Januar 2015
Kaltfront
30.01.15 19:28 201572015
Der blöde Winter kommt. Und ich hoffte schon, dass dieser Kelch in dieser Saison an mir vorüberginge. Falsch gedacht. Wenigstens bleibt das weiße Zeug nicht liegen und die Temperaturen bewegen sich immer noch in einem aus Jahreszeitsicht postivem Bereich. Leider stehen inzwischen zwei kleine Montagearbeiten draußen an, die handschuhbefreite Hände erfordern. Da kommt in der nächsten Woche eine Herausforderung auf mich zu. Vielleicht wird es wieder wärmer. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Krimikunst
29.01.15 22:00 2015102015
Heute hat mich ein Krimi gepackt. Leicht und locker geschrieben, keine grausam zugerichteten Leichen, keine allzu freizügigen Sexszenen, keine gänsehautfördernde Sadistenschulterschau, einfach ein schlichter Mordfall, der mit Überlegung und ein wenig Zufall gelöst wird. Ein paar nette Überraschungen für den Leser sind mit dabei, nicht zu vergessen der Humor, der die Story fein würzt. Es geht doch auch so. Außerdem erhält man Einblick in das englische ländliche Leben mit fein gezeichneten „typischen“ Charakteren. Kurz und gut es ist kein Krimi für den schockbedürftigen Reißerleser sondern ein leicht verdaulicher Lesestoff für zufriedene Schreibkunstgenießer wie mich. Ästhetik toppt Sensationsgier. Dass es sowas noch gibt?!
Fluchtorte
26.01.15 20:28 201582015
In Griechenland koaliert die ganz Linke mit der ganz Rechten. Interessante Verbindung. Übrigens hört man heute, auch die ganz Reichen sollen dort endlich Steuern zahlen und deren Geldautobahnen in die Schweiz will man sperren. Das wäre ja echt gut. Nun soll die Gattin des Chefs des kleineren Koalitionspartners eine Reederin sein. Das verspricht spannend zu werden. In Spanien liegen die Kumpels aus der Anti-Spar-Ecke schon auf der Lauer. Im Herbst ist dort Wahl. Ich habe das seltsame Gefühl, dass in Europa die Tendenz entsteht, dass die Südländer viel ausgeben wollen und die Nordländer das bezahlen sollen. Gründe wird man dafür schon finden. Ich befürchte bei der Diskussion darüber fallen klammheimlich die Ursachen der Vergesslichkeit anheim. Gab es nicht mal Meldungen über die stetig wachsende Schuldenberge, die über Jahre angehäuft wurden? Hat da nicht ein Land getrickst, getäuscht und Statistiken gefälscht? Fehlten da nicht Computer in der Finanzverwaltung, dafür gab es etliche Mitarbeiter ohne Arbeitsplatz, die kassierten und nicht arbeiteten? Schon vergessen? Wir sollten überlegen unser Geld auszugeben bevor es nichts mehr wert ist. Südländische Finanzwirtschaft heißt Flucht in Sachwerte.
Warm up
24.01.15 21:59 201592015
Ich sollte doch öfter mal das Haus verlassen. Aber draußen ist es so kalt. Heute bin ich wieder Stubenhocker gewesen. Draußen schneit es. Ich werde wohl meine angestammte Homesittingrolle bis zum Frühjahr weiter ausüben. Na ja, vielleicht verlasse ich diese Stätte auch, wenn es draußen wärmer ist. Es reicht, wenn die Vögel in der Kälte herumschwirren. Die versorge ich gern und teste höchstpersönlich die Funktion unserer Wärmespender. Warmduscher. Absolut überzeugter!
Schnitt
20.01.15 21:53 201592015
Nach vielen, vielen Tagen hat das Wachstum meiner obersten Hornfäden eine Länge erreicht, die nach dem Einsatz von Schneidinstrumenten förmlich schreit. Also suche ich einen Meisterbetrieb des kreativen Kürzungshandwerks auf und lasse die Fachkraft ihr Werk an mir tun. Seit meiner Grauen-Star-Operation bin ich endlich wieder in der Lage der Haarkünstlerin bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Meine hat unendlich lange Fingernägel mit denen sie in faszinierender Weise ihre Scheren schwingt und den Trimmer professionell handhabt. Sie macht ihren Job gut. Ich bin zufrieden. Meine Ohren freuen sich über die zurückgewonnene Rundumsicht. Ein befreiender Tag.
