Schmalz oder Holz
31.10.12 22:01 2012102012
Im zweiten Teil des Ablagevorgangs vertieft - die "schwierigen Fälle", sozusagen - kommen mir Gedanken, sogar passend zur Reformation, denn ohne Buchdruck wäre diese kaum denkbar gewesen, also mir kommen Gedanken zur Papierflut, in der ich wühle.
Ich verbrauche ein wenig Gedankenschmalz um mir vorzustellen, wie Menschen Geschäfte machen konnten, als Papier teuer war und fürs Schreiben nur die Hand, verstärkt durch einen Gänsekiel bzw. eine Feder verfügbar war (alternativ Buchdruck, aber der kommt bei Einzelstücken ja nicht in Betracht). Und ich stelle mir vor, ich ginge zum Tischler um einen Schrank zu bestellen. Der fragt nach gewünschter Größe, denkt kurz nach, wie lange er wohl daran arbeiten würde, wie viel Holz er benötigte und wie viel er mir zusätzlich abknöpfen könnte. Er würde einen Preis nennen, ich handelte ihn noch ein wenig herunter und wir besiegelten den Vertrag mit der Hand. Nach drei Wochen oder zwei Monaten lieferte er, erhielte sein Geld in bar und alles wäre gut. Papierlos. Na schön, vielleicht schriebe er eine Rechnung, möglicherweise müsste er den Geldfluss verbuchen.
Heutzutage füllt das Möbelhaus einen Auftrag aus, den ich unterschreibe. Davon erhalte ich eine Kopie. Später kommt die Lieferbestätigung, ggf. der Wunsch einer Anzahlung, möglicherweise sogar die Rechnung mit den Zahlungsterminen - schriftlich natürlich, meist mehrseitig, doppelseitig bedruckt mit AGBs und allerlei sonstigen wichtigen Hinweisen. Für die Überweisung fülle ich ein Formular aus - digital oder auf Papier. Bei Lieferung erhalte ich den Lieferschein. Alles wird doppelt erstellt, eins für mich, eins für den Lieferanten. Meine Überweisungen verewigen sich auf Kontoauszügen, dazu kommt der Schriftverkehr zwischen Möbelhaus und Möbelbauer - kurz und gut - mindestens das Holz für eine Schranktür muss immer zusätzlich, umgewandelt in Papier, verbraucht werden, um den Kauf überhaupt abzuwickeln.
Und in dieser Flut kämpfe ich ums Überleben, zwinge sie in Ordner, vernichte sie in der blauen Tonne oder blähe sie im Schredder auf, um meine Umgebung beim Umfüllen mit vielen kleinen Schnipseln, fast wie im Karneval, zu verzieren. Gestrandet im Papiermeer. Morituri te salutant.
Ich verbrauche ein wenig Gedankenschmalz um mir vorzustellen, wie Menschen Geschäfte machen konnten, als Papier teuer war und fürs Schreiben nur die Hand, verstärkt durch einen Gänsekiel bzw. eine Feder verfügbar war (alternativ Buchdruck, aber der kommt bei Einzelstücken ja nicht in Betracht). Und ich stelle mir vor, ich ginge zum Tischler um einen Schrank zu bestellen. Der fragt nach gewünschter Größe, denkt kurz nach, wie lange er wohl daran arbeiten würde, wie viel Holz er benötigte und wie viel er mir zusätzlich abknöpfen könnte. Er würde einen Preis nennen, ich handelte ihn noch ein wenig herunter und wir besiegelten den Vertrag mit der Hand. Nach drei Wochen oder zwei Monaten lieferte er, erhielte sein Geld in bar und alles wäre gut. Papierlos. Na schön, vielleicht schriebe er eine Rechnung, möglicherweise müsste er den Geldfluss verbuchen.
Heutzutage füllt das Möbelhaus einen Auftrag aus, den ich unterschreibe. Davon erhalte ich eine Kopie. Später kommt die Lieferbestätigung, ggf. der Wunsch einer Anzahlung, möglicherweise sogar die Rechnung mit den Zahlungsterminen - schriftlich natürlich, meist mehrseitig, doppelseitig bedruckt mit AGBs und allerlei sonstigen wichtigen Hinweisen. Für die Überweisung fülle ich ein Formular aus - digital oder auf Papier. Bei Lieferung erhalte ich den Lieferschein. Alles wird doppelt erstellt, eins für mich, eins für den Lieferanten. Meine Überweisungen verewigen sich auf Kontoauszügen, dazu kommt der Schriftverkehr zwischen Möbelhaus und Möbelbauer - kurz und gut - mindestens das Holz für eine Schranktür muss immer zusätzlich, umgewandelt in Papier, verbraucht werden, um den Kauf überhaupt abzuwickeln.
Und in dieser Flut kämpfe ich ums Überleben, zwinge sie in Ordner, vernichte sie in der blauen Tonne oder blähe sie im Schredder auf, um meine Umgebung beim Umfüllen mit vielen kleinen Schnipseln, fast wie im Karneval, zu verzieren. Gestrandet im Papiermeer. Morituri te salutant.
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