Blaublutfutter

Ich tauche in die Welt des alten englischen Adels ein. So ein Krimi eröffnet interessante Blickwinkel auf die britische Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. In die Bastion des privilegierten Standes brechen „Emporkömmlinge“ ein, machen sich Aufsteiger mit ‚unmöglichen‘ Umgangsformen breit, wiewohl das gezierte Gehabe der im Niedergang befindlichen Titelträger ein paar Jahrzehnte später unvermeidbar Schmunzelattacken ins Angesicht zaubert. Diener, Hausmädchen, Butler, Köchin und dergleichen sind unentbehrlich und werden vom verarmten Blaublut schmerzlichst vermisst. Letztere haben meist nichts gelernt und müssen nun dennoch - o Graus - arbeiten, die Bedauernswerten. Zwischen den Weltkriegen bleibt dem Dünkel noch ein wenig Zeit zum Ausklingen - danach fristet er bekanntlich nur noch ein gut gepolstertes und dennoch recht isoliertes Dasein für die Yellow-Press und Boulevardmedien im extrem gut ausgestatteten Adelszoos. Bitte nur mit Kaviar füttern!
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