Spontan ist nett
16.01.15 22:00 2015102015
Die spontanen Einladungen sind oft die schönsten. Eigentlich wollen wir nur einen Termin absagen und auf einmal ergibt sich eine Einladung zum Abendessen. Wirklich nett. So schnappen wir uns gegen Abend eine Flasche roten Saftes (schwer durchgegoren) und machen uns auf den Weg. Wir haben viel zu erzählen, zu diskutieren und zuzuhören. Außerdem absolviere ich als Mitläufer die abendliche Runde eines Hundebesitzers. Der schon recht altersschwache Vierbeiner schleppt sich hinter uns her, ob er sein Geschäft dabei erledigt entgeht uns völlig. Na, er wird schon - Gelegenheit dazu hat er genug gehabt. Der Abend wird noch lang, weinreich und themenschwer - das Spektrum reicht von der rückstandslosen Beseitigung eines großen Hundehaufens auf einem wertvollen Teppich bis zu der „Ehrlichkeit“ von Politikern, eine kultige Fernsehserie wird kurz gestriffen, Pegida ein wenig ausführlicher thematisiert, Urlaubsaspekte leuchten am Horizont auf und wesentliche Informationen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis werden ausgetauscht. Ein runder Abend.
Mikro-Wifö
15.01.15 21:17 201592015
Der halbe Januar ist schon wieder vorbei. Den schönsten Teil seiner Lebenszeit muss man wohl oder übel im ICE verbringen - jagt das Leben an mir vorbei oder jage ich durch das Leben? Eine wohl eher rhetorische Frage. In fünf Monaten werde ich einen schnellen Internetanschluss haben, der nicht volumenbegrenzt ist, falls ich dann noch unter den Lebenden weile. Falls nicht wird das für mich völlig unbedeutend sein. Man plant kürzer, wenn man Realist ist. Und man genießt intensiver, wenn man die Zeit dafür findet. In diesem Jahr wollen wir die untere Etage renovieren. Ein erstes Angebot liegt vor. Billig wird das nicht, aber nötig ist es. Dringend nötig. Wirtschaftsförderung im allerkleinsten Rahmen.
Fanatiker aller Länder schleicht euch
12.01.15 21:15 201592015
Heute lese ich in einem, eigentlich auf Israel ausgerichteten, sog. christlichen Informationsdienst einen Kommentar. Der Schreiberling echauffiert sich, dass so viele Menschen für Charlie Hebdo auf die Straße gehen - besser gesagt gegen die Morde und für die Pressefreiheit und keiner für die Morde an drei Christen in der Türkei. Welch ein Vergleich. Da leben mutige Menschen in einem bekannt christenfeindlichem (de facto, nicht unbedingt de jure) Land ihren christlichen Glauben. Sie wissen, dass sie ihre Gesundheit, eventuell sogar ihr Leben riskieren. Ich bewundere sie dafür. Leider werden sie von fanatischen Moslems umgebracht. Auf der anderen Seite des „Vergleichs“ stehen Redakteure, die in unserem freiheitlichen Nachbarland ihren Job tun - einer Freiheit von der auch wir Christen profitieren - und sie fallen mitten unter uns Meuchelmördern zum Opfer. Das ist eine Bedrohung für uns alle, für unsere Freiheit und so ist es mehr als verständlich, dass dafür Millionen auf die Straße gehen. Das geht uns allen verständlicherweise an die Nieren und ist extrem beunruhigend. Beide Fälle sind partout nicht vergleichbar. Dann rührt der Redakteur auch die Giftsuppe des Vorwurfs für Gläubige beider Couleur unzumutbarer, unverschämter Karikaturen an - als ob das den Terrorakt in irgend einer Weise rechtfertigen würde. Mir wird übel. Ich kündige den Newsletter sofort.
Kirchentour und Elefantenkrippe
02.01.15 22:00 2015102015
Eine alte Kirche am Ortseingang fasziniert mich. Der Korpus aus Feldsteinen gemauert und direkt davor ein Turm aus Holz - außen dunkel gestrichene Bretter und innen eine monumentale Holzbalkenkonstruktion. Mitten durch die fetten Balken führt der Weg - wie durch eine Art Windfang - in den eigentlichen Kirchenraum. Er ist beeindruckend schlicht gestaltet, weist noch die alte Kanzel auf, getragen von dem Apostel Johannes und geschmückt mit Bildern der Apostel, mittendrin Jesus. Altar und Lesepult sind modern, aber schlicht konzipiert mit viel Plexiglas, das sich dezent zurücknimmt. Im Halbkreis blicken Mose, Petrus und ein paar andere Männer in halber Höhe auf den Altarraum herab, wobei sich der König David hinter dem Weihnachtsbaum versteckt hat und nur ein wenig durch die Zweige lugt. Beeindruckend ist der Taufengel, der am Stahlseil hängend im Bedarfsfall die Taufschale trägt. Er wird zur Taufe von der Decke heruntergelassen, womit man die Verwendung einer Leiter beim Taufvorgang vermeidet. Praktisch. Im Anschluss begutachten wir die neue katholische Kirche in Kühlungsborn, die durch abstrakte Glasmalerei glänzt und bewundern eine Krippe mit einem Elefanten. Den Tag beschließt ein wohlschmeckendes Mahl in einem übervollen griechischen Restaurant.