April 2015
Scholle Finkenwerder Art
25.04.15 22:00 2015102015
Eigentlich wollen wir nach Rostock fahren. Doch nach der Wismar-Latscherei wollen wir uneigentlich nicht. Uneigentlich gewinnt. Es regnet, pieselt und manchmal schaut die Sonne durch. Ich erleide meinen ach so ungeliebten ‚Urlaubskoller‘ und muffel rum. Wir spazieren durch den Regen zum Strand. Ich muffel rum. Der Regen verzieht sich. Ich muffel weiter. Wir spazieren am Strand entlang. Es ist nett, aber der Koller ist stärker. Der Hafen ist noch netter, die Menschenmassen bringen uns zum Staunen. Ich stärke mich mit einer Scholle Finkenwerder Art auf Bratkartoffeln - ein riesiges Teil - und schabe ihr Fleisch mehr oder weniger geschickt (bei Scholle ist das kaum ein Problem) von den Gräten. Der Pinot mundet und der Urlaubskoller reduziert sich. Gutes Essen empfiehlt sich als adäquates Gegenmittel. Sollte ich mir merken. Dennoch - diese Kolleranfälligkeit ist doof.
Wismar
24.04.15 22:00 2015102015
Geprägt durch die „Soko Wismar“ machen wir uns auf ein idyllisches Ostseestädtchen zu erkunden. Nein, wir wollen nicht auf den Spuren der Fernsehserie wandeln, sondern uns interessiert die dort gezeigte faszinierende „Kulisse“. Die Unterbrechung des Lokführerstreiks ermöglicht uns die schienengebundene Annäherung. Ein putziger Bahnhof, umgeben von auf vernünftige Nutzung wartendem Ödland empfängt uns. Durch mühevoll aber überwiegend erfolgreich sanierte Gebäude - ein netter Anblick - gelangen wir über die Schweinebrücke langsam aufsteigend zum höher gelegenen Zentrum, der zentralen Einkaufsstraße, eine Fußgängerzone. Der Eindruck ist etwas enttäuschend, möglicherweise sind unsere Erwartungen an die knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt zu hoch. Ja, es gibt unzählig viele wohlgestaltete, angenehm renovierte Häuser, einen eindrucksvollen zentralen Platz - aber am Boden Steine, links und rechts Steinmauern und grün sind nur die zarten Wildkräuterhalme, denen es gelungen ist den eifrigen Stadtreinigern zu entgehen. Hier sollten mal 15 Jahre lang sowohl Bürgermeister als auch der Baudezernent aus dem Grünbereich kommen. Was könnten sie aus dieser Stein-Einöde machen, wenn man sie nur ließe! Außerdem verstehen wir im Weitergehen auch, warum die Bilder aus dem Hafen nur immer Details und nie die Totale zeigen. Ganz klar, wir haben verstanden. Die Preise im Restaurant vermitteln allerdings den Eindruck eines touristischen Superzentrums. Einerseits hoch erfreut ob der zahllosen schönen Eindrücke, andererseits ein wenig frustriert wegen nicht ganz erreichten Erwartungen lassen wir uns von der zufällig immer noch verkehrenden Bahn nach Hause bringen. Das klappt einwandfrei. Die Bahner können, wenn sie wollen.
Viren on Tour
20.04.15 20:18 201582015
Ein Gardinenauftrag, eine Beerdigung und eine Tischplanung für den 90. Geburtstag zeichnen diesen Tag aus. Und eine mich anspringende Erkältung. Ich bin ein Virenmutterschiff. Wer mir zu nahe kommt, erhält ein paar von den fiesen Schnupfenbringern gratis mit. So geht auf der Beerdigung jeder zu mir auf Distanz. Das kann ich gut nachvollziehen. Nur ich, ich muss mit meiner laufenden Nase, brummender Birne und dem miesen Grundgefühl, verstärkt durch hochaktiven Heuschnupfen auskommen. Armer Kerl!
