Heizen im Wandel der Jahre

Fast hat uns der Anruf aus dem Bett geworfen. Wenn wir die Aufstellung der Körbe sehen wollen, sollten wir uns sofort auf den Weg machen, teilt uns der freundliche Bauherr mit. Also folgen wir brav dem Ruf. Tatsächlich ist die riesige Grube ausgehoben, unten sogar schon mit einer Kiesschicht versehen und gerade werden die Körbe heruntergelassen. "Körbe", in Wirklichkeit sind das schmale Halterungen um die sich ein Kunststoffrohr schlängelt bis zur Höhe von zweieinhalb Metern. Oben ragt ein Schlauch zur Verbindung mit dem Verteiler heraus und irgendwo gibt es noch einen zweiten Anschluss, der weiß der Geier wohin führt, möglicherweise zu einem anderen "Korb". Jedenfalls werden die Körbe aufgestellt, mit Kies fixiert und die Grube nach und nach mit Sand aufgefüllt. Erst kommen die Jungs nicht voran, aber als wir uns in der Mittagspause etwas Zeit gelassen haben, sind beim nächsten Besuch schon alle Körbe verbunden und im Kies versteckt - bis auf zwei, die noch ein klein wenig hervorlugen. Doch die verschwinden schnell unter dem Inhalt der kräftig wirbelnden Baggerschaufel. Ach ja, ein Bauarbeiter verdichtet mit einem Frosch (so nannten wir das Teil früher) den Kies der Grube. Baufrau und Bauherr freuen sich - jetzt ist nach vielerlei Aufregung endlich recht sicher, dass sie beim Einzug mit einer funktionierenden Heizung rechnen können. Keine schlechte Sache in dieser Jahreszeit!

Früher hatte man Keller (heutzutage kaum finanzierbar) mit zwei bis vier Öltanks, dazu einen Brenner und eine irgendwie geartete Wassererwärmung. Das war's. Heute residiert in einem Erdgeschossraum ein computerisiertes Hightech-Heizzentrum, das Kühlflüssigkeit durch zahllose im Garten versenkte "Körbe" jagt und dabei minimale Temperaturunterschiede in Heizenergie verwandelt, die ein nahezu luftdichtes Haus angenehm erwärmen kann. Früher lüfteten die Häuser sich selbst, auch bei geschlossenen Fenstern, heute muss man sich sogar darum kümmern. Dafür sinken die Heizkosten von extremen Höhen in eine Dimension, die man früher als teuer bezeichnet hätte aber heute als günstig gilt. Wunderbarer Wandel.
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