Grabeskirchenspektakel
22.03.15 22:00 2015102015
Der blaue Himmel hüllt sich in trügerisches Blau. Es sieht frühlingshaft warm aus - und es ist bitterkalt. Was für kältesensible Menschen ein paar Grad ausmachen! Bibber, bibber, frier, frier. Ich bleibe in der warmen Stube und selbst nach dem Gottesdienst verweile ich lieber in der lauten, mit inzwischen verbrauchter Luft angefüllten Stadtmission. Nachdem ich nach der ersten Viertelstunde Tatort überhaupt nichts geblickt habe, mag sein, dass es daran liegt, dass ich mir neue Gesichter nur schwer merke, wechsle ich erst zu einer amerikanischen 08/15-Serie, schaue dann kurz ein paar Reiseimpressionen aus Korfu an und bin mächtig beeindruckt von einer Dokumentation über die Grabeskirche in Jerusalem. Faszinierend. Da werde ich nie, nie, niemals Ostern hineingehen und würde gern, äußerst gern mal eine Nacht lang nach Toresschluss durch die Gänge schlendern und den Gottesdiensten/Messen der dort wohnenden Mönche lauschen. Tagsüber ist es abstoßend wie sich christliche Konfessionen - völlig entgegen Jesu Botschaft - bekriegen, keinen Zentimeter, keine Minute gönnen bzw. rücksichtslos ausnutzen, was ihnen zugestanden wurde. Die Menschenmassen, die sich durch das Bauwerk zwängen, das Anzünden des Osterfeuers, das jeden Brandinspektor in den Wahnsinn treiben müsste (obwohl jeder Millimeter durch zwei Menschen belegt zu sein scheint, schiebt sich ein Mönch mit Tempo in den Füßen und mehreren brennenden Fackeln in den Händen durch die Menge zum Grab, während seines Laufs versuchen Hunderte ihre Fackeln an seinen zu entzünden und andere wieder an deren …), das Massenküssen irgendwelcher Sockel und Steine - all das hat etwas Beängstigendes. Ja, ich liebe den dreieinigen Gott von ganzem Herzen, aber das geht doch auch (und besser) an ruhigeren Orten. Ob dieses Spektakel mehr den Beteiligten als ihm gilt? Wer weiß?!
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