Graustufen

Alarmstufe Grau! Jedes Jahr um diese Zeit reißt mich dieses Warnsignal aus meiner Beschaulichkeit. Ich sitze im Bus, mitten drin, lauter Grauköpfe um mich herum: Seniorenausflug! Noch mag ich in dieser erlauchten Runde zu den Jüngeren gehören - vom Jüngsten bin inzwischen Jahrzehnte entfernt. Der Ältesten rücke ich dagegen näher auf den Pelz. Das muss man erst einmal unter seine Fittiche bekommen! Ausgestattet mit zehn gut ausgebildeten Magenta-Daumen lausche ich den Geheimnissen der Orchideenzucht. Hochinteressant so hinter die Kulissen einer Edelpflanze zu schauen, ihre Entwicklung, Hege und Pflege, ihre Animositäten und Vorlieben anschaulich und nachvollziehbar in meine Ohren dringen zu lassen. Wir von der Magenta-Fraktion signalisieren in Pflanzlergruppen immer höchste Zuhörbereitschaft. Die Realität ist nichtsdestoweniger völlig anders. Magenta ist bekanntlich die Komplementärfarbe zu grün. Komplementärfarben ergeben miteinander gemischt einen neutralen Grauton. Das spiegelt recht exakt den Zustand wider, den jegliche Flora annimmt, wenn die Grün-Daumen-Fraktion uns eine längere Zeit deren Pflege überlässt. Das sollte sie tunlichst vermeiden um das Überleben ihrer verwöhnten örtlich arg fixierten Wohnzimmer- und Beetgefährten zu sichern. Nach dieser wunderhübschen Theorielektion speisen wir - eher praktisch - Forelle oder Ragout. Beides ist lecker für beide Daumenarten. So versöhnt sich Gegensätzliches. Nach der Andacht bei der EFG in Uelzen (Baptisten) rieselt eine wenig Rost aus meinen grauen Zellen und archivierte Daten aus längst stillgelegten Hirnparzellen erwachen zu neuem Leben: Hier war ich doch schon mal!!! Richtig, bei unserer Planungstour vor Jahrenden haben wir uns auch hier über die Arbeitsweise unseres avisierten Architekten informiert. Ich kenne den Saal! Was mag sich in diesen geheimnisvollen Parzellen noch verbergen? Das umhüllen graue Nebelwände. Grauslich.
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Widerstand ist zwecklos

Birken sind sehr freigiebige Bäume. Zu jeder Jahreszeit, außer im Winter, beschenken sie ihre Umgebung, sehr gern auch unsere Dachrinne, mit vollbiologischen Präsenten. Jetzt ist es ihnen tatsächlich gelungen Teile unserer Rinne randvoll mit Samen zu füllen. Starke Leistung! Und im Winkel warten weitere Samen, bereit zum Nachrutschen, falls der Wind den Füllgrad herabsetzen sollte. Und so tauche ich meine behandschuhten Hände tief in die nach unten immer matschiger werdende Samenmasse und verfrachte diese Mini-Kampfsterne in den vorsorglich mitgeführten Eimer. Gut drei Eimer füllen diese Vorkämpfer der nächsten Attacke. Die Invasionsarmee der Herbstschlacht beginnt so langsam ihre Kampffarbe aufzulegen und wartet nur auf den günstigsten Zeitpunkt zum Losschlagen. Die Blätterarmee steht bereit zum Dreifachschlag: Dachrinnenverfüllung, Terrassenglitschisierung und Rasenbedeckung. Die ersten Scouts sind schon unterwegs. Drei Monate sind diverse Angriffswellen zu erwarten. Verteidigung ist zwecklos. Adelante!
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Wir gehen weiter ...

Mir geht so durch den Schädel, dass mit der Grillabsage meiner Kollegen das letzte dünne Band zur Arbeit gekappt wurde. Weshalb komme ich gerade heute darauf? Keine Ahnung. Zum Schluss hatte ich nur noch einmal im Jahr einen Büro-Input. Das war immer äußerst toll wegen der persönlichen Bande, von dem, was den Büroalltag prägte, entfernte ich mich von Jahr zu Jahr immer mehr. Ich kam mir vor wie ein eingefleischter Insulaner, der durch ein Hochleistungsteleskop seine frühere Heimat weit, weit entfernt als Strich in der Landschaft sichtet und sich nur noch dunkel an sein Leben dort erinnert. Mancherlei Bedeutsames, das mich damals auf die Palme brachte, wirkt heute auf mich wie ein fernes Geplänkel, ein fremdartiges Problem. Die Bezüge zur Berufswelt verblassen. Viele bedauern das, ich finde das toll, bis auf die Kontakte zu den Kollegen - die könnten ruhig noch einige Zeit immer wieder mal aufleuchten. Andererseits pflege ich diese gar nicht. Mein letzter Besuch in der Firma ist Jahre her. Ich vermisse die Bürowelt einfach nicht. Überhaupt nicht. Da kann man nichts machen. Dagegen freue ich mich auf Leer. Und den Rhein. Und Zypern. Und Norden. Und mehr …
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Prognoseunbillen

