Juli 2015
Angeschlagen
29.07.15 22:00 2015102015
Nun hat mich die Grippe, resp. Erkältung, nach langer Jagd doch noch erwischt. Viele, viele Monate ging es gut oder ganz fix vorüber, aber jetzt kommt ein Symptom nach dem anderen hervor - dankenswerterweise nicht in voller Stärke, mehr ansatzweise. Lästig sind sie allesamt dennoch. Andererseits bin ich zu Hause, brauche keinen gelben Zettel vom Arzt mehr - ich lege mich hin, wenn mir danach ist und stehe auf, wenn es wieder geht. Schnief. So pflege ich nebenbei meinen Hass auf Windows, installiere auf den virtuellen Laufwerken eine Vielzahl von Updates, fahre Windows hoch und runter und installiere wieder eine Vielzahl von Updates, die wohl beim ersten Mal von dem dusseligen Betriebssystem übersehen wurden. Zum „guten“ Abschluss“ alles noch zum dritten Mal. Welch eine Software! Dabei habe ich immer die automatische Updatefunktion eingeschaltet. Doch das geht Microsoft wohl am A…. vorbei. Windows 10 soll es kostenlos geben. Also lade ich es herunter, lade, lade, lade. Dann startet die Prüfung des Ladevorgangs, prüfe, prüfe, prüfe endlos. Schließlich soll die Installation beginnen, doch dann erscheint die Mitteilung, dass Windoofs auf diesem PC nicht installiert werden kann. Erklärung dafür: Keine. Ich hasse Windoofs, aber das erwähnte ich wohl bereits. Back to the Mac.
Mikrokosmosaktivitäten
25.07.15 23:57 2015112015
Morgens trudelt unser Neffe ein. Er wird uns eine gute Woche begleiten und entgeht dadurch einer unangenehmen gesellschaftlichen Verpflichtung. Uns ist es recht. Heute ist eher ein häuslicher Tag. Wir bauen prophylaktisch unsere Sommerresidenz ab, man weiß ja nie wie so ein avisierter Sturm wüten will. Eine der bestellten Tintenpatronen kommt - natürlich nicht die, die wir am dringendsten brauchen. War zu erwarten. Murphy und so. Insgesamt betrachtet ist es so ein richtiger Drömmeltag, man pütschert so ein wenig vor sich hin, lässt die großen Aufgaben links liegen und widmet sich mit aller Intensität den Kleinigkeiten. Lass ruhig den Makrokosmos ungeordnet aber beobachte Elektronen im Mikrokosmos. Oder so ähnlich.
Schaffen Gehirnaktivitäten Unmut?
23.07.15 22:00 2015102015
Heute bereite ich mich auf eine Bibelstunde vor. Es geht um Melchisedek. Der taucht im Alten Testament nur zweimal auf, wird aber im Neuen auf eine ganz besondere Stufe gehoben. Warum habe ich immer diese schwierigen Texte? Wie soll ich einen lehrhaften Text irgendwie anschaulich und für das tägliche Leben greifbar rüberbringen? Ich mühe mich redlich ab und setze ganz auf Gottes Hilfe. Anders wird zweifellos nichts draus werden. Also mutig voran! Abends ist unser Hauskreis und im Anschluss daran wiederholen sich Themen, die wir schon - gefühlt - hundertmal erörtert haben. Ich bin genervt. Oder ist mein genervt sein die Ursache, dass ich die Gespräche so empfinde? Was weiß ich, es nervt mich halt. Sorry. Very sorry!
