Alexanders Schwertschlag

Mitunter macht man sich sein Leben schwer, jedenfalls schwerer als nötig. Wir haben ein großes Wasserauffangbecken im Garten, rundum mit zwei Stahlseilen verbundene Holzlatten und innen Teichfolie. Es hat uns jahrelang gute Dienste geleistet, hat Generationen von Mücken als ideale Brutstätte gedient, war Heimat großer schwarzer Tauchkäfer, die man ab und an die grüne Brühe durcheilen sah und ist jetzt abgängig. Das Holz ist teilweise weggefault, einige Latten neigen sich schon schwer nach innen, kurz es ist Zeit zum Abbruch. Also versuche ich die Schrauben zu lösen, die die Enden der Stahlseile fixieren. Eine verrostete Mutter zu lösen deren Widerpart auf sich im verrottetem Holz mitdreht, ist eine hohe Kunst, die ich aber nicht beherrsche. Also mühe ich mich weitgehend erfolglos ab. Meine mit mir seit 12.948 Tagen verbundene Partnerin schaut sich das Schauspiel eine zeitlang von der Terrasse, ein Geschoss über mir, interessiert an. Plötzlich bemerkt sie trocken: "Warum sägst Du nicht einfach die Stahlseile durch?" Eine äußerst treffliche Bemerkung, die nur den Nachteil hat, dass ich darauf auch längst selbst hätte kommen müssen. Aber wozu ist man denn verheiratet? Ich folge ihrem Rat und ruckzuck sind die Latten von ihren Fesseln befreit und können aus den Seilen ausgefädelt werden. Warum einfach, wenn es auch viel schwieriger geht?
blog comments powered by Disqus