Brodowy
17.04.15 22:00 2015102015
Ein entspannender Tag mit viel Ruhe und der dafür unbedingt erforderlichen körperlichen Zurückhaltung. Gegen Abend geht es mit Freunden ab nach Gifhorn. Dort wartet Matthias Brodowy in einer katholischen Kirche auf uns, um mit zwei seiner Kumpels uns sein Programm vorzuführen. Der Typ ist echt gut. Fast zweieinhalb Stunden mit einer kurzen Pause mittendrin singt, erzählt, musiziert und kabarettiert er vortrefflich vor sich - oder besser vor uns - hin. Begeistert fahren wir heim und beschließen den Abend mit ein, zwei wohlschmeckenden Tröpfchen.
Quassel-Gen und gourmantische Petitessen
16.04.15 22:00 2015102015
Heute gilt es eine ganz besondere Bekanntschaft zu machen. Nichts ahnend fahren wir zur Brackstedter Mühle, lassen uns auf Einladung meiner Mum verwöhnen. Ich esse den ersten neuen Spargel in diesem Jahr mit leckerem Lachs. Und dann erscheint der Chef um mit uns die 90-Jahre-Fete vorzubesprechen. Was für ein Chef! Eine rheinische Frohnatur mit Quassel-Gen. Er hüllt uns ein mit seinem Wortschwall und seinem gewöhnungsbedürftigem Humor. Letztlich gelingt es doch ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen und Speisenfolge, Getränkeauswahl sowie die Dekoration festzulegen. Unsere Ohren sind am Rand ihrer Verarbeitungskapazität einlasswünschender Wortmassen angelangt. Höchste Zeit für ein wenig Schweigen. Ich habe ja glücklicherweise äußerst selten mit Gourmetansichten zu tun. Ein kleines Lächeln erlaube ich mir schon, wenn mir von Wein berichtet wird, der den Spargelgeschmack an seiner Entfaltung hemmt, wenn bestimmte Beilagen zum Spargel gar nicht passen (Kroketten zu Spargel mit Schnitzel - welch eine Zumutung, igittigitt) und wenn das Dessert in groben Zügen umrissen aber keinesfalls detailliert beschrieben werden soll. Meine Zeit - ich habe jahrzehntelang abgehärtete Geschmacksknospen auf der Zunge, die vielerlei Erfahrungen hinter sich haben, die grinsen mich breitlächelnd an, wenn sie mit solchen Petitessen konfrontiert werden. Wenn Menschen keine anderen Probleme haben muss es ihnen wohl sehr, sehr gut gehen.
Auch ein Fedex findet mal ein Korn
14.04.15 21:59 201592015
Kommt er oder kommt er nicht - unser Teppich? Erzielen wir bei der Fedex-Lotterie einen Treffer oder ziehen wir wieder eine Niete? Es wird spannend. Jedenfalls lassen wir es cool angehen. Meine äußerst mobile Wartegefährtin durchzieht die Lande und ich warte auf einen äußerst „kompetenten“ Versanddienstleister. Meine diskussionsfreudige Paketdienstmotivatorin waltet einer ihrer vielfältigen Passionen. Immerhin erfahren wir, dass unser Fliesenschmücker aus den USA kommt. Aha. In der Schweiz bestellt, in der Türkei produziert und aus den Vereinigten Staaten versandt? Das macht irgendwie (Un-)Sinn. Einen Tag braucht er bis Deutschland, drei Tage von Köln nach Braunschweig und vier Arbeitstage von Braunschweig bis zu unserem Wohnort. Okay, ein Tag geht auf unsere Kappe. Und heute? Kommt er oder kommt er nicht? Die Fedex-Zentrale in Deutschland erreicht jedenfalls ihren Fahrer nicht und ich staune über die Organisation des Unternehmens. Der Tag endet dennoch erfolgreich: Ein neutraler Lieferwagen hält vor unserer Tür - die Spannung steigt - und siehe da, ein junger Mann verlässt das Fahrerhaus und entlädt, man glaubt es kaum, unseren Couchunterleger. Wow! Fedex kann zustellen! Wer hätte das gedacht? Ich habe gelernt: Nicht nur der Händler verdient Aufmerksamkeit, sein Paketdienst ebenso. Tschüß Fedex!