Durchblick
19.07.15 22:00 2015102015
Wir lassen unsere City-Besuche immer schön langsam angehen. Ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken, einen aussagekräftigen Gottesdienst aus Bremen per Internet hören und dann langsam lostigern. Heute suchen wir uns den gestern frisch entdeckten Weg aus und sind erstaunt, dass die großen Geschäftsgalerien geöffnet haben (tschüß Sonntagsruhe?). Auch ein bunter lebendiger Markt, den wir gestern entdeckt haben, floriert heute, sogar ergänzt um einen Flohmarkt mit einem „erstaunlichen“ Warenangebot. Es ist drückend heiß. Nach genügend Pausen auf schattigen Bänken erfreuen wir uns an unserem Cidre. Die Polen sind ein kreatives Volk. Wegen der Hitze werden einfach an Hydranten Wassersprenger angeschlossen. Die Kinder, etliche Erwachsene und unsere vierbeinigen Freunde nutzen diese unerwartete Erfrischung ausgiebig. Spitzenidee! Wir schlendern zum nördlichen, noch erhaltenem Stadttor mit der Barbakane, einer runden Befestigungsanlage mit sieben niedlichen Türmchen - und machen eine Pause. Puh, ist das mollig warm. In der kühlen Floriana-Kirche bestaunen wir die prächtige (für mich viel zu prächtige) Ausstattung mit viel, viel Gold und imposanten Gemälden und Altären. Plötzlich erschließt sich uns das moderne Krakau. Eine Einkaufsgalerie, unweit der Kirche, erhebt sich, beeindruckend in ihren Ausmaßen, keine Shopping-Mall, eher ein Einkaufstempel - die Galeria Krakowska, vor unseren Augen. Wir schlendern hindurch, genießen die erfolgreich heruntergekühlte Luft und stehen gleich darauf auf dem riesigen Bahnhofsvorplatz. Eine Unterführung lädt uns ein in die Parklandschaft Krakaus einzutauchen. Wir lassen uns nicht lange bitten. Nach einer wohlverdienten Pause wandern wir durch den Park und dabei fügen sich die Puzzleteile unterschiedlichster Wegführungen in und aus der Altstadt zu einem vollständigen Bild zusammen. Außerdem freuen wir uns über alle Maßen, dass die Wolfsburger Stadtbaurätin nicht in Krakau wirken kann. Ihre Ideen der ‚Lückenbebauung‘ würden hier die wunderschöne Parklandschaft völlig verunstalten. Da soll sie lieber weiter Wolfsburg zubetonieren. Gerade noch rechtzeitig vor dem lang erwarteten Gewitterschauer finden wir Zuflucht unter dem wasserdichten Schirm einer kleinen Bar. Den Flüssigkeitsbedarf deckt ein Gerstensaft und ein überaus leckerer Bigos besänftigt den knurrenden Magen. Den Abend lassen wir an der Weichsel ausklingen - schnelle Schritte ins Hotel retten uns vor der nächsten Gewitterfront. Perfekt.
Ade Zelt
15.07.15 19:46 201572015
Vorgenommen hatten wir uns eine längere Partyzeltstandzeit. Wir wollten erst nächste Woche in aller Ruhe den Abbau in Angriff nehmen und zwischendurch ein wenig polnische Luft einatmen. Doch der Wetterbericht warnt für Sonntag vor Sturm, Starkregen und Hagel. Sturmfest verzurrt und regenerprobt ist unser Sommerfestunterschlupf durchaus. Aber Hagel? Fette Eisbällchen, die die Plane unter Beschuss nehmen? Das muss nicht sein. So lösen wir Gummibändchen, Kabelbinder und Spanngurte, bringen Seitenwände und Dach in Sicherheit und lagern die Metallteile trocken ein. Zwischendrin lotst meine überzeugungsstarke mit mir eng verbandelte Abbaugefährtin zwei Nachbarjungs von der Straße weg in unseren Garten, um das Dach abzusenken. Das ist ruckzuck erledigt. Durch den Einsatz von uns vier „Downliftern“ vermindert sich die Sinkgeschwindigkeit der metallischen planenbewehrten Dachkonstruktion erheblich. Bei nur zwei Leuten dagegen würde die Schwerkraft möglicherweise einen brutalen, lautstarken und folgenreichen Erfolg für sich verbuchen. Doch so ist alles gut. Ein Weizen-Bockbier und eine Restpfeife schaffen die dringend nötige Entspannungsatmosphäre. Auf- & durchatmen.
