Navisucht und Lasterpest

Früher - welch einen Zungenschmelz entfaltet dieses Wort, das leise lächelnd mein Alter umschmeichelt, also früher, da gab es Straßenkarten und ich hatte einen recht guten Überblick durch welche Gegend meine gegenwärtige Straße führte. Heute habe ich mein Navi, auf dessen Display sich ein niedliches Auto bewegt, welches meinen Standort auf einem sehr kleinteiligen handgroßen Kartenausschnitt darstellen soll. Wo genau diese blau hinterlegte Straße hinführt, ob sie mir klammheimlich Umwege unterschiebt oder sonstwie mogelt - was weiß ich? Ich traue meinem Navi. Heute legt es eine beeindruckende Leistung hin, denn es führt mich auf freier Nebenstraße um einen von dort aus sichtbaren Stau auf der Autobahn herum. So vertraue ich mich ihm bedenkenlos an und kann nicht klagen. Dennoch ist es immer wieder irritierend einem Straßenverlauf blindlings zu folgen, der ja auch mal an einer Sperrbake enden könnte, die mein kleines Kästchen nicht kennt. Und was wäre dann? Wo bin ich? Doch das ist glücklicherweise heute nicht mein Problem. Trotz Regen, Lasterpest und einem unschlüssigen Verkehr, der zwischen „fließen“ und „stehen“ schwankt, kommen wir letztlich doch gut ans Ziel. Gott sei Dank!
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