Berufsfreuden

Warum, um alles in der Welt, ist der Tag vor dem Urlaub immer so extrem stressig? Das war bei meiner vierzigjährigen Ausbildung zum Pensionisten immer so und ist nach erfolgreichem Abschluss dieser langen Jahre in meinem Traumberuf nicht anders. Wieso kann ich nicht mal gelassen in die Ferien fahren, entspannt packen und locker hinübergleiten in die Reisezeit? Das ist zum Mäusemelken! Mehr Aufträge als sonst warten auf Erledigung und wenn ich klammheimlich einen schleifen lasse tritt mir meine mit Argusaugen ausgerüstete Mitreisepartnerin vehement auf meinem Gewissen herum. Kann sie es nicht mal abgeschaltet lassen? Darf sich noch nicht einmal ein Organ ausruhen? Ja, so fallen viele Verpflichtungen über mich her, piesacken mich mit ihren otiumfeindlichen Anwürfen in ihrem nahezu unstillbaren Verlangen nach Zuwendung. Sollen doch die klammheimlichen Weiterarbeiter, diese Scheinrentner und Ruhestörer schaffen, schaffen, schaffen … Mich stört das nicht. Ich gönne ihnen das von ganzem Herzen. Ich dagegen sehne mich nach kurzen Spaziergängen in den Weinbergen mit ausreichend Bank- und Schoppenpausen, mithin der südlichen Variante des Pensionistenberufs. Schließlich muss ich mir die Offenheit für andere Kulturen bewahren und versuchen kräftig in sie einzutauchen. Ich schaffe das!
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