Selektion
09.10.15 21:27 201592015
Ein ganzes Jahrhundert hat die Dame erlebt, die wir heute zu Grabe tragen. Die Traueransprache hält ein freier Redner, der seine Sache wirklich gut macht. Wenn er es noch lernen würde das Vaterunser etwas konzentrierter zu sprechen, also akzentuieren statt repetieren, wäre er sehr gut. Am Grab selbst fehlen mir einfach die vertrauten Formeln und Gesten, die dem Hinabsenken des Sarges ein klein wenig das Schreckliche nehmen, es „abmildern“, erträglicher gestalten. Der „Ersatz“ lässt den guten Willen verspüren, aber eben nur den guten Willen. Eine Freundin spannt uns dann für etliche kleinere Handreichungen ein. Sie ist gut im Verteilen von Arbeit und so lassen wir sie gewähren und erledigen die Minijobs mit einem Lächeln. Am Nachmittag stelle ich mit sehr großem Erstaunen fest wie viele passende Pullover und Strickjacken sich in meinen beiden oberen Schrankfächern versteckt halten. Ich freue mich herzlich über etliche neue alte Bekannte. Ein paar besonders körperbetonende von der Wurstpellenfraktion und einer von der Sackfraktion müssen mich leider verlassen. Und tschüß.
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