Der Deutsche Wetterdienst sagt Unwetter mit Starkregen und bis zu 2 cm Hagelkörnern für unsere Region voraus. Meteo Earth behauptet das Gegenteil, höchstens ein paar Schauer. Wir bauen die Lounge ab als der Wind stark auffrischt und es zu tröpfeln beginnt. Danach beruhigt sich alles. Meteo Earth ist auf der richtigen Seite. Allerdings steht es mir frei zu glauben, dass gewaltige Gewitterstürme über uns hereingebrochen wären, wenn wir nicht abgebaut hätten. Ganz sicher. Unbedingt. So isses!!!
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Eigentlich

Ein Erdbeben nach dem andern - in kurzen Abständen 5 bis 10 Jahre - zerstört liebliche Regionen in Italien. Die eindrucksvollen Häuser stürzen ein und die Regierung errichtet übergangsweise Baracken. Der Übergang dauert nun schon länger als die nächste Erbebenfrequenz. Es ist zum Weinen. In der Türkei regiert ein Sultan, der erst den ruhenden Kurdenkonflikt wieder anheizt und dann „Terroristen! Terroristen!“ schreit. Statt dem IS mit aller Kraft zu wehren, lässt er ihn immer noch weitgehend gewähren und lässt Bomben auf die Kurden fallen, die den IS tatsächlich mit aller Kraft bekriegen. Dem Sultan wird gehuldigt, er wird von deutschen Soldaten beschützt und erfährt kaum spürbare Kritik. Und selbst die lässt ihn toben. Es ist eine Schande. In Aleppo fallen Bomben, vernichten Soldaten, Aufständische, Frauen, Alte, Kinder und Kleinkinder. Sie sollen getötet, ausgehungert, durch Infektionen und Krankheiten vernichtet also versorgungsmäßig auf Null gesetzt werden. Die Welt ist empört. Und zwei verantwortliche Nationen verhandeln über wenige Stunden Waffenruhe um wenigstens Medikamente, Lebensmittel und Trinkwasser der Bevölkerung zu bringen. Und verhandeln. Und verhandeln. Weiter passiert nichts. Es ist zum Heulen. Rund um die Welt werden Brüder und Schwestern, also Christen wie wir, aus religiösen Gründen verfolgt, kalt gestellt, ermordet, drangsaliert, gefoltert und was weiß ich nicht alles und unsere Regierung erhebt nicht ihre Stimme, sondern schwadroniert vom friedlichen Miteinander aller Religionen. Das gibt es zwar weitgehend bei uns - und das ist sehr gut - doch weltweit gesehen eher selten. Warum bete ich so selten dafür? Eigentlich müsste ich Tag und Nacht damit Gott in den Ohren liegen. Eigentlich. Schade.
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Die Sonne geht auf!

Das Telefon klingelt um viertel nach acht. Morgens. Lapidar werden uns die Tatsachen um die Ohren gehauen, dass erstens in Wolfsburg keines der nötigen Bettchen frei sei und dass zweitens um halb neun, also in fünfzehn Minuten, der Transport mit Mutti, 91 Jahre, abrauschen würde. Ich bin sprachlos. Menschenwürdig geht anders. Ehe wir in irgendeiner Weise reagieren könnten, ist die alte Dame schon im Transportwagen nach Gifhorn unterwegs. Ob man vor dem Klinikum Wolfsburg ein Schild aufstellen sollte: „Höchste Gefahr für Alte! Vorsicht! Hier werden Angehörige ausgetrickst! Ihr seid auf euch allein gestellt!“? Wäre wohl angebracht. Doch Gott kann aus schlechtem Handeln Gutes machen. Ich betrete das erste Mal die neue Klinik in Gifhorn. Mutti liegt in ihrem Zimmer. Ich atme tief durch. Eine Zeitreise wird Wirklichkeit. Aus einem Krankenhaus des letzten Jahrhunderts in ein Klinikum von heute! Wow! Es gibt Betten, die kann der Patient selbst per Knopfdruck verstellen. Das Personal ist durch die Bank freundlich und nett! Im Zimmer gibt es einen Hoteltresor, einen wohlgefüllten Kühlschrank, eine TV-Fernbedienung, die zur Handhabung kein technisches Seminar erfordert, ja sogar ein ganz normales Telefon. All in! Keine mühsame Kartenaufladung! Man kann sogar um halb elf noch ein Frühstück nachbestellen! Es gibt drei Tagesgerichte zur Auswahl und eine Karte mit Alternativspeisen und eine äußerst freundliche Abfrage des Gewünschten. So kann ein Klinikum sein. So sollte es sein! Mutti ist happy! Wir sind es auch! Dank unserm Herrn und Gott!
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Aus- und Einsichten

