Juni 2014
Heiter weiter
30.06.14 22:01 2014102014
Das Bett ist schwer okay und ich habe gut geschlafen. Das stimmt ein wenig positiv. Wohlgemut backen wir Brötchen auf und werfen danach unsere Kaffeemaschine an. Die erste Tasse füllt sich planmäßig. Der zweite Pott läuft halbvoll und plötzlich stoppt der Zulauf. Nichts geht mehr. Der Strom ist weg. Der FI ist drin, die Sicherungen sind okay, aber der Strom ist weg. Da ist zwar noch so ein mittelgroßer Kasten - den kann ich jedoch nicht öffnen. Was nun? Telefonische Hilferufe verweisen letztlich auf die Rezeption. Die öffnet aber erst um Viertel nach Zehn. Geduld tut euch not, liebe Brüder (und Schwestern). Kommt Zeit, kommt Öffnung und wir erfahren in netter Weise Hilfe. Letztlich zeigt sich, dass der suspekte Kasten doch aufklappbar ist, ein Schalter nur nach oben gelegt werden muss und der Strom fließt wieder. Wir werden informiert, dass unser hochgeschätzter Vermieter sich in all den Jahren nicht um eine bessere Stromversorgung gekümmert hat. Die Maximalbelastung liegt bei 4(!!!!) Ampere. Das ist wahrlich nicht viel. Wird mehr abgefordert, schaltet die Anlage ab. Die Liebe zu unserer Hütte wächst bei mir ins Unermessliche. Ich will heim! Aber wir haben gebucht und da bleibt meine sparsame, das-einfache-Leben-liebende (ich erwähnte es wohl schon) Abwiegelungsexpertin hart. Wir bleiben. Wenigstens gelingt der Aufbau meiner mitgebrachten transportablen Satellitenanlage und wir gehen auf ASTRA-Empfang. Außerdem scheint nach etlichen vormittäglichen Wolkenbrüchen inzwischen die Sonne und stimmt mich heiterer. Noch zwölf Tage.
Heute vor einer Woche ist mein Vati verstorben. Sein Gesicht auf dem Sterbelager lässt mich nicht los.
Heute vor einer Woche ist mein Vati verstorben. Sein Gesicht auf dem Sterbelager lässt mich nicht los.
Comments
Prima Bleibe
29.06.14 22:00 2014102014
Am Vormittag fahren wir nach Reislingen in die Kirche zum Gottesdienst. Der Pastor zelebriert einen eindrücklichen Gottesdienst und findet noch einmal tröstende Worte für uns alle. Wir nehmen Abschied von Mutti und den Geschwistern, packen unsere Siebensachen zusammen, vertilgen die Reste der Trauerfeier-Hochzeitssuppe und düsen los Richtung Holland. Wir düsen und düsen und düsen, stundenlang. Am späten Nachmittag erreichen wir die gecharterte Ferienhütte. Na ja. Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre war sie sicher einmal ein Ein-Sterne-Ferienhaus. Damals. Inzwischen sind ein paar Jahre ins Land gegangen, Erhaltungsmaßnahmen wurden regelmäßig durchgeführt aber das Niveau ist geblieben. Ich bin einfach zu verwöhnt. Also atme ich ganz tief durch, lasse mich von der Decke wieder auf den Teppich (alt und zerlatscht zum Schutz des neuwertigen Teppichbodens darunter) von meiner das einfache-Leben-liebende Dauer-Urlaubsbegleiterin herabziehen. Wenigstens Fernsehen gibt es mit dem ZDF und vielen, vielen niederländischen Programmen. Na prima. Mit reichlich Wein präpariere ich mich für die Nacht und schlafe gut durch.
Danke
28.06.14 21:51 201492014
Heute ist Trauerfeier. Der Pastor findet tröstende Worte. Viele Freunde stehen uns bei. Der Chor singt ergreifend. Viele Verwandte, zahlreiche Freunde und zahllose Bekannte verabschieden sich von Vati. Der Wirt hat alles perfekt vorbereitet und so können die vielen Trauergäste sich austauschen. Wir sind traurig und dennoch dankbar.
Ablenkung
27.06.14 18:14 201462014
Heute ist der Tag der Ablenkung. Ich streiche die Bodenbalken unserer Terrassenplanenbefestigung zum dritten Mal. Ich mähe unsere Wiese, die wir Rasen nennen. Die Sonne scheint. Die Balken trocknen über die Maßen schnell. Am Nachmittag befördere ich dieselben auf die Terrasse, fixiere sie und schraube die Planenhalter fest. Dann gehen mir die Schrauben aus - ich stelle Defizite im Zählen bis Hundert fest, recht früh für mein Alter. Aber im Keller finden sich genügend adäquate Elemente, die auf ihren Einsatz harren. So ist die Arbeit fix fertig. Nun ja, zugegeben, keine Handwerkerqualität, jedoch solide Otiumwertarbeit und das genügt uns völlig. So ist die Plane ruhig gestellt und kann unbeschwingt ihren Job tun. Ich war dagegen schön abgelenkt und auch das hat seinen Wert.
