieder Schnäppchen aufnehmen konnte. Hoffentlich funktioniert das auch auf blachem Feld. Mit dem Ende des Kürzungsvorgangs ist auch Hape in Santiago de Compostela angekommen. Harmoniert ja prächtig. Die Überlegung sofort einen zweiten Kurzrasenschnitt anzuschließen verwerfe ich recht schnell bei einem Becherchen Weißbier. Nur nicht übertreiben! Ein Erlebnis ganz besonderer Art - ein Handwerker, dem ein Auftrag gerade recht kommt - krönt diesen Tag. Gestern angerufen, heute alles besprochen, ein Stunde später das Angebot per E-Mail erhalten und weitere zwei Stunden danach den Auftrag erteilt. Das geht ja ruckfix. Ihm waren zwei fest eingeplante Aufträge entglitten - Bauverzögerung. Des einen Leid, des anderen Freud. Hoffentlich. Warten wir erst einmal die Ausführung ab. Handwerker sind ein ganz eigenes Völkchen, mal perfekt, zuverlässig und schnell und auch wieder unpünktlich, oberflächlich und lahm. Welche Karte haben wir jetzt gezogen? Wait and see. Ersteres möglichst kurz und letzteres lieber mit freudetrunkenen als mit tränenreichen Äuglein. Emotionsdurchwachsenes Warten.
Erniedrigung
15.06.16 22:44 2016102016
Und wieder stehe ich vor unserer Lichtung und frage mich: „Ist das jetzt ein Kornfeld oder eine sich selbst erhöhende Grasnabe?“ Die Höhe stimmt zum Kornfeld, wenigstens teilweise, die Farbe und Artenvielfalt nicht. Und da soll ein Rasenmäher durchkommen? Glücklicherweise ist der ganze Grünkram sehr nass, aber morgen muss ich ran. Merde! Sollten wir nicht doch lieber in eine Eigentumswohnung wechseln? Oder eine schnuckelige Mietwohnung? Oder ein neu erstelltes Seniorenreihenhaus mit Briefmarkengrundstück ganz woanders? Das wäre toll. Doch nicht realisierbar. Null Chance. Da blockt jemand in meinem engsten Dunstkreis massiv. Und diese jemand ist mir äußerst wichtig. Und so grinst mich ein Grünfeld schamlos an, ich balle meine Fäuste ob dieses rücksichtslosen Wachstums, doch es hilft alles nichts. Morgen ist der Tag der Maht (das Wort kennt sogar der Duden nicht, wow) und so wird erniedrigt, was sich böswillig selbst erhöht hat. Messer marsch!
Katzenmahlzeit
14.06.16 23:59 2016112016
Es ist schier unbeschreiblich, wenn trotz satter drei, fast sind es schon vier, Jahre Firmenabstinenz der Gedanke erneut aufblitzt: „Der freie Tag ist vorbei, morgen musst du früh raus zur Firma“ und selbiger dann in köstlicher Weise in einem wunderschönen Feuerwerk auseinanderplatzt um der festen Überzeugung Raum zu geben: „Cool bleiben, das ist vorbei, du hast immer frei!“ So ein Durchatmen, so ein auf das Gesicht gezaubertes Lächeln ist aller Ängste wert. Vierzig Jahre Aufstehzwang hinterlassen tiefe Furchen, denen man nur schwerlich entkommen kann. Viele geben auf und werden von der frühmorgentlichen Bettflucht betört, verführt und gebannt - ich nicht! No, never! Vögel, die morgens singen, holt am Abend die Katze. Guten Appetit.
