Kahle Schönheit

Nein, der Gottesdienst ist nicht langweilig. Ganz sicher nicht! Ich lerne sogar einiges dabei und werde sicherlich mir etliches merken. Ich kann aber hören und gleichzeitig sehen - nicht ungewöhnlich für uns Menschen. Nun gut, zugegeben, während meine Ohren im Saal bleiben gehen meine Augen spazieren und mein Blick fällt auf die kahlen Bäume. Zeitweise hatte ich sogar eine richtige Antipathie gegen dieses nackte "Gestrüpp" aufgebaut. Jetzt aber sehe ich sie auf einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel. Mir erschließen sich ihre Strukturen, ihr individueller Aufbau, kein Baum gleicht dem anderen. Manche von ihnen sind fächerartig gespreizt, teilen sich also schon an der Wurzel in viele hochaufschießende Stämmlein auf. Andere haben einen festen Stamm von dem Äste abzweigen, fast immer ringförmig. Dann gibt es die zwei bis vier Meter hohen Stämme, die sich in zwei, drei oder vier tragende Stämme verzweigen und von diesen gehen die Äste ab, mal schräg nach oben, mitunter aber nahezu waagerecht zur Seite wachsend. So stehen unheimlich kunstvoll gestaltete künftige Blattträger vor mir, die drei Jahreszeiten lang ihre rustikale Schönheit hinter feingliedrigem Blattwerk verbergen - jetzt aber faszinierende Kunstwerke bilden. Ja, ich bin ein wenig geblendet von ihrer herben Pracht und so entwickelt sich meine oberflächliche Sichtweise zu einer tiefsinnigen Betrachtung winterlicher Naturschauspiele. Der Winter des Lebens weckt wohltuende Empfindungen für den klimatischen Winter. Das Alter hat auch seine Vorteile!
P.S.: 3* - 14 - 21 - 24**
*Kälte- **Sturmwarnung
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