Todesfenster

Mitten in unserem Netz, dem "Menschenkäfig", wie ich ihn zu nennen pflege, also unserer Gaze - Menschen drinnen, Insekten draußen so ist der Plan, tauchen auf einmal Brummer auf. So richtig fette Ekelbiester. Dazu noch ein paar normale Fliegen. Innen nicht außen. Unser Insektentennisschläger, der elektrische Stuhl für insektoide Störenfriede, macht ihnen zwar den Garaus, doch es kommen immer wieder neue. Langsam wird es uns unheimlich. Das Netz ist dicht. Einfluglöcher sind nicht auszumachen. Kommen die Störenfriede durch die Spalten zwischen den Fußbodendielen? Fliegen, die krabbelnd sich durch Lücken zwängen? Wir sind ratlos und entfernen erst einmal die Gaze um den Biestern freien Abflug zu gewähren. Auf einmal, fast zufällig, fällt mein Blick hinter unser Polyrattansofa, vor der Hauswand platziert. Da ist doch so ein schwarzer Haufen. Vorsichtig rücken wir das Möbelstück von der Mauer ab. Und finden, meine Pupillen weiten sich, igittigitt, eine tote Amsel, schon ganz trocken. Die wird wohl, vermute ich, während unseres Urlaubs gegen die Scheibe des Wohnzimmerfensters geknallt sein, hinter das Sofa abgestürzt und dort entweder nicht mehr aus eigener Kraft herausgekommen und/oder ihren Verletzungen erlegen sein. Mit einer Schaufel entferne ich die Leiche, ein paar Federn bleiben zurück. Den Todesort übersprühen wir sicherheitshalber noch mit einem starken Insektengift, man weiß ja nie, rücken das Sofa wieder an seinen Platz, hängen den Menschenkäfig wieder auf und voilà, fliegenfreie Zone. So soll es sein. Resümee: Als Abdecker wäre ich beruflich gescheitert.
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