Heute hat sich das Klinikum vorgenommen mich zu schockieren. Und es gelingt! Nichtsahnend besuchen wir meine Mum. Nichtsahnend lade ich ihre Telefon- und TV-Karte auf. Nichtsahnend wollen wir mit der Ärztin sprechen. Diese kommt mit der „frohen“ Botschaft, dass eine Verlegung nach Gifhorn oder Helmstedt anstünde. Morgen schon. Vielleicht sei in Wolfsburg noch etwas frei, wenn wir auf Wahlleistungen verzichten würden. Das scheint eine Spezialität der kommunalen Trägerschaft zu sein, private argumentieren meist andersherum. Morgen um halb zehn soll der Umzug starten, aber wir können ja um halb neun noch einmal anrufen, der Sozialdienst prüft, ob hier noch was geht. Beunruhigt fahren wir heim. Mutti wirkt wie abgewatscht, die Schwestern sind unfreundlich drauf und die Stimmung grummelt im Tiefkeller herum. So kannten wir unser Klinikum noch nicht.
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Wahlbürger

Ich wähle Brief. Ein prall gefüllter A-4-Umschlag trifft per Post ein. Drin enthalten sind zwei Schreiben, zwei Umschläge, zwei übersichtliche und drei monumentale Stimmzettel. Bei zweien habe ich eine Stimme und bei den drei anderen drei Stimmen, die ich kumulieren und panaschieren darf. Wie spannend! Also schaue ich mal drauf. Die Landratsbewerber kenne ich vom Hörensagen, da ist schnell ein Kreuz gemalt. Beim Samtgemeindebürgermeister kann ich nur mit „ja“ oder „nein“ stimmen, kurzum, will ich einen oder keinen. Leichte Wahl. Dann öffne ich den ersten Flatschen. Viele, viele Namen. Die aller-, allermeisten kenne ich nicht und sie sagen mir auch nichts. Das trifft bei den anderen beiden Wahlmonsterbögen genauso zu. Ich wähle also Unbekannte. So viel zum Thema mündiger Wähler. Soll ich meine Augen schließen und blind tippen? Oder würfeln? Oder nach netten Namen oder Berufen suchen? Irgendwie komme ich durch, platziere meine Kreuze, jeweils drei pro Flatschen, und presse die fünf Zettel mühevoll in den Stimmzettelumschlag. Zukleben. Jetzt noch an Eides statt versichern, dass ich persönlich, allein in einer dunklen Ecke 😉, gekreuzt und verpackt habe. Dann diesen Zettel und den fetten Umschlag in den zweiten Umschlag zwängen, zukleben, fertig. Jetzt habe ich die Schiete der nächsten fünf Jahre mitverursacht. Armer Rolf. 😢
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Es fluppt

Ich übe mich geduldig im Warten und komme doch um meine ortsfeste Radtour mit Rückenelektroden herum. Zu viel Stress für die Doktorin. Zu hoher Blutdruck bei mir. Wir beide einigen uns schnell auf eine Terminverlegung in den Oktober. Gut gegangen. Bis dahin teste ich eine höhere Chemiedosis und bringe mein Messgerät auf den Prüfstand. Es zeigt zu menschenfreundlich an. Oder zu gefährlich? Wir werden sehen. Ich bringe meine grauen Zellen dazu sich auf den festgelegten Bibeltext zu konzentrieren und stelle Gott sei Dank die Vorbereitung rechtzeitig fertig. Und - Halleluja!!! - wird es auch eine austauschreiche Bibelstunde. Mit schwerem Magengrimmen hinfahren und losgelöst heimschweben. So soll es sein. Danke!!!!
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Blutverlust

Heute wird mir Blut gezapft zur Kontrolle irgendwelcher Werte. Dazu muss ich eine Dreiviertelstunde früher aufstehen. Ich lerne, dass man im Alter, auch im jungen Alter, besser nicht mit alten Gewohnheiten brechen sollte. Es könnte sich eine langanhaltende Schlafmützigkeit einstellen. Und so ist es auch. Am Nachmittag weisen wir Muttis Gärtner ein und er legt gleich los. Ein wenig neidisch bin ich da schon - so einen hilfreichen Pflanzenhüter hätte ich auch gern. Im Klinikum probiert sich ein Anfänger am Legen eines Ports. Und scheitert. Arme Mum! Aber jeder fängt mal an und wenn man in seinen Fängen landet, fängt man sich unnötigen Blutverlust ein. Recht geschafft kommen wir zu Hause an. Und morgen soll ich eine Bibelstunde halten über den namenlosen reichen Mann und den armen Lazarus. Das kann ja heiter werden.
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Papiertiger und Techniktore

