Beziehungskisten

Der Vor- und Nachmittag bringt uns interessante Informationen über fernöstliche Religionen und die einheimische Esoterik. Zentrales Anliegen soll sein, sich selbst als sein eigener Gott zu entdecken. Welch eine erschreckende Vorstellung für mich - ich mein eigener Gott, meine Güte, keine gute Wahl, finde ich. Ich bin zwar durchaus zufrieden mit mir, keine Frage, aber den Blick auf meine Fehler, meine Defizite und Schulden lasse ich mir nicht übertünchen. Ich bin froh selbige erkannt zu haben. Bleibt mir weg mit aller Selbsttäuschung - ich liebe Jesus, der zeigt mir zwar deutlich alle Fehler auf, mit dem kann ich dabei aber alles besprechen und er hilft mir wieder auf die Beine. Besser kann ich es nicht haben.

Am Abend umfängt uns Wohltönendes beim Jubiläumskonzert des Reislinger Chores. Ein gut aufgelegtes VW-Orchester (philharmonische Abteilung) und eine Super-Sopranistin verwöhnen unser Gehör. Toll. So ganz nebenbei nehmen wir die - gewollte oder ungewollte, egal - Rangordnung des Orchesters wahr. Vorne steht zwar der Dirigent, im vielfachen Auf- und Abgang jeweils mit Applaus bedacht, aber hoch über ihm thront mächtig und gewaltig der Mann an den Pauken. Sein Erscheinungsbild hat er denselben erfolgreich angeglichen. Wie er lässig auf den Dirigenten des VW(!!)-Orchesters niederblickt, drängt sich die Frage auf: Ist er vielleicht Vorsitzender des Orchester-Betriebsrates? Wer weiß?

Und dann sind da noch zwei Akteure, ganz im Hintergrund, die still und bescheiden am Rand der Chöre Platz nehmen. Je nach Notenlage erheben sie sich und beziehen Position am rechten Rand des Orchesters. Nummer 1 erhebt ein Paarbecken und Nummer 2 zückt einen imposanten Trommelschlägel und dann legen sie los. Anschließend ziehen sie sich wieder diskret zurück. Faszinierend.
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