Ein Leben ...
26.06.14 22:00 2014102014
Das Trauergespräch mit dem Pastor führt uns Vatis Start ins Leben noch einmal vor Augen. In nur neunzig Jahren - welch ein kurzer Zeitraum in der Weltgeschichte - hat sich das Leben der Menschen in unserem Kulturkreis völlig verändert. Eine Vielzahl umwerfender "revolutionärer" Erfindungen hat die Arbeitswelt durcheinandergewirbelt, ein Weltkrieg das Miteinander der Völker erschüttert und erneuert. Obwohl ein Volk seine Alleinherrschaft aufrichten wollte, folgte aus der Katastrophe die europäische Einheit. Mein Vater, im Nazi-Reich groß geworden, mit 17 zum "Endkampf" nach Berlin abkommandiert aber durch einen weitsichtigen Vorgesetzten in Pilsen festgehalten, wuchs in einer demokratischen Nation auf und erlebte wie die Völker Europas das Miteinander lernten. Vati ließ sich auf etliche technische Innovationen ein - Rechenmaschinen, Rohrpost, Hollerith-Karten und Großcomputer - nur beim PC gab er auf und wollte mit diesen Kästen nichts mehr zu tun haben. Wie wird es uns einst gehen?
Termine - geschüttelt und gerührt
25.06.14 19:23 201472014
Regen, niedrige Temperaturen und ein wenig Bestattungsvorbereitungsaufwand, dazu ein dreimal verschobener, glücklicherweise sehr verständnisvoller Handwerker prägen diesen Tag. Die Trauerkarten sind verschickt. Die Mutter wohl versorgt und der Handwerker endlich da. 'Endlich' bezieht sich nicht auf den Installationsprofi, sondern um den von uns hin und her geschobenen Termin. So ein Trauerfall mit seinen Verpflichtungen schüttelt alle Planungen ganz arg durcheinander. Schön, wenn man dann auf Mitmenschen trifft, die das verstehen, hilfsbereit sind und Entgegenkommen zeigen. Das macht froh und dankbar. Wenn dann auch noch der wieder einmal frostgeschädigte Außenwasserhahn seine arteigene Funktion entfalten kann, was will man mehr in diesen stürmischen Zeiten?
Positiv überrascht
24.06.14 19:50 201472014
Das ist die dritte Bestattung, die ich mit organisieren "darf" und das erste Bestattungsinstitut, das eine kompetente, sachorientierte Beratung bietet ohne ins Lächerliche zu verfallen oder sich unabsichtlich auf Loriot-Spurensuche zu begeben. Wir fühlen uns gut aufgehoben und fachlich-persönlich einwandfrei beraten. Selbst die Sarg- und Urnenauswahl gerät nicht zur Farce, sondern wird zurückhaltend sachlich abgewickelt. Ich habe hinterher befreit tief aufgeatmet. Der Pastor, ein guter Freund meiner Eltern, unterstützt uns im Hintergrund mit ganzer Kraft und wir sind dankbar mit dem Chorleiter einen musikalisch perfekten Organisten zur Seite zu haben. Schließlich steht uns auch die Gaststätte vor Ort zur Verfügung. Wir fühlen uns geführt und von Gott geleitet. Eigentlich haben wir heute nur einen - früher alltäglichen - Arbeitstag durchlebt. Ich bin nichts Gutes mehr gewöhnt, völlig geschafft - und das nach nur zwei "regulären Arbeitstagen". So ein Privatier ist eben ein ganz besonderes Gewächs.
Trauer
23.06.14 22:00 2014102014
Mein Vati hat heute unsere Lebenssphäre verlassen. Ich bin traurig. Für ihn war es eine Erlösung aus einem kurzen aber heftigen Leidensweg. Möge unser Herr und Gott ihm gnädig sein.
Ess-Tag
22.06.14 21:36 201492014
Der Sonntagsgottesdienst glänzt durch eine ansprechende Predigt des Müdener Jugendpastors. Mir geht dabei ein Licht auf, wo ich Gottes Geschenke an mich einfach nicht auspacke. Schade eigentlich, aber zu ändern. Im Anschluss gibt es überreichlich Salate in vielfältiger Auswahl und Grillgut. Ich verzichte in Anbetracht meines Zielgewichts auf letzteres und halte mich beim Salatieren zurück. Ich bin stolz auf mich, freue mich aber viel zu früh. Eine Einladung am Nachmittag sprengt alle meine guten Vorsätze in die Luft. Es gibt sagenhaft wohlschmeckende polnische Tortenstücke zu Kaffee und superleckere polnische Wurst in Kombination mit Piroggen und mit Hack gefüllten Klößen, bereichert um frisches Graubrot und zwiebelangereicherter Margarine-Butter-Mischung. Geschmack: Sehr gut. Waagenaussichten: Nix gut. Es reift ein folgenreicher Entschluss: morgen wiege ich mich nicht, lege einen Nagetag am Hungertuch ein und traue mich erst übermorgen wieder auf mein unbestechliches Kilomesspräzisionsaggregat.
