Reinster Selbstzweck

Virtuelle Modelleisenbahn ist ein Hobby, das Skeptikern nur äußerst schwer zu vermitteln ist. Ich gebe ja gern zu, dass es etwas "strange" wirkt, wenn ein Grauschopf vor einem Bildschirm sitzt, Weichen und Signale programmiert, sich wie ein Schneekönig freut, wenn er drei Züge auf einer eingleisigen Strecke automatisch auf die Reise schicken kann mit auf den jeweiligen Zug abgestimmten Haltezeiten an den Bahnhöfen. Diese völlig zweckfreie Herausforderung, man schafft nichts gesellschaftlich relevantes, erbringt (durchaus) geistige Leistungen aber nur für sich selbst ohne jeglichen finanziellen Nutzen, man spielt einfach so vor sich hin, verbringt die Zeit für sich - aber auch nur für sich - sinnvoll und anregend - welch ein Geschenk! Ich profitiere von der Sache selbst, muss und will sie niemand zeigen (warum auch?) und freue mich am Ergebnis meiner Überlegungen - das ist einfach befreiend, Aktivurlaub für alle Sinne. Ja, liebe Skeptiker, lächelt besserwissend vor euch hin, ich atme den lieblichen Duft der Freiheit.
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Verzicht üben

Rolf, alter Knabe, man merkt dir die vielen Jahre so langsam an! Wie ich zu der Feststellung komme? Die inhaltlich völlig neu aufgestellte Serie 'Ein Fall für zwei' oder die neueren Tatorte sowie die meisten Krimis im Privatfernsehen verursachen inzwischen in mir ein Gefühl, das ich sonst nur vom Genuss überalterter Fischbrötchen kenne. 'Übelkeit' würde das nur sehr unzureichend beschreiben. Dennoch haben diese Serien meist recht hohe Einschaltquoten. Das lässt letztlich nur einen Schluss zu: "Die Zeit ist über mich hinweggegangen, mein Geschmack ist geblieben, aber derselbe entspricht nicht mehr dem Zeitgeist." Bleibt mir mit dem Zeitgeist vom Leibe (diese Äußerung ist ein weiteres Indiz für ruhigere Geburtstage in kleineren Runden)! Und, ehrlich gesagt, ich habe nicht die geringste Lust mich von überzogener Gewalt, Folterszenerien oder Explosionen in Katastrophenalarm-Größenordnung faszinieren zu lassen. Ich liebe die beschauliche, ermittlungsorientierte Polizeiarbeit, die nach erfolgreicher Falllösung keinerlei Überstunden bei Stadtreinigung, Müllentsorgung und Beerdigungsinstituten auslöst. So driften wir aufs echte Alter stark zugehenden Herrschaften langsam in die Nostalgie ab, unterstützt vom Blu-ray-Recycling alter Krimiserien und üben Verzicht beim Beobachten unfreiwilliger Blutspenden im beträchtlichen Ausmaß in Nahaufnahme und ähnlichen Unappetitlichkeiten.
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Ruanda und Uganda

Ruanda ist blitzsauber. Uganda ist afrikatypisch staubig. So kurz fasst unser Alt-Pastor seine äußeren Eindrücke von der Missionsreise in beide Länder zusammen. In Ruanda sind Plastiktüten verboten, sie dürfen draußen nicht benutzt werden. Das kommt der Landschaft zugute. Die völkermordende Vergangenheit Ruandas ist auch nach zwanzig Jahren ein schmerzvolles Thema. In Uganda ist übrigens eine der bekanntesten afrikanischen theologischen Universitäten beheimatet. Aus allen umliegenden Ländern reisen angehende Theologen zum Studium an. Der berühmte Bischof Festo Kivengere, der "Billy Graham Afrikas", lebte dort, wurde vom brutalen Diktator Idi Amin zur Flucht gezwungen und kehrte nach dessen Flucht nach Uganda zurück. Er war ein Prediger der Versöhnung, der Nächstenliebe. Die Früchte seines Wirkens sind heute noch überall in Uganda spürbar, berichtet unser Pastor i.R., der so ganz nebenbei auch Kuratoriumsvorsitzender der Marburger Mission ist, was seine Reise erklärt.
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Engel

