Baubeschreibungs-Legastheniker

Da lebt man zwanzig Jahre in seinem Haus. Fast zwanzig Jahre hat man ein Ersatz-Waschbecken für das Badezimmer im Keller liegen, weil das Original den Kontakt mit aus dem Badezimmerschrank entfleuchender Kosmetika nicht gut vertragen hat. Die fallende Flasche verursachte einen kleinen Riss im Becken. Im Laufe von zwanzig Jahren verwandelte sich der Riss zu einem schmutziggrauen Etwas mitten im Aktionsbereich. Da inzwischen beide Wasserhähne, fachdeutsch 'Armaturen', Schließmuskelhemmungen bekamen und permanent tropfen, ist es an der Zeit zu handeln. Schnell waren zwei neue Wasserspender-Boliden ausgesucht und ein Auftrag erteilt. Gestern nun begutachteten wir (nach zwanzig Jahren freudlosen Kelleraufenthalts) das Ersatzbecken, um es für den Austausch fit zu machen. Es sieht nach ausgiebiger Grundreinigung blendend aus - nur leider, leider rächte sich ein zwei Jahrzehnte alter Fehler: es handelt sich nicht um das Ersatz-Badezimmerwaschbecken, nein keinesfalls, wir müssen damals das Gäste-Waschbecken bestellt haben. War es nachwirkende Baustress-Geistesschwäche oder verkappte Baubeschreibungslegasthenie? Wer weiß es? Glücklicherweise hatten wir damals unser Gäste-WC nicht mit dem üblichen Winzbecken für die Ein-Hand-Pflege ausgestattet. So war ein Austausch möglich.Statt eines mussten unsere fleißigen Handwerker nun drei Becken de- und anmontieren. Wir gewöhnen uns langsam an die neue Optik. Unverhofft kommt oft.
P.S.: 6 - 9* - 21 - 26
*Sturmwarnung
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