Hammeranschlagskunst

Bislang habe ich ein Klavier (oder einen Flügel) für ein Instrument gehalten in dem kleine Hämmer auf Saiten schlagen und so den Ton erzeugen. Im Prinzip zwar richtig aber eigentlich völlig daneben. Ich lerne den Klavierbau bei Schimmel in Braunschweig kennen. Schon die Produktion der Gehäuse mit schichtverleimten und in heißgepressten - danach massiv fixierten - Formen ist beeindruckend. Der gußeiserne Träger, der vielfach bearbeitet die Zuglast der Saiten zu tragen hat, ist interessant zu beobachten. Der Klangkörper mit vielen Tricks zur optimalen Tonformung aufbereitet, lässt mich leicht ins Schwärmen kommen. Von hochwertigen Geräten kenne ich bereits den Begriff ‚Klavierlack‘. Doch mit der siebenfachen Lackierung mit jeweils eigenem Anschliff jeder Schicht hat der allerdings wenig zu tun. Und dann der Hammer! Von wegen da haut ein Hammer auf eine Saite! Das ist ein Bruchteil der Wahrheit. Vor mir steht eine komplizierte mechanische Konstruktion, die beim Tastenanschlag, die Dämpfer von der Saite liftet, unmerklich später den Hammer in Bewegung setzt und ihn auf die Saite schlagen lässt, bis kurz darauf die Dämpfer wieder ihren Job ausüben. Ein (!) Hammer, drei (!) Dämpfer!!! Faszinierend! Dann stehen wir vor einem blauen Flügel im Colani-Design für - hier sträuben sich die Tasten - sage und schreibe 240.000 Euro. Wow! So ein Seniorenausflug ist ganz schön lehrreich. Das Reitlingstal im Elm ist nicht nur sehenswert sondern glänzt gleichfalls mit einer Prima-Küchen-Gastronomie. Und unsere Kaffeezeit-Gemeinde - wir wurden insgesamt nur leicht „gestopft“ - kommt uns sehr bekannt vor. Sie ist ein früheres Wirkungsfeld unseres Stadtmissionsarchitekten. Wiedersehen macht Freude!
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