OXI
13.07.15 21:58 201592015
Ich verstehe die Griechen nicht. Ich verstehe die Europäer nicht. Ich bin wohl zu alt. Da werden die Deutschen kritisiert, massiv angegriffen, weil sie ihr Geld nicht zum Verbrennen im warmen Griechenland rausrücken wollen. Wenn ich ins Fernsehen schaue, sehe ich die armen Griechen, die leiden, schwer gebeutelte Rentner in großen Nöten. Wenn ich nicht wüsste, dass die lieben, viel bedauerten Griechen nur bei den Armen, den Bedürftigen, den Schwachen gespart haben und die Reichen, die Vermögenden, die, denen die ganzen Sparmaßnahmen am A…. vorbeigehen, verschont, ja, nach wie vor verhätschelt werden (auch von der sogenannten „Links“-Regierung) - dann wäre mein Mitleid groß. Doch, bitteschön, warum sollen wir für die Unfähigkeit der griechischen Regierungen löhnen? Solidarität als Einbahnstraße? Ich bin einfach nur sauer, wenn Griechen mit einer chuzpestarken Selbstverständlichkeit sich bitter beschweren, dass wir unsere uns beinhart abgepressten Steuergelder nicht für ein Volk ohne jegliche Steuermoral herausrücken wollen. Okay, ich akzeptiere, dass europäische Nettozahler wieder 86 Milliarden Euro, davon ein Großteil von uns finanziert, in das griechische Fass ohne Boden versenken wollen. Wenn es gut geht, wenn es sehr gut geht, reden wir dann erst in drei Jahren wieder über dasselbe Thema. Höchstwahrscheinlich früher. Und bitte, bitte, liebe Politiker nervt uns doch nicht mit der dummdreisten Aussage, dass wir irgendwann davon auch nur einen Cent wiedersehen werden. Oxi, beim Zeus! Ich kann also nur noch auf die Unvernunft der Griechen hoffen. Lehnt doch bitte, bitte, das von euch so beschimpfte „Diktat“ ab. Sagt „oxi“. Aber so dumm werden sie wohl nicht sein. Oder vielleicht doch …
63
10.07.15 23:59 2015112015
Jetzt teile ich das Schicksal dieses Planeten seit exakt 63 Jahren. Zugegeben, ich teile es in einer höchst privilegierten Situation. Zwei Verdiener (okay), keine Kinder (das lässt mich arg am Begriff ‚privilegiert“ zweifeln), Gott zu kennen und mit ihm zu leben (also doch ‚privilegiert‘?) und ein paar Kollegen und Freunde, die ich sehr schätze sowie endlich, endlich, mein Berufsziel ‚Privatier‘ erreicht - welch ein Wandel im Alltag! Heute ist also mein Geburtstag. Pünktlich um 10:10 Uhr zwinkerte ich das erste Mal in das Licht dieser Welt. Faszinierend, dass das mehr als sechs Jahrzehnte zurückliegt. Heute kam die Urkunde, die mich pünktlich um Mitternacht am 31. Juli in den Ruhestand versetzt. Auch ein Geburtstagsgeschenk. Danke vielmals. Die vielen Grüße per Facebook versetzen mich ein wohliges Grundgefühl. Kollegen, die noch an mich denken - wow!!! - Noch viel schöner ist aber der nicht ganz überraschende Besuch unserer Freunde am Abend. Ich liebe sie dafür (und bei weitem nicht nur dafür). Danke. So lässt es sich leben!