Gegen eins landet Mutti auf der Station. Gegen Morgen passiere ich die autoleeren frühsonntäglichen Straßen, greife den allzeit bereiten Notfallkoffer und begutachte die mütterliche Liegesituation. Mein Aufenthalt ist nur kurz, später wollen wir in Vollzahl anrollen. Pünktlich zum Frühstück bin ich wieder daheim. Später satteln wir unseren Yeti, ergänzen dem mütterlichen Wohlbefinden Dienendes aus ihrem Haushalt und suchen sie wieder auf. Dort wartet der übliche papierne Moloch auf Abarbeitung und ich beuge mich langzähnig seinem unausweichlichen Diktat. Ob sie gut behandeln können, müssen sie noch nachweisen, dass sie die Papierindustrie einwandfrei fördern können, wissen wir bereits jetzt. Telefon- & TV-Karte gegen Formularparaphierung, Aufladung gegen Bares - alles hat hier seine Ordung. Wie kommen geistig Unbeholfene damit zurecht? Werden Depressive dadurch in noch tiefere Depression gerissen? Wer weiß das schon? Immerhin muss man nur die Karte ins Telefon stecken und schwups ist alles okay, vorausgesetzt sie wird vorschriftengerecht eingeführt. Individuelle Einschubkreativität führt zur elektronischen Verweigerung. Gemeinsam mit der Schwester ziehen wir dann ins Privatzimmer um. Eine Zusatzversicherung ist eine gute Wahl in der gesundheitlichen Zweiklassengesellschaft. Sollte meine Mum sich entschließen einige technische Grundkenntnisse zu erwerben, kann sie vielleicht sogar den dortigen Fernseher bedienen. Warten wir’s ab und trauen es ihr mal zu. Ob ich später mal genauso ahnungslos auf künftige Konstrukte blicken werde? Keinesfalls, es wird ja alles bedienungsfreundlicher! Für Diplomingenieure.
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Schockzustand

Lässig schleichen wir in den neuen Tag und frühstücken mit unserem ehemaligen Pastor. Ansonsten steht aufräumen auf dem Programm. Abends meldet sich das Telefon zu Wort und lässt meine Haare zu Berge stehen. Meine Mum hat sich altersgerecht in die Reihe der Sturzopfer eingeordnet. Auch das noch! Wir stürmen zum vierrädrigen Fortbewegungsmittel, sausen zum Elternhaus, sehen den Rettungswagen vor der Tür stehen und innen wirbeln die Sanis. Meine Güte. Nun kennen wir die öde Wolfsburger Notaufnahme. Ein Wartesaal ist ein ICE dagegen. Wir haben die Rumsitzerei oft genug kennengelernt, während drinnen ein Elternteil im Bett zwischen kurzen Behandlungsgängen wartete. Stundenlang. Ein Sani gibt den Rat nach einer Stunde in der ZNA anzurufen. Wir beherzigen ihn. Nach einer Stunde sollen wir eineinhalb Stunden später anrufen. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden ist es der ZNA gelungen Röntgenaufnahmen zu machen. Toll. Sie liegen aber noch nicht vor. Sollte die digitale Auswertung einen Bogen um unser Klinikum gemacht haben? Sitzen noch Entwickler vor giftigen Flüssigkeiten und schwenken belichtete Filme hin und her? Wie dem auch sei, entweder dauert die Trockenzeit noch ein wenig oder im Klinikumsnetz werden die Datensätze mit Pferd und Wagen transportiert. Wir werden auf weitere anderthalb Stunden vertröstet, die wohl übliche Zeitspanne von Behandlungsschritt zu Behandlungsschritt. Also werden wir um halb eins noch einmal anrufen. Ausgang heute offen. Geduldsspiel.
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Kleinfeier

Jahrelang haben wir unsere Geburtstage im Zelt gefeiert. Da „quälte“ mich höchstens die Frage: „Wen könnten wir noch einladen?“ Dieses Jahr feiern wir auf der Terrasse in unserer Lounge und da sind die Kapazitäten ungemein klein. Wie begrenzt man sich, von unendlich auf sechs, maximal sieben Gäste? Eine interessante Erfahrung. Doch auch mit wenigen Gästen kann es äußerst nett sein. Das wussten wir allerdings schon vorher. Am sehr späten Abend, nach dem letzten Abschiednehmen, drängen sich mit Blick auf das „Schlachtfeld“ zwei Eindrücke auf: erstens es nervt mehr als das Zelt, weil man alle Überbleibsel direkt vor der Nase hat; zweitens wird dieser Eindruck durch die begrenzte Menge schmutzigen Geschirrs gleich wieder aufgehoben. Ja, die anstehende Nacharbeit ist viel überschaubarer. Das ist gut. So kann man beruhigt aufs Lager sinken. Rechtzeitig altersgerechte Beschränkungen einzuüben kann sich noch als nützlich erweisen. So isses.
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Danke!!!

Langer Diskussionen kurzes Ende, zack, ist eine Reise gebucht, zuck, sause ich in die Stadt und male die nötigen Schriftzeichen aufs Papier. Zypern wir kommen! Ob du uns mit Regen, Wolken oder Sonne begrüßen wirst, ist egal, wir kommen trotzdem. Zu gegebener Zeit. Nachmittags teilen wir Kuchen und Pizza mit der uns zugeordneten Verwandtschaft. Aus das ist nett. Warum haben wir es so gut? Ich will keinesfalls darüber klagen, in keinem Fall, dennoch ist es wohl erlaubt wenn man das Gegenteil von Leid erlebt, diese Betrachtung anzustellen. Verdient haben wir es nicht. Annehmen fällt trotzdem leicht. Sehr leicht. Ich will bewusst Gott für alles Gute danken, ja, bewusst mich sehr freuen über jeden Segen, der mir zufällt. Welch ein Geschenk!
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Allzumenschliches

