Flüchtige Erinnerungen

Mir geht ein blöder Liedvers nicht aus dem Kopf: „Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am Main“, wohl wissend, dass es „Rhein“ heißen müsste, aber Main passt besser. Dabei grase ich gar nicht mit meiner Sichel, ich habe nicht einmal eine, nur ein großes leeres Loch, wo meine Erinnerungen an Heidelberg vor vierzig Jahren sein müssten. Nichts ist mehr davon da. Alles weg. O Graus, ich bin in einer völlig fremden Stadt - bis auf die überaus vielbefahrene Straße am Neckar - die ist mir immer noch präsent. Komisch, das unübersehbare über Heidelberg thronende Schloss verschwindet spurlos in meinen Hirnversenkungen und der Verkehr am Neckar erhebt sein lautstarkes Haupt. Gut, sei’s drum, so stürze ich mich auf den Fluss und lass mich geschlagene drei Stunden darauf herumschippern. Vier Schleusungen und vier Anlegestellen weiter, gestärkt durch einen Latte und eine große Weißweinschorle sowie mächtig beeindruckt durch die sonnigen Ufer gehen wir von Bord und stürzen uns ins Gewimmel auf Europas längster (als ob das eine Qualitätsmerkmal wäre) Fußgängerzone. Nein, Heidelberg kann mein Herz nicht erobern aber immerhin meine Treterchen zu 6,1 km motivieren. Step for step.
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