Aprilwetter
09.07.15 22:00 2015102015
Heute wollen wir unser großes Zelt aufbauen. Kaum sind wir im Keller, um die Zeltstangen in den Garten zu bringen, geht ein Schauer, ein Regenguss nieder. Wir warten. Danach lacht das Zentrum unserer Planetenfamilie vom blauen Himmel und es wird merklich wärmer. Kaum sind die Stangen draußen, zieht eine dunkle Wolkenwand heran und der Himmel schaltet seine Regenwalddusche ein. Wenig später überrascht uns wieder das wärmende blaue Leuchten von oben. Kurz vor dem erfolgreichen Abschluss des Dachgerippes verändert sich besagtes Leuchten in bedrückende Dunkelheit. Wasser fällt erst in kleinen dann in fetten Tropfen, immer zahlreicher werdend, auf uns nieder. Gerade noch rechtzeitig vollenden wir die Vorarbeiten und flüchten in den schützenden Keller. Aber der Rhythmus bleibt: das Dachgerippe wird nass, trocknet ab … wärmt sich auf … wird wieder nass … Zwischendurch in einer relativ langen Trockenperiode kommen Freunde zum Abschluss des Aufbaus. Plane übers Dach ziehen, selbiges einseitig anheben, Stützen einschieben und die Aktion auf der Gegenseite wiederholen. Das ist übrigens der 11. Zeltaufbau in neun Jahren. Gemeinsam machen wir diesen temporären Bau relativ sturmfest und es gelingt mir gerade noch rechtzeitig unseren Hauskreis zu erreichen. Nach Mitternacht sausen wir leicht beschwingt nach Hause. Erfolgreicher Tag.
Bürokratenhorror
06.07.15 22:00 2015102015
Der Alltag umfängt mich mit einer bürokratischen Herausforderung. Ein Girokonto habe ich neulich gekündigt. Das war einfach. Heute will ich die Lastschriften auf die neue Bank umleiten. Eine echte Herausforderung. Ich erfahre die bürokratischen Grenzen der virtuellen Welt. „Bis hierher und nicht weiter“, scheinen die Eurokraten verfügt zu haben. Waren es Griechen? Ehemalige griechische Finanzbeamte, die es gewohnt waren ohne Computer zu arbeiten? Wer weiß das schon. Jedenfalls lassen sich nur ganz, ganz, ganz wenige Institutionen auf eine virtuelle Änderung ein. Meist gibt es ausdruckbare Formulare, die man bestenfalls mit der richtigen Software wenigstens am PC ausfüllen kann. Ansonsten ist Handarbeit angesagt. Ausdrucken, kontrollieren, eintüten - die wenigsten sind für einen Fensterbriefumschlag vorbereitet, aber da kann ich tricksen - frankieren und abschicken. Sollte die Post Sponsor bei dem Regelwerk gewesen sein? Ach ja, ich könnte auch faxen - aber wohne ich in einem Technikmuseum? Dann gibt es auch noch die verheißungsvollen Angebote sich registrieren zu lassen und dann geht alles online. Die einen lassen mich nur unter größten Mühen rein und die anderen bieten nach diesem Prozedere auch nur ein Formular an. Frust pur! Nach diesen kräftezehrenden Aktionen tritt der Horror auf die Bühne. Ich will ein falsch ausgefülltes Formular (Auch das noch!!!) schreddern und tappe (geistig leicht verwirrt?) in die Falle. Ja, das Formular wird in winzige Papierschnipsel zerlegt. Aber es waren zwei Seiten, die der Zerstückelungsmaschine zum Opfer fielen. Die zweite ist ein Bescheid, den ich heiß erwartet hatte, der endlich kam und den ich in einem Rahmen ehren wollte. Jetzt macht das keinen Sinn mehr. Alterswirre im Anfangsstadium? Stressallergie? Dummheit in Reinkultur? Ich bin jedenfalls geschafft. Mist. Ein Riesenhaufen. Es stinkt. Mir.
Frühaktive Tschilpfraktion
03.07.15 15:48 201532015
Bis vier Uhr morgens schlafe ich perfekt toll. Warum müssen unsere gefiederten Mitgeschöpfe den neuen Tag eigentlich mit so einem Mordsspektakel begrüßen? Keine Ahnung, aber es ist schon okay und so drehe ich mich auf die andere Seite. Es dauert auch nicht lange bis diese Profi-Tschilper wieder ruhiger werden. Die Luft ist erheblich besser als im Schlafzimmer, nur die Helligkeit störend intensiv - dank unserer Nordwest-Terrasse aber noch erträglich. Eine interessante Erfahrung. Die Hitze lässt keine größeren Aktivitäten zu und treibt mich am frühen Nachmittag in unser erheblich kühleres Haus. Ob ich wieder draußen nächtige? Mal schauen. Kommt Zeit, kommt Schlafgelegenheit.