Diagnose: Temporäre Unverträglichkeiten
19.03.14 17:35 201452014
Ärzte müssen ein ganz eigenes Verhältnis zur Zeit haben. Wir bringen meinen Generationsvorgänger zum Klinikum. Es ist kein Termin mit Wartezeit, sondern die Behandlung beginnt sofort. Die klare Vorankündigung ist, dass es gut eine Stunde dauern soll. Schön, denken wir, meine sehr geduldige aber dennoch nicht otiumgemäß gepolte Ex-Verlobte und ich, frühstücken wir doch in dieser Zeit im Cliverde, dem Restaurant des Klinikums. Das Angebot ist sehr gut, die Preise verträglich und so vergehen anderthalb Stunden zwar nicht im Fluge, aber mit Zeitung lesen und Krimistudium doch relativ schnell. Gut gelaunt kommen wir in der Station an und freudig teilt uns die Schwester mit, dass schon in 60 Minuten alles erledigt sei. War das nicht die angekündigte Gesamtzeit? Stimmt schon, doch allein die Vorbereitung nimmt bereits anderthalb Stunden in Anspruch. Mit zweihundert Prozent "Verspätung" dürfen wir die Krankenheilanstalt verlassen. Und da schimpfe noch einer auf die Bahn. Immerhin nehmen wir eine weitere Bestätigung der Erfahrung mit, dass bei der Kombination von Medizinern und Zeit eine phänomenale Ausdehnung des letzten Elements als häufig auftretende Nebenwirkung zu diagnostizieren ist.
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