Fotosuche
13.06.16 23:58 2016112016
Immer häufiger drängt sich die Feststellung auf: Ich werde alt. Punkt. Meine Mum benötigt zwei Passfotos. Wo bekomme ich die her? Alle Fotostudios, die ich kenne, haben sich entweder in Luft aufgelöst oder in Gegenden versetzt, die nur langfußläufig erreichbar sind. Und nun? Ein mir unbekanntes Institut ist im Internet so schlecht bewertet, dass sich an meinen Füßen eine leichte Eisschicht bildet. Ein anderes fertigt zwar Portraits, wunderbar, aber auch Passfotos? Meine alte Dame in einen Automaten zu verfrachten, auszurichten und geduldig zum Stillhalten zu motivieren bis es der Maschine beliebt auszulösen, scheint mir ein recht aussichtsloses Unterfangen zu sein. Was bleibt? Ich suche. Wer suchet, der findet. Hoffentlich.
Lohnendes Investment
12.06.16 23:57 2016112016
Gemütlich, nicht schneller als 160, fahren wir Richtung Heimat. Wir verlassen die Autobahn in Walsrode, suchen eine uns bekannte Waldeinfahrt auf, um ein Schlummerpäuschen einzulegen. Plötzlich dringen heitere Bemerkungen an mein Ohr. Eine muntere Wandergruppe passiert unser Gefährt und mustert die zwei müden Gestalten mittendrin. Launige Kommentare zum Mittagsschlaf dringen an unser Ohr, während gefühlt fünfzig motivierte Wandersleut’ an unserem Yeti vorbeimasrchieren. Nirgendwo hat man seine Ruhe. Was zu Hause das Telefon ist, sind auswärts Walkingfreaks. Da muss man mit leben. Nicht damit leben müssen wir mit der Kälte in unserem trauten Heim. Das hat man nun von einer relativ guten Isolierung. Draußen warm und innen kalt. Ein paar Holzscheite, ein paar Anzünder und eine perfektionierte Anbrenntechnik versprühen in kürzester Zeit mollige Wohlfühltemperaturen. Ein Kachelofen ist eine Investition, die sich lohnt. Unbedingt.
Eine Frage der Logik
11.06.16 21:40 201692016
Wie dumm sind eigentlich superkluge Menschen? Ich fasse es nicht. Heute erfahre ich, dass die bibelkritische Forschung von der Prämisse ausgeht, dass nur dann eine Textaussage realistisch sein kann, wenn ihre Behauptungen nachweisbar, nachvollziehbar und wiederholbar seien. Wenn ein Text also behauptet, dass Gott ein Wunder getan hat, ist das weder wissenschaftlich nachweisbar, noch versuchsweise nachvollziehbar und erst recht nicht menschlich wiederholbar. Somit kann es keine Wunder geben. Aha. Logik scheint den Theologen völlig fremd zu sein. Wenn es einen Gott gibt, dann steht er zwangsläufig über allem und ist keinerlei Gesetzen unterworfen. Sonst wäre er kein Gott sondern allerhöchstens ein Wesen einer höheren Entwicklungsstufe. Gottheit präjudiziert absolute uneingeschränkte grenzenlose Handlungsfreiheit. Ein Gott kann sämtliche Naturgesetze außer Kraft setzen, kann Einmaliges schaffen und Unmögliches möglich machen. Das macht nun einmal einen Gott aus. Isso. Nur wenn es keinen Gott gibt sind Wunder natürlich völlig unmöglich. Das ist logisch.
Zu unfrech
10.06.16 22:00 2016102016
Nein, ein Großstädter bin ich nicht. Überhaupt nicht. In Bremen wollen wir unser Hotelzimmer beziehen. Vor, neben und hinter dem Hotel gibt es keine Parkplätze. Eine Zufahrt existiert nicht, nur eine Straße führt vorbei. Ahnungslos rufen wir an - was tun? Ganz einfach, am Rand stehen bleiben, Warnblinker an, ausladen und danach Wagen im Parkhaus parken. So macht man das in der Stadt! Aha. In unserem Dorf haben wir überall Parkmöglichkeiten.
