Herbe Schönheit

So ein Auto zur freien Verfügung ist eine feine Sache. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt, der durch wild wehende Winde zu Fuß erreichbar ist. Ich kämpfe mich den Berg hoch, was bei meinem Gewicht, meiner Kondition und meinem Alter nur schnaufenderweise und pausenheischend zu bewältigen ist. Oben ist es fast windstill. Erstaunlich. Die lavastromgeformte Landschaft, leicht übergrünt im Unterschied zu den jungen Feldern auf Teneriffa, ist beeindruckend. Dennoch, ehrlich gesagt, ist der Südteil Fuerteventuras nicht meine Insel. Ich freue mich hier Urlaub zu machen, ich bin gespannt auf die weiteren Touren, aber freiwillig würde ich auf Dauer hier nicht meine Zelte aufschlagen, wiewohl ich verstehen kann, wenn Menschen diese urtümliche Landschaft begeistert. Eine schmale asphaltierte (das ist wichtig, sonst streikt die Mietwagenversicherung) Straße, serpentinenreich, auf und ab, erschließt mir die herbe Schönheit der Insel. Sympathie ja, sehr viel, Freundschaft gut denkbar aber Liebe - wohl eher nicht. Mir fehlen einfach die Bäume, die Sträucher, alles Große, das nicht aus Stein ist. Ach ja, die Ziegen sind sehr bereichernd. In Jandia inspiziert meine Shoppingexpertin die Angebote, ich weniger, denn Apple-Shops sind Fehlanzeige und gemeinsam genießen wir ein Bierchen, wohlgezapft und gucken Menschen. Die hässlichen All-In-Bändchen in den unterschiedlichen Farbtönen sind putzig zu orten und anzuschauen. Abends in unserem Hotel, suchen wir die Abendbar, finden sie sogar in einer bahnhofshallenähnlichen Architektur - mein Groll gegen die modernen Innenarchitekten nimmt bedenkliche Formen an - und ziehen uns spontan auf unseren Balkon zurück. Der ist gemütlich. Mögen junge Leute diese eiskalte Baratmosphäre? Ich bin jedenfalls zu alt dafür und so bleibt unser Geld beim örtlichen Supermarkt und nicht im Hotel. Wenn die es so wollen - wir können damit leben.
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