Freud und Leid

Die Niederlande - unsere Feriensiedlung liegt 2 m unter dem Meeresspiegel, sagt mein Navi - beeindrucken durch faszinierende Landschaften. Heute stellen unsere beiden vor 34 Jahren eheversprechenschließenden Parteien unisono fest, dass ihr Zugang zum Verständnis der Berge eher flach ausfällt, dafür ist ihre Freude an flachen Landschaften eher hoch, kurz wir sind begeistert. Kein Hügel verstellt die Sicht bis zum Horizont, man muss keine Gipfel erklimmen nur um andere Gipfel zu sehen, die zudem den Blick in ihre weitaus interessanteren Täler verstellen. Die Niederlande begegnen uns offen und verbergen nichts hinter undurchsichtigen umwegfördernden Aufwölbungen. Dazu noch die uns anstrahlende Sonne, die für angenehme Umgebungstemperaturen verantwortlich zeichnet. Schön ist es hier.

Die Freude trübt allein unser Domizil. Kein WLan und Mobildaten, die sich in GPRS-Schneckentempo bewegen - wenn sie es denn tun. Meistens brechen sie ab. Ich entwickle eine manische Aversion gegen die "Es-geht-auch-offline-Töner" oder die "Abschottungs-Kloster-Klausur-Freaks". Entpuppte sich früher eine Wissenslücke im Gespräch, schwups im Internet nachgeschlagen und zack war man schlauer. Soll ich jetzt ein völlig veraltetes 20-bändiges-Lexikon mit mir herumschleppen? Soll ich diese bescheuerten Besserwisser-Diskussionen führen bei denen jeder so tut als verstünde er alles, obwohl seine Birne nur mit einer gähnenden Leere glänzt? Soll ich diesen Mitmenschen etwa glauben bis mich milde lächelnd ein Besserwisser korrigiert? Auf diese moorigen Pfade lasse ich mich nicht locken, keine Lust im Dunkeln blindlings herumzutappen: Noch zehn Tage!

Heute vor einer Woche saßen wir beim Bestatter und haben alles rund um die Trauerfeiern geklärt. Es tut gut andernorts die Gedanken zu klären.
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