Ein "H" verschwindet
21.06.14 22:00 2014102014
Endlich einmal wieder zu Hause vorangekommen und ein paar anstehende Aufgaben erledigt. Ich schleife die sägerauen (neuere Rechtschreibung, ich kenne noch die 'sägerauhen') Balken - leider gibt es sie nicht in glattgeschliffener Ausführung im nahegelegenen Baumarkt. Als sie mir handzahm genug sind, ich bin hier nicht anspruchsvoll, runde ich die Kanten noch ein wenig ab, mache Mittagspause und begrüße im Anschluss unsere Gäste. Otiumgemäß lasse ich den Tag mit der virtuellen Bahn ausklingen - Montag ist auch noch ein Tag. Dann kann ich, angenehmes Wetter vorausgesetzt, sie an die Windschutzplane anpassen, sie zwecks flexibler Fixierung durchbohren und anschließend streichen. Am Abend mühen sich die deutschen Spieler redlich mit Ghana ab, mich lässt das relativ kalt. Sollen sie doch. Bravo Ghanesen, gut gemacht - selbst wenn das meinem "Nationalstolz" eine kleine Schmarre verpasst. Macht nichts - euch widme ich meine Schmarre von ganzem Herzen.
Peronalmangel
20.06.14 18:44 201462014
Verwandtenalarm um 05:20 Uhr - verwirrt, desorientiert, Müdigkeitsausfälle - was soll's. Alarm ist Alarm und das sind uns unsere Verwandten nun wirklich wert. Vom Bett ins Bad ins Auto und losgesaust. Hilfe leisten, Zuspruch geben und aufteilen, denn wir erwarten einen Handwerker. Die Dienstleistung wickelt sich sehr gut ab. Die Handwerkerbetreuung weniger, denn es gab ein Missverständnis und wir müssen seinen Auftritt vertagen. Während die eine Hälfte ihre Betreuungsarbeit professionell erledigt, montiert die andere Ehehälte erfolgreich den Windschutz für die Terrasse. Den späten Mittagsschlaf haben sich beide Hälften reell erarbeitet und sind am Ende desselben stark erfrischt. Innenarbeiten und die Sicherung unserer Lebensmittelversorgung bestimmen den Nachmittag. Unser Kaminholzregal füllt derweil den Keller mit seinen Einzelteilen, liegt herum, langweilt sich und wartet auf eine Lasur. Für die anstehenden Aufgaben machen sich personelle Defizite bemerkbar. Die erforderliche Personalaufstockung scheitert dagegen an bestimmten monetären Gegebenheiten.
Ambulanter Notdienst
19.06.14 22:01 2014102014
Wir scheinen nur noch ein Thema zu haben - ambulante Betreuung. Am Vormittag überführen wir Vatis Polo, 489 km gefahren also fast fabrikneu, zurück in den Volkswagenkonzern. Ich stelle während der Wartezeit fest, dass mein iPad dauerhafte Macken durch seinen Fall erworben hat, die selbst der Glasaustausch nicht beheben konnte. Merde. Den Nachmittag wollen wir nutzen, um Haus und Garten zu pflegen. Wird auch Zeit. Gegen Mittag eröffnet sich uns, dass ein Rezept ab 16 Uhr in der Praxis auf unser Erscheinen wartet. Wir düsen also gegen vier dorthin, wollen es schnell mitnehmen - rechnen jedoch nicht mit dem Mitteilungsbedürfnis unserer äußerst empfehlenswerten aber leider, leider, selbst für neue Privatpatienten nicht mehr verfügbaren ärztlichen Fachkraft. Sie informiert meine höchst aktive aufnahmefähige Mithausbewohnerin über Risiken und Nebenwirkungen der Medikamentation bei Ahnfrau und Ahnherr. Später schleusen wir uns dann in den Schichtverkehr ein, lassen uns langsam nach Vorsfelde treiben, bestaunen die überfüllten Parkplätze und meine stresserprobte wunderbare Bettnachbarin schoppt in der Apotheke während ich ungerührt eine Einfahrt zuparke - allzeit bereit bei Bedarf zu weichen. Alsbald können wir uns wieder einfädeln und gen Mutti Fahrt aufnehmen. Dort analysieren wir den Medikamentenplan, studieren die Beipackzettel (da steigt schon beim Lesen eine unheimliche Übelkeit empor) und weisen den Pillen ihren Morgen- oder Abendeinsatz zu. Nach erfolgreichem Abschluss dieser wichtigen Aufgabe suchen wir unsere heimatlichen Gefilde erneut auf. Ich beruhige meine Nerven mit meinen virtuellen Zügen und baue Straßen durch die Bilsenkraut und Schilf hindurch wächst. So ganz perfekt bin ich wohl noch nicht im traulichen Umgang mit meiner Software. Macht aber nichts, Hauptsache Entspannung.