Eigensinn
09.06.16 20:27 201682016
Und die Hoffnung trügt nicht. Ich danke Gott, dass er mir geholfen hat. Isso. Wer nun behauptet, dass die Schmerzpillen in Kombination mit der Salbe diese Wirkung hervorbringen, dem widerspreche ich nicht. Offensichtlich spricht alles für diese Ansicht. Und um tiefer zu blicken, muss man Gott kennen. Der handelt so. Wer ihn nicht kennt, der sieht das anders - das kann ich verstehen. In jedem Fall geht es mir erheblich besser. Ich kann wieder richtig gehen. Das ist praktisch. Und so starten wir sogar zu einem Besuch. Der läuft reibungslos ab und ich darf den überaus köstlich zubereiteten ostfriesischen Tee genießen. Ich liebe ihn. Ich liebe die Teezeremonie. Und ich durchbreche sie mit Lust. Ich rühre um. Das muss sein. Sonst schmeckt es mir nicht. Mögen sich die Traditionalisten vom Bitteren zum Süßen durchkämpfen - ich präferiere von Anfang das Süße. Dazu muss man Umrühren. Und so tue ich es. Basta.
Hexenrache
08.06.16 22:00 2016102016
Ganz früh am Tag war es. Ich mache mich bettfertig und hole noch schnell das Handy aus dem Wohnzimmer. Auf dem Weg schlägt die Hexe zurück. Ich hatte ihre Aktion wohl etwas zu positiv dargestellt. Sie kann auch anders. Nix step-by-step. Trippelschritte en miniature sind angesagt. Äußerst vorsichtig schiebe ich mich zur Schlafzimmertür. Millimeter für Millimeter. Und hinten rumort die böser Zauberfrau. Doch die absolute Krönung ist der Wechsel von der Vertikalen in die Horizontale mit anschließenden Ausrichtequälereien im Bett. Starker Tobak. Fazit: Ich bin kein Indianer. Ganz bestimmt nicht!!! Ansonsten finde ich sogar etwas Schlaf und verbringe diesen Tag im Bett. Die Losung für heute: „Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.“ Das lässt hoffen.
Rückzugsfreuden
07.06.16 20:46 201682016
Wenn einem eine weibliche Zauberin einen gezielten Rückenhieb versetzt, hat das viele Nachteile. Aber, je nach Intensität, nicht ausschließlich. Während meine bummelfreudige Langzeiturlaubspartnerin die Offerten lokaler Anbieter in der Fußgängerzone intensiv inspiziert, erfordert mein malträtierter Rückbereich einen zwangsweisen Abbruch mit der Folge eines längeren Caféaufenthalts. Nach Abschluss der Bummeloffensive ergänzen wir ihn gemeinsam unverdrossen um eine Speisephase. Nur das Aufstehen hinterher und der Weg zum Auto sind echt von Übel. Ein Nordseespaziergang am Nachmittag erledigt sich allerdings sofort nach den ersten Schritten. Immerhin ist es ein geiles Gefühl wenn der Körper schließlich auf dem Bett ganz langsam entspannt und der Schmerz sich - offensichtlich schweren Herzens - step by step zurückzieht. Zum Glück tut er das. Noch?