Es gibt Engel. Ich selbst habe sie an meinem Kinderbett stehen sehen. Eine Verwandte, mit der ich heute telefoniere, hat das gleiche erlebt und erinnert mich damit an meine Erfahrung. Sie berichtet über drei Erlebnisse bei denen sie sicher ist, dass Engel sie bewahrt haben. Mir fallen auch gleich drei Situationen ein bei denen ich keinen Zweifel habe, dass Gott Engel gesandt hatte, die mich gerettet haben. Dennoch würde ich niemals Engel anbeten, Anbetung gebührt einzig und allein Gott. Er ist der, der uns seine ganze Aufmerksamkeit schenkt. Er sendet seine Engel. Das wird mir beim Telefonat wieder neu klar. Mag ja sein, dass etliche von uns nicht an Gott glauben, interessant ist nur, dass zwei meiner Erlebnisse und sogar die Kindheitserinnerung in eine Zeit fallen in der ich mit Gott "nichts am Hut" hatte. Das hat mich, als ich Gott kennenlernte, mit einer tiefen Dankbarkeit erfüllt. Draußen regnet es, es ist kalt und ich versuche meine Nase nicht aus der Tür zu stecken doch hier drinnen hebt sich meine Stimmung nur durch ein unerwartetes Telefongespräch. Das baut auf.
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Aktivierungsklüngel

Während es draußen pladdert, Reinhard Mey sang einmal "wie eine Kuh das Wasser lässt", sitze ich drinnen vor meinem Mac. Ich starte einen weiteren Versuch das für Microsoft-Verhältnisse günstig (für Mac-Verhältnisse etwas über Normalpreis) erworbene Betriebssystem Windows 7 aktivieren zu lassen. Und wieder ziert sich der Aktivierungsserver. Also ziehe ich die telefonische Option, die automatische telefonische, wie sie genannt wird. Ich rufe ordnungsgemäß, wie in einem kleinen Window zu lesen, eine 0800(!!)er-Nummer an. Recht schnell fordert mich eine freundlich bemühte Stimme auf, die Zahlen einzutippen, die mir mein Aktivierungsassistent anzeigt. Mein was? Was für ein Assistent? Ich sehe keinen Assistenten, weit und breit nicht. Genervt lege ich erst einmal auf. Beim zweiten Versuch merke ich, dass in dem bereits erwähnten kleinen Fenster jeweils fünf Zahlen in neun Gruppen zu sehen sind. Aha - das Fenster ist der Assi. Ich tippe also munter 5er-Gruppe nach 5er-Gruppe über die Telefontastatur ein, bestätige jede Gruppe mit der Raute-Taste und kann danach ein Lob entgegennehmen. Es ist Halbzeit. Jetzt geht es andersherum weiter. Nun werden mir per Telefon neun 5er-Gruppen diktiert, die ich meinerseits in das besagte Fenster, also den Assi, eintippen soll. Gehört, getippt, getan. Wunder der Technik - mein Windows 7 ist endlich, endlich aktiviert. Meiner virtuellen Modelleisenbahn ist ein vorzeitiges Aus erspart geblieben. Toll! Nach diesem Aktivierungsakt back zum Mac - ein Teil, das macht was es soll und sogar allermeistens perfekt. Nur Modelleisenbahn kann es nicht so gut. Nobody is perfect.
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Schnäppchen

Der deutsche Einzelhandel hat so seine Besonderheiten. Die Kunden werden mit Sonderangeboten angelockt und mit hochwertiger Ware zu Schnäppchenpreisen beglückt. So die Theorie. Eine Lektion in kaufmännischer Praxis können wir heute absolvieren. Im Flyer wird Markenfarbe angepriesen und im Baumarkt adäquat platziert. Den letzten Eimer können wir gerade noch ergattern. Doch leider reicht der nicht aus und wir benötigen Nachschub. Ein Telefonat mit der Fachabteilung im Baumarkt bekräftigt die Ausverkaufssituation. Eine Bemerkung des Verkäufers lässt uns aufhorchen: "Wieso Sonderpreis, wir bieten das Produkt nur in regelmäßigen Abständen im Prospekt an?" Aha. Und um die Druck- und Verteilkosten wieder hereinzubekommen ist die Farbe gleich drei bis vier Euro teurer als in anderen Baumärkten. Man hat die Wahl: entweder vergleichen oder eine Lehrstunde in Marktwirtschaft absolvieren. Thema heute: Kalkulation mit Nebelkerzen.
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Hightech-Waage

Die leichteste Form der Gewichtsreduzierung ist mir wunderbar gelungen. Seit heute morgen bin ich ein Kilo leichter und das alles ohne Probleme. Gestern kam die neue Diagnosewaage. Heute ist die erste offizielle Gewichtserfassung erfolgt und siehe da ich habe reduziert. So einfach ist das. Welche Waage zeigt die korrekten Werte? Ist doch klar, die neue, keine Frage! Ein fulminanter Einstieg dieses technisch hochwertigen Gerätes - auf eine gute Zusammenarbeit!
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Alexanders Schwertschlag

