Realität frisst Ideale
02.08.15 22:00 2015102015
Ich beginne das Buch von Jürgen Todenhöfer „Inside IS“ zu lesen. Bereits die ersten Seiten eröffnen mir völlig neue Aspekte der Konflikte im Nahen und Fernen Osten. Mit einem Mal erhalten spärliche Informationen, die ich fast zwischen den Zeilen in der Tagespresse meine einmal gelesen zu haben, ganz neue Gestalt. Das Bild einer Weltmacht, das Bild des Westens, mit seinen so hochgehaltenen humanistischen Idealen, die zwar immer schon arg durchlöchert wirkten, zerfällt zu Staub angesichts der Realitäten. Ich verstehe die Wut der arabischen Völker besser, aber Mord bleibt Mord - welche Motivation auch immer dahinter stehen mag. Das gilt übrigens auch für den Westen. Ja, besonders für uns im Westen. Wer Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte und Unabhängigkeit der Justiz als sein Markenzeichen verkündet, darf keinesfalls - aus welchen Gründen auch immer - genau entgegengesetzt handeln. Dann würde er seine Ideale in den Kot treten und jegliche Glaubwürdigkeit verlieren. Es verstärkt sich der Eindruck, dass all unsere Ideale eher einer dünnen Hülle gleichen, als einem harten Kern. Welch ein Selbstbetrug. Der Mensch ist im Grunde seines Herzen gut? Never!
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