Dschungelkampf

Wir kennen die hiesigen Weihnachtsmärkte nur bei Tag. Da fehlt doch noch was. Also planen wir einen Trip ins nächtliche Treiben. Das ist ein Fehler. Ein sehr großer Fehler. Wo kommen bloß die Menschenmassen her? Weshalb ballen sie sich so eng zusammen? Ich kämpfe mich durch engste Lücken, folge meiner mutigen Pfadfinderin durch krummste Pfade im Bevölkerungsdschungel und kann nur in den wenigen Lichtungen des Leutehaufens ganz kurz aufatmen. Die Evolution lässt sich derartige Lichtungen, so meine empirische Analyse, in aller Regel nur weit entfernt von Glühwein- oder Bratwurstdestinationen in kontemplativer Nähe zu Modeschmuck-, Halstuch- und thailändischen Ledervariatonsvertretungen bilden. Dennoch gelingt es in einer Brutzelbude in Randlage einen Moment abzupassen, der den schnellen Zugriff, selbstverständlich unter Einsatz der nötigen Begleitumstände monetärer Art, auf zwei dieser unnachahmlich duftenden in ein Brötchen gehüllten Köstlichkeiten ermöglicht. Glück gehabt. Später, kurz vor Ende der Öffnungszeiten ergattern wir sogar zwei Becher eines schmackhaften heißen Saftes, der ansonsten in allüberall tierisch umlagerten Ausschankorten kredenzt wird. Fröhlich schleppen wir uns zurück in die heimischen Gefilde und lassen uns durch die alljährlich wieder rührenden letzten Szenen des „Kleinen Lords“ ein Tränlein entlocken. Sentimental Christmas Feelings.
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