Mitunter macht man sich sein Leben schwer, jedenfalls schwerer als nötig. Wir haben ein großes Wasserauffangbecken im Garten, rundum mit zwei Stahlseilen verbundene Holzlatten und innen Teichfolie. Es hat uns jahrelang gute Dienste geleistet, hat Generationen von Mücken als ideale Brutstätte gedient, war Heimat großer schwarzer Tauchkäfer, die man ab und an die grüne Brühe durcheilen sah und ist jetzt abgängig. Das Holz ist teilweise weggefault, einige Latten neigen sich schon schwer nach innen, kurz es ist Zeit zum Abbruch. Also versuche ich die Schrauben zu lösen, die die Enden der Stahlseile fixieren. Eine verrostete Mutter zu lösen deren Widerpart auf sich im verrottetem Holz mitdreht, ist eine hohe Kunst, die ich aber nicht beherrsche. Also mühe ich mich weitgehend erfolglos ab. Meine mit mir seit 12.948 Tagen verbundene Partnerin schaut sich das Schauspiel eine zeitlang von der Terrasse, ein Geschoss über mir, interessiert an. Plötzlich bemerkt sie trocken: "Warum sägst Du nicht einfach die Stahlseile durch?" Eine äußerst treffliche Bemerkung, die nur den Nachteil hat, dass ich darauf auch längst selbst hätte kommen müssen. Aber wozu ist man denn verheiratet? Ich folge ihrem Rat und ruckzuck sind die Latten von ihren Fesseln befreit und können aus den Seilen ausgefädelt werden. Warum einfach, wenn es auch viel schwieriger geht?
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Bodeninspektion

Nach langer, langer, langer Zeit begeben wir uns mal wieder auf den Dachboden, einem Kriechboden mit (noch nie genutztem) Schornsteinfegerausstieg. Letzterer machte, wie vom Nachbarn beobachtet, einen leicht geöffneten Eindruck und wir stellen den Verschlusszustand wieder her. Der Fußboden, bzw. die dazu auf Balken verschraubten Bohlen, ist voller Birkenpollen, eine richtig dichte Schicht. Wie kommen selbige in dieser Menge durch Dachsteine und Folie hindurch? Der Boden ist trocken und offensichtlich gibt es einerseits regendichte und andererseits pollenoffene Undichtigkeiten. Wir finden zwei projektierte Wespenbehausungen - die Bauvorhaben wurden glücklicherweise kurz nach Beginn eingestellt. Ansonsten scheint alles okay zu sein. Dennoch werde ich um eine Expedition zur Bodenerkundung kaum herumkommen. Ich warte auf kühlere Tage, werde mich mit alten Sachen bekleiden, mit einem Staubsauger bewaffnen, durch die schmale Bodenluke zwängen und im Kriechgang die Dachspitze erforschen. Dabei kann ich gleich mal die elektrischen Installationen durchmessen und kleinere Missstände beseitigen. Das wird ein Tagesjob, befürchte ich. Boden, sei bereit, ich komme!*

*... irgendwann ...
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Natürliche Rache

Genau der richtige Tag um einen Hochdruckreiniger in Fahrt zu bringen. Wunderbare Umgebungswärme in Verbindung mit einem feinen Tropfenschleier, den man in seinen Randbereichen erfrischend zur Kenntnis nimmt, ist besser als im Schatten zu schwitzen. Ganz nebenbei lerne ich ein Anbauteil kennen - den Terrassenreiniger. Bisher kannte ich es so: der Schmutz ist von der Terrasse mit Hochdruck entfernt und ein gut Teil davon hat auf Haut und Kleidung ein neues Domizil gefunden. Jetzt ist alles anders! Der Dreck ist weg und ich bin allerhöchstens ein wenig nass und mehr nicht. Wunderbar! Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Wenn ich dem Grünbelag auf den Granitsteinen den (immer nur vorläufigen) Garaus machen will, muss ich wieder zur "Wasserfräse" greifen. Einmal falsch gezielt oder zu tief in Bodennähe angesetzt und ein eklig dunkelbraunes Erde-Wasser-Gemisch verteilt sich in alle Richtungen, auch in meine. Selbst hier im allerprivatesten Umfeld sind Kollateralschäden unvermeidbar - die Rache der in ihrer natürlichen Entwicklung gehemmten Natur!
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Vertane Chance