Ahnenpflege
18.06.14 22:02 2014102014
Mein unersetzlicher Schwager hat Mutti aus der Klinik geholt, ist mit ihr sowohl einkaufen als auch Vati besuchen gefahren. Wir statten ihr am Nachmittag unseren Willkommensbesuch ab, klären die künftigen Aufgaben ab und nehmen den Arztbrief mit, um ihn zu kopieren und danach ihrer Vertretungs-Hausärztin auszuhändigen. Duplizieren erledigen wir zu Hause und geben dann den Brief bei der Medizinkundigen persönlich ab.
Pflege-Odyssee
17.06.14 22:00 2014102014
Kommunikation ist ein schwieriges Kapitel. Die Vertretungshausärztin rät uns für meinen schwerkranken Papa Lemonsticks zur Mundbefeuchtung in der Apotheke zu kaufen. Okay. Wir machen die Erfahrung, dass die Ladenöffnungszeiten zwar enorm ausgeweitet wurden - das lässt aber Apotheken in den Stadtteilen unberührt. Mittagspause. Geschlossen. Gut, fahren wir in die Innenstadt. Die Spezialisten für die medikamentöse Versorgung halten ihre Pforten zwar durchgehend geöffnet, das hilft uns aber nichts, denn Lemonsticks sind Bestellware. Na schön, dann ordern wir sie eben über das Pflegeheim. Die Mitarbeiterin dort ist sehr freundlich und beauftragt ihre Hausapotheke. Die Pflegefachkräfte in der Station sind entsetzt. Lemonsticks? Igitt, die bauen die Mundschleimhaut ab. Tiefes durchatmen. Prächtig, wir bestellen um - Sticks ade, Mundspülung okay. Pflegeodyssee pur.
Freuden des Lebens
16.06.14 23:59 2014112014
Die Freuden des Lebens können von Mensch zu Mensch recht unterschiedlich gestaltet sein. Unser Telefonanbieter hat uns - natürlich gegen Cash - drei Nummern geschaltet, die wir mit Telefon, Fax und ähnlichem belegen können. Die Rufnummernanzeige funktioniert aber nur bei einem Telefon - beim zweiten Fehlanzeige. Wenn ich auch noch unseren Multifunktionsdrucker mit seiner Faxfunktion an der Easybox anschließe, steigt ein Telefon aus. Das "Easy" der Box bezieht wohl auf die Schlichtheit ihrer Technik. Aber jetzt scheint es mir gelungen zu sein die Einstellungen zu finden, die unsere gute alte Telefonanlage reaktivieren. Ich bin glücklich alles funktioniert! Wenn morgen die Macken kommen, egal, heute ist alles okay!
Technik lässt dagegen meine dem runden Leder zugetane Bundesgenossin völlig kalt. Geräte haben zu funktionieren, fertig. Wenn dagegen 22 hochbezahlte Schauspieler sich meist 90 Minuten lang um ein einziges rundes Dings balgen, ist sie hin und weg. Vor allem wenn die eine Hälfte der Großverdiener unter dem Namen "Deutschland" firmiert. Wenn diese Elferbande dann sogar noch 4:0 gegen die andere bedauernswerte Gruppe gewinnt, ist sie schwer begeistert und mindestens ebenso happy wie ich nach dem Sieg über die Technik. So gelingt es an diesem Abend zwei Menschen die Freuden des Lebens zu erschließen. Kein schlechter Tagesabschluss.
Technik lässt dagegen meine dem runden Leder zugetane Bundesgenossin völlig kalt. Geräte haben zu funktionieren, fertig. Wenn dagegen 22 hochbezahlte Schauspieler sich meist 90 Minuten lang um ein einziges rundes Dings balgen, ist sie hin und weg. Vor allem wenn die eine Hälfte der Großverdiener unter dem Namen "Deutschland" firmiert. Wenn diese Elferbande dann sogar noch 4:0 gegen die andere bedauernswerte Gruppe gewinnt, ist sie schwer begeistert und mindestens ebenso happy wie ich nach dem Sieg über die Technik. So gelingt es an diesem Abend zwei Menschen die Freuden des Lebens zu erschließen. Kein schlechter Tagesabschluss.
