Zeitphänomen

Derzeit beschäftigt mich ein Zeitproblem. Im Büroleben war es einfach. Die roundabout acht Stunden Büro gingen fühlbar gemächlich vor sich hin: von Morgen bis Mittag ließen sie sich viel Zeit und ebenso von Mittag bis Feierabend. Ich hatte durchaus das Gefühl, dass der im wachen Zustand verbrachten Zeit ein Gegenwert an erlebter Gegenwart gegenüber stand.

Im Leben als Privatier hat sich das verändert. Zugespitzt folgt das Mittagessen kurz nach dem Frühstück, um wenige Zeit später durch das Abendbrot abgelöst zu werden. Der gefühlte Gegenwert der vergehenden Stunden ist inflationär ins Rutschen gekommen. Wer spannt mir einen Rettungsschirm auf? Zugegeben, die Tage sind schöner geworden und es liegt an mir, sie auch abwechslungsreicher zu gestalten. Der Preis wird in gefühlter verfügbarer Zeit entrichtet. Ich bin dem Rentner-Zeit-Phänomen auf der Spur: keine Zeit haben, wegen individuell optimal angepasster Füllmengen (Zt + Ll = Zt - x)*.

* tatsächliche Zeit plus Lebenslust = tatsächliche Zeit minus x, wobei x für den individuell unterschiedlichen Differenzfaktor steht, der weiterer intensiver Forschungsarbeiten bedarf
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