Honig im Kopf

Der Sohn eines uns nahe bekannten Handwerkers ist plötzlich verstorben. Wir sind schwer schockiert und beten für die Eltern. Zur Trauerfeier leiht er sich - über einen Freund - Tische und Bänke bei uns aus. Er kommt selbst zum Abholen. Ich bin, wie meist in diesen Fällen, arg sprachlos. Ja, ich bin mit ihm traurig, sehr traurig sogar - aber ich kann das ihm gegenüber nicht so recht artikulieren. Empathiefehlfunktion? Sorry Christoph! Abends streame ich „Honig im Kopf“, einen mir vielgerühmten und vielempfohlenen Film. Nun ja, hollywoodaffine Kinogänger mögen ja von der eher deutschgeprägten Darstellungsweise arg begeistert sein. Ich dagegen, eher spielfilmkritisch eingestellt, finde den Film ganz nett - Hallervorden ist, zugegeben, hervorragend und die 11-jährige, wenn sie uns als 15- bis 16-jährige verkauft worden wäre, wäre auch beeindruckend gewesen. Aber die lustige Feuerwerksszene ist für einen deutschen Beamten die reine Vereimerung. Sorry, aber niemals, never ever, wird solange die deutsche Bürokratie bestimmt, ein Feuerwerk während der Feier aufgebaut. Und niemals, never ever, würde im bürokratisch verwalteten deutschen Lande ein Feuerwerk, wann immer es ausgelöst wird, inmitten der feiernden Massen explodieren. Die Drehbuchautoren müssen aus dem hintersten Südamerika kommen - oder wenigstens ihre sogenannten Ideen. Schwachsinn. Und Opa entfleucht in Venedig in der Nacht, zufällig kommt seine Enkelin in dem winzigen Örtchen an seiner Bank vorbei, findet ihn erinnerungslos vor und im selben Moment biegen die Eltern um die Ecke - da ist eine zufallsgesteuerte Evolution glaubwürdiger. Dennoch, es ist ein sehenswerter Film mit vielen guten Impulsen. Und - ich habe oft dabei geweint. Ein gutes Zeichen!
blog comments powered by Disqus