Jetzt schieben meine Jahrzehntelanggefährtin und ich wieder die gleiche Jahreszahl vor uns her. So eine Geburtstagsfeier zu Hause artet irgendwie immer in Hausarbeit aus. Das ist nicht so schön. Glücklicherweise - oder soll ich besser denken: Gott sei Dank - kommen abends sehr gute Freunde zu Besuch. Es wird richtig nett. Wenn man aus der Routine - und sei es eine leicht aufgepeppte Geburtstagssonderoutine - herausgerissen wird und sich in einer anregenden Plauderei wiederfindet, verändert das sehr viel. Ist das nicht toll?
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Frust, Immobilien und Appetit

Es soll Menschen geben, die bei ihrer Urlaubsplanung schon so viel Vorfreude empfinden, dass sie fast nicht mehr verreisen müssen. Ich gehöre nicht zu dieser Spezies. Im Gegenteil. Die Planung macht mir maximal eine halbe Stunde Spaß, dann schlägt die Stimmung um. Der Rest ist zunehmend nervig. Heute ist wieder so ein Planungstag. Das Reisebüro überbewertet meine pekuniären Möglichkeiten wie vormals die amerikanischen Kreditgeber den Wert der zu beleihenden Immobilien. Das gute alte Internet ist da anders drauf. Gut so. Mal schauen, ob das einen positiven Motivationsschub beim lokalen Dienstleister entfalten kann. Wenn nicht, dann muss ich wohl in den süßen Internetapfel beißen. Guten Appetit.
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Vade retro Olympia!

Ich hasse diese fünfringigen Geldspielereien, die diesmal Brasilien noch ärmer machen und das Fernsehprogramm noch mieser. Bah! Wenn es wirklich um sportliche Wettkämpfe ginge, warum wohnen dann die Athleten in dritt- bis viertklassigen Absteigen, genannt Olympiadorf und die Funktionäre in 4- oder 5-Sterne Spitzenhotels? Wer ist wohl wichtiger? Wenn es wirklich um die Leistungen ginge, warum sind dann die Goldmedaillen nicht aus Gold, sondern aus minderwertigerem Material? Warum wohl? Und sage mir keiner, dass das nicht finanzierbar wäre, Peanuts sind das im Vergleich zu den Geldmassen, die in irgendwelche Taschen schwappen. Wenn es wirklich um das Kräftemessen gut trainierter Teilnehmer ginge, warum sind dann nur bestimmte Dopingmittel verboten und nicht das Gelddoping mit verkappten Anstellungsverträgen, die ein permanentes Training ermöglichen und tausend Mittelchen zur körperlichen Fitnesssteigerung? Kurzum es sind Knetespiele, die ich mitfinanziere durch Fernsehgebühren, Werbeanteile auf diversen Produkten und letztlich sogar mit meinen Steuern. Gerade eben hat die staatlich lizensierte Kontenknackerbande auf der Basis waghalsiger Gesetze ihren Überfall auf uns erfolgreich - nur nicht für uns - beendet. Und dann auch noch diese Räuberspiele im Fernsehen! Meine Euros auf Reisen. Nur ohne mich. Fatal.
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Weltzentrum

Heute im Gottesdienst. Ich habe den Eindruck jemand schaut bewusst an mir vorbei, grüßt mich nicht, macht einen Bogen um mich. Warum eigentlich? Warum eigentlich entsteht so ein Eindruck? Nehme ich mich selbst zu wichtig? Offensichtlich. Da ist jemand mit sich selbst beschäftigt, ist in sich gekehrt und ich frage mich was er gegen mich hat. Nichts, vielleicht hätte ich ihn aufmuntern sollen, statt mich so anzustellen. Lerne, Rolf, dass du nicht der Mittelpunkt der Welt bist! Eine wesentliche Erkenntnis im Leben. Am Abend sagt ein netter Ex-Kollege seinen Grillbesuch ab. Grillbesuch? Ja, nächsten Freitag will die Mannschaft auflaufen. Bei mir? Wir haben Geburtstagsgäste, volles Programm, volles Haus - rien ne va plus! Da wartet am Montag wohl noch ein größerer Klärungsbedarf auf mich. Das wird spannend. Ob ich den Grillbesuch in einen Efeuvernichtungseinsatz umswitchen kann? Wäre toll, doch eher unwahrscheinlich. 😀 Höchst unwahrscheinlich. 😉
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Krieg, Rauch und Viren

Der Efeukrieg mutiert zum Plattenkampf. Waschbetonplatte für Waschbetonplatte fighte ich mich durch das Wurzelwerk. Das wird mich noch lange beschäftigen. Dagegen freue ich mich über die Wärme und nutze nachmittags unsere Lounge zu einem Freudenfeuer im Pfeifenkopf, zugegeben mehr ein Glimmen als ein Flammen, aber brennen tut’s. So ganz nebenbei verschlinge ich Bücher und befinde mich wohl augenblicklich wieder im Leserausch. Doch der geht vorbei, denn die unvermeidlichkeitsbare Kostenbremse hat den Nachschub vorerst brutal unterbunden. So bleibt mir nur der Bestand. Und den kenne ich schon. Die nächste Woche hebt schon dräuend ihr terminpralles Haupt, verbreitetet Magengrimmen und infiziert mich mit einem Schlechtelaunevirus. Wo ist doch gleich der Impfstoff? Ach ja: „Ora et Labora“. So kanns gehen.
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Software Antik