Holz spalten macht Spaß. Sehr großen sogar. Allerdings nur, wenn das technische Equipment den eigenen Fähig- und Fertigkeiten angepasst ist. Wie mein elektrischer Holzspalter beispielsweise. Mit ihm teile ich den Job gerecht auf. Ich lege das Holz ein, ziehe einen Hebel und drücke gleichzeitig auf einen Knopf und er spaltet den Scheid. So soll es sein. Ab und an setze ich meinen für diese Aufgabe mich stark overdressenden Forsthelm auf, klappe das Visier herunter und komme mir ganz professionell vor. Das muss einfach stark aussehen - der helmbewehrte Laie, der einem langsam nach vorn gleitenden Schlitten zuschaut, welcher in aller Seelenruhe ein auf brenngerechte Länge gebrachtes Holzstück zerteilt. Ein Beispiel für die vollkommene Abwehr nicht vorhandenen Gefahren und damit ein zutiefst EU-konformes Agieren - wie passend vor der anstehenden Wahl. Die Chance auf einen hochrangigen Platz in der Brüsseler Europa-Administration habe ich durch meinen ATZ-Vertrag leider vertan. Schade eigentlich, so entgeht der Völkergemeinschaft eine Vielzahl kreativ ersonnener völlig unsinniger Vorschriften. Was soll nur aus Europa werden?
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Beeindruckend jung

Ein wunderschöner Sommertag lässt mich zu dem T-Shirt greifen, das mir meine, im steten Gedenken fest verankerten ehemaligen Kolleginnen und Kollegen anlässlich unseres letztjährigen Grillabends geschenkt haben. Damals saß es stramm wie eine Wurstpelle, heute kann ich bereits wagen es außerhalb meiner vier Wände zu tragen. Das Motto des Stadtgeburtstags 2013 schmückt meine Brust: "BEEINDRUCKEND JUNG" ist dort zu lesen und recht klein darunter das Wolfsburg-Logo. Ein schönes T-Shirt für einen gut 61-jährigen. Außerhalb der Saison wäre es für Malle oder Teneriffa sogar eine recht treffliche Formulierung. Hierzulande wird man dagegen überall darauf angesprochen - nicht die schlechteste Art des Kommunikationsaufbaus. Apropos Grillfete, eigentlich könnte ich mich mal wieder im Büro blicken lassen und dazu einladen. Aber ob sich da noch jemand an mich erinnert oder gar zu so einem beeindruckend arbeitsbefreiten Knacker kommen würde?
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Relaxen durch wirbeln

Ich staune über Zeitgenossen, die ihre Erfüllung in der Gartenarbeit finden. "Wenn ich einmal den Kopf voller Probleme habe, gehe ich raus in den Garten. Meine Gedanken werden frei. Ich kann so richtig abschalten.", weiht mich ein Betroffener in seine Geheimnisse ein. Mit offenem Mund (fast, gerade noch rechtzeitig die Lippen verschlossen) stehe ich da und begreife die Welt nicht mehr. Wenn ich den Garten zur Arbeit betrete(n muss), kommt mir relativ schnell der Gedanke nach deren Ende oder - alternativ bei schönem Wetter - blicke ich immer häufiger zu den einladend platzierten Sesseln der Terrasse hinauf. Er dagegen führt mich stolz auf schmalen Pfaden quer durch seinen "Erholungspark", stellt mir seine vielfältigen Nutz- und Zierpflanzen vor (einige erkenne sogar ich schon per Augenschein) und erläutert in kurzen, knappen Bemerkungen seine Aufzucht- und Ernteerfahrungen. "Entspannung durch Arbeit" könnte man es wohl nennen. "Quälerei mit Rückenschmerzen" heißt es bei mir. Wahrnehmungsstörungen - aber bei wem?
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Bahn frei

Endlich, endlich kann ich wieder mit meiner virtuellen Modelleisenbahn spielen - ein erhebendes Gefühl. Ich lasse die Züge rollen und die Automatik arbeiten. Irgendwann werde ich mich wieder auf den Ausbau und die manuelle Steuerung stürzen aber jetzt genieße ich den Anblick der Züge, Loks und Landschaften, stelle schon mal erste Signale auf "Hallt" oder "Fahrt" und wage mich an die eine oder andere Weiche ohne das Automatikprogramm zu "gefährden". Das Kind im Manne trumpft auf und führt Freudentänze auf. Sich mal wieder spielerisch gehen lassen, Zeit verschwenden ohne Ende und ohne schlechtes Gewissen ... ich liebe das.
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Kontakte