Predigt halten
15.06.14 23:38 2014112014
Als Laie muss ich feststellen, dass es toll ist sich auf eine Predigt vorzubereiten. Man erfährt viel, sieht ganz neue Zusammenhänge in der Bibel und freut sich über Formulierungen, die einem zufallen, von Gott zufallen. Das macht Spaß und bildet ungemein. Die Zeit kurz vor der Predigt ist allerdings grausam. Ich bin aufgeregt, transpiriere vor mich hin und zittere am ganzen Körper - die Anspannung bricht sich grausam Bahn. Und dann das Wunder, anders kann ich es nicht bezeichnen - ich sitze da, trage vor und bin unglaublich cool. Ich schwitze nicht, keinen Tropfen - so etwas kenne ich bei mir nicht. Nur das Glas Wasser kann ich nicht ruhig halten, ich zittere als ob ich an Parkinson erkrankt wäre - irgendwie muss sich die Anspannung Luft machen. So kann ich alles in aller Ruhe plaudernd präsentieren - das ist so meine Art eine Predigt zu halten. Ich bin so happy. Deshalb aus vollem Herzen: Gott sei Dank!!!
Kurzkur
14.06.14 22:00 2014102014
Entspannung ist das A und O des Lebens, das "Alpha" und das "Omega". Ohne Entspannung läuft alles auf den großen Crash zu, programmiert man sein höchstpersönliches Knockout - ob Anfall per Herz oder Schlag, ob schlaffes Ausgebranntsein oder hyperaktives Familiengenerve - der Möglichkeiten sind viele. Heute ist Aufbautag. Die nervige Woche mündet in ein intensives Eisenbahnspielerlebnis ein, das alle Spannungen nach und nach reduziert. So muss das sein. Konzentriere dich darauf einen dritten Zug in das bestehende Netz einzuschleusen und schiebe die quälenden Gedanken an das "Gestern" und das "Morgen" für ein paar Stunden beiseite. Selbsttäuschung? Von wegen! Die Psyche fährt runter, die quälende Gedankenspirale wird unterbrochen, abgerissen und pegelt sich langsam auf das Normalniveau wieder ein. Das ist wie eine Kurzkur zwischendurch. Die Probleme bleiben, keine Frage, ihr negativer, ihr weit über das ihnen zukommende Maß angewachsener Einfluss auf die Gedankenwelt wird gestutzt. So soll es sein, so ist es gut.
Party-Ups und -Downs
13.06.14 23:58 2014112014
Eine Geburtstagseinladung, die mich sehr freut traf vor Tagen ein. Heute ist der Tag der Tage. Es wird akut. Nach drei Tagen Stress pur - nicht objektiv sondern subjektiv gemessen - habe ich keinerlei Lust auf "mehr". Meine Frau schon. So ist das Eheleben - ich mache mich mit ihr auf den Weg. Der Einstieg ist für einen Sozialmuffel wie mich völlig erwartungsgerecht. Ich sitze herum und lächle krampfhaft in die Gegend. Na toll! Doch wie immer auf Geburtstagen, eigentlich müsste ich inzwischen schlau geworden sein, entspannt sich die Lage mit fortschreitender Zeit. Nette Gespräche entstehen wie von selbst, Informationen fließen hin und her, ich lerne Menschen ganz neu kennen, verbanne Vorurteile auf ihren angestammten Platz, nämlich die Müllhalde, und lebe richtig auf. Zum Ende drängt mich meine - anfangs von mir ob meiner Motzerei genervte - Liebespartnerin endlich nach Hause aufzubrechen und ich zögere die Abreise hinaus. Business as usual. Eheleben live. Geht es nicht einfacher? Wohl nicht!