Unsere Technikabhängigkeit treibt immer wieder seltsame, fast könnte man sagen hässliche, Blüten. Für eine ältere Damen haben wir einen Hausnotruf installieren lassen. Sie muss zweimal am Tag einen Knopf betätigen, sozusagen eine Live-Woman-Schaltung, und alles ist gut. Drückt sie nicht, schrillen bei uns die Telefone - allerdings nicht direkt. Es ist eine Notrufzentrale zwischengeschaltet. Dort läuft ein 12-Stunden-Timer mit. Wenn nicht innerhalb von 12 Stunden der Knopf betätigt wird, erhalten wir einen Anruf. Das klingt logisch, ist aber fatal. Meine hochgeschätzte Anverwandte gibt um 18 Uhr ihr Lebenszeichen und legt sich irgendwann später schlafen. Wir schlafen auch. Tief und fest bis 6 Uhr morgens, dann reißt uns der Fernsprecher aus dem Tiefschlaf. „Ihre Mutter hat sich nicht gemeldet!“ Wie sollte sie auch, sie ist Langschläferin wie ich! Doch die 12 Stunden sind um und die doofe Technik schlägt Alarm. Wie vernagelt muss man sein, um so ein System zu installieren? Oder haben die Malteser bei der Auswahl ein wenig zu viel von dem gleichnamigen Getränk genossen? Der Verdacht liegt nahe. Was tun? Wir stellen auf 24-Stunden-Timer um und lassen weiterhin zweimal drücken. Erstaunlich wie sich Technik aus dem Mittelalter (Prinzip Eieruhr) bis heute „bewährt“. Arme Malteser.
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Nachtaktiv

Um halb drei haut uns erbarmungslos das Telefon seine Rufmelodie um die Ohren. Mitten in meiner Tiefschlafphase! Die Altvordere alarmiert uns und fordert Hilfe an. Glücklicherweise ist meine Bettnachbarin aufwachfähig, denn ich starre bis zum Ziel im Halbschlaf vor mich hin und bin contra-kommunikativ. Irgendwann werde ich bei Muttern dann doch wach und zwar richtig. Als wir wieder zurück sind, nach praktischen und moralischen Beistands- und Zuspruchshandlungen, kann ich natürlich nicht einschlafen. War zu erwarten. Also döse ich dem Morgen entgegen. Dafür lerne ich ein paar Stunden später das große Geschenk des Mittagsschlafs wieder einmal extrem schätzen. Entspannt lasse ich mich abends zum Hauskreis kutschieren. Es wird wieder spät. Nachteule!
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Überraschung

Noch mit der zweiten Kaffeetasse in der Hand behauptet meine klingeltonfeinhörige ständige Frühstückspartnerin den Schall unserer Hausglocke vernommen zu haben. Ich jedoch nicht. Vertrauensvoll schließe ich verschlossene Türen auf, löse die Sicherheitskette, öffne die Haustür und siehe da: Lächelnd begrüßt mich ein alter Schulkumpel aus den sechziger Jahren. Überraschung! Erkannnt hätte ich ihn nicht, wenn wir uns nicht regelmäßig bei Klassentreffen gesehen hätten. Andererseits würde mein stark ausgeprägtes Gedächtnis 😀 selbst meinen langjährigen Banknachbarn nicht identifizieren können. Wehe dem, der mich mal als Zeugen 😎 zur Personenerkennung braucht. Null Chance. Es wird ein lockeres Gespräch in netter Atmosphäre. Und wir tauschen zum Glück kaum Schulerinnerungen aus, sondern plaudern über gestern und heute. Und so muss ich allerschwersten Herzens meine Gartenarbeit verschieben. Wie schade!
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Kalt erwischt

O, wie ist es kühl geworden. Wir haben doch Hochsommer, das muss doch das Wetter wissen! Im sommerlichen Temperaturtief überwinde ich mich nicht die Außenbereiche aufzusuchen. Selbst in der geschützten Sommerresidenz tendiert meine Pelle eher zur Gänsehaut als zum Schweißausbruch. Das kann doch noch nicht der gesamte Sommer gewesen sein? Mich überkommt ein innerer Drang zur Suche nach adäquaten Urlaubsmöglichkeiten, ich surfe von Seite zu Seite, doch da schleichen sich Gedanken an noch zu fällende Bäume, staatlich lizensierte Raubritter und monetär offene Dentisten ins Hirn und legen einen grauen Schleier über kostenträchtige Planungen. Gute Planung, intensive Recherche und eine optimistische Gesinnung sind unverzichtbar. Kreativ deckeln.
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Stomatologie hat Gold im Mund

