Urlaubsdimensionen

Zwei Erfahrungen hauen mich heute fast um. Wir sind bei meiner Mutter und sie ist voll da. Wir plaudern miteinander, tauschen uns über den Zypernurlaub, über ihr Heim und vieles andere aus und sie erzählt frisch und froh mit. Vor zwei Wochen zeterten wir, ob wir überhaupt in Urlaub fahren könnten, weil ihr endgültiges Good-Bye so extrem nahe schien. Heute kommen Gedanken hoch, ob sie nicht doch bald nach Hause könnte. Berg- und Talfahrt der Empfindungen. Okay, ein wenig Demenz bricht sich immer Bahn, aber nur sehr wenig. Alter ist kein Honigschlecken, ganz gewiss nicht. Und dann stolpere ich im Haus meiner Eltern über ein Handy-Ladegerät. Es liegt einfach so in der Küche rum. Dieses Teil suche ich verzweifelt seit einem Jahr! Ich habe das Haus fast auf den Kopf gestellt und es nicht gefunden. Ich habe über ebay versucht an so ein Akku-Wiederbelebungsgerät zu kommen - null Chance. Und jetzt liegt es einfach so da. Das kann doch gar nicht sein! Unzählige Male habe ich diese Küche durchsucht und es nicht gesehen. So bleibt eine einzige Erklärung übrig: es muss für Gegenstände - Bleistifte, Kulis, Brillen, Ladegeräte und so - in einer über- oder untergeordneten Dimension, was weiß ich, eine Ferieninsel geben, auf die sie nach einem für uns Menschen undurchschaubaren Plan immer wieder mal verduften. Wir suchen uns tot und sie liegen in der Sonne. Irgendwann kommen sie aus ihrem Urlaub zurück und wir sind baff, zweifeln an uns und können es nicht fassen. Wir müssen lernen, das zu akzeptieren. So sehe ich gönnerhaft über ihre Eskapaden hinweg und freue mich von Herzen über das Wiedersehen. Alles ist gut!
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