Wahlbürger

Ich wähle Brief. Ein prall gefüllter A-4-Umschlag trifft per Post ein. Drin enthalten sind zwei Schreiben, zwei Umschläge, zwei übersichtliche und drei monumentale Stimmzettel. Bei zweien habe ich eine Stimme und bei den drei anderen drei Stimmen, die ich kumulieren und panaschieren darf. Wie spannend! Also schaue ich mal drauf. Die Landratsbewerber kenne ich vom Hörensagen, da ist schnell ein Kreuz gemalt. Beim Samtgemeindebürgermeister kann ich nur mit „ja“ oder „nein“ stimmen, kurzum, will ich einen oder keinen. Leichte Wahl. Dann öffne ich den ersten Flatschen. Viele, viele Namen. Die aller-, allermeisten kenne ich nicht und sie sagen mir auch nichts. Das trifft bei den anderen beiden Wahlmonsterbögen genauso zu. Ich wähle also Unbekannte. So viel zum Thema mündiger Wähler. Soll ich meine Augen schließen und blind tippen? Oder würfeln? Oder nach netten Namen oder Berufen suchen? Irgendwie komme ich durch, platziere meine Kreuze, jeweils drei pro Flatschen, und presse die fünf Zettel mühevoll in den Stimmzettelumschlag. Zukleben. Jetzt noch an Eides statt versichern, dass ich persönlich, allein in einer dunklen Ecke 😉, gekreuzt und verpackt habe. Dann diesen Zettel und den fetten Umschlag in den zweiten Umschlag zwängen, zukleben, fertig. Jetzt habe ich die Schiete der nächsten fünf Jahre mitverursacht. Armer Rolf. 😢
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