Loslassen
14.05.13 23:23 2013112013
Woran merkt man, dass man älter wird? Die Zahl der Beerdigungen, denen man als Gast beiwohnt, potenziert sich bis man irgendwann selbst als Hauptperson beteiligt ist. Aber bis dahin gehen hoffentlich noch etliche Jahre ins Land. So haben wir heute gemeinsam mit vielen Menschen einen lieben Bruder (Bruder in Christus) zu Grabe getragen. In einem traditionell evangelischen Rahmen setzte der Pastor dennoch besondere eigene Akzente. Üblich ist es ja, auf den Sarg etwas Sand zu werfen, per Hand oder mit einem kleinen Schäufelchen. Der Pastor riet dazu, den Sand mit der Hand zu werfen - mit der Schaufel wirke es, als wollten wir das Grab zuschütten. Also nimmt der Pastor ein Hand voll Sand und zeigt auf, dass wir gerne festhalten wollen, aber hier eben loslassen, die Hand öffnen, müssen. Er wirft den Sand auf den Sarg. Erde zu Erde. Wie leicht klammert man sich an Erinnerungen fest, versinkt im Vergangenen. Er wirft den Sand auf den Sarg. Asche zu Asche. Wie schwer fällt es in der neuen Situation loszulassen, wie oft verzehrt uns die Sehnsucht. Er wirft den Sand auf den Sarg. Staub zum Staube. Die Symbolik dieses Brauches hat sich mir erst heute in ihrer ganzen Tiefe erschlossen. Und für Christen schwingt ganz natürlich bei jedem dieser drei Worte glasklar mit: Und Ewiges zum Ewigen!
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