Goldene Hochzeit
11.04.15 22:00 2015102015
Mein Schwesterlein feiert heute ihre Goldene Hochzeit. Mein Schwager auch. Im Gottesdienst können sie dem Pfarrer ein dringend benötigtes Taschentuch reichen. Bei ihrer grünen Hochzeit musste ihnen der damalige Pfarrer mit einem Tüchlein aushelfen. So schließt sich der Kreis nach 50 Jahren. Der Simonshof glänzt mit seiner Restauration. Die Plaudereien mit Verwandten, Bekannten und Freunden des Goldpaares sind äußerst erquicklich. Ein Chor müht sich redlich um den rechten Ton. Am späten Nachmittag trennen wir uns, schwingen uns ins Auto und sausen zweieinhalb Stunden zum nächsten Wochenendevent. In der Nähe von Hamburg angekommen, lassen wir uns gern zu einem Nachtmahl mit ‚Original Bayerischem Leberkäse‘ überreden. Gäste aus dem weiß-blauen Bundesland haben ihn mitgebracht. Superidee.
Kampf um den letzten Platz
10.04.15 22:00 2015102015
Wir warten auf den Teppich. Statt seiner kommt die Meldung, dass die Auslieferung gescheitert sei, weil niemand zu Haus sei. ??? Fedex meint, dass der Fahrer vielleicht die Adressänderung nicht mitbekommen hätte und deshalb vor verschlossener Tür stand. Aha. Nur in unserer Straße gibt es die falsche Hausnummer überhaupt nicht, mithin auch keine verschlossene, sondern gar keine Tür, kein Haus nur blaches Feld. Der Fahrer ist übrigens telefonisch nicht erreichbar und seine Station auch nicht. Fedex hat jetzt die Chance mein „Lieblingszusteller“ zu werden und kämpft um seinen Spitzenplatz. Ganz, ganz, ganz tief unten.
Lampenfreuden
08.04.15 00:06 2015122015
Zur entspannenden Einstimmung sauge ich heute mal wieder in unserer Gemeinde. Es folgt eine Mittagspause. Dann wird es ernst. Die Esszimmerlampe harrt ihrer Montage. Ich liebe die Konstrukteure von Leuchtkörpern und ihren zu immer wieder neuen Kapriolen fähigen Einfallsreichtum. Dabei sind doch einfach nur drei, manchmal zwei Leitungen anzuschließen. Gut durchdacht ist die Halterung, denn ich kann sie vom Lampenkörper lösen und separat befestigen. Genial ist der Stromanschluss. Hier war ein ganz schlauer Entwickler am Werk. Den Transformator verlässt ein schwarz ummanteltes Kabel, das in ein weißes Kunststoffkästchen mündet. Auf der anderen Seite verläßt ein schwarzer leerer fester und doch biegsamer Schlauch das Kästchen. Das Kästchen wirkt fest verschlossen. ??? Mit ein wenig Fingerspitzengefühl lässt es sich aber tatsächlich öffnen. Drinnen sind zwei niedliche Metallklemmen für Phase und Nullleitung. Ein Fest für Feinmotoriker. Doch irgendwann steht die Verbindung und der dreiteilige Lampenkörper hängt von der Decke herab. Fehlen noch sieben kleine Glaskörperchen, die den niedlichen Halogenlampen ein ansprechendes Ambiente geben sollen. Glücklicherweise ist ein Montagewerkzeug beigefügt. Ich schraube die Mutter von der Halterung und passe auf, dass die darüber liegende Unterlegscheibe keinen Fluchtversuch unternimmt. Die Mutter platziere ich schraubgerecht in die Hohlkammer der Montagehilfe, lege lose die Scheibe darauf, führe den Glaskörper über die Halterung und versuche im Blindflug das Lampengewinde durch die Unterlegscheibe hindurch Richtung Mutter zu führen. Wenn die Scheibe einmal nicht herunterfällt kann ich vorsichtig beginnen zu schrauben. Danach nur noch die winzige Halogenlampe mit zwei spitzen Fingern im besagten engen Glaskörper zielgenau in zwei winzige Löcher für die Kontakte einführen - die Krönung der Fummelei. Insgesamt sieben Mal habe ich das Vergnügen. Immerhin funktioniert alles sofort. Was will ich mehr?
