Demokratie lernen

Weshalb können wir Menschen nicht andere, gegenteilige Meinungen stehen lassen? Warum können wir es nicht ertragen, dass andere anders denken? Es regt mich auf, dass unsere Gesellschaft immer mehr die Kontouren der 60er-Jahre annimmt, zwar mit anderen Inhalten aber genauso autoritär. Meinungsfreiheit, also die Freiheit Meinungen zu haben und zu äußern, die vom gesellschaftlichen Mainstream abweichen werden in gleicher Weise wie damals abgebügelt. Damals war jeder, der anders dachte schnell ein Kommunist, heute wird ihm unterstellt er sei Nazi. Ich finde so etwas Schei… . Und ich meine hier nicht irgendwelche Worte, die irgendeine Gewalt gegen Menschen oder Sachen rechtfertigen wollen. Sind wir alle so glattgebügelt, dass jedes Widerwort, jede quermeinende Äußerung gleich per Dampfwalze niedergedrückt werden muss? Die 60er-Jahre-Generation, die einmal gegen den Muff von tausend Jahren in den Talaren angetreten ist, hat nur vierzig Jahre gebraucht um einen ähnlich stinkenden Muff zu erzeugen. Das ging schnell. Gratulation. Wer Angst vor Auseinandersetzungen hat, wer Meinungen anderer mit seinen Machtmitteln unterdrückt, ist ein Feind der Freiheit. Wer die Massen manipuliert ist ein Diktator, wer die Massen überzeugt ein Demokrat. Ja, es ist schwer ein Demokrat zu sein. Aber es lohnt sich. Wir können nur voneinander lernen, wenn wir einander zuhören. Selbst mein größter Feind kann wenigstens ein gutes Argument parat haben. Vielleicht gerät meine ganzes Vorhaben in Schieflage, wenn ich es nicht beachte. Wäre doch schade.
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