Die Sonne geht auf!

Das Telefon klingelt um viertel nach acht. Morgens. Lapidar werden uns die Tatsachen um die Ohren gehauen, dass erstens in Wolfsburg keines der nötigen Bettchen frei sei und dass zweitens um halb neun, also in fünfzehn Minuten, der Transport mit Mutti, 91 Jahre, abrauschen würde. Ich bin sprachlos. Menschenwürdig geht anders. Ehe wir in irgendeiner Weise reagieren könnten, ist die alte Dame schon im Transportwagen nach Gifhorn unterwegs. Ob man vor dem Klinikum Wolfsburg ein Schild aufstellen sollte: „Höchste Gefahr für Alte! Vorsicht! Hier werden Angehörige ausgetrickst! Ihr seid auf euch allein gestellt!“? Wäre wohl angebracht. Doch Gott kann aus schlechtem Handeln Gutes machen. Ich betrete das erste Mal die neue Klinik in Gifhorn. Mutti liegt in ihrem Zimmer. Ich atme tief durch. Eine Zeitreise wird Wirklichkeit. Aus einem Krankenhaus des letzten Jahrhunderts in ein Klinikum von heute! Wow! Es gibt Betten, die kann der Patient selbst per Knopfdruck verstellen. Das Personal ist durch die Bank freundlich und nett! Im Zimmer gibt es einen Hoteltresor, einen wohlgefüllten Kühlschrank, eine TV-Fernbedienung, die zur Handhabung kein technisches Seminar erfordert, ja sogar ein ganz normales Telefon. All in! Keine mühsame Kartenaufladung! Man kann sogar um halb elf noch ein Frühstück nachbestellen! Es gibt drei Tagesgerichte zur Auswahl und eine Karte mit Alternativspeisen und eine äußerst freundliche Abfrage des Gewünschten. So kann ein Klinikum sein. So sollte es sein! Mutti ist happy! Wir sind es auch! Dank unserm Herrn und Gott!
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