Pyrrhussieggefahr
04.04.15 21:01 201592015
Heute will ich versuchen unsere Stehlampe zu reparieren. Die Haupttechnik residiert im Fuß. Unter demselben klebt ein großflächiger filzähnlicher Belag. Mittendrin kann man zwei Schrauben lösen. Gesehn, getan. Eine kleine Klappe fällt herab. Darunter finde ich Kabel, die Verschraubungen der zwei Trägerstäbe und eine weitere Verschraubung des Fußes. Ich löse diese und habe eine kleine Scheibe, einen metallenen Deckel und ein sauschweres völlig geschlossenes Unterteil in den Händen, verbunden durch die bereits erwähnten Kabel. Aha. Mühevoll baue ich alles wieder zusammen. Es gelingt. Dann löse ich den verklebten Filzbelag vom Fuß und siehe da, drei weitere Schrauben. Natürlich keine Schlitz- oder Kreuzschlitzschrauben, sondern Torxschrauben. Okay auch das noch. Also Bitwechsel und lösen. Endlich habe ich die Elektrik offen vor mir liegen. Hier endet meine „Erfolgskurve“. Wie misst man niedervoltige Spannung, wenn die Leitungen mit Ummantelung im Trafo oder im Schalter verschwinden? Keine Ahnung. In den Kontakten der Lampe liegt, soweit ich das feststellen kann, keine Spannung an - wie auch, wenn die Lampe keinerlei Leuchtkraft entfaltet. Die Leselampe am Deckenfluter funktioniert dagegen einwandfrei. Merde! … Acht … Neun … Zehn - k.o.! Ich werfe das Handtuch, schraube alles zusammen und verlasse den Ring. Die Lampe hat gewonnen. Wenn ein Freund sie ebenfalls nicht besiegen kann, macht sie unweigerlich Bekanntschaft mit dem Metallverwerter. Könnte ein Pyrrhussieg werden - für die Lampe.
Gardinen, Mah-Jong und eine Kiepe
01.04.15 22:00 2015102015
Heute tingeln wir von einem Gardinenladen zum nächsten. Doch das ändert letztlich nichts an unserer Entscheidung. Dieselbe vermitteln wir der Chefin, die uns auch die Muster mitgegeben hatte. Der Wechsel des ‚Terminus technicus‘ von ‚Gardinen‘ in ‚Faltrollo ohne Rollo-Funktion‘ schafft eine äußerst erquickliche Gesprächsbasis. Schnell sind wir uns einig und vereinbaren einen Termin zum Ausmessen vor Ort. Für das passende Muster hatten wir uns ja schon gestern entschieden. Wunderbar, alles klar! Am Abend erhalten wir noch eine äußerst freundliche Einladung zum Mah-Jong-Spielen bei Freunden. Ich gewinne beide Runden und das ist tatsächlich außergewöhnlich. Sonst bin ich, ambitionierter Gesellschaftsspielegegner, bei solcherlei „Vergnügungen“ immer im Mittelfeld gelandet. Sollte ich vielleicht morgen noch schnell einen Lottoschein ausfüllen? Nein, wohl besser nicht. Nur nicht aus der Kiepe huckn, Rolf.