Mentalitäten

Die Mentalität der Araber ist für einen Europäer ein Buch mit drei bis vier Siegeln. Heute lese ich ein Buch eines Mannes, der vierzehn Jahre in verschiedenen arabischen Ländern mittendrin, meist unter den „einfacheren“ Bevölkerungsschichten, gelebt hat. Es war für ihn ein Kulturschock. Für mich auch. Die Denke ist so ganz anders, nachvollziehbar, ja, aber so archaisch, vom islamischen Staatsdenken (Religion und Staat sind eins) durchtränkt und mit völlig anderen Familienmodellen. Ich lerne, dass es ein Fehler wäre, diese einfach mit den europäischen vor roundabout hundert Jahren gleichzusetzen. Ja, es gibt frappierende Ähnlichkeiten, aber auch deutlich andere Akzente. Die Doppelmoral vereint wiederum beide Welten. Schön zu wissen. Der Hass auf die USA, die klare Sicht für das Unrecht, das die Feinde, also alle westlich orientierten Länder tun, ist allgegenwärtig. Der Blick auf das Unrecht der eigenen Glaubensfreunde wird dagegen durch starken Nebel getrübt. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit uns Westlern. Die gekränkte Ehre durch die vielen verlorenen Kriege gegen die westliche Zivilisation, öffentliche Demütigungen durch deren Kriegsverbrechen auf der einen Seite treffen auf die Demütigungen des Westens durch Ölabhängigkeit, durch terroristische Mordtaten auf der anderen Seite. Noch eine Gemeinsamkeit. Bleibt noch die Zurschaustellung weiblicher Körperteile contra deren Verhüllungspraktiken, die Christo und Jeanne-Claude vor Neid erblassen lassen würden. Wir nennen es Freiheit die andere Seite Prostitution. Diese Sicht trennt beide Seiten massiv. Aha, die Frauen sind schuld. Wieder einmal. Paradiesartige Zustände.
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