Problemlösung
12.06.14 22:01 2014102014
Schon wieder zwei Herzen in der Brust. Hört das nie auf? Wohl eher nicht, mutmaße ich. Mutti blüht auf in der Klinik. Die Last der Pflege für ihren Gatten ist von ihr gewichen. Sie kann durchatmen, Lasten ablegen, endlich in den "Entspannungsmodus" umschalten. Wird auch allerhöchste Zeit! Mit fast neunzig muss man das viel öfter, als sie es sich in der Vergangenheit gegönnt hat. Jetzt lächelt sie wieder, Gott sei Dank! Anders Vati. Er strahlt weniger. Sein neues Domizil ist eher gewöhnungsbedürftig trotz vieler netter Leute, die sich um ihn bemühen. Das kann ich verstehen. Wie dem auch sei, wir düsen zwischen bisherigem Wohnort, Krankenkasse, Klinikum, Kurzzeitpflege und wieder bisherigem Aufenthaltsort hin und her. Dann muss auch die Vorsorgevollmacht noch angepasst werden, weil die eigentlich Bevollmächtigte im Klinikum verweilt. Meine Zeit! Sollte diesen Text hier ein Außenstehender lesen, wer weiß wie der Zufall so spielt, ein guter Rat: triezt eure Vorfahren bis sie eine Vorsorgevollmacht unterschrieben haben. Lasst nie locker, sonst werdet ihr (und nicht sie) es bereuen! Eine Patientenverfügung wäre das "Brot zur Butter", hilfreich ohne Ende und Chancen eröffnend den Wünschen des Patienten nachzukommen. Die Sache mit der Vollmacht konnten wir in letzter Minute noch regeln - die Patientenverfügung bleibt offen. So entscheidet halt ein Richter nach der Aktenlage statt der nächsten Angehörigen, die den Leidenden am besten kennen. Auch eine Lösung - vom Betroffenen so gewollt, deshalb okay, selbst wenn er (oder sie) vom Umfang seines Nichtstuns vorher nichts geahnt haben sollte (in diesem Fall eine nette Ausrede, denn gründlich informiert haben wir ihn schon). That's live. Leider.
GAU
11.06.14 22:00 2014102014
Von nicht so ganz positiven Ahnungen erfüllt fährt meine immer freundliche, auf Ausgleich strebende, puffererprobte liebevolle Vorfahrin zur Ärztin. Diese sieht, einerseits Urlaubsvertreterin andererseits mindestens eine Klasse kompetenter als die Hausärztin selbst, die Gefahr einer gefährlichen Erkrankung voraus und stellt eine Überweisung zur erweiterten Untersuchung im Klinikum aus. Panik macht sich breit. Und der sehr pflegebedürftige Urahn? Ab morgen kann er in die Kurzzeitpflege. Dafür sind wir sehr dankbar. Er weniger und das ist ebenso verständlich wie unabänderlich. Die Gründe dafür sind - ist doch klar - nur nicht öffentlich. Logisch. So bleiben wir eine Nacht im Elternhaus, holen die dafür notwendigen Utensilien und begeben uns zur Ruhe. Bonne nuit.
Authentisch
10.06.14 23:56 2014112014
Manchmal hat man so seine "Hasslieben". So wirklich hasst man sie natürlich nicht, aber ein bisschen unangenehm stoßen sie einem dann doch auf. Heute treffe ich auf so eine Person. Einerseits mochte ich sie total. Sie war kreativ, sehr musikalisch, konnte spitzenmäßig gut theologische Inhalte verdeutlichen - und doch: Typ Showmaster, arrogant wirkend (aber nicht sein, wirklich nicht!!!). Mit beiden Händen konnte man der Person applaudieren und dennoch stampften die eigenen Füße trotzig auf den Boden. Heute jedoch höre ich ihm zu und bin fasziniert. Authentisch, glaubwürdig bis in die Fußspitzen. Irgendwann endet der Vortrag - er hätte doppelt so lang sein können, es hat mich gepackt. Toll. Aus dem Herzen kommend und in das Herz gehend. Danke!
Zum freundlichen Abschluss des Abends köpfen wir noch ein, zwei Flaschen aparten Weins auf unserer Terrasse, gemeinsam mit guten Freunden - was will man mehr?
Zum freundlichen Abschluss des Abends köpfen wir noch ein, zwei Flaschen aparten Weins auf unserer Terrasse, gemeinsam mit guten Freunden - was will man mehr?
Pfingstmontag
09.06.14 22:01 2014102014
Allerhöchste Zeit, dass ich mich um den Biblischen Erzählabend am nächsten Sonntag kümmere. Ich sollte endlich mit der Predigtvorbereitung fortfahren aber die Sonne scheint so schön. Der schattenspendende Platz unserer von mir so hochgelobten Nordterrasse lockt, reizt und zieht. Der Arbeitseifer erlahmt nicht nur, nein er kommt gar nicht erst auf. Das ist einerseits schlecht, andererseits der Beginn eines wunderschönen Sommertages, den wir bis ein Uhr nachts auf der Terrasse genießen. Ich liebe Sommer-Sonnentage über die Maßen, vor allem wenn ich ein Schattenplätzchen finde. Am Vormittag habe ich noch den Pfingstgottesdienst vom Vortag aus der Martini-Kirche in Bremen per Internet angehört und die Predigt aus der Stadtmission ebenso. Ein runder gelungener Pfingstmontag.
