Ein katholischer Keller, Amarenakirschen und seidenmatte Dachpfannen
26.08.15 21:09 201592015
Gefühlt kurz nach Mitternacht, also um 7:25 Uhr knallt mir der Wecker irgendeine Melodie ins schlafende Ohr. Ach ja, Seniorenausflug - aufstehen! Halb schlafend erreichen wir die Stadtmission. Ich quäle ein Standardlächeln auf mein müdes Antlitz. Endlich kommt der Bus und ich darf mich auf meinem Platz aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Toll! Gegen 10 Uhr bin ich wach und wir haben fast unseren Zielort Hildesheim erreicht. Ist der berühmte Dom wirklich eine katholische Kirche? Er wirkt innen fast wie ein sparsam möbliertes reformiertes Gotteshaus. Das dachten sich die Domherren wohl auch und platzierten fix zwei prächtig verpackte Reliquien im Keller, katholisch Krypta, um Verwechslungen auszuschließen (;-). Beeindruckt hat mich die Bernwardtür mit ihren Darstellungen vom Fall und der Rettung der Menschheit. In faszinierend schlichten Darstellungen werden die Kernaussagen der Bibel wiedergegeben. Der uralte Rosenstock unterstreicht im Outfit seine Bedeutung: schlichte, einfache Feld-, Wald- bzw. Wiesenrose und doch über tausend Jahre alt. So als hielte er uns lächelnd einen Spiegel vor: „Blast euch mit euren dreißig, fünfzig oder siebzig Jahren doch nicht so auf! Was seid ihr denn schon? Eine winzige Episode in meiner langen Existenz!“ Ob die Innenstadt echt historisch ist oder nur historisierend wieder aufgebaut mag Architekten bewegen, mir ist das schnurz, ich finde den Marktplatz sehenswert und sonne mich in seiner Wohlfühlatmosphäre. Das schöne Wetter und ein kurz zuvor genossener Amarenakirschenbecher tragen ihren Teil zweifellos dazu bei. In der Landeskirchlichen Gemeinschaft kommen Heimatgefühle auf - der Saal entspricht in seinem Stil so trefflich den schon oft besuchten Sälen anderer Gemeinschaften. Wir werden fürstlich bewirtet. Danke! Gegen Abend bewundern wir die akurate Arbeit unserer alleingelassenen Handwerker. Wir haben ein neues Dach! Wenigstens optisch. Ob es lange so bleibt? Ob es sein Geld wert ist? Man wird sehen.
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