Reitprobleme
06.06.16 19:21 201672016
So eine kubanische Zigarre hat ihr eigenes Aroma. Ich sitze im Garten, fröstele ein wenig vor mich hin, und nehme den Duft des langsam vor sich hin qualmenden Tabaks wahr. Das erste Drittel einer Zigarre ist lecker - jedoch keinesfalls für Nichtraucher geeignet, die würden husten und spucken. Das zweite Drittel ist hinnehmbar - meine Warnung geht jetzt an Zigarettenkonsumenten: lasst die Finger davon. Und das dritte Drittel sollte man sich sparen - nur der Geiz zieht es (teilweise) durch. Ja, so eine Nikotinbombe ist - selbst gepafft - ein Vergnügen, das man sich nicht zu oft gönnen sollte. Für mich lebt der Genuss von seiner Seltenheit. Diese Nichtraucherkampagne, die in ihren Anfängen recht positive Folgen zeitigte, wie die Rauchfreiheit von Restaurants, Büros und öffentlichen Gebäuden, sowie die Einschränkung der zeitweise allgegenwärtigen Zigarette, schwappt inzwischen in eine Art Phobie über. Wie so oft kennen wir Menschen keinen Halt, reiten können wir nicht, nur links oder rechts vom Pferd fallen. Völlig absurd wird das Ganze wenn parallel dazu die Freigabe von Marihuana oder Haschisch diskutiert wird. Wir Zweibeiner sind schon ein komisches Völkchen. Wie singt doch Biermann „was verboten ist, das macht uns gerade scharf.“ Irgendwie hat er recht.
Emotion-Napping
05.06.16 22:00 2016102016
Ich lese einen Krimi, die Autorin versteht es mich mitzunehmen und in ihr Produkt emotional zu entführen. Ich lebe mit. Das ist kritisch (für mich). Ich gehe zu sehr in den Akteuren auf, leide unter charakterlichen Loopings, an den verdrehten Fäden mit denen die Schriftstellerin ihre Gedankensubjekte führt - will das Buch in die Ecke feuern und komme doch so leicht nicht von der Erzählung los. Okay, ich stehe das jetzt durch, gehe bis zum Ende mit und hoffe, hoffe sehr, auf ein halbwegs verkraftbares Happyend. Ich liebe Happyends, auch bei recht unglaubwürdig gezeichneten Charakteren. Schon seltsam wie ein reines Hirngespinst mein Hirn durcheinander wirbelt. Oder spielt es nur Pingpong mit meinen Emotionen? Wohl letzteres. Das sollte ich mir dringend abgewöhnen. Wie geht das?
Schneller Besuch
04.06.16 22:00 2016102016
Nur einen kleinen Spaziergang zum Briefkasten, ein Hexenschusszumutungstest sozusagen und schnell etwas bei Freunden abholen. Gesagt und getan. Nur eben nicht „schnell“. Der Spaziergang begrenzt sich auf eine Runde um den Block an der gelben Box vorbei. Das schnelle Abholen zieht sich bis nach Mitternacht hin. Als wir endlich wieder zu Hause sind, suche ich leider nicht das für diese Uhrzeit sich empfehlende Lager auf, sondern lese noch ein wenig. Erst früh am Morgen, ganz früh morgens bette ich meinen Körper mit der nötigen Vorsicht - die Hexe legt wert auf eine jeweils andere aber eindeutige Prozedur - auf die Matratze. Das dabei gültige Verfahren lerne ich fix über die Methode Schmerz/kein Schmerz. Eigentlich ganz einfach.
Friedwald
03.06.16 21:58 201692016
So eine Bestattungszeremonie im Friedwald stimmt mich nachdenklich. Einerseits hat eine Trauerfeier im Freien mitten im Wald (wenn das Wetter stimmt und so ist es auch) einen ganz eigenen Charakter. Durchaus eindrucksvoll. Der Weg durch den Forst zum Baum dem die Urne den Raum zwischen seinen Wurzeln temporär streitig machen wird, ist emotional ganz anders als ein Weg zwischen den Gräbern in einem Friedhof. Irgendwie steht es sich ungewohnt an einem Loch vor dem besagten Hochgewächs wenn man dort Rosenblätter platziert. Auch der Rückweg auf einem Waldweg hebt eher die Stimmung. Das fällt mir sehr positiv auf. Andererseits gleicht ein Stapfen im Wald immer um den ärgsten Matsch herum eher einem Regentanz als einem Trauermarsch. Hochmotivierte Mücken sind auch nicht jedermanns Sache ebensowenig wie der neue Belag, der sich von der Sohle ausgehend auf die Fußbekleidung gelegt hat. Na ja, immerhin bewegen sich die Treterchen bei der Nachfeier unter Gleichen. Doch nach der Nachfeier wartet der Nachputz auf sie. Gegen Abend treffe ich äußerst rechtzeitig wohlgemut zu einem Vortrag am Ort des Geschehens ein. Jetzt kann ich in aller Ruhe das technische Equipment aufbauen. Denke ich, doch leider hat sich eine andere Gruppe für die „Vorzeit“ den Raum geschnappt und reizt ihr Zeitfenster voll aus. Ruhig bleiben, Zeit auskaufen, posten und chillen.