Pfingstsonntag
08.06.14 22:00 2014102014
Heute ist mein Einsatz als Pappasitter, während meine Mutter zum Gottesdienst gefahren wird. Ich begnüge mich mit einem Fernsehgottesdienst aus der Marktkirche in Hannover - ein sehr schöner Gottesdienst, soweit ich das mitbekomme. Der Pflegedienst kommt extrem früh, eine supernette Nachbarin klingelt und dann habe ich noch zwei Telefonate entgegenzunehmen - eine sehr eigene Art Gottesdienst zu feiern. Das Mittagessen zum Familientreffen holen wir beim Griechen, meine handelsbegabte, redegewandte, liebevolle Angetraute leiert dem Wirt noch eine Flasche Ouzo aus den Rippen. Nett. Weniger nett ist die häusliche Situation bei meinen Ahnen. Wir sind uns einig, dass ein schwerer Schritt gegangen werden muss, eine lange vor uns her geschobene Entscheidung ist nun fällig. Traurig. Das schöne Wetter zaubert dann doch ein Lächeln auf unsere Gesichter und eine Verdauungszigarre zu Hause beruhigt die Gedärme. So umwölken immerhin nicht nur Sorgen mein Haupt.
Violine spielen
07.06.14 18:36 201462014
Die Sonne lacht, der Himmel strahlt in tiefem Blau - idealstes Wetter und ich müsste eigentlich voller Wonne fast vergehen. Aber so sehr mir das alles gefällt, es ist nicht mein Tag, jedenfalls nicht so ganz. Okay, die Montage mit den Türleisten auf den Mülltonnenhäusern klappt fast perfekt. Der Akkuschrauber und die Akkusäge bewähren sich spitzenmäßig. Der Transport der Häuschen zu ihrem Standort geht fast mühelos von der Hand. Ich kann sie sogar problemlos aneinanderketten und konstruiere schnell noch einen Deckelhalter. Soweit so schön. Doch in der Pause fällt mir mein iPad aus der Hand und knallt mit der Ecke auf die Fliesen. Die Fliesen überstehen den Crash sehr gut. Nur das iPad nicht. Das sonst so wunderbar klare Display wird jetzt von vielen Linien durchzogen, eine Ecke ist sogar völlig zersplittert. Wie gesagt, das ist nicht mein Tag. Rolf, Spezialist im iPad-Glas-zerlegen. Das ist schon mein zweites bei dem mir das gelingt. Einer kann wunderbar Violine spielen und ein anderer schrottet iPad-Glas. Ich würde viel lieber wunderbar Violine spielen können, wenn ich die Wahl hätte. Zum guten Schluss ratsche ich mir noch mit der Handsäge durch den Handschuh am Zeigefinger entlang. Das Blut rinnt. Keine große Sache, der Schorf kommt fix. Trotzdem - so ganz ist das nicht mein Tag. Ich werde die restlichen Stunden still sitzend auf der Terrasse oder vor dem TV verbringen und über "Geld-zum-Fenster-hinauswerfen" nachsinnen.
Lösungen
06.06.14 22:00 2014102014
Absolutes Erfolgserlebnis im Baumarkt, mit Ideen reingegangen, drinnen Ideenpool erweitert und mit Material für eine gute Lösung herausgekommen. Perfekt. Jetzt fehlt nur noch meine bestellte glasklare Folie als Windschutz für die Terrasse und die Montage kann beginnen. Für mein Drei-Tonnen-Haus als Domizil der Abfallbehälter habe ich für die verrotteten Bodenleisten, über die die Tonnen jeweils rollen müssen, eine Alu-Türleiste erworben. Mal schauen, was das Wetter dem Aluminium so antut. Ich bin gespannt. Montage ist morgen beschließe ich spontan, sitzend auf unserer Terrasse und die Sonne genießend. Was für ein Leben mit allen Freiheiten des Tuns oder Ruhens! Nur keine Zwänge (realistisch betrachtet so wenig Zwänge wie unbedingt nötig, man wird sie dummerweise niemals ganz los)! Abends noch ein gepflegtes Glas Rotwein von einem mir äußerst sympathischen französischen Weingut in der Nähe von Bordeaux. Wenn unser kalter Norden mal Sonne abbekommt, gefällt er mir ausgesprochen gut.
Trauer
05.06.14 21:16 201492014
Ein trauriger Tag. Erst hakt meine virtuelle Modelleisenbahn - die Züge ignorieren Weichen, fahren ohne Rücksicht auf deren Stellung einfach darüber hinweg. Und dann noch diese Trauerfeier. Mit gerade 60 Jahren ist ein Bekannter und Ex-Chef von uns verstorben. Ohne jegliche ernsthafte Vorankündigung. Das hat uns schwer getroffen. Mit gut dreihundert anderen Menschen nehmen wir Abschied. Obwohl ich ansonsten dieses Kaffeetrinken nach Beerdigungen nicht gerade liebe, waren wir diesmal ein wenig traurig nicht zu dem dort willkommenen Kreis zu zählen. Schade, wir hätten gern seine uns gut bekannte Frau in den Arm genommen. Schade für sie und für uns. Möge Gott ihm gnädig sein.