Mein Zahnarzt ist gut und war bislang günstig. Bislang. Jetzt präsentiert er mir eine gesalzene, gepfefferte, ja chilisierte Rechnung, die sich so ganz nebenbei kräftig gewaschen hat. Ich wusste gar nicht, dass er so hart zuschlagen kann. Respekt. Ob er eine neue Arzthelferin beschäftigt, eine abrechnungserfahrene? Oder hat er äußerst erfolgreich eine Fortbildung im Patientenmelken belegt? Wer weiß das schon. Folgenreich und kontenleerend ist sie in jedem Fall. Mal schaun, was meine Krankenkasse dazu sagt, von meiner Beihilfestelle ganz zu schweigen. Wenn er weiterhin so überaus eifrig und erfolgreich daran arbeitet meine Beißerchen zu retten statt sie zu ersetzen, werde ich das wohl akzeptieren müssen. Noch nicht einmal zähneknirschend, denn das kann teuer werden. Seufz.
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Sympathien und Antipathien

Wie erfrischend ist es mit guten Freunden über biblische Themen nachzudenken, gegensätzliche Meinungen auszuhalten und eigene Überzeugungen zur Diskussion zu stellen. Wie toll, wenn man feststellt, dass Gott redet, Fragen klärt, Einsichten vermittelt und mit dabei ist. Ich liebe unsere Studierstube! Mittags stelle ich dagegen eine wachsende Antipathie gegen warme Buffets fest. Wir sind beim Inder, es ist nicht unlecker aber eben Buffet. Man steht an, schaufelt sich das eine oder andere lauwarme Gericht auf den Teller - spätestens am Tisch ermangelt es sowieso korrekter Temperaturen. Fleisch in Sauce, mal schärfer, mal lascher, mal lecker gewürzt, mal kleinkindgerecht geschmacksknospenreizungslos zubereitet prägen überwiegend diese Art abholbereiter warmgehaltenen Speisenauswahl. Beim Inder etwas schärfer, bei deutschen Familienlieferanten eher mild. Ich liebe dagegen frisch zubereitete und flott servierte Gerichte mit eigener Zungenbeglückung. Man kann nicht immer alles haben. - Unser neuer Pastor ist ein Showman. Das ist kein Negativurteil, eher eine Tatsache. Möglicherweise hat er zu viel amerikanisches Fernsehen auf sich wirken lassen. Oder es ist der neue Stil der jungen Generation und ich bin zu alt dafür. Mag sein. Das Älterwerden ist nicht nur eine körperliche, sondern ebenso ein geistige Angelegenheit. Gleichermaßen eine geistliche? Wäre möglich. Da kommt nicht nur etwas auf mich zu, ich bin offensichtlich mittendrin. Wäre ja zu schön, wenn das Privatiersleben nur Vorteile hätte.
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Norddeutscher Sommer

Unsere neuen Terrassenplanken haben inzwischen viele Erfahrungen mit dem norddeutschen Wetter gemacht. Die Unterschiede zu ihrem heimatlichen Klima sind offenbar - kalt, nass, lauwarm - brasilianische Eiszeit sozusagen. Dafür haben sie sich ganz gut geschlagen. Immerhin wurden auch in diesem Sommer Temperaturen des brasilianischen Tropenwaldwinters erreicht. Und das ist doch auch schon was, oder? Wir dagegen sind mit dem Sommer ganz zufrieden, es gab sicher bessere, aber auch schon kältere. Im Fernsehen beginnt der Doping-Contest: Im Vordergrund mühen sich Athleten um Medaillen und im Hintergrund fighten die Aufputschfirmen um die lukrativsten Staatsaufträge für ihre Geheimmittelchen. Inzwischen hat das IOC sogar Fördermaßnahmen beschlossen und jetzt kann der Rubel, sorry die Dollars und die Euronen rollen. Ein perfekter Deal: das Volk berauscht sich an Höchstleistungen, die Sportler locken medaillenabhängige Sponsoringverträge und im Hintergrund fließt der echte Geldstrom. Die Masse bleibt im Sessel respektive Sofa sitzen, ein paar Auserwählte mühen sich für noch nicht einmal materialechte Talerchen am Band ab und die höchst echten Moneten kassieren die alten Herren (und Damen) Backstage. Viel Vergnügen allerseits!
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Entwicklungspotenziale

Efeudesaster: Business as usual. Urlaubsplanung: Treten auf der Stelle. Kilokampf: No success. Ansonsten gibt es einen netten Abend, der bedauerlicherweise das Fettnäpfchenpotenzial eines ehemaligen Hirten moderat erweitert - endlich bin ich mal selbst betroffen. Blödes Gefühl, zugegeben, aber nicht weiter schlimm, so kenne ich ihn und immerhin bewirkt es ein weites Herz. Die Fete zeichnet sich leider durch Gesprächsthemen aus, die außerhalb meiner Interessenssphäre liegen sowie gleichzeitig meiner geistigen Unbeweglichkeit, mir zugeworfene Bälle in positive Richtungen zu leiten. Es gibt halt solche Tage, da muss man durch. Immerhin entwickelt sich das Gespräch irgendwann in für mich lebensnahere Dimensionen und so wird alles gut. Außerdem ist der Weiß- und der Rotwein lecker. Passt doch.
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Attacke