Ich habe Rücken
02.06.16 22:00 2016102016
So ein Hexenschuss ist äußerst lästig, Er hemmt die freie Entfaltung meiner Persönlichkeit. Er verordnet Unbeweglichkeit und das ist gar nicht gut. Außerdem ist er unbeständig. Mal schmerzt er er und mal wieder nicht. So kann ich in aller Ruhe Bankgeschäfte erledigen, mir eine lange Mittagspause gönnen und abends zum Hauskreis humpeln. Unverschämterweise kralle ich mir gleich den bequemsten Sessel und bin so während dieser Zeit wohlgebettet. Das ist einerseits recht nett, andererseits ist mir der Weg zu den vielen Knabberköstlichkeiten auf dem Tisch mit sehr viel Mühsal gepflastert. Na, ja, wenigstens könnte die Figur davon profitieren, wenn ich nicht so listenreich mir den Zugriff über Drittpersonen erschleichen würde. Vollgepfropft trotz Hexenschuss? Da läuft was falsch!
Trübe Gedanken bei traurigem Wetter
01.06.16 22:00 2016102016
Übermorgen wollen wir zu einer Bestattung in den Friedwald. Im Internet wirkt das Konzept sehr beeindruckend. Seine letzte Ruhestätte in einem Wald zu finden hat etwas Urtümliches. Die Abwesenheit der von manchen als bedrückend empfundenen Friedhofsatmosphäre kann den Abschied leichter machen. Dem späteren Besuch des Grabes, des Baumes, wird möglicherweise das Deprimierende genommen oder wenigstens abgemildert. Könnte so sein. Mal abwarten wie es auf mich wirkt. Eigentlich wird es, wenn ich ehrlich zu mir bin, bei meinem unvermeidlichen Begräbnis (hoffentlich ist bis dahin noch eine größere Zeitstrecke zu gehen) nicht in erster Linie um mich gehen, wiewohl ich Anlass des Abschieds sein werde, sondern um die Hinterbliebenen. Sie sollen für sich das freundlichste Umfeld erleben, um in der für sie angemessenen Weise Abschied zu nehmen. Es geht um sie, nicht um den Verstorbenen. Da schwirrt in unseren Köpfen oft ein völlig falsches Bild herum. Denn - sollten die recht haben, die sagen mit dem Tode sei alles vorbei, dann dürfte es ihnen sowieso nur um die Lebenden gehen - der Tote hätte ja nichts mehr davon. Und für uns Christen ist klar, dass wir nach unserem Tode bei Jesus sein werden und alles Vergängliche zurückbleibt. Wir werden nicht zurückblicken sondern nach vorn auf Jesus schauen. Für mich spielt es keine Rolle ob - hoffentlich nicht so bald - mein irdischer Körper begraben oder verbrannt wird, im Friedhof, im Friedwald, im Meer oder in der Luft seine Umwandlung in Energie erlebt (nichts geht verloren!). Hauptsache die Hinterbliebenen finden dabei Trost, nehmen für sich angemessen Abschied und werden nicht auf Jahre hinweg durch immer lästiger werdende Pflichten beeinträchtigt (aber auch das ist ihre Entscheidung). Ich dagegen werde am Ziel sein. Bei Jesus. Das ist genug.