Vergänglichkeit

Mir klingen noch die Worte eines Freundes im Ohr: „Ich hätte Lust schriftstellerisch tätig zu werden. Aber wer von den jungen Leuten will schon die Ergüsse eines alten Herrn lesen?“ Okay, genauso hat er es nicht gesagt, aber so klang es durch. Dieser Drang ist mir nicht fremd. Viele von uns Älteren fühlen sich berufen ihre Erkenntnisse, Erfahrungen oder möglicherweise sogar sich selbst in schriftlicher Form zu verewigen. Ein Buch mit dem eigenen Namen obendrauf - das wäre schon was. Selbst wenn die Auflage eigenfinanziert ist. Sogar ich bin dagegen nicht völlig immun und wollte fast mit diesem Virus eine Liaison eingehen. Glücklicherweise hat mir der französische Karikaturist Jean-Jacques Sempé schon in frühen Jahren ein wirksames Antidot verabreicht: Ein kleiner Mann steht in einem riesigen Buchladen, umgeben von meterhohen Regalen, von eng aneinandergereihten Tischen, alles prall gefüllt, Titel an Titel, Buch an Buch, einem Autor gegenüber und sagt: „Ich beneide sie sehr. Wie gern hätte auch ich ein Buch geschrieben. Allein schon, um das Gefühl zu haben, etwas Besonderes zu sein, mich aus der Masse herauszuheben …“ Ich schreibe keine Staubfänger voll! Beschlossen und verkündet! Diese Seite wird leben solange ich das Hosting bezahle und danach wird der Betreiber sie schnellstens löschen, um Raum für pekuniär Interessanteres zu schaffen. Ich schreibe für mich und wer will darf mitlesen. Und ich schreibe für die Vergänglichkeit, schließlich lebe ich auch mit ihr. Wir zwei gehören zusammen. In der Ewigkeit wird mein Geschreibsel ohnehin bedeutungslos sein. Das ist auch gut so.
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