Eigentlich will ich gar nicht zum Missionstag nach Ohof. Aber wegen einer Kuchenback- und einer Mitnahmeverpflichtung fahren wir dann doch los. Zwei Tassen Kaffee vor Beginn der Veranstaltung bewahren mich vor den ansonsten unvermeidlich drohenden Müdigkeitsanwandlungen. Die Restbestände der nachmittäglichen Schlafanfälligkeit werden durch die Referenten erfolgreich beiseite gewischt. Spannende Berichte aus Peru - leben in einer Stadt auf 3.500 Meter Höhe - wecken meine Erinnerung an meinen bislang einzigen Mehrtausender, dem Teide auf Teneriffa. Jeder Atemzug brachte viel zu wenig Luft in die Lungen. Wie soll man so tagtäglich leben? Offensichtlich kein Problem für die Einheimischen. Ein anderer Missionar geht in Rente, er war 34 Jahre in Thailand und wird dort auch seinen Lebensabend verbringen. Ein weiteres Ehepaar lebt seit einigen Jahren in Japan und hat schon viele Kontakte geknüpft. Sie haben die Fukushima-Katastrophe in Kobe miterlebt, haben viele Kinder aus der verstrahlten Region aufgenommen und seelisch wieder aufgebaut. Unabhängig davon waren sie selbst schwer von Krankheit betroffen. Dennoch geht es voran in ihrer Arbeit, die kleine Gemeinde entwickelt sich sehr positiv. Am schönsten ist aber, dass ich alter Knochen, der meint keinen Draht mehr zu Kids zu haben, in einer Pause eine spannende Unterhaltung mit zwei Jungs führte. Das hat mich richtig aufgebaut.

Unser Sportverein hat übrigens abends kräftig gefeiert. Als ich um halb zwei mein Bett aufsuchte schallte noch Musik lautstark herüber. Unsere Verglasung hat sich dabei wieder einmal ausgezeichnet bewährt. Draußen Lärm - drinnen Ruhe, das ist gut so!
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Lautstarke Kurzfeier

Unser Sportverein feiert. Der Boden dröhnt. Fans von Partyliedern kommen voll auf ihre Kosten. Ich weniger. Aber die Dreifach-Verglasung bewährt sich und dann macht sich bei mir Verwunderung breit. Noch vor Mitternacht verstummt die Musik und die sonstigen Nebengeräusche reduzieren sich noch weit unter das schalltechnisch vorgeschriebene Nachtniveau. Ob da irgendwer dem Verein mal ordnungsbehördlichen Ärger bereitet hat? Aber selbst wenn, zum Hundertsten darf er doch wohl mal über die Stränge schlagen? Oder etwa nicht? Na, warten wir mal die morgige Rot-Weiße-Nacht ab, möglicherweise behalten sich die Feierexperten nur Steigerungsmöglichkeiten vor. Es sei ihnen von Herzen gegönnt - leider kann ich nicht mitfeiern, da meine Trommelfelle bei einer Präsenz im Zelt noch drei Tage hörschädigend nachdröhnen würden.
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Verkosten statt schwelgen

Man kann in Wolfsburg schon schön wohnen. Wir feiern Geburtstag im Ortsteil Mörse in einem äußerst wohnlichen Ambiente - ein Anbau an ein älteres Einfamilienhaus mit allen Kompromissen, die so ein Vorhaben nun einmal mit sich bringt. Die Einschränkungen wurden exzellent gemeistert und größtenteils in Atmosphäre verwandelt. So lässt es sich leben! Darüber hinaus ist es ein äußerst netter und unterhaltsamer Abend mit einer grandiosen Versorgung, die ich aus Gründen meines allzeit mitredenden Fettreduktionsvorhabens nur leicht verkosten durfte anstatt schwer darin zu schwelgen. Das genossene Wohlleben bedeckt mit seinen kalorienarmen Schatten die Gegenwart.
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Gesundbrunnen

Wir leben in lebhaften Zeiten. Mein Grandseigneur hält uns unbeabsichtigt auf Trab. Dankenswerterweise gibt es viele hilfreiche Artikel, die die Krankenkasse bezahlt. Sie müssen zunächst erkannt und danach einzeln verordnet werden, schließlich gilt es die Lieferanten auszukundschaften und die Beschaffung zu erledigen bzw. in die Wege zu leiten. Freundlicherweise hat meine überaus nette Lebenslanggefährtin diesen nervigen Job übernommen. Sie schlägt mich um Längen im Umgang mit den rücksichtsvollen Wesen, die liebevoll das Terrain ihrer Chefs in den Arztpraxen verteidigen. Und sie ist äußerst erfolgreich. Eins habe ich festgestellt: wir haben ein - trotz mancher berechtigter Kritik - hervorragendes Gesundheitswesen. Es hat nur einen wesentlichen Fehler, nämlich die Tatsache einer noch "herausragenderen" mit ihr untrennbar verkuppelten Bürokratie. Ihr Papierausstoß übertrifft locker sämtliche Erfolge aller Recyclingbemühungen. Selbst online übermittelte Dokumente bedürfen des Ausdrucks um ausgefüllt bei irgendwelchen papiergeilen Institutionen die Akten zu füllen. Eigentlich schade, dass Papier keine Heilkraft ausstrahlt - wir würden mitten in einem Gesundbrunnen leben.
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Alterszeitlupe

