Déjà-vu
18.07.16 23:01 2016112016
Ich betrete zwecks Anforderung einer Amtshandlung die unheiligen Hallen des Wolfsburger Rathauses. Es gilt eine Parkerlaubnis für Behinderte anzufordern. Also klopfe ich an, wie es sich gehört. Es erwartet mich der altvertraute Anblick einer ordinären Amtsstube - so oder in ähnlicher Ausführung mein Aufenthaltsort über vier Jahrzehnte hinweg. Komisch, sehr komisch, es stellt sich keinerlei Heimweh ein. Nicht das kleinste Tückelchen einer Sehnsucht. Eher das Gegenteil. Also belege ich einen der harten Besucherstühle, setze mein Behördenlächeln auf und staune, dass ich überraschend als Ex-Kollege identifiziert werde. Habe ich etwa noch Amtsgeruch an mir? Wie dem auch sei, lächelnd sehe ich ihr bei ihrer Amtshandlung zu, Formular ausfüllen, unterschreiben lassen und lasse das Schauspiel eines, nein, zweier Dienstsiegelaufbringungen auf mich wirken. Nur ein Beamter kann die tiefe, rechtlich extrem bedeutungsschwangere Signifikanz eines Dienstsiegels ermessen. Fast breche ich in ehrwürdiges Schweigen aus - doch gerade noch rechtzeitig gewinnt mein Pensionistenfeeling die Oberhand und ich freue mich des schönen Wetters und meiner Möglichkeiten es jederzeit zu genießen. Bester Laune verlasse ich die Amtsstube und begebe mich in die Sonne hinein. Wunderbar.
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