Kabelfreies Sägevergnügen
04.06.14 22:00 2014102014
Meine Akku-Säge ist heute eingetroffen. Die ersten Erfahrungen sind eher gemischt. Aber mit ein wenig Erfahrung, ein bisschen Übung, geht das Holzzerkleinern gut von der Hand. Nur mal schnell zur Probe hat sich ein großer Teil der angegammelten Ex-Wasserbottich-Latten anzahlmäßig verdoppelt. Geht doch. Eigentlich ist es eine Stichsäge mit Revolvergriff bei der man das Sägeblatt umdrehen kann. Zum Astverkürzen zeigt das Sägeblatt zum Sägeexperten und beim Stichsägeeinsatz von ihm weg. In jedem Fall ist der Akku nach dem ersten Einsatz noch gut geladen. Außerdem wird unsere Windschutzfolie beim Hersteller als "für den Versand vorbereitet" gekennzeichnet. Und ich dachte schon der lässt mich hängen. Warten wir das Ergebnis ab, bald wird es mir vorliegen. Hoffentlich.
Stress pur
03.06.14 21:51 201492014
Welch ein Tag! Der Vormittag schließt mit dem schon standardmäßigen monatlichen Staubsaugen in der Stadtmission ab, gefolgt von einer "Nordsee"-Fischspeise. Im Anschluss begleiten mich zur Vorgängergeneration gemischte Gefühle - einerseits lebt es sich für Vati zu Hause leichter, andererseits beobachte ich voller Sorge bei Mutti eine sich langsam entwickelnde Überlastung. Ich bin besorgt. Zu Hause endlich angekommen bleibt zwar Zeit für einen Kaffee, aber dann geht es gleich raus zum Pinseln. Also streiche ich unsere Mülltonnenbehausung. Mitten im Schlussspurt überrascht uns unser für morgen avisiertes Kaminholzregal. Merde! Also gute Miene zum bösem Spiel, ein schmalbeiniger Fahrer entsteigt seinem Riesenlaster, bringt seinen mitgebrachten Gabelstapler (ein Mini-Monster) in Entladestellung und holt ein vergleichsweise winziges Paket von ganz oben aus dem Sattelzug nach ganz unten auf den Bürgersteig. Toll! Also lösen wir die Plastikverpackung, tragen die Einzelteile (nicht imprägniert, also regenaffin) in den Keller, der dadurch endgültig seine Eigenschaft als Fluchtweg einbüßt und freuen uns über die Maßen, dass wir kein Gartenhaus bestellt haben. Ich beende die Streicharbeiten vorzeitig, sinke auf mein Sofa, bin völlig fertig und begebe mich auf Wahrheitssuche*.
*in vino veritas
*in vino veritas
Ade Sommerfest
02.06.14 20:31 201482014
Ein Blick auf unser chaotisches Grundstück, auf unsere in Lauerstellung liegenden Arbeitsaufträge und die wahnsinnig schnell dahinhuschende Zeit, reduziert um in respektable Nähe gerückte Reisezeiten, haben mich einer folgenschweren nachdrücklich vorgebrachten Entscheidungsalternative meiner verantwortungsbewussten häuslichen Dauerlebensgefährtin folgen lassen. Wir feiern dieses Jahr kein Sommerfest und unsere Geburtstage nur im terrassenkapazitätsbeschränkten Besucherkreis. Ein wenig traurig bin ich schon, aber es geht wohl nicht anders - der Schaffenswille passt nicht ins Zeitfenster. Schlechte Aussichten!
Fernweh
01.06.14 20:02 201482014
Eine möglicherweise arbeitsreiche Woche wartet auf uns. Sollen wir sie warten lassen? Höchstwahrscheinlich nicht, befürchte ich. Eigentlich müssen wir das Mülltonnenhaus abrücken, seinen Standplatz entgrünen, es selbst säubern und möglichst mit Öl tränken. Die Terrassenumkleidung harrt auf's Abschleifen und rüstet sich für den fälligen Anstrich (innen, außen und oben). Der Regenbehälterplatz verlangt energisch nach Efeubekämpfung und das avisierte Kaminholzregal fordert eine freigeräumte und nivellierte Fläche für sein künftiges Fundament ein. Mich quälen Fluchtgedankten - wie schön und arbeitsarm geht es auf Gran Canaria, Kos oder Lesbos zu, ja, ja, die schöne weite Welt ruft und lockt. Doch der Montag naht unerbittlich, meine Arbeitsfesseln halten mich hier mit Stahlseilen fest und meine Brieftasche lacht sich über jegliche Reisespinnereien kaputt. Adieu du schöne ferne Welt, wir müssen schaffe, schaffe, rund ums Häusle baue.