Lebt denn der alte Amtsschimmel noch?

Früher ging man zur Behörde, bekam ein Formular in die Hand gedrückt - begleitet von mehr oder weniger launigen Hinweisen - und durfte draußen vor der Tür alle seine Angaben in entweder zu klein oder zu groß geratene Felder/Zeilen/Kästen quetschen. Dann hieß es wieder warten bis man erneut eintreten durfte, gnädig wurden alle Unterlagen in Empfang genommen, geprüft und man erhielt einen Beleg in die Hand gedrückt. Damit dackelte man zur Stadtkasse, bezahlte brav seine Gebühren, schlappte wieder zurück und durfte - Wunder über Wunder - zwischendurch eintreten und den Kassendruck vorzeigen. Etwa sechs Wochen später trudelte per Post eine Karte ein, die über einen auf eine persönliche Begegnung wartenden Pass informierte. Also auf ins Rathaus, das fertige Dokument mit seiner eigenhändigen Unterschrift krönen und endlich durfte man den neuen Pass mitnehmen. Dann schlug die Technik zu. Heute gehe ich mit einem allen biometrischen Anforderungen genügenden Foto und dem alten Pass in die Samtgemeinde, warte kurz und sitze vor einem Tablet und einem rot leuchtenden kleinen Kästchen. Schwups zeigt das Tablet alle meine Daten an. Okay. Dann muss ich mitten auf dem Tablet unterschreiben. Nun noch mit dem Rotleuchtekasten zwei Fingerabdrücke für interessierte Kreise abrufbar machen. Fast fertig. Ich erhalte mein Foto zurück, das sich inzwischen über ein digitales Geschwisterchen freuen kann. Nun noch die EC-Karte zücken damit die monetäre Seite nicht ungeklärt bleibt. Nur - die Info über ein wartendes Fertigexemplar ist ersatzlos gestrichen. Ich muss selbst nachfragen. Nun könnte man natürlich über eine automatisierte Info virtueller Art nachsinnen - aber so weit ist die Behörde doch noch nicht. Unser Amtsschimmel - ja er lebt noch, stirbt nicht!
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