Die nächste Runde im Efeugrabenkampf ist eingeläutet. Der Ausgang ist ungewiss. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir irgendwann diese Schlacht gewinnen. Doch was ist schon eine Schlacht im endlosen Krieg? Er kommt immer wieder. Eine Ranke falsch gelagert und Wurzeln sprießen. Da rackert man sich ab, reißt alle sichtbaren und unterirdisch vermuteten Pflanzenteile brutal heraus - und doch lacht sich tief unten die dunkle Seite der Pflanze in ihr Geflecht und sinnt auf finstere Ränke (oder Rankeleien?) für den Gegenangriff. Am Nachmittag unterstützen wir kräftig die gesellschaftlichen Kontakte meiner Mum: Plaudereien im Wintergarten.
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Zeitfluss, Blutfluss und Provinzfluidum

Das Fließen der Zeit ist heute wieder einmal deutlich spürbar. Plopp und die Mittagspause ist vorbei. Heute verarztet mich eine etwas raubeinige Fußpflegerin. Beim Schneiden meines Zehennagels rinnen ein paar Tröpfchen meines Blutes. Das ist nicht schlimm, nur habe ich eigentlich die Fußpflege gewählt, um das zu vermeiden. Es ist immer etwas Besonderes von Experten behandelt zu werden. Im Sportgeschäft in der City-Galerie gibt es viel, aber keine Golfbälle. Ist ja auch eine so seltene Sportart. Immerhin finden wir im Hause leckeres Eis. Schleckend lasse ich das Publikum vorbeiflanieren. Unzweifelhaft ist zu konstatieren, dass es - im Vergleich zu Düsseldorf, Frankfurt und Wien - recht provinziell wirkt, keine echt bunten Vögel, keine extraordinären Geldsammler für den Eigengebrauch und Regen statt Sonne, sorry, letzteres ist unfair. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Vergleichsweise.
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Pauschal trifft Individual

Ich mag es Reisen zu planen. Das Verreisen selbst stößt dagegen psychisch immer mehr auf Antipathien. Die Anwesenheit am Zielort genieße ich wiederum sehr. Kaum habe ich mich dort eingelebt, verspüre ich in zunehmender Weise nach einiger Zeit einen unbändigen Drang in Richtung der heimischen Gefilde. Kurzum, ich bin offensichtlich ein kompliziertes Wesen. Damit muss ich leben (das ist relativ einfach) und andere auch (die Armen). Genau genommen bin ich gern allein mit meiner Lebensreisegefährtin unterwegs. Dennoch gefielen uns die paar Reisen, die wir mit Freunden verbracht haben ausnehmend gut. Das wollen wir mit einem Ehepaar nun gern wiederholen. Doch, wie es sich jetzt zeigt, sind wir eigentlich sehr unterschiedliche Urlaubstypen. Ich liebe es anzukommen, die Koffer auszupacken und dieselben bis zum Abreisetag nicht mehr zu belästigen. Er dagegen ist ein typischer Individualurlauber: ein Zimmer für die ersten Nächte reservieren und dann herumreisen und suchen, was sich so bietet. Koffer auf, Koffer zu, auspacken, einpacken, wechseln. Dazu kann ich mich mit ganz langen Zähnen aus besonderen Umständen schon mal entschließen, aber gefallen wird mir das nie. Gut, ich reise am Zielort gern herum, bin interessiert unterwegs - aber ich benötige zum Wohlfühlen mein wohlgeformtes Nest. Ihm würde wohl auch ein Zelt reichen. Kommen wir auf einen Nenner? Ich bin gespannt. Und zweifle. Außerdem lässt mich mein an sich heißgeliebtes Reisebüro hängen. Mist. Aber ehe ich dort drängle, surfe ich lieber selbst zum Ziel. Virtuell und günstig. Geht doch.
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Zauberlehrling

So ganz langsam nerven mich unsere türkischen Mitbürger. Es entzieht sich mir völlig wie man - selbst bei größter „Heldenverehrung“ von Erdogan - seine Augen vor den offensichtlichsten Tatsachen verschließen kann. Oder herrschen unter ihnen ganz andere Rechtsvorstellungen wie bei uns? Wenn Menschenmassen „Todesstrafe“ lauthals skandieren läuft es mir eiskalt den Rücken herunter und ich muss gleich an lang zurückliegende deutsche Geschichtserfahrungen denken. Mich gruselts. Wenn jemand, der jeden einsperrt, der andere Meinungen publiziert für sich im Ausland Meinungsfreiheit reklamiert, die er erfahrungsgemäß nur zur Aufstachelung seiner Anhänger missbrauchen will, wäre das zum Lachen, wenn es nicht zum Heulen wäre. Es ist so traurig, wenn eine Nation, die einen sehr positiven Lauf hatte, plötzlich eigenhändig mit voller Kraft auf die Bremse tritt, nur weil ihr im Grunde genommen genialer Chef Eitelkeit und Eigensinn gegenüber gelassener Durchsetzungs- und Überzeugungskraft den Vorzug gibt. Schade. Sehr schade. Oder liegt es daran, dass herkömmliche Scharia und moderner Staat ein Widerspruch in sich sind und so steuert er aus Glaubensüberzeugung lieber zurück in die gute alte Zeit? Wer weiß? Die Geister, die ich rief …
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