Der dritte Tag in Folge an dem wir das Klinikum besuchen dürfen. Langsam lerne ich die doppelte Zeit einzuplanen und mit Unvorhersehbarem fest zu rechnen, um mich gegen völlig unnötigen Frust zu rüsten. Ich kann doch nicht 'Zeit haben' propagieren und wenn es drauf ankommt immer auf die Uhr gucken. So geht das nicht. So ganz nebenbei stelle ich ein Paradoxon fest: obwohl die Zeit scheinbar immer schneller vergeht, verlangsamen sich die Abläufe im Alter. Für meine Altvorderen sind wir die Hektiker und auf junge Leute wirken wir wie 'lahme Säcke'. Gelebte Zeitlupe - die Aufnahmegeschwindigkeit erhöht sich stetig aber die Wiedergabe bleibt konstant und zeigt deshalb nur langsame Bewegungsabläufe. Die Alterszeitlupe schlägt zu.
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Altersschwäche und Vorrechte

Wir Deutsche werden zu alt. Unser Körper scheint einfach nicht für diese lange Lebenszeit konzipiert zu sein. Je oller je doller, heißt es in einem Sprichwort. Das meint eigentlich etwas anderes, es trifft dennoch die Realität. Mit überschreiten des persönlichen Haltbarkeitsdatums bauen sich Geist und Körper zurück, zurück ins Frühstadium ihrer Entwicklung. Gott sei Dank weiß keiner mit welchem persönlichen Haltbarkeitsdatum er versehen ist und glücklicherweise bekommt man meistens den Rückbau nur am Rande mit. Allein die lieben Mitmenschen schauen ein wenig hilflos zu. Die einen machen sich gar noch lustig darüber und kneifen dabei fest ihre Augen zu, denn es ist nur schwer erträglich vor dem Spiegel der eigenen Zukunft zu stehen. Die mit offenen Augen erschrecken. Da kommt etwas auf uns zu. Machen wir doch mit aller Kraft unseren Vorgängern den Weg leichter, vielleicht findet sich für uns später ebenso eine helfende Hand. Ich bin jedenfalls heilfroh mich bei Gott geborgen zu wissen und mich zuallererst seiner Fürsorge anvertrauen zu dürfen. Welch ein Vorrecht! Und jedem steht dieses Vorrecht offen - man muss nur wollen. Gott sei Dank!
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Schwänzen, tarieren, verlustieren

Heute schwänze ich den Gottesdienst, genauer: den Konfirmationsgottesdienst. Na ja 'schwänzen' trifft es nicht ganz, immerhin verspüre ich zunehmend eine Abneigung gegen geballt auftretende größere Menschenmassen und andererseits nehme ich an einem äußerst ansprechenden Gottesdienst im Internet teil. Nachmittags werfe ich, wie neuerdings häufiger, einen weiteren Blick in das nahegelegene Klinikum. Wenn ich nun ein Resümee ziehe fällt mir auf, dass meine Entscheidung am Morgen wohl doch nicht so unklug war. Das Verhältnis der häuslichen zur außerhäuslichen Zeit ist heute sowohl altersgemäß als auch unter tagesaktuellen Wetteraspekten sowie unter Würdigung angewandten Otiums hervorragend austariert. Nur an der inhaltlichen Ausgestaltung sollte ich noch ein wenig feilen - die virtuelle Eisenbahn war möglicherweise ein wenig überrepräsentiert.
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Zerrinnende Zeit

Fakt ist, dass ich am Dienstag eine Bibelstunde zu halten habe. Insofern ist es allerhöchste Zeit mich konkret darauf vorzubereiten. Doch der Text erschließt sich mir nur äußerst mühsam. Eigentlich ist er schlicht und schnell zu verstehen - aber gerade deshalb wie soll ich eine Stunde damit füllen? Lesen, etwas dazu sagen, Fragen beantworten - und was machen wir die restlichen drei Viertelstunden? Bei so etwas schlägt meine verurteilenswert faule Art schwer durch. Ich fahre erst mal zum Baumarkt, ich lese hier und beschäftige mich dort, kreise um die Aufgabe, die ich eigentlich schon längst hätte ernsthaft beginnen müssen ... aber jetzt, jetzt fange ich an! Oh, es ist Mittagszeit, wie schade (;-)! Essen bereiten, zu sich nehmen, Mittagspause ... ach, so spät schon? Recherche zum Text im Internet, überfliegen, ausdrucken, speichern und lesen - die Zeit vergeht und das Manuskript glänzt durch sein unbeflecktes Weiß. Nun ja, ich bin ein wenig klüger, habe mich an den Bibeltext angeschlichen, ihn, wie schon etliche Wochen lang, umkreist, beobachtet, analysiert, so richtig auf den Leib gerückt bin ich ihm jedoch nicht. Armer Rolf, dir läuft die Zeit davon ...
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Nacht der Ideen

