Satire, Syndrom und Elefant

Die Berliner Politsatire geht weiter. Immer wieder lassen sich die Akteure Kapriolen einfallen, ein Salto vorwärts, dann rückwärts, Ausfallschritt und zwischendurch ein Tai Otoshi. Stark. Kaum betritt die SPD tief gebeugt wieder die Bühne, dreht, windet und ziert sich á la bonne heure, einladend lächelnd begrüßt von der CDU, da versetzt dieselbe ihr gleichzeitig einen kräftigen Glyphosat-Kick ins Knie. Das wird noch heiter. Die spinnen, die Politiker. Hoffentlich ist es nur das. Ich schnüffle knapp zehn Minuten frische Luft und prompt stellen sich Halsschmerzen ein. Inzwischen beginne ich das Seniorensyndrom zu begreifen, das Gespräche immer um zwei Themen kreisen lässt: Gesundheit und Krankheit (und umgekehrt). Man wird die Macken nicht los. Immerhin versuche ich verkrampft mir adventliche Stimmung - was immer das sein mag, früher zu Berufszeiten nannte ich es einfach Stress, abzuringen. Sechsmal werde ich noch wach, heißa dann ist Adventstag oder so ähnlich. Früher war die Adventszeit eine Fastenzeit heute steht sie eher für das Gegenteil. Zur Not muss ich mich mit Glühwein, Bratwurst und Lebkuchen dopen - aber was haben die mit Advent zu tun? Ich könnte die altbekannten Lieder hören, doch inzwischen besteht die Gefahr vermittels jahrzehntelanger Konditionierung statt in Stimmung in Kaufrausch zu verfallen. Ich werde wohl doch die Krippe anfangen aufzubauen. Die begrenzt sich auf das Wesentliche. Diesmal stelle ich noch meinen selbstgebastelten Elefanten aus Schülerzeiten, neulich aufgefunden im Elternhaus, dazu: Erstens eine Reminiszenz an unseren Urlaub, zweitens eine Warnung vor Kleinkariertheit angesichts der weltweiten Dimension der Christenheit und drittens ein liebevolles Exempel von Schönheit in Unvollkommenheit. Okay Advent, kannst kommen!
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