Mich quälen konstruktive Fragen. In der Theorie ist mir vieles klar, nur die praktische Umsetzung bereitet mir Kopfzerbrechen. Als Windschutz habe ich transparente Planen für unsere Terrasse bestellt. Sie sollen mit einfachen Verschlüssen an der Überdachung befestigt werden. Das müsste eigentlich ganz leicht möglich sein - und wenn nicht, montiere ich zusätzlich eine Leiste. Was ist aber mit der Bodenverankerung? In unsere Terrassendielen will ich keine Schrauben, Haken oder ähnliches drehen. Ich könnte eine Leine/einen Draht durch die Ösen ziehen, verspannen und fertig. Ich könnte aber auch einen kleinen Balken auf die Dielen legen und die Plane daran befestigen - aber wie fixiere ich den Balken? Ich hoffe auf gute Ideen - einfach mal drüber schlafen.
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Viruspartystop

Unser Klinikum ist immer für eine Überraschung gut. Da kommt man zur Hauptbesuchszeit und siehe da, Parkplätze sind frei, sogar die Tiefgarage ist nur teilweise belegt - kein Problem dort seinen Mobilitätsgarantierer unterzustellen. So hat meine Generationsvorgängerin kurze Wege, die ihr in ihrem hohen Alter sehr entgegenkommen. Gestern wurde ihr amtlich bestätigter Lebensbegleiter unter recht dramatischen Umständen dorthin verbracht und uns dadurch ein "unterhaltsamer" Abend in der Notaufnahme beschert. Leben live. Heute besuchen wir ihn, ergreifen die notwendigen Schritte zu seiner angemessenen Medienversorgung und zwängen uns zuvor zwecks Verhinderung einer wechselseitigen Virusparty in Kittel, Mundschutz und Gummihandschuhe. Diese ärztlicherseits angeordneten prophylaktischen Maßnahmen sind zwar nicht unbedingt kommunikationsfördernd, dafür regen sie kleine auf der ganzen Haut verteilte Drüsen zur tropfenweisen Flüssigkeitsproduktion an. So bin ich nicht unfroh als wir uns dieser Überkleidung entledigen dürfen und Richtung Heimat abdampfen können. Dieser kleine Besuch belegt den gesamten Nachmittag, wäre ich noch berufstätig, wäre es fast ein Opfer, jetzt disponiere ich einfach nur unsere Zeitplanungen um. Flexibel bleiben und alles ist gut.
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Eben!

Cat Stevens hören und in der Stadtmission staubsaugen beschwingt ungemein. Die größte Gefahr ist dabei, dass ich zu singen anfange. Da ich es verstehe im Höchstmaß falsch zu singen kann es äußerst schnell peinlich werden, sehr peinlich. Und ich singe genauso gern wie falsch. Aber besser ich härte mich da ab, als dass ich aufhöre (empfunden) leise mitzusingen. So bin ich eben. Eben.
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Bierdeckelträumereien

Da bin ich nun 1 Jahr, 7 Monate und 5 Tage wohlgelaunter (jedenfalls meistens) Privatier. Ich habe Zeit und freue mich drüber. Dennoch gebe ich seitdem, also das zweite Mal um genau zu sein, meine Steuererklärung auf die letzte Rille ab. Zeit ohne Ende und doch keine Zeit für ekligen Bürokram - das stimmt nachdenklich. Sollte ich ein Trauma aus gut 40 Jahren Büro aufarbeiten? Egal, endlich, endlich ist diese Plage vorbei, die Erklärung online beim Finanzamt angekommen und die Unterlagen werden morgen dort eintreffen. Ich atme tief durch und genieße das eine Jahr Ruhe, das mir - hoffentlich - bevorsteht. So werde ich weiterhin von der Steuererklärung träumen für die ein bierdeckelgroßes Papierstück ausreicht.
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Die Lage ist ernst

Ein Freund gehört wie ich seit Jahrzehnten zu einem Verein. Jetzt will er sich zurückziehen. Eine für mich verständliche Begründung hat er (noch) nicht geliefert. Nun will ich nicht ausschließen, dass er es doch getan hat und ich nur etwas schwer von Kapee bin. Kann ja sein. Jedenfalls bin ich sehr traurig und grüble vor mich hin. Ergebnislos natürlich. Ich hoffe einerseits auf eine Gelegenheit zum persönlichen Austausch über seine Motivlage. Andererseits will ich ihm nicht auf seinen Füßen herumtreten, da nehme ich doch lieber ein wenig "Magengrummeln" in Kauf. Stimmt schon, ein wenig hat er angedeutet, ich jedoch kapiere das nicht - möglicherweise hat er aber mehr Durchblick. So steh' ich hier, ich armer Tor und bin noch dümmer als zuvor. Die intellektuelle Lage ist ernst.
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Spargel und mehr

Und wieder eine Feier. Kaum sinkt die Anzeige der persönlichen Kilos unter eine magische Grenze schleicht sich ruckzuck ein Jahrestag auf das Programm. Ein unausweichlicher Geburtstagsbesuch mit reichlicher kulinarischer Versorgung meldet sich zu Wort. Also das Frühstück vergessen und gegen Mittag mutig der Mastkur entgegentreten. Schnitzel und Spargel in Kombination mit Salzkartoffeln, die einer Hochzeitssuppe nachfolgen, getränkt in Weizenbier und Moselwein sowie ein unausweichlich angedrohtes Kuchenbuffet machen mich gastronomisch leidenden Delinquenten "gewichtiger". So geht der Tag dahin und Fett lagert sich in meiner Bauchgegend an - besonders faszinierend ist für den Laien immer wieder die rattenschnelle Verwandlung von gebranntem Obst in Körperfett. Die Achterbahnfahrt der optischen Anzeige meiner Personenwaage erhält neue Nahrung. Mutig voran!
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Entscheidungsstunde

Die Würfel sind gefallen. Wochenlang haben wir uns mit der Entscheidung für und wider ein Gartenhaus gequält. Ach, was haben wir nicht alles diskutiert, mit einem Kaminholzregal ging es los, es folgte ein Gartenhaus, dann wieder das Regal, dann wieder eine Hütte, mal aus Holz, mal aus Kunststoff, mal aus Metall und immer wieder die hölzerne Konsistenz. Endlich fiel die Entscheidung für eine wunderschöne Zierde unseres Naturlandes rund ums Haus. Aber der Preis! Und wieder drehte sich das Entscheidungskarussel. Und wer soll das Fundament erstellen? Aus dem Nichts materialisierten Gabionen und WBC-Wände und trieben ihr Unwesen in unseren Hirnwindungen. Endlich, endlich, endlich heute zücken wir unser Gedankenschwert und durchschlagen den gordischen Freiplatzfüllungsknoten. Wupps! Das große Holzregal ist bestellt, im voraus bezahlt und BASTA! Nichts geht mehr! Endlich können wir uns den wirklich wichtigen Fragen des Lebens zuwenden - wird auch Zeit.
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Happy Day

Der Tag beginnt toll. Mein nichtamtlich festgestelltes Gesamtgewicht erreicht den Jahresmindestwert. Mag sein, dass die Waage spinnt aber sollte ich dieses gutgelaunte Gerät wegen so einer klaren Aussage tadeln? Würde mir doch niemals einfallen. Gestern war es noch so böse zu mir, heute jedoch stimmt es äußerst versöhnliche Gewichtsangaben an. It's a happy day!
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Bibelwortdiät

Es ist faszinierend wie Theologen sperrige Bibelworte zurechtbiegen, klein machen oder in handliche Pakete verpacken. Heute geht es im Hauskreis um das hohepriesterliche Gebet Jesu im 17. Kapitel des Johannesevangeliums. Jesus bittet schlicht und einfach, dass alle, die an Gott glauben eins werden, gerade so wie der Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist - also der dreieinige Gott - untereinander eins ist. Einigkeit auf höchstem Niveau sozusagen. Wie wir alle wissen, schaffen wir Menschen das nicht - Uneinigkeit liegt uns offensichtlich mehr. Eigentlich müsste uns Christen dieses Gebet Jesu motivieren unter den Konfessionen mit aller Kraft die Verständigung zu suchen. Das ist aber ein schwieriges Unterfangen. So kommen uns manche Theologen zu Hilfe. Sie zerlegen das Bibelwort in seine Bestandteile und lehren uns, dass Jesus wollte, dass jeder Christ für sich eins sein soll mit Gott. Erst in zweiter oder dritter Linie gehe es um die Einheit untereinander. Auf diese Weise wird der Text zwar einerseits ein groß viel* verdreht, andererseits wird er dadurch handlicher und anwendungsfreundlicher. So wird aus einem schwer verdaulichen Bibelwort ein Diäthappen. Erfreulich? Eher nicht, finde ich.

